Lauras Weblog Deutsche Übersetzung

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Thomas Weber

12. Januar 2013

Die Überführung der „Akatea“ von Hobart nach Auckland lief wirklich gut. Wir sind einen Tag später als geplant losgesegelt, da die „Akatea“ während der Regatta nach Hobart etwas gerammt hatte und bis zum Tag der geplanten Abfahrt niemand gemerkt hatte, daß ein großes Stück vom Kiel fehlte. Also mußten wir das Boot aus dem Wasser holen und das Unterwasserschiff reparieren. Letztendlich sind wir am 3. Januar losgesegelt. Wir hatten herrliches Wetter, insbesondere in der Tasmanischen See, die für ihre Stürme berüchtigt ist. Es war keine sehr schnelle Reise und wir kamen früh am 10. Januar nach 1.500 gesegelten Seemeilen [2778 Kilometer] an. Es war mir nicht bewusst gewesen, wie sehr ich das Segeln vermisst hatte, bis ich wieder auf See war. Sieben Tage auf See waren viel zu wenig, aber es ist aufregend, wieder in Neuseeland zu sein und zu sehen, daß sich Guppy ihren Drang, für immer auf See zu bleiben, zügeln konnte. Als ich zurück kam habe ich Guppy richtig lang umarmt. Sie hat so geduldig auf mich gewartet während ich weg war, und sie sieht so schön aus wie immer. Wie immer bin ich nicht lange in Auckland geblieben. Ich fühle mich nicht sehr zu großen Städten hingezogen, und nach einem geschäftigen Monat mit Reisen und Menschen um mich herum habe ich mich entschlossen, aufs Land zu fahren und dort ein bisschen auf einem Bauernhof irgendwo zwischen Auckland und Whangarei zu arbeiten. Es ist so schön, die Vögel und den Wind in den Bäumen zu hören wenn ich morgens aufwache. Ich genieße es sogar, in der warmen Sonne auf dem Bauernhof zu arbeiten. Ich würde das sicherlich nicht mein ganzes Leben lang machen wollen, aber es ist eine nette Abwechslung, und in den letzten Tagen habe ich viel gelernt, zum Beispiel daß Pflanzen viel mehr als grün sind, und was alles passieren muß bevor man ein Stück Fleisch oder Gemüse auf seinem Teller hat. Es ist erstaunlich!

Laura    




Thomas Weber

1. Januar 2013

Ein frohes neues Jahr und die besten Wünsche für 2013 an alle!

Dieser Silvesterabend war ein wenig anders als letztes Jahr. Ich habe ihn wieder auf einer Jacht verbracht, aber dieses Jahr alles andere als allein, umgeben von Freunden und anderen Seglern. Die letzte Jacht der Sydney – Hobart Regatta lief gestern ein während ich auf der „Akatea“ war, die im Jachthafen von Hobart festgemacht hatte. Es war wirklich toll, das neue Jahr mit allen Crews der anderen Boote zu einzuläuten. Hobart war sehr nett. Es ist eine perfekte Abwechslung zu Sydney. Selbstverständlich wurde es geschäftiger durch die ganze Aufregung um die Regatta und das Ankommen der Jachten, aber es ist ein schöner Ort, umgeben vom Meer und Bergen, viel ruhiger als Sydney, was ich sehr genieße. Ich habe nicht viel von der Stadt sehen können, denn ich war meistens auf oder in der Nähe der „Akatea“ zu finden. Wir waren damit beschäftigt, die Rennsegel und die Fallen [Taue zum Setzen der Segel] zu ersetzen, haben eingekauft und all die übrigen Vorbereitungen, die nötig sind, wenn man auf eine Segelreise geht, erledigt. Die „Akatea“ ist seeklar und bereit, den Weg zurück nach Neuseeland anzutreten. Heute erledigen wir die letzten Vorbereitungen und werden hoffentlich morgen unterwegs sein. Ich freue mich, wieder auf See zu sein. Einen Monat in großen Städten auf der ganzen Welt ohne segeln zu können ist viel zu viel. Wie es scheint, wird das Wetter etwas rauh werden, aber das wird die Reise zurück nach Neuseeland nur schöner machen.

Laura   




Thomas Weber


21. Dezember 2012

Während der letzten Wochen habe ich über 50 Stunden in Flugzeugen verbracht, die Zeit, die ich auf Flughäfen verbracht habe nicht eingerechnet. Es fühlt sich gut an, wieder auf der richtigen Seite der Welt zu sein, obwohl ich noch nicht wirklich Zuhause bin. Nachdem ich in Tokyo gewesen bin, bin ich in die Niederlande geflogen, um meine Familie zu sehen, auch wenn es nur für wenige Tage war. Von dort aus habe ich einen Kurztrip nach Deutschland unternommen, um in einer großen Fernsehshow aufzutreten [„Menschen, Bilder, Emotionen 2012“ am 9.12.2012 auf RTL]. Normalerweise bin ich kein Fan von kaltem Wetter, aber es war schön, die Weihnachtsstimmung in Deutschland aufzunehmen. Meine letzte Reise führte mich zurück auf die warme Seite der Welt – nach Sydney in Australien. Hier in Sydney scheint die Sonne und die Weihnachtszeit ist ganz anders als in Europa. Ich werde hier ein paar Tage bis zum Start der [Rolex] Sydney – Hobart Regatta am 26. [Dezember (Ortszeit)] verbringen. Dann gehe ich nach Hobart, leider mit dem Flugzeug, denn ich bin zu jung, um an der Regatta teilzunehmen. Aber ich bin Mitglied der Crew, die die [Jacht] „Akatea“ wieder von Auckland nach Neuseeland zurücksegeln wird. Sydney ist bislang großartig und ich bin froh, in angenehmeren Temperaturen als in Europa zu sein. Ich habe schon ein paar Freunde, die ich während meiner Weltreise kennengelernt hatte, wiedergetroffen und mir schon ausgiebig die Stadt angesehen, um meinen Jetlag zu überwinden. Ich hatte in den letzten Wochen ziemlich mit dem Jetlag zu kämpfen. Als ich mich endlich an die Tokyoter Zeit gewöhnt hatte, ging es nach Europa, und als ich mich dort eingewöhnt hatte, ging es schon wieder zurück. Na ja, so in direkter Nähe zu Neuseeland kann es eigentlich nur besser werden. Ich werde hoffentlich Anfang Januar wieder zurück in Neuseeland sein. Ich freue mich darauf, damit fortzufahren dort mein weiteres Leben zu organisieren. Nachdem ich meine Schulprüfungen bestanden hatte, bin ich an der Maritime School [in Auckland?] angenommen worden und werde nach den Sommerferien [21. Dezember 2012 – 27. Januar 2013] beginnen [mit der Ausbildung]. Es ist wirklich aufregend, aber ich muß bis dahin noch eine Menge organisieren. Es ist eine großartige Möglichkeit, ein paar Jahre lang zu studieren um mein Ziel zu erreichen, Kapitän auf großen Mega-Jachten zu werden.

Laura        




Thomas Weber
26. November 2012

Auf ‚Guppy‘ im [Hafen des] Maritime Museum zu leben, war [ist?] großartig. Gelegentlich kann es etwas schaukelig sein, wenn die Fähren vorbeifahren, und laut an den Wochenenden wegen der Bars, die um uns herum sind. In einer großen Stadt zu leben ohne Pläne für eine große Segelreise in Kürze zu haben ist noch immer sehr merkwürdig. Ich habe schon angefangen, die Inseln im Pazifik, wo jeder nur über die einfachen und positiven Dinge im Leben nachdenkt, zu vermissen. Wieder in der Gesellschaft kann man nicht überleben, ohne mit dem Strom zu schwimmen. Ich bin sehr damit beschäftigt, mich einzuleben und ich fange an es zu mögen, einen Ort zu haben, den ich ‚Zuhause‘ nennen kann. Mit dem rasch näherkommenden Sommer habe ich immer wenn ich will die Gelegenheit, aus dem geschäftigen Auckland auszubrechen. Wenn ich nicht gerade beim Organisieren bin, segle ich noch immer viel. Ich habe wieder auf der ‚Akatea‘ gesegelt, und mit einem Freund in einem sehr langsamen 8 Meter langen Boot um die Insel Waiheke gesegelt. Ein paar Tage später bin ich wieder um Waiheke gesegelt, allerdings auf einer ‚Open 40‘, was viel schneller ging und großen Spaß gemacht hat. Eine Amerikanische Familie lebt mit ihren zwei Kindern – das dritte ist unterwegs – auf diesem Boot. Das vier Jahre alte Mädchen segelt bereits ihr ganzes Leben mit ihren abenteuerlustigen Eltern, genauso wie ich. Sie warten hier die Geburt ihres Babys ab, und wollen dann ihre Weltumsegelung fortsetzen. Es war toll, mit ihnen zu reden und zu segeln. Es ist eine großartige Art, sein Leben auf diese Art zu leben. Gestern haben wir ein Rennen mit der ‚Waitangi‘ gesegelt, einem alten klassischen Segelboot, das auch im Hafen des Maritime Museums liegt. Ich habe während des ganzen Rennens das Kommando gehabt, was wunderbar war. In der Zwischenzeit hat sich ‚Guppy‘ ein bisschen ausgeruht während ich ein paar Wartungsarbeiten, wie das Sonnendach nähen, die Winden schmieren und viele andere Dinge, durchgeführt habe, um sie in einem gutem Zustand zu halten.

Laura




Thomas Weber
13. November 2012

Seit gestern liegen ‚Guppy‘ und ich [im Hafen] beim Maritime Museum in Auckland. Es steht ein wenig Dünung hier im Hafen, was eine gute Erinnerung an die Tatsache ist, daß ich auf einem Boot wohne. Na ja, ein Boot, das mitten in einer Stadt liegt. Und ich bin wirklich froh, hier zu sein. B. hat Arbeit und Unterschlupf in Whangarei gefunden, also bin ich wieder allein mit ‚Guppy‘. Edwin [Delaat] und seine 14-jährige Schwester haben mir auf der 80 Seemeilen [148 Kilometer] langen Reise nach Auckland Gesellschaft geleistet. Als wir am Sonntagmorgen losgesegelt sind, hatten wir nicht viel Wind. Aber wir hatten eine schöne Fahrt unter Spinnaker entlang der Küste und haben auf [bei?] Kawau, einer Insel etwa auf halbem Wege, Zwischenstation gemacht und konnten so einen schönen Abend verbringen und ein bisschen schlafen. Um 5 Uhr morgens sind wir weitergesegelt, sind aber diesmal in Regen, Böen und Windstillen geraten, und um 13 Uhr endlich im Museumshafen angekommen. Ich bin immer noch damit beschäftigt, mein Leben hier in Neuseeland zu organisieren, aber langsam fügt sich alles zusammen. Ich bin gerade Botschafterin für „Y for Youth“ geworden, einer Organisation, die Spendenkampagnen für neuseeländische Jugendorganisationen organisiert. Es war schön, mit ihnen zu sprechen, und zu sehen, was ich tun kann, um ihnen zu helfen. Gerade jetzt bin ich auf ‚Guppy‘, schaue das Museum an und organisiere ein paar Dinge, während ich mich an den Gedanken gewöhne, daß ich jetzt hier lebe.

Laura   



Thomas Weber
4. November 2012


Aufregende Neuigkeiten! Ich werde nächste Woche nach Auckland ziehen. ‚Guppy‘ wird einen schönen Liegeplatz direkt in der Stadt beim Maritime Museum bekommen, wo ich Präsentationen geben werde und ein paar Dinge mit den Kindern, die das Museum besuchen, machen werde. Ich bin ziemlich aufgeregt wegen des Umzugs. Ich liebe Whangarei, aber Auckland wird der perfekte Ort für mich sein mit einfacherem Zugang zu Dingen wie dem Unitec Institute of Technology, großartigen Segelrennen und der Möglichkeit, mein Kapitänspatent zu machen. Und ich habe schon so viel Zeit in Auckland verbracht, daß es einfach nur logisch ist, daß ‚Guppy‘ mir hierher folgt. Ich werde heute zu ihr zurückfahren und sie diese Woche nach Auckland segeln. ‚Guppy’ und ich hatten eine wunderbare Zeit in meiner Geburtsstadt, aber ich weiß, daß dies kein Abschied für immer sein wird. Ich habe viele gute Freunde gefunden, und ich habe vor, sie so oft wie möglich zu besuchen. Es ist wahrlich einer der schönsten und freundlichsten Orte, an dem ich je war, und ich bin dankbar für die perfekte Heimkehr, die ich dort hatte. Während der letzten Woche war ich hier [in Auckland] sehr beschäftigt und hatte eine Menge Spaß. Am Samstag habe ich ein Segelrennen auf der ‚Akatea‘ mitgemacht. Es war ein großartiges Rennen und wir sind, unter Berücksichtigung des Handicaps, die Ersten gewesen. Mit demselben Rennboot werde ich Ende Dezember von Hobart, Australien, zurück nach Neuseeland segeln, nachdem die ‚Akatea‘ am Sydney-Hobart Rennen teilgenommen hat. Aber vorher bin ich nach Tokyo und Deutschland eingeladen, um dort an Shows teilzunehmen [evtl. Vorträge zu halten?]. Es gibt also eine Menge zu tun! Gestern haben wir den Eiswagen zu einem Fest gefahren. Ja, Edwins Eltern haben einen Eiswagen, und fahren damit zu Veranstaltungen. Sie haben gesagt: „Lass‘ die Kinder den Laden schmeißen, dann können sie ein bisschen Geld dazuverdienen“ – total cool. Was das doch für ein wunderbares, schönes Land ist, mit so wunderbaren Menschen. Ich liebe es wirklich.


Laura     



Thomas Weber

23. Oktober 2012

Nachdem ich einen Monat weggewesen bin, bin ich endlich wieder zurück auf meiner geliebten „Guppy“. Das Coastal Classic [Segelrennen von Auckland nach Russel vom 19. Bis zum 20. Oktober] war eine schöne Segelreise, aber kein gutes Rennen. Wir hatten sehr viel Wind beim Start, der während des größten Teils der Strecke anhielt, was immer wieder dazu führte, daß das Boot nicht mehr zu steuern war, da das Ruder aus dem Wasser auftauchte. Nach der Hälfte der Nacht, als die schnellen Boote schon über die Ziellinie gesegelt waren, fing der Wind an, nachzulassen. Wir sind bis Cape Brett, das wir um 2 Uhr morgens erreichten, gut gesegelt. Leider ließ der Wind etwa zu dieser Zeit nach und fiel auf unter null Knoten, und so dümpelten wir für acht Stunden an der gleichen Stelle herum. Schließlich frischte der Wind doch noch auf, und wir konnten nach fast 26 Stunden die Ziellinie unter Spinnaker [großes ballonartiges Segel] überqueren, nur 17 Minuten vor Ende des Rennens. Danach haben wir gut geschlafen und am nächsten Morgen wieder die Segel gesetzt. Der Wind hatte mal wieder gedreht, und wir genossen ein wunderbares Kitesegeln [das Boot wird dabei von einer Art Lenkdrachen gezogen] über die ganze Strecke zurück nach Auckland! Alles in allem hatten wir doch noch eine schöne Segeltour und haben es definitiv genossen, an diesem großen Rennen teilgenommen zu haben. Und jetzt ist „Guppy“ wirklich froh, mich wiederzusehen, und ich bin froh, nach so langer Zeit wieder auf ihr und damit zurück zu Hause zu sein.

Laura      




Thomas Weber

16. Oktober 2012

Nach einer großartigen Zeit in New York bin ich wieder sicher in Auckland angekommen. Ein großes Highlight der letzten zwei Wochen in den USA war ein Besuch bei Tania Aebi in Vermont. Wir sind nur einen Tag geblieben, aber in dieser Zeit habe ich Tanias Vater, seinen Freund Fritz, ihre beiden Söhne und viele ihrer Nachbarn kennengelernt. Tania ist ein wunderbarer Mensch, genau wie ich sie mir vorgestellt hatte. Wir sind durch die Wälder gewandert, in denen all die Blätter ihre Farbe veränderten, was sehr schön war. Wir haben ausgiebig über unsere Reisen und das Leben an sich gesprochen, und es war sehr nett. Und dann haben wir ein leckeres Essen genossen, mit Gemüse aus dem Garten und einem Huhn, das dort vor nicht allzu langer Zeit noch herumgelaufen ist. Wirklich cool! Schließlich sind wir in die große Stadt zurückgefahren, wo die Zeit wieder wie im Flug verging. Ich habe ein paar Vorträge gehalten und noch mehr am Film gearbeitet, und plötzlich war es schon wieder Zeit, New York zu verlassen. Aber wie mein erster Glückskeks mir vor einer Woche voraussagte: „Eine aufregende Zeit steht Dir bevor!“ In Los Angeles, wo wir auf unserem Weg nach Auckland einen Aufenthalt hatten, habe ich ein Treffen mit Mike und Deana arrangiert [Mike und Deana Ruel; sie sind im April 2011 zusammen mit Laura durch den Panamakanal gefahren], wirklich gute Freunde, die ich auf den San Blas Inseln kennengelernt habe. Sie kamen zum Flughafen um mich zu sehen, und danach sind wir in einem Restaurant in der Nähe Essen gegangen. Obwohl es nur ein paar Stunden waren, war es wunderbar, sie wiederzusehen, so als ob überhaupt keine Zeit vergangen wäre. Nach einem zwölfstündigen Flug bin ich jetzt wieder in Neuseeland, von dem ich zum Glück sagen kann, daß es dort etwas wärmer wird. Ich werde die nächsten Tage in Auckland verbringen und mit Edwin Delaat für das Coastal Classic auf seiner Farr 727 trainieren. Das Coastal Classic ist ein großes Jachtrennen über 120 Meilen [222 Kilometer], an dem etwa 160 Boote teilnehmen werden. Ich freue mich sehr darauf.

Laura     





Thomas Weber


2. Oktober 2012

Ich genieße New York noch immer sehr. Ich glaube zwar nicht, daß ich jemals in einer großen Stadt wie dieser leben könnte, aber für einen Besuch ist das ein großartiger Ort. Ich habe angefangen, meine Umgebung besser kennenzulernen [Satz unklar], insbesondere die Subway [U-Bahn]. Das [U-Bahn] System ist prima und es ermöglicht mir, allein durch die ganze Stadt zu kommen. Ich habe sehr viel auf der „Clipper City“ gearbeitet, manchmal 12 Stunden am Stück. An den Wochenenden findet ein Segeltörn spät abends statt, und so komme ich manchmal erst gegen 1 Uhr nachts nach Hause. Ich genieße diese Arbeit und es ist großartig, die Lichter dieser großen Stadt vom Wasser aus zu sehen. Wirklich cool! Die restliche Zeit, wenn ich nicht auf dem Boot war, habe ich an der Dokumentation gearbeitet. Nächste Woche werde ich Tania Aebi in [Corinth im Bundesstaat] Vermont besuchen. Tania segelte von 1985 bis 1987 um die Welt auf einer ähnlichen Route wie ich. Als sie lossegelte war sie 18 und hatte fast keine Segelerfahrung, aber trotzdem hat sie es gemacht. Ich habe ihr Buch „Maiden Voyage“ (Titel der niederländischen Ausgabe: „Solo“; Titel der deutschen Ausgabe: „Die Welt im Sturm erobert“) zum ersten Mal, als ich acht war, und das hat mich wirklich inspiriert. Sie ist eine der beiden Segler, die ich wirklich bewundere und respektiere, und es wird aufregend sein, sie endlich kennenzulernen.

Laura   




Thomas Weber

22.September 2012

New York ist wunderbar. Wir sind nach einer 28-stündigen Reise angekommen und brauchten somit erst einmal Schlaf bevor wir diese aufregende Stadt erkunden konnten. Am ersten Tag waren wir auf Coney Island und in China Town. Am nächsten Tag gingen Jillian und ich von ihrer Nachbarschaft in Brooklyn bis zur Brooklyn Bridge. Von der Mitte der Brücke aus habe ich diesen schönen, alten Schoner gesehen, und ich mußte hin und ihn ansehen. Als wir auf der Manhattan Seite [des Hudson Rivers] waren, sind wir zur South Street Seaport Pier Nr. 17 gegangen und haben ihn uns angesehen. Als wir da standen und das Boot bewunderten fragten uns die Leute an Bord, ob wir Arbeit suchten. Zuerst haben wir das verneint, aber nach einer netten Plauderei und ein bisschen nachdenken habe ich nach mehr Informationen gefragt. Nach einer Testfahrt wurde ich als Besatzungsmitglied der „Clipper City“ akzeptiert! Sie ist ein 160 Fuß [158 Fuß; ca. 53 Meter] langer Schoner, der für Charterfahrten entlang der Freiheitsstatue segelt. Ich habe jetzt einen Job, was wirklich wunderbar ist, denn nachdem ich einige Wochen nicht mehr gesegelt war, blickte ich wieder sehnsüchtig aufs Wasser und den Horizont. Auf diese Weise kann ich Geld verdienen und auf dem Wasser sein. Sechsmal am Tag die riesigen Segel ohne Winden zu hissen ist wirklich harte Arbeit, aber auch ein gutes Fitnessprogramm. Wir sind auch sehr mit Jillians Dokumentarfilm beschäftigt, den sie über meine Reise macht. Und da war natürlich auch mein Geburtstag! Ich hätte fast vergessen, darüber zu berichten. Danke für all die Glückwünsche, das war großartig! Ich hatte einen wunderbaren Geburtstag an Bord eines anderen Schoners, der „Sherwater“, mit der ich auf dem Hudson River an der Freiheitsstatue vorbeigesegelt bin. Danach sind ein paar Freunde vorbeigekommen, und ich habe original holländische Pfannkuchen gebacken, die Guten mit Käse und Speck. Danach haben wir uns „Big“ ausgeliehen, einen Film von Penny Marshall, der von einem kleinen Kind handelt, das gern groß wäre, was schließlich in Erfüllung geht. Es fühlt sich so unwirklich an, 17 zu sein! Na ja, lange Rede, kurzer Sinn: ich habe eine tolle Zeit in dieser riesigen, lebhaften und interessanten Stadt!

Laura  




Thomas Weber

14. September 2012


Meine Zeit in Whangarei war bislang ziemlich gut ausgefüllt. In den ersten Tagen kamen dauernd Medienleute und Besucher zu ‚Guppy‘ an der Pier, was mich aber überhaupt nicht gestört hat, da sie sehr nett waren. Ja, das hat mich eine Zeit lang beschäftigt gehalten. Und ein paar noch tollere Dinge sind passiert: Ich habe meine Fahrschüler Lizenz [sogenannte L-plate], was richtig cool ist. Ich habe die schriftliche Prüfung bestanden, und so darf ich mit jemand anderem im Auto fahren, bis ich die volle Lizenz [den ‚richtigen‘ Führerschein] bekomme. Das ist so aufregend! Obwohl ich ‚Guppy‘ um die ganze Welt gesteuert habe, fühlt es sich seltsam an, ein Auto zu fahren. Ich habe auch Arbeit auf einem Boot für Taucher in Tutukaka gefunden! Somit kann ich Geld für ein anderes zukünftiges Abenteuer sparen. Es gibt in dieser Welt noch so viel zu sehen. Während ich hier arbeite, möchte ich mein Kapitänspatent in der Handelsschifffahrt machen. Ich habe also einige Pläne, die mich für eine Weile auf Trab halten werden. Ich war auch in Auckland für eine Fernsehshow. Sie haben mir einen Flug von Whangarei bezahlt. Es war aufregend, über dieses wunderschöne Land  zu fliegen, die grünen Hügel und das blaue Wasser, und hier und dort ein Haus und einen Fluß mit Booten zu sehen – so schön! Ich konnte nicht aufhören, aus dem Fenster zu sehen und zu denken „Wow, ich lebe jetzt hier!“ Auckland ist genauso groß und lebhaft wie ich es mir vorgestellt hatte, aber ganz nett, soweit ich es nach den zwei Stunden, die ich dort gewesen bin, beurteilen kann, denn ich war die meiste Zeit im Studio. Es ist hier immer noch sehr kalt, besonders nachts. Einmal fiel die Temperatur bis auf 2 Grad! Die Leute vom Jachthafen waren so nett, uns einen kleinen Elektroofen und ein paar zusätzliche Decken zu geben, und es ist ziemlich gemütlich drinnen [im Boot]. Und der Frühling kommt. Am Tag, wenn die Sonne scheint, ist es wirklich schön, und man kann im T-Shirt herumlaufen. Wir haben einen wirklich schönen Platz hier im Jachthafen, und es gibt sogar einen Seelöwen, der dauernd bei uns ist, was sehr erstaunlich ist. Ich habe mich wirklich in dieses schöne Land und seine freundlichen Menschen verliebt.


Laura




Thomas Weber

7. September 2012

 Ich habe die letzten Tage in Whangarei wirklich genossen. Hauptsächlich war ich damit beschäftigt, Dinge zu klären, wie zum Beispiel, meinen Führerschein zu machen, und Anfragen der Medien nachzukommen. All die Menschen waren so nett zu mir und haben mir oft geholfen, obwohl ich das Meiste natürlich selbst mache. Reva’s, ein Restaurant in der Nähe des Town Basin Jachthafens, hatte uns eines Abends zu Pizza eingeladen, was sehr lieb war. Sie hat das Restaurant jetzt seit mehreren Jahren, und meine Eltern haben dort auch schon gegessen [während sie mit ihrem Boot in Whangarei lagen; 1994 bis 1996]! Ich habe auch ein paar Freunde meiner Eltern getroffen, die noch immer dort leben, unter anderem auch die Hebamme meiner Mutter, die geholfen hat, mich auf die Welt zu bringen. Sie alle erinnern sich sehr gut an mich. Natürlich erinnere ich mich nicht an sie, nur von Fotos und Geschichten, aber es ist trotzdem schön, denn ich fühle mich dadurch immer verbundener zu diesem schönen Teil der Welt. B hat eigentlich die ganze Zeit nur geskated, denn es gibt einen Park in der Nähe des Jachthafens. Er hat schon ein paar nette Freunde und Arbeit gefunden. Ja, wir schaukeln langsam zurück ins normale Leben. Das ist definitiv anders als um die Welt zu reisen und die ganze Zeit zu segeln, aber sich eine Pause von großen Überfahrten zu gönnen und normale Dinge zu tun ist auch ganz schön.


Laura




Thomas Weber

3 & 4. September 2012

Gestern als ich einlief war da ein Boot mit Kameras an Bord, das mein Einlaufen nach Whangarei filmte, und danach [waren] ein paar Medien[vertreter vor Ort], alles sehr nette Leute. Sobald wir mit dem Einklarieren fertig waren habe ich mich entschlossen, sofort zum Jachthafen zu fahren. Alle Bojen entlang des Weges waren beleuchtet, und so war es ganz einfach. Wir haben sofort einige nette Leute getroffen, die uns zum Abendessen einluden, was sehr cool von ihnen war. Danach bin ich sofort eingeschlafen und erst am nächsten Morgen wieder aufgewacht. So schön! Sofort nach dem Aufwachen sind wir im strömenden Regen zum Supermarkt gegangen und haben frischen Käse und Schinken für ein leckeres Frühstück gekauft. Oh, und wir haben auch einen Regenschirm [gekauft]. Dann haben wir eine heiße Dusche genommen und die Leute am Jachthafen kennengelernt, welche wunderbar sind. Ratet mal! Erinnert Ihr euch an das Boot ‚Winddancer‘, das ich in Südafrika kennengelernt hatte, und mit dem ich auf dem Atlantik in Kontakt gewesen bin? Tja, sie haben ihr Boot in Curacao gelassen und sind jetzt hier in Whangarei (sie haben hier ein Haus), und wir werden heute Abend bei ihnen Essen. Nicht schlecht, was? Mir gefällt es hier schon sehr! ‚Guppy‘ lächelt mich an, so froh ist sie hier in ihrem neuen Zuhause; ihr Log [eine Art Kilometer- bzw. Seemeilenzähler] ist bei fast 36.000 Seemeilen [66.672 Kilometer] stehengeblieben. Neuseeland, hier bin ich!

Laura    



Thomas Weber

1&2 September 2012

Gestern war wieder ein interessanter Tag, an dem ich bei 25 bis 30 Knoten [46 km/h; Windstärke 6 – 7 Bft.] hart am Wind gesegelt bin. Am Nachmittag hörte ich ein lautes flattern – der Kopf von ‚Guppys‘ Großsegel war abgerissen! Tja… es war viel zu rauh, um das Segel sofort auszutauschen. Aber unter Besan und Sturmfock lief ‚Guppy‘ noch immer mehr als 6 Knoten [11 km/h], also war es in Ordnung [es war nicht nötig, das Segel auszutauschen]. Heute hat der Wind ein wenig nachgelassen, und heute Morgen konnte ich das Großsegel ersetzen. Das nächste Tiefdruckgebiet kommt uns immer näher, aber ich hoffe, bis 15 Uhr Ortszeit [es ist aufgrund des Zeitunterschieds nicht klar, welchen Tag sie meint] am Eingang zu Whangarei [zum sog. Whangarei Harbour, der W. vorgelagerten Bucht] zu sein. Ich habe die Wetterkarte gelesen und es heißt, daß es gut sein würde, es bis 19 Uhr zu schaffen. Bis dahin würde der Wind unter 30 Knoten [56 km/h; Windstärke 7] bleiben und die Wellen würden akzeptabel sein, um einzulaufen. Ich weiß, daß ‚Gup‘ es schaffen kann. Alles an Bord ist wohl. Wir segeln mit 7,5 Knoten [14 km/h] und die Temperatur beträgt am Tag 14 Grad. Daran muß man sich ein bisschen gewöhnen. Oh, und wir haben heute Albatrosse gesehen. Das war echt cool.

Laura    



Thomas Weber

30. August 2012

Es war eine ziemlich rauhe Nacht. Der Wind drehte auf West-Süd-West und blies mit 25 Knoten [46 km/h; Windstärke 6 Bft.]. Wir haben die See und den Wind gegenan, und deswegen ist unsere Geschwindigkeit ein wenig gesunken. Wie segeln jetzt mit 5 Knoten [9 km/h] unter gerefftem Großsegel und Fock. Tja, ‚Guppy‘ bahnt sich ihren Weg durch die aufgewühlte See, aber wenigstens sind keine Steine mehr da, was ganz gut ist. Soweit ich das beurteilen kann, haben die Steine ‚Guppy‘ nicht allzu schlimm verschrammt. Auf der Wetterkarte habe ich gesehen, daß sich eine neue Wetterfront nördlich von Neuseeland zusammenbraut. Es wird nicht möglich sein, ihr völlig auszuweichen, aber na ja, wir werden sehen. Alles ist wieder normal. Ich habe ein paar schwere, kalte Wellen abbekommen, als ich dabei war, [das/die Segel] zu reffen und den Baum von der Genua losmachte. ‚Guppy‘ hat schon wieder – zum zweiten Mal – die Internationale Datumsgrenze überschritten und ist von einem Moment auf den nächsten 24 Stunden in die Zukunft gereist. Nur noch drei Tage bis Whangarei. Wie aufregend!

Laura   




Thomas Weber

29. August 2012

Wir hatten eine ziemlich langsame Nacht und sind in den letzten 24 Stunden nur 100 Seemeilen [185 Kilometer] vorangekommen. Das Tiefdruckgebiet scheint auseinanderzufallen, und so wie es aussieht, werden wir nicht viel damit zu tun bekommen. Letzte Nacht hörte ich ein lautes Geräusch, das sich wie strömender Regen oder etwas in der Art anhörte. Ich lief nach draußen und entdeckte, daß wir durch ein Feld treibender Steine segelten, deren Größe von sehr klein bis etwa Fußballgröße reichte! Natürlich blieb ich für die meiste Zeit der Nacht draußen, um dieses merkwürdige Phänomen zu bewundern. Ich hatte vorher noch nie schwimmende Steine gesehen. Sie sind wirklich leicht! Ich habe ein paar herausgefischt und sie eine Stunde lang voller Faszination angeschaut. ‚Guppy‘ ist jetzt wieder unterwegs und segelt mit 6 Knoten [11 km/h] bei einem guten nördlichen Wind von 15 bis 20 Knoten [28 bis 37 km/h; Windstärke 4 bis 5 Bft.], der langsam auf West dreht. Es sind keine schwimmenden Steine mehr in der Nähe, aber ich habe ein paar als Andenken an diese merkwürdige Erfahrung aufbewahrt. Der Wind nimmt noch immer zu während die Wellen immer größer werden, und es sieht hier fast so aus wie auf der Nordhalbkugel – grau, kalt und windig. Wer hat gesagt, daß segeln langweilig ist…

Laura  




Thomas Weber
27. August 2012

Im Augenblick segeln wir mit 7 Knoten [13 km/h] und die Wolken haben ihre Dunkelheit anderswohin verfrachtet und uns einen schönen blauen Himmel und warmen Sonnenschein hinterlassen. Es ist ein perfekter Tag in den ‚18er‘ Breiten. Und ‚Guppy‘ bekommt wirklich gute Winde. Es sind nur noch 790 Seemeilen [1463 Kilometer]! Die Kermadec Inseln liegen etwa 240 Seemeilen [445 Kilometer] vor uns. Ich stelle sicher, daß ich von ihnen ab bleibe, denn ich möchte nicht zu nah dran sein, wenn das Süd-West Tiefdruckgebiet [Satz unklar] aufzieht. Wir kommen gut voran und ich hoffe, ich kann dem Tiefdruckgebiet ein bisschen davonlaufen. Heute habe ich die Wettervorhersage aus Neuseeland, und wie es aussieht, können wir dem Schlimmsten ausweichen, vorausgesetzt, wir könne weitersegeln. Aber der Wind wird möglicherweise vor dem Tiefdruckgebiet nachlassen [Satz unklar], also werden wir abwarten müssen [wie es wird]. Wenigstens segeln wir im Moment sehr schön. Und hier draußen ist es fantastisch.

Laura 



Thomas Weber
25. August 2012

Gestern hatte ich noch gedacht, daß wir guten Wind bekommen würden, aber letztendlich legte sich der Wind vollkommen, sodaß ich den Motor anwerfen mußte. Nach dem wechselhaften Wetter bekam ich heute Morgen ein paar bessere südöstliche Winde. ‚Tranquility‘ ist jetzt sehr nahe bei uns weil sie die ganze Zeit mit Motorkraft gefahren sind. Sie haben also aufgeholt, obwohl wir sie noch nicht gesehen haben. Zuvor habe ich [die Jacht] ‚Tomboy‘ über das SSB Funknetz gehört und habe versucht, mit ihnen in Kontakt zu treten. Sie sind Freunde, die ich letztes Jahr in Bora Bora kennengelernt hatte, und die jetzt in Neuseeland sind. Es ist mir nicht gelungen, aber ich werde es morgen wieder versuchen. Wir sind jetzt etwa 200 Seemeilen [370 Kilometer] von Tonga entfernt und halten direkten Kurs auf Whangarei, das noch etwa 1070 Seemeilen [1982 Kilometer] entfernt ist. Neuseeland, ich komme! ‚Guppy‘ segelt mit 6 Knoten [11 km/h] und das Leben [an Bord] ist noch immer angenehm.

Laura   



Thomas Weber
23. August 2012

Der Wind war gestern und heute sehr wechselhaft. Einmal segeln wir mit 5 Knoten [9,3 km/h] und im nächsten Augenblick wieder mit 2 Knoten [3,7 km]. Während der letzten Stunden scheint es so, als ob der Wind auffrischt und bleibt, und auf einem Kurs hart am Wind segeln wir wieder in die richtige Richtung. ‚Tranquility‘ liegt noch immer ein wenig hinter uns im gleichen Wetter, trotzdem laufen sie noch immer mit Motorkraft. Sie sagen, ein großes Boot wie ihres bewegt sich nicht bei Wind mit weniger als 15 Knoten [28 km/h; Windstärke 4 Bft.]… Einem guten Nachtschlaf folgte ein kalter, nebliger Morgen. Dem Wetterbericht nach wird ‚Guppy‘ in den nächsten Tagen gute südwestliche Winde haben, und ich werde langsam anfangen, nach Süden zu steuern. Wir haben sind jetzt etwas mehr als die Hälfte der Strecke zurückgelegt und ich freue mich immer mehr darauf, ‚Guppy‘ in meinen Geburtsort Whangarei zu steuern.

Laura   



Thomas Weber
21. August 2012

Wir kommen noch immer gut voran, aber der Wind hat letzte Nacht nachgelassen und Guppy hat seitdem 3 Knoten [5.5 km/h] gemacht [Satz unklar]. Die Temperatur geht langsam aber ständig zurück, sogar bis auf 17° letzte Nacht! Das haben wir lange nicht erlebt! Am Tag wird es auch nicht mehr wärmer als 22°. Brr, es ist jetzt schon viel zu kalt und wir sind noch nicht mal wirklich weit nach Süden gekommen. Heute hat  Pommes Frites von unseren tahitianischen Kartoffeln gemacht und sie haben gut geschmeckt. Ich überlasse  das Kochen dieser Tage und ich kümmere mich um das Segeln. Das läuft perfekt. ‚Tranquility‘ [die 52 Fuß lange Segeljacht] ist wieder unterwegs nach dem kleinen Zwischenstop. Sie sind etwa 120 Seemeilen [222 Kilometer] hinter uns. Die Wettervorhersage sagt Gegenwind für die nächsten ein bis zwei Tage voraus. Wahrscheinlich werden wir in den nächsten Tagen nicht viel vorankommen. Im Augenblick lässt der Wind nach, kommt nach einer Weile wieder und dann geht es wieder von vorne los… [Satz unklar]

Laura   



Thomas Weber
19. August 2012

Wir sind für eine Weile hart am Wind gesegelt, aber jetzt dreht der Wind wieder auf Süd und wir kommen gut voran. Letzte Nacht kamen ein paar große Regenböen [Wellen?] über und jetzt ist alles wieder im Normalzustand – naß und salzig! Bislang ist es eine gute Reise gewesen, und seit der Abfahrt aus Papeete ist der Motor weniger als vier Stunden gelaufen. Die Jacht ‚Tranquility‘ wird einen Tag lang auf Takutea, einer der Cook Inseln, Halt machen, da sie es Leid sind, mit Maschinenkraft zu fahren. Sobald sie zurück in Neuseeland sind werden sie sich dort für eine Weile niederlassen und wieder zur Arbeit gehen. Ihre Kinder im Alter von 10 und 8 Jahren freuen sich auf ein normales Leben an Land und darauf, wieder zur Schule zu gehen. Wir haben jetzt über die Hälfte der Strecke zwischen Papeete und Tonga geschafft. Und ich habe ‚Guppy‘ versprochen, daß wir eines Tages diese wundervollen Pazifikinseln wieder besuchen werden.

Laura



Thomas Weber
17. August 2012

Wir haben nicht viel Wind, aber es ist ein schöner, sonniger Tag mit nur wenigen Wellen, was es möglich machte, ein schönes Essen zu kochen, ein bisschen Gitarre zu spielen und einen Film anzusehen. So wie es aussieht stehen noch einige ruhige Tage bevor. Es macht mir nichts aus, langsam zu segeln, solange keine hohe Dünung steht, die die Segel hin und her schlagen läßt. Ich bin auf 19 Grad [südlicher] Breite und steuere 250 Grad bis wir südlich von Tonga sind. Wir haben die ‚guten‘ Breiten nördlich des 16. Grades verlassen, und je weiter wir nach Süden segeln desto wechselhafter wird das Wetter. „Tranquility“ [die 52 Fuß lange Segeljacht] steuert sogar noch weiter südlich und läuft mit Maschinenkraft sobald ihre Geschwindigkeit unter 3 Knoten [5,5 km/h] sinkt. Wenn wir aus den schlimmsten südlichen Breiten herausbleiben wird das die Reise zwar länger aber nicht notwendigerweise langsamer machen. Eigentlich kommen wir ganz gut voran.

Laura  



Thomas Weber
16. August 2012

Gestern hatten wir guten Wind. Gestern nach der Hälfte der Nacht hat sich der Wind gelegt [Satz unklar]. Die 52 Fuß lange Segeljacht ist vor zwei Tagen losgesegelt, hat aber einen südlicheren Kurs gewählt als den, den ich im Augenblick steuere. Wahrscheinlich bleibe ich für die nächsten Tage auf Westkurs. Ich vermisse die kleine Kiwi [die Katze] wirklich sehr auf dieser Fahrt und bin schon mehrfach aufgewacht weil ich gedacht hatte, sie gehört zu haben oder geglaubt habe, daß sie auf mir schläft.

Laura



Thomas Weber
14. August 2012

Nachdem wir einen guten Start gehabt haben, hat sich der Wind gelegt. Hoffentlich kommt er bald zurück. B ist leicht erkrankt. Ich weiß nicht, ob es eine Erkältung ist oder ob er nur seekrank ist. Aber mit dem Radar und dem eingeschalteten Alarmsystem habe ich während der Nacht doch noch gut schlafen können. Die 52 Fuß lange Segeljacht liegt noch in Moorea und sie planen, morgen abzufahren. Sie wollen mich benachrichtigen sobald sie lossegeln. Die ersten Nächte liegen hinter uns und ich bin gespannt darauf, wie viele noch kommen werden.

Laura 



Thomas Weber
12. August 2012

Nachdem wir den letzten frischen Proviant an Bord genommen und ein paar Freunden, die wir während der drei Wochen hier kennengelernt haben, Lebewohl gesagt haben, haben wir das wunderschöne Tahiti heute Mittag verlassen. Jillian [Schlesinger] ist heute Morgen abgeflogen nachdem der Flug, den sie ursprünglich gebucht hatte, wegen Streiks bei der Fluglinie ausgefallen ist. Sie sitzt jetzt im Flugzeug in Richtung USA - zusammen mit der kleinen Kiwi [der Katze]. Jetzt geht es also nach Neuseeland. Im Augenblick weht fast kein Wind und wir passieren [die Insel] Moorea bei 2 Knoten [3,7 km/h] Geschwindigkeit. Ich werde diese schönen Inseln vermissen. Ich habe mich während der letzten zwei Jahre doch mehr an sie gewöhnt, als mir bewußt geworden ist. Es erscheint mir merkwürdig all diese Pazifikinseln, die ich so gut kennengelernt habe, hinter mir zu lassen und mich an dem Ort anzusiedeln, an dem ich geboren wurde. Es ist ein Ort, den ich tief in meinem Herzen trage, den ich jedoch noch nicht bewußt mit meinen eigenen Augen gesehen habe. Nach all den Jahren, in denen ich überall auf der Welt gesegelt bin, bin ich auf meiner endgültigen Reise nach Neuseeland. Es ist merkwürdig, aber ich freue mich auch darauf. Es ist so aufregend!

Laura   



Thomas Weber
10. August 2012

Nach einer rauhen Überfahrt aus Moorea gegen den Wind sind wir wieder zurück auf Tahiti. Trotz der Wetterbedingungen war es ein spaßiger Törn. Jillian ist zum ersten Mal seekrank geworden aber hat das Abenteuer an Bord von ‚Guppy‘ sehr genossen. Und B hat einen Vorgeschmack auf die Bedingungen auf unserem langen Schlag nach Neuseeland bekommen. Ja, ich habe entschieden, daß ich nicht länger warten kann, um Neuseeland zu sehen, und darum machen wir ‚Guppy‘ klar für die Reise nonstop von Tahiti nach Whangarei, derselben Stadt, in der ich auf dem Boot meiner Eltern vor 16 Jahren geboren wurde. Ich bin so aufgeregt, nach so langer Zeit wieder dort zu sein. Es ist nicht die beste Zeit, um dorthin zu segeln, aber es wird eine nette Herausforderung werden. Ich glaube, ich freue mich mehr darauf als B, aber er gewöhnt sich an den Gedanken. Er freut sich auch darauf, Neuseeland zu sehen, würde aber viel lieber das Flugzeug nehmen. Ein Boot, mit dem [dessen Besatzung] wir seit Panama gut befreundet sind, wird dieselbe Strecke segeln, und es wird Spaß machen, über SSB Funk in Kontakt zu bleiben. Es ist eine 52 Fuß [etwa 15,6 Meter] lange Schaluppe, aber wir werden sehen, ob ‚Guppy‘ sie schlagen kann. Wir sind traurig, Kiwi [der Bordkatze] Lebewohl sagen zu müssen, denn es würde Schwierigkeiten geben, eine ausländische Katze nach Neuseeland einzuführen. Aber wir sind froh, daß Jillian sich in sie verliebt hat, und sie mit dem Flugzeug nach New York nehmen wird. Sie hat einen niedlichen Katzenpass und alle offiziellen Reisedokumente. Wir haben ihr eine schöne kleine Transportkiste gegeben [gemacht?], und ich habe eine ausgestopfte Ratte hineingenäht, damit sie während des Fluges ein bisschen Unterhaltung hat. Kiwi und wir sind reisefertig. Ich habe das ganze Rigg überprüft und die Segel an ein paar Stellen genäht, denen ich nicht zugetraut habe, schwerem Wetter standzuhalten. Wir haben Lebensmittel, Treibstoff, Wasser, und alles, was wir noch zu tun haben, ist das Chaos auf ‚Guppy‘ aufzuräumen. Jetzt, wo wir nur noch wenig zu tun haben, genießen wir noch die letzten Tage in tropischen Gewässern, bevor wir die Segel setzen und Kurs auf eiskaltes Wetter nehmen.

Laura        



Thomas Weber
6. August 2012

Meine Freundin Jillian [Schlesinger; Filmemacherin aus New York] hat mich mit einem einwöchigen Besuch überrascht. Also haben wir entschieden, nach Moorea zu segeln, wo wir jetzt gerade sind. Wir genießen die Ruhe in Moorea. Heute sind Jillian und ich in sechs verschiedenen Autos um die ganze Insel getrampt. Ein Auto nahm uns mit auf einen Berg, von dem wir eine schöne Aussicht über die ganze Insel hatten. Natürlich haben wir ein paar coole Leute getroffen, so zum Beispiel ein nettes französisches Ehepaar, das uns zu seinem großartigen schwimmenden Haus auf dem Wasser mitnahm [Satz unklar]. Wir werden vermutlich noch ein paar Tage hier bleiben und dann nach Tahiti zurücksegeln. Moorea ist wirklich schön. Ich bin froh, daß ich endlich an Land [die Insel besucht habe?] gegangen bin. Das habe ich letztes Jahr total vergessen. Ich bin [damals] mit den Rochen schwimmen gegangen und hatte eine schöne Aussicht auf die Insel von ‚Guppy‘, aber an Land zu gehen und die Insel zu erkunden war viel besser. Ich hatte noch nicht die Gelegenheit, mein kürzlich repariertes Surfbrett auszuprobieren, aber die Wellen sind im Augenblich nicht so gut zu sein, also muß ich mich wahrscheinlich noch gedulden. Vielleicht wird es besser sein, wenn ich wieder in Tahiti bin. Französisch-Polynesien ist zwar sehr schön aber teuer, insbesondere das Internet. 30 Minuten kosten fünf Dollar! Also danke ich Gott für mein SSB Funkgerät mit Sailmail.

Laura       



Thomas Weber
3. August 2012

Wir liegen noch immer vor dem Taina Jachthafen vor Anker. Während der letzten Tage habe ich nicht viel gesurft sondern ein kaputtes Surfbrett repariert, das ich jetzt behalten darf. Morgen werde ich es fertigmachen und hoffe, es bald ausprobieren zu können. Die letzten zwei Tage waren sehr windig und regnerisch.  Ich sitze jetzt im ‚Pink Coconut‘ Restaurant in langen Hosen, Schuhen und einem Sweater… Brrr, es ist hier so kalt. Na ja, zumindest ist das gutes Wetter um an meinem Surfbrett zu arbeiten und die üblichen Dinge wie [Wäsche] waschen und aufräumen zu erledigen. Ich bin also noch immer im Paradies, hänge mit Freunden herum und habe meistens Spaß.

Laura    



Thomas Weber
29. Juli 2012

Ich genieße noch immer Tahiti und liebe das Surfen. Heute Abend findet eine Party auf einem Boot statt, das ich letztes Jahr getroffen habe. Es ist der graue Katamaran, auf dem ich letztes Jahr in Moorea gefeiert habe. Ich habe sie hier wiedergetroffen und wir hatten seitdem eine tolle Zeit. Es ist schön, nach so langer Zeit Freunde wiederzutreffen.

Laura



Thomas Weber
27. Juli 2012

Wir haben uns zum Jachthafen Taina an der Westküste von Tahiti verholt. ‚Guppy‘ liegt jetzt fast an derselben Stelle vor Anker [am selben Liegeplatz? Satz unklar.] wie letztes Jahr. Es ist nett hier mit all den Booten aus vielen verschiedenen Ländern. Tahiti ist zwar schön aber auch superteuer. Letzten Dienstag wollten wir surfen gehen, aber dann wurde in der Stadt gestreikt und folglich gab es ein riesiges Verkehrschaos. Meistens gehe ich ohne B surfen. Er ist einmal mitgegangen, aber das war auch zugleich das letzte Mal [Satz unklar]. Ich surfe mit einem Einheimischen, seinem Sohn und einem Freund seines Sohnes, die zwar jünger aber auch viel besser sind als ich. Aber… so langsam kriege ich den Bogen raus. Ich plane, länger hier zu bleiben, denn es ist so ein schöner Ort und ich kann dann die Insel und die Menschen besser kennenlernen.

Laura      



Thomas Weber
24. Juli 2012

Ich bin jetzt gerade in Papeete [Hauptstadt von Tahiti] und bin ein paar Freunden von [der Jacht] ‚Wet Lady‘ über den Weg gelaufen als ich durch die Stadt ging. Ich amüsiere mich gut auf dieser schönen Insel. Gestern bin ich nochmal mit demselben einheimischen Bekannten surfen gewesen, und morgen werde ich wieder surfen gehen. Es ist alles prima hier. Tagsüber ist es ziemlich heiß, aber abends ist es hier wirklich angenehm. Manchmal scheint es mir beinah unglaublich, daß ‚Guppy‘ und ich seit dem Beginn meiner Reise über 33.000 Seemeilen [61116 Kilometer] zusammen zurückgelegt haben. Und sie [das Boot] sieht immer noch so gut aus wie immer [zu Beginn der Reise]. Das ist großartig.

Laura  



Thomas Weber
22. Juli 2012

Alles ist sehr nett hier auf Tahiti. Der Empfang vom Yachtclub Arue und von der Tourismusbehörde war wunderbar; es gab eine Menge Blumen, Tanzvorführungen von Einheimischen und leckeres Essen. Man hat mir einen schönen Liegeplatz im Hafen zugewiesen, an dem ‚Guppy‘ jetzt liegt. ‚Wet Lady‘ kam eine Stunde später an und liegt in einem anderen Hafen nicht weit von hier. Wir haben auch ein paar Jachten wiedergetroffen, die wir einige Zeit lang nicht gesehen hatten; das war sehr schön. Wir haben auch ein paar Einheimische getroffen, unter Anderem jemanden, der eigentlich Niederländer ist, aber seit mehr als zehn Jahren hier lebt und eine tahitianische Frau geheiratet hat.Wir sind mit einem Einheimischen surfen gegangen, und auch heute werde ich surfen gehen. Es ist großartig. Gestern sind wir zum Jachthafen Taina gegangen, um einer französischen Familie bei ihrer Zirkusvorführung zuzusehen, womit sie Geld verdienen, um mit ihrer Jacht weitersegeln zu können. Es war toll und es machte uns allen Spaß, zuzusehen. Nach der Zirkusvorstellung im Jachthafen gingen wir zu dem Tennisclub, wo der Niederländer als Trainer arbeitet um dort ein paar Stunden Tennis zu spielen. Es ist schön, wieder ein paar aktive Dinge zu tun. Es ist alles prima und wir genießen die schöne Insel.

Laura



Thomas Weber
18. Juli 2012

Wir sind heute Nachmittag in Tahiti angekommen. Wir hatten eine schöne Reise und guten Wind. Ich habe in der Nacht sogar das Reff aus dem Großsegel herausgenommen. Wir liegen jetzt im Jachthafen von Arue, von dem ich letztes Jahr noch nicht einmal wußte, daß er überhaupt existiert. Es ist wirklich sehr schön und man hat uns einen freien Aufenthalt [Liegeplatz?] angeboten. Morgen wollen sie mir ein tahitianisches Willkommensfest bereiten. Soweit ist also alles sehr schön.

Laura



Thomas Weber
17. Juli 2012

Nachdem das ganze schlechte Wetter abgezogen war, sind wir heute aus Rangiroa losgesegelt, wieder durch die Tiputa Durchfahrt hindurch, durch die wir hereingekommen waren. Es ist großartig, endlich nach Tahiti zu segeln, und wir genießen das Leben ohne Regen. ‚Wet Lady‘ segelt nur ein paar Meilen hinter uns. Es weht noch immer ein sehr kräftiger Wind und wir kommen gut voran.

Laura



Thomas Weber
16. Juli 2012

Guppy‘ schaukelt noch immer an ihrem Anker, obwohl es so scheint, als sei das schlimmste Wetter schon vorbeigezogen. Ich denke darüber nach, morgen loszusegeln. Letzte Nacht wehte der Wind wie verrückt und es gab tonnenweise Regen, aber jetzt wird sich das Wetter für ein paar Tage beruhigen. Wenn die letzte Wetterfront abgezogen ist, werden wir wahrscheinlich zusammen mit ‚Wet Lady‘ lossegeln. Auch sie haben vor, Kurs auf Tahiti zu nehmen. Hoffentlich wird das schöne Wetter, das ich von diesem Teil der Welt gewohnt bin, am Samstag zurückkehren.

Laura



Thomas Weber
13. Juli 2012

Wir sind noch immer auf Rangiroa. Nach ein paar sonnigen Tagen, an denen wir im glasklaren Wasser geschnorchelt haben, warten wir jetzt darauf, daß eine kleine Wetterfront mit 30 Knoten Wind [56 km/h; Windstärke 7 Bft.] durchzieht bevor wir wieder auslaufen können. Die schöne Durchfahrt [in die Lagune] hat sich gehörig verändert. Jetzt laufen dort 10 Fuß [etwa 3 Meter] hohe Wellen hindurch und brechen sich überall. Eine Menge Boote sind in den letzten Tagen hereingekommen, und keines denkt daran, auszulaufen bevor sich das Wetter nicht beruhigt hat. Das wird wahrscheinlich am Montag sein. Ich liebe das stürmische Wetter, denn ‚Guppys‘ Anker halten gut und wir liegen ziemlich geschützt. Heute habe ich einen schönen Spaziergang am Strand unternommen und die brechenden Wellen und den Regen, der wie verrückt vom Himmel fällt, genossen. Das ist eine schöne Abwechslung zu all den heißen Tagen.

Laura    



Thomas Weber
10. Juli 2012

Der Wind hat gestern ein wenig nachgelassen, was aber perfekt war, denn dadurch konnten wir heute Morgen durch den Durchlass [im Riff in die Lagune] segeln, was aber gar nicht schlecht war. Wir kamen zur perfekten Zeit an, ohne Dünung und ohne entgegenstehende Strömung. Das war wunderbar. Jetzt liegen wir bei dem kleinen Flughafen vor Anker, ganz in der Nähe unserer Freunde von der ‚Wet Lady‘, einer 46 Fuß [15 Meter] langen Ketsch [Zweimaster]. Sie sind einen Tag vor uns losgesegelt [von den Marquesas Inseln] und wir waren sehr überrascht, sie bei unseren Einlaufen in die Lagune vorzufinden. Aber sie kamen ein paar Stunden später herein. Inzwischen sind wir an Land gegangen und haben das Dorf erkundet. Die kleinen Häuser sehen aus, als seien sie leicht zu bauen, was mir sehr gefällt [Satz unklar]. Rangiroa selbst ist riesig. Ich kann von hier nicht einmal bis zur anderen Seite des Atolls sehen. Aber es scheint ein friedsamer Ort zu sein, an dem wir wahrscheinlich eine Weile bleiben werden bevor wir Kurs auf Tahiti nehmen werden.

Laura



Thomas Weber
8. Juli 2012

Heute hatten wir endlich ‚normales‘ Wetter: Sonne, einen klaren Himmel und guten Wind. Wie es aussieht, werden wir Rangiroa in der Nacht erreichen, und deshalb werde ich ‚Guppy‘ ein wenig verlangsamen müssen bevor wir dort sind. Rangiroa ist das größte Atoll [des Tuamotu Archipels]. Es ist etwa 40 Seemeilen [74 Kilometer] lang und hat zwei Durchlässe [um in die Lagune zu segeln]. Ich erwäge, direkt nach Tahiti zu segeln, falls wir Rangiroa sehr früh am Abend erreichen, denn mir behagt die Vorstellung gar nicht, die ganze Nacht zwischen den Atollen warten zu müssen, und wir beide möchten gern nach Tahiti. Mir ist auch die Idee gekommen, nach Bora Bora schnurstracks nach Neuseeland zu segeln, aber B. geriet in Panik, als ich ihm das erzählte - Ha Ha.

Laura  



Thomas Weber
6. Juli 2012

‚Guppy‘ macht gute Fahrt aber das Wetter ist nicht sehr schön. Seit wir losgesegelt sind war es regnerisch und hat genieselt und es gab dazu viele Regenböen. Das macht das Segeln sehr schwierig und das Leben an Bord von ‚Guppy‘ ziemlich ungemütlich. Aber das Gute daran ist, daß wir jeden Tag eine Süßwasserdusche nehmen können. Das ist also ganz schön, obwohl es wirklich kalt ist. Das Letzte Mal hatte ich dieses neblige Wetter mit Nieselregen als ich letztes Jahr durch den Indischen Ozean segelte. Das erinnert mich sehr daran… und ich mag es noch immer nicht. Ich hoffe, das Wetter wird aufklaren bevor wir das Tuamotu Archipel erreichen, denn ich mag die Vorstellung überhaupt nicht, so nah an den gefährlichen Atollen vorbeizusegeln bei einer Sichtweite von nur 250 Metern. Ansonsten geht alles gut. Es ist schön, wieder unterwegs zu sein, und ich freue mich auf Rangiroa.

Laura    



Thomas Weber
5. Juli 2012

Wir hatten eine tolle Zeit mit unseren Segelfreunden und haben schön Geburtstag gefeiert. Wir sind voll mit leckeren, frischen Früchten, genauso wie ‚Guppy‘, denn wir haben unsere Vorräte aufgefrischt bevor wir losgesegelt sind. Wir sind wieder auf See, haben heute Morgen abgelegt und Kurs auf Rangiroa [größtes Atoll des Tuamotu-Archipels] gesetzt. Es weht eine sehr schöne Brise und ‚Guppy‘ segelt mit etwa 6 Knoten [11 km/h] unter Vollzeug – einfach perfekt. Sobald ich Internetzugang habe, wahrscheinlich auf Tahiti, werde ich Fotos auf meine Webseite hochladen.

Laura   



Thomas Weber
2. Juli 2012

Wir sind zu einer anderen Bucht gesegelt, noch immer auf derselben Insel, aber zwei Buchten weiter. Es gibt ein kleines Dorf, wo die Menschen sehr entspannt und cool sind. Dort gibt es überall Obstbäume, und man kann so viele Früchte – Mangos, Grapefruits, Bananen und vieles mehr – frisch vom Baum essen. Die Einheimischen sind sehr freundlich. Sie machen sehr viel Musik und wir haben viel mit ihnen gejammt [Musik improvisiert], Gitarre und Ukulele gespielt, gesungen, und auf allem herumgetrommelt. Wir haben eine perfekte Bucht und ein perfektes französisch-polynesisches Dorf gefunden. Morgen werden wir eine andere Bucht mit einem schönen Sandstrand ansteuern, um den Geburtstag eines Freundes von einem Boot, das wir in Panama getroffen haben. Oh, und noch was Interessantes: Ich habe heute einen Fisch gefangen und zubereitet, folglich hatten wir einen eigenen Fang zum Abendessen! Und ich habe mich nicht davor geekelt, ihn zu töten – juhu!

Laura



Thomas Weber

30. Juni 2012

Wir haben entschieden, Hiva Oa zu verlassen und ein paar Seemeilen weiter nach Tahuata zu segeln, denn wegen der großen Dünung, die in die Bucht hineinlief, wurde es hier sehr ungemütlich. Ein paar gute Freunde aus Panama kamen gerade herein, als wir die Bucht verließen. In ein paar Tagen werden sie auch hier [auf Tahuata] sein, das sollte cool werden. In der Zwischenzeit haben wir eine Menge Leute kennengelernt und hatten ein schönes Abendessen auf einem viel größeren Boot, das ‚Wet Lady‘ heißt. Die Bucht, in der wir jetzt sind, die Baie Hanamoenoa, ist so schön. Es gibt kein Dorf, nur einen schönen weißen Strand mit Palmen und hohen Felsen auf beiden Seiten. Und das Beste von Allem: Das Wasser ist sehr klar und sehr schön um darin zu schwimmen, anders als auf Hiva Oa. So kann ich ‚Guppys‘ Unterwasserschiff wieder saubermachen. Heute Abend werden wir mit den anderen ‚Yachties‘ am Strand grillen. Ich denke, wir werden ein paar Tage bleiben und dann nach Rangiora segeln. Die Fotos müssen warten, denn es gibt hier kein Internet, aber ich werde versuchen, alle über unsere Abenteuer im Paradies auf dem Laufenden zu halten.

Laura       



Thomas Weber
28. Juni 2012

Es war ein magischer Moment für mich, nach einen Jahr [die Insel] Hiva Oa wieder am Horizont auftauchen zu sehen. Ich fühlte mich, als sei ich nie weggewesen. Und dieses Gefühl blieb. Nur die Boote auf dem Ankerplatz haben sich verändert. Ein australisches Boot, das wir in Panama und dann wieder in Galapagos gesehen haben, kam kurz nach uns an. Unterwegs haben wir sie gar nicht gesehen. Es hat nicht so viel geregnet wie letztes Jahr. Ich vermisse den Regen ein bisschen, weil er die Insel noch schöner und die Luft kühler gemacht hat. Wir sind in den Ort gegangen um dort frische Lebensmittel zu kaufen. Es war ein schöner Spaziergang und wir sind ein paar Leuten über den Weg gelaufen, die ich noch von letztem Jahr kannte. Es war echt cool, sich das Neueste zu erzählen. Jetzt hoffe ich darauf, während der Nacht gut schlafen zu können, trotz der gewaltigen Dünung, die aus Süden in die Bucht hineinläuft. ‚Guppy‘ liegt am Bug- und Heckanker, aber sie rollt trotzdem. Morgen werden wir ein bisschen mehr von der Insel erkunden, und ich möchte den Calvaire Friedhof besuchen, die letzte Ruhestätte von Paul Gauguin [franz. Maler, † 8. Mai 1903 in Atuona auf Hiva Oa] und Jacques Brel [belgischer Chansonnier und Schauspieler, lebte von 1976 bis 1977 auf Hiva Oa; † 1978]. Letztes Jahr hatte ich dazu keine Gelegenheit, denn ich bin viel zu schnell wieder weggesegelt.

Laura    



Thomas Weber
26. Juni 2012

Wir sind nach was weiß ich wie vielen Tagen auf See – ich habe sie nicht gezählt – auf [der Insel] Hiva Oa angekommen. Wir sind zu der kleinen Stadt gegangen und ich habe schon ein paar Leute von letztem Jahr getroffen. Es ist wirklich cool, sie wiederzusehen. Es scheint so, als ob ich niemals weggewesen wäre von dieser schönen Insel mit ihren hohen grünen Bergen.

Laura


Thomas Weber
25. Juni 2012

Der Wind hat sich während des vergangenen Tages vollkommen gelegt und deshalb fahren wir, ganz wie erwartet, mit Motorkraft. Wir haben noch immer 130 Seemeilen [241 Kilometer] vor uns. Und ganz so wie jedes Mal fühlt es sich merkwürdig an, nach einer langen Zeit auf See so nah bei Land zu sein. Der merkwürdigste Aspekt ist, daß keiner von uns genau weiß, wie lange wir auf See waren, da wir uns nicht erinnern, wann wir losgesegelt sind [am 1. Juni]. Es müssen jetzt ungefähr 22 Tage [24] sein. Das sind schon vier Tage mehr als ich letztes Jahr für die gleiche Reise benötigte. Die Regenböen hielten sich letzte Nacht fern, sodaß ich bei diesen ruhigen Bedingungen wirklich gut schlafen konnte. Im Augenblick hängen einige dunkle Wolken und Schauern um uns herum, aber wir haben noch immer keinen Regen abbekommen… schade. Jetzt weht ein leichter Wind von hinten, und vielleicht können wir die letzten Meilen segeln.

Laura   



Thomas Weber
23. Juni 2012

Letzte Nacht wurden wir von vielen Regenböen getroffen. Es regnete die ganze Nacht hindurch und manchmal blies der Wind mit 30 Knoten [56 km/h; Windstärke 7 Bft.] aus allen Himmelsrichtungen. Folglich kam ‚Guppy‘ nicht gut voran, da wir meistens in die falsche Richtung segelten. Am Tag hatten wir wenig Wind und die Dünung war nicht zu hoch, und so haben wir uns dazu entschlossen, einfach die Ruhe zu genießen und mit 2 Knoten [3,7 km/h] zu segeln. Jetzt hat sich der Wind vollkommen gelegt. Ich hoffe wirklich, daß die Regenböen heute Nacht wegbleiben, sodaß ich etwas Schlaf bekommen kann während Mr. Yanmar [der Motor] uns ein paar Meilen voranbringt.

Laura   



Thomas Weber
21. Juni 2012

Letzte Nacht hatten wir 25 Knoten Wind [46 km/h; Windstärke 6 Bft.] und sehr ärgerliche Kreuzseen, die das Leben und das Schlafen [an Bord] unbequem machten. Aber jetzt ist es schon viel besser und wir kommen schnell näher [zu den Marquesas Inseln]. ‚Guppy‘ läuft gute 7 Knoten [13 km/h] und wir haben von den insgesamt 3000 Seemeilen [5556 Kilometer] dieser Reise nur noch 480 Seemeilen [870 Kilometer] vor uns. Alles andere hier draußen ist noch immer großartig. Ich genieße es, ‚Guppy‘ bei dieser Geschwindigkeit durch die Wellen schneiden zu sehen.  

Laura



Thomas Weber
19. Juni 2012

Es weht jetzt ein Wind von etwa 15 bis 20 Knoten [28 bis 37 km/h; Windstärke 4 – 5 Bft.], ab und zu regnet es und der Wind weht dann stärker und kommt direkt von hinten. Die Wellen sind etwa höher geworden, also ist es jetzt wieder mehr wie ‚richtiges‘ Segeln. Und ‚Guppy‘ kommt auch besser voran – yeah! Es sind noch 780 Seemeilen [1445 Kilometer] bis zu den Marquesas Inseln. Die Tage hier draußen mit einer Crew sind anders und ich habe einen Teil von mir hinter mir gelassen. Ich fühle, daß ich mehr und mehr inneren Frieden mit mir selbst erlange und ich freue mich jetzt auf die Zukunft.  Die zeitlosen Tage auf See, an denen ich einfach den ganzen Tag lang die See betrachten konnte und ich mich ganz meinen Gedanken hingeben konnte [Satz unklar], sind verschwunden. Und manchmal frage ich mich, ob das gut ist oder nicht. Eins zu sein mit der Natur mit tausenden Seemeilen vor dem Bug, nur ‚Guppy‘ und ich. Ich bin so glücklich. Ich liebe ‚Guppy‘ mit jedem Tag mehr. Sie war so großartig. Ich fange an zu erkennen, was sie und ich getan haben und was das eigentlich heißt; es [die Weltumsegelung] war etwas, das man nicht alle Tage macht. ‚Guppy‘ und ich haben etwas ganz besonderes gemacht. Nun, ich werde jetzt besser ins richtige Leben zurückkehren. Ich muß mich selbst davon abhalten, darüber nachzudenken, wie großartig ‚Guppy‘, ich und das Meer sind, bevor ich mich noch dazu entschließe, für immer umherzusegeln. Ha Ha.

Laura



Thomas Weber
17. Juni 2012

Wir kommen langsam näher. Der Wind weht ein wenig stärker und hat auf Ost gedreht, weht jetzt also genau von hinten. Die Windvorhersage für die nächsten Tage klingt etwas besser und verspricht östliche Winde von 15 Knoten [28 km/h; Windstärke 4 Bft.] Letzte Nacht habe ich wieder draußen geschlafen um die ruhigen Nächte ohne überkommende Wellen so lange wie möglich zu genießen und morgens von der warmen Sonne geweckt zu werden. Ich habe auch die Delfine wieder gesehen, allerdings bei Nacht, und so konnte ich sie besser hören als sehen. Sie scheinen nie bei Tageslicht zu kommen. Fast jeden Tag sehen wir große Fischschwärme sehr nah bei ‚Guppy‘ schwimmen und springen – auch sehr cool.

Laura



Thomas Weber
15. Juni 2012

Vergangene Nacht haben wir Delfine gesehen. Aber ohne Mond und ohne Meeresleuchten war es schwer, sie vor ‚Guppys‘ Bug springen zu sehen. Aber ich konnte sie die ganze Zeit hören. Sie scheinen kein Licht zu mögen, denn jedes Mal, wenn ich den Scheinwerfer an Deck einschaltete, um sie besser sehen zu können, verschwanden sie. Der Wind hat sich vollkommen gelegt und wir dümpeln mit 2 Knoten [3,7 km/h] herum. Das ist ein großer Unterschied zu letztem Jahr, als ich dauernd Wind von 25 Knoten [46 km/h; Windstärke 6 Bft.] hatte und ‚Guppys‘ Geschwindigkeit nie unter 7 Knoten [13 km/h] sank! Wenigstens gibt es keine Wellen. Es ist ein wunderschöner wolkenloser Tag. B ist blind für seine Schönheit, aber ich genieße den endlosen blauen Pazifik.

Laura 



Thomas Weber
13. Juni 2012


Der Wind ist ein bisschen zurückgekehrt [hat aufgefrischt] und ‚Guppy‘ segelt wieder mit 5 Knoten [9,3 km/h]. Wir haben gerade die Hälfte des Weges zurückgelegt und haben noch 1490 Seemeilen [2750 Kilometer] vor uns. Ich liebe die Morgen hier draußen, denn die Temperatur ist dann noch angenehm und man kann den Tag kommen sehen. Ich habe eine riesige Flosse gesehen, die sich als zwei Schwertwale entpuppte – wenigstens glaube ich, daß es zwei Schwertwale waren, denn ich habe nur etwas Schwarzes mit ein bisschen Weiß unter Wasser sehen können, was wirklich sehr riesig war. Sie waren so riesig, daß ich noch eine halbe Stunde danach überwältigt war. Wirklich sehr cool. B schläft noch immer, was er meistens den ganzen Tag lang tut. B wird nachts munter, zu der Zeit, wenn ich schlafen will. Das funktioniert prima. Kiwi [die Katze] ist auch meistens nachts wach und aufgedreht, was nicht so gut ist, denn sie springt gerne auf meinem Bauch herum. B fängt an, sich zu langweilen und will wieder Land sehen, aber ich genieße es hier draußen. Ich freue mich natürlich auch auf die Marquesas Inseln und Französisch-Polynesien, aber die Zeit hier auf See ist auch schön. Das Leben ist einfach und das Segeln geht leicht. Eigentlich bin sehr glücklich damit.

Laura   



Thomas Weber
11. Juni 2012

Mist… der Wind hat während der letzten Tage stetig nachgelassen und nun rollen [dümpeln?] wir mit 3 Knoten [5,6 km/h] über die ruhige leere See. Die Altdünung macht alles ein bisschen ungemütlicher. Die Sonne scheint und auf dem Boot ist es ziemlich heiß. Der Wind hat auch ein bisschen mehr nach Süd gedreht, und so segeln wir wenigstens mit allen Segeln nach einer Seite getrimmt. B ist immer noch krank. Zwischenzeitlich habe ich an meinem Buch weitergeschrieben und ich bin fast [mit dem Kapitel] Darwin nach Kapstadt fertig. Es geht gut [voran?]. Das Wetter war schön mit ein paar gelegentlichen Regenböen. Jeden Tag ist der Himmel wolkenlos und die Nächte sind sternenklar.

Laura



Thomas Weber

9. Juni 2012


YEAH! Wir kommen gut voran bei unglaublichen 7 Knoten [13 km/h]. Der Wind hat etwas mehr nach Südost gedreht, und so habe ich gestern Abend [Nacht?] die Genua ausgebaumt. Alles geht gut und es ist immer dasselbe, mit Ausnahme daß wir gestern Nacht und heute Morgen ein paar Regenböen abbekommen haben. Leider nur den Wind, der Regen ist an uns vorbeigezogen. Hmm, ich hätte so gern eine Süßwasserdusche genommen. B. geht es nicht so schlecht, zumindest nicht so schlecht wie mir. Ich fühle mich mit jedem Tag besser und genieße alles hier draußen.
Laura  



Thomas Weber


7. Juni 2012

Endlich habe ich mich von meiner Erkältung erholt. Oh, mir ging‘s so schlecht. Aber wenigstens ist das Wetter gut. Die Winde waren wunderbar. Wir sind gut vorangekommen und seit wir losgesegelt sind hat immer die Sonne geschienen. Ich genieße es wirklich, wieder auf See zu sein. Aber jetzt ist B. krank, und so wird es wohl noch ein paar Tage dauern, bis wir beide wieder die See genießen können. Guppy segelt mit schönen 6,5 Knoten [7,5 km/h] und es sind noch 2260 Seemeilen [4186 Kilometer] bis zu den Marquesas [Inseln].

Laura 



Thomas Weber


4. Juni 2012

Ich habe ganz vergessen zu erwähnen, daß wir an unseren ersten Tag einen Wal gesehen haben! Er war nicht so nah wie damals in Südafrika, und es war richtig cool. Und jetzt bin ich krank; eine richtig dicke Erkältung, wie ich glaube. Aber ich bin sicher, daß es mit der Zeit besser wird. Das Wetter ist schön, und das hilft sehr. ‚Guppy‘ benötigt nicht zu viel Aufmerksamkeit. Die Katze ist noch immer wie verrückt und läuft in ihrem winzigen Sicherungsgeschirr umher. Wir genießen das wunderbare Wetter und kommen gut voran, obwohl der Wind jede Nacht regelmäßig etwas nachlässt. Wir haben auch ein paar Frachtschiffe vorbeifahren sehen, was sehr viel ist für diese Gegend.

Laura 



Thomas Weber

2. Juni 2012

An unserem letzten Abend auf San Cristobal waren wir zum Essen auf dem Nachbarboot ‚Donna‘ bei Kris. Dann holten wir den Anker auf und setzten die Segel und nahmen Kurs auf die Marquesas Inseln. Es war fast Vollmond und während der ganzen Nacht wehte eine schöne Brise. Jetzt passieren wir gerade die letzte Insel [der Galapagos Inseln], Isabela, und wir werden sie wahrscheinlich ein bisschen länger sehen, denn der Wind hat sich fast ganz gelegt [Satz unklar]. Die Geschwindigkeit ist auf zwei Knoten gesunken [3,7 km/h], aber es ist ein schöner Tag und ich erwarte nicht, daß die Reise so schnell geht wie letztes Jahr.

Laura  



Thomas Weber
29. Mai 2012



Das Schlauchboot wurde letzte Nacht von einem Einheimischen gestohlen, der am nächsten Morgen 300 Dollar verlangte, um es zurückzugeben.  Natürlich haben wir nicht bezahlt, sondern ein Schloß gekauft, mit dem wir das Schlauchboot nun jedes Mal abschließen. Wir denken noch immer darüber nach, in ein paar Tagen nach Hiva Oa [Marquesas Inseln] aufzubrechen. Das ist dieselbe Insel, die ich letztes Jahr schon besucht hatte. Ich mochte sie, bin damals aber nur ein paar Tage geblieben. Wir haben in Panama eine Menge Proviant eingekauft und wir sind für ein paar Monate mehr ausgerüstet [Satz unklar]. Wir haben auch Treibstoff und Wasser [getankt], sind damit fertig, das Rigg und den [die?] Propeller zu überprüfen und haben ein paar Kleinigkeiten repariert. ‚Guppy‘ sieht gut aus. Heute waren wir auf einer Schnorcheltour mit Kris und der Crew der [Segeljacht] ‚Donna‘, dem Nachbarboot aus Belgien. Es war lustig. Seelöwen schwammen und spielten um uns herum, wir haben schwimmende Leguane und natürlich Schildkröten und Stachelrochen gesehen. Ich habe das alles schon gesehen, somit ist das nicht mehr so aufregend, aber noch immer lustig. Heute war der einzige verregnete Tag, genau während unserer Schnorcheltour, und daher haben wir richtig gefroren. Vor Allem weil das Wasser hier direkt vom Südpol kommt und sehr kalt ist.

Laura      



Thomas Weber
27. Mai 2012

Wir genießen es, mit den Seelöwen am Strand zu sitzen, aber sie aus dem Schlauchboot herauszuhalten ist nicht so einfach. Es ist jetzt Nacht und die Temperatur ist angenehm, aber mittags wird es hier sehr, sehr heiß. Ich bin viel geskatet, denn die Straßen hier sind großartig. Na ja, einmal bin ich hingefallen, aber das war nachdem ich zehnmal über eine Treppe gesprungen bin und – autsch – auf dem Hintern gelandet bin. Aber es geht mir gut und es macht wirklich Spaß. Bruno skatet auch. Wir haben auch ein paar Einheimische Teenager kennengelernt und haben mit ihnen herumgehangen. Gestern Abend hat Bruno bei einer Jam-Session in einer Bar am Hafen mitgespielt und ich habe zwei Songs gesungen; hat richtig Spaß gemacht. Aber heute haben wir die Wasser- und Brennstofftanks aufgefüllt und machen uns langsam bereit, in ein paar Tagen abzulegen. Shaul wird sich nach einem anderen Transportmittel umsehen, denn wir haben beschlossen, daß das das Beste für ihn sein wird. Wir haben hier großen Spaß und auf der nächsten 3000 Seemeilen [5556 Kilometer] langen Etappe werden wir nur zu zweit sein – und Kiwi [die Bordkatze] natürlich.

Laura   



Thomas Weber
25. Mai 2012

Bis jetzt gefällt mir die Insel San Cristobal wirklich gut. Es ist hier ruhiger als auf Santa Cruz letztes Jahr. Es liegen hier weniger Boote und der Ort sieht sehr schön aus. Wir haben schon ein paar gute Freunde gefunden und die Seelöwen am Strand genossen. Obwohl es sehr heiß ist, hat das Wasser eine perfekte kalte Temperatur. Wir haben die Wäsche gewaschen und werden morgen Frischwasser und Treibstoff tanken. Mit ein paar Einheimischen und ein paar Leuten von anderen Jachten genießen wir kalte Drinks und Eis während wir versuchen, den riesigen Seelöwen von Guppys Cockpit und dem Schlauchboot fernzuhalten. Die Internetverbindung ist hier wirklich sehr langsam. Ich habe schon versucht, ein paar weitere Bilder hochzuladen, was aber bis jetzt nicht geklappt hat. Aber ich werde es nochmal versuchen. Alles hier ist wirklich toll, und wir werden wahrscheinlich noch ein paar Tage bleiben.

Laura   



Thomas Weber
23. Mai 2012


Es war lustig, den Äquator zu überqueren. Wir hatten herrliches Wetter und guten Wind. Es war schon das vierte Mal, daß ich diese Linie überschritten habe. Natürlich hatte ich wieder Pfannkuchen gebacken und meine Krone, die ich vom letzten Jahr aufgehoben hatte, getragen. Bruno opferte ein Plektron [an Neptun] und Shaul den Inhalt seines Magens. Wir saßen einfach da und haben den Augenblick genossen. Jetzt liegen wir vor [der Insel] San Cristóbal vor Anker. Es war eine schwierige Reise, mit Ausnahme der beiden letzten Tage, an denen wir segeln konnten. Letzte Nacht drehte der Wind wieder auf Gegenrichtung, sodaß wir fast während der ganze Nacht vom Kurs abgekommen sind. Dann legte sich der Wind, und als es gerade langsam hell wurde, mußte ich den Motor anwerfen, um die allerletzten Seemeilen nach San Cristóbal zu schaffen. Fünf Minuten nachdem wir geankert hatten, fing auch schon die Einklarierungsprozedur an. Hier kommen sie mit Schlauchbooten zu den Jachten hinausgefahren. Zumindest ist das jetzt erledigt. San Cristóbal sieht sehr schön aus und der Ankerplatz ist definitiv besser, denn es ist hier viel ruhiger als auf dem Ankerplatz in Santa Cruz mit seiner einen Meter hohen Dünung. Wir genießen jetzt eine kalte Cola, beobachten die vielen Seelöwen und machen das Boot sauber.
Laura    



Thomas Weber
22. Mai 2012



Die Sonne ist gerade untergegangen [?] und wir haben noch 110 Seemeilen [204 Kilometer] vor uns. Es ist unglaublich, wie gut wir in den letzten Tagen vorangekommen sind, und wir machen noch immer 4,5 Knoten [8,3 km/h] bei fast keinem Wind! Das kommt nur dadurch, daß sich die Wellen gelegt haben. Ich prüfe ‚Guppys‘ Rigg und die anderen wichtigen Teile jeden Tag aber sie sieht immer noch gut aus. Natürlich kann man sehen, daß sie etwa 29.000 Seemeilen ]53.700 Kilometer] unter dem Kiel hat, aber [das hat sie] ohne große Probleme [geschafft]. Jeder an Bord ist super aufgeregt, daß wir morgen Galapagos sehen werden. Wir sind 40 Seemeilen [74 Kilometer] vom Äquator entfernt, was auch großartig ist. Gestern haben wir einen riesigen Hammerhai gesehen, der in nur zwei Metern Entfernung am Boot vorbeischwamm. Das war echt cool. Kiwi [die Katze] ist gerade aufgewacht, springt auf meinem Kopf herum und miaut weil sie hungrig ist. Und gerade jetzt läuft sie über meinen Computer und wird spaßig. Ich gebe ihr jetzt was zu fressen.

Laura



Thomas Weber
21. Mai 2012

Es läuft hier jetzt viel besser. Die ärgerlichen Kreuzseen haben sich, genauso wie der Wind, gelegt. Unter voll gesetztem Großsegel, Besan, Genua und der Fock und sind wir die ganze Nacht mit unglaublichen 6,5 Knoten [12 km/h] gesegelt! Wir sind jetzt noch 240 Seemeilen [445 Kilometer] von den Galapagosinseln entfernt. Ja, es läuft besser. Ich habe Pfannkuchen zum Frühstück gemacht, die die Jungs wirklich mochten. Es ist noch immer sehr bewölkt, was wie ich denke aber ganz gut ist, denn andernfalls wäre es, so nah beim Äquator, sehr heiß. So lange Shaul draußen bleibt ist er nicht seekrank. Ich habe ihn heute Morgen sogar singen hören. Vielleicht wird er anfangen das Segeln zu mögen, wenn auch das Boot ziemlich schräg im Wasser liegt und ab und zu eine Welle ins Cockpit schlägt.

Laura   



Thomas Weber
20. Mai 2012
Es ist noch immer ziemlich rauh hier draußen. Aber unser Kurs ist etwas günstiger. Bei 20 bis 25 Knoten Wind [37 bis 46 km/h; Windstärke 5 bis 6 Bft.] segeln wir jetzt mit 4,5 Knoten [8,3 km/h] auf einem Kurs hart am Wind in die richtige Richtung. Alles und jeder an Bord ist salzig und die Kabine des Bootes ist ein einziges Chaos, wie üblich in rauhem Wetter. Shaul ist noch immer sehr seekrank, aber es scheint ihm heute etwas besser zu gehen, und das ist gut. Na ja, ansonsten ist alles beim alten. Letzte Nacht habe ich gut geschlafen während ich das Radar eingeschaltet ließ und jede Stunde aufwachte, genauso wie ich es gemacht habe, als ich allein segelte. Mir geht es wieder gut. Es gibt heute auch weniger Regenböen, was zwar großartig ist, aber ich freue mich trotzdem auf eine bessere Windrichtung.
Laura 



Thomas Weber
19. Mai 2012
Bis jetzt genießt die Katze das Segeln: sie schläft, spielt und frisst - und wird jeden Tag dicker. I habe ein kleines Sicherungsgeschirr für sie gemacht, und sie lebt draußen im Cockpit und unter der Sprayhood [Verdeck]. Shaul ist meistens seekrank, besonders jetzt, da uns der Wind mit etwa 15 bis 20 Knoten [28 – 37 km/h; Windstärke 4 bis 5 Bft.] ins Gesicht bläst und zwei Meter hohe Wellen über ‚Guppy‘ rollen. Zusammen mit der gegenan stehenden Dünung machen wir nur 3 Knoten [5,5 km/h] Fahrt! Ich kann nicht mehr aus ‚Guppy‘ herausholen, es sei denn, wir würden wieder zurück nach Panama segeln. Wir sind wieder 50 Seemeilen [93 Kilometer] näher an die Galapagosinseln herangekommen. Auf meinen Wetterkarten habe ich gesehen, daß dieser Wind noch für ein paar Tage aus [wahrscheinlich in Richtung] 2° bis 4° Nord wehen wird. Die Jungs haben gedacht, daß Segeln entspannend ist. Tja, jetzt wissen sie, daß es mehr einer Achterbahnfahrt gleicht - man wird naß, und mit drei Leuten in der Kajüte gibt es ein großes Durcheinander. Vielleicht sollte ich für einen Tag auf Südkurs gehen, um wenigstens aus diesen Winden herauszukommen, aber dann drehte der Wind wieder ein wenig, und ich kann [konnte?] 250° steuern oder kreuzen auf 150°. In beiden Fällen kommen wir nicht gut voran. Nun ja, irgendwann werden wir ankommen.

Laura            



Thomas Weber
18. Mai 2012

Ach, es geht so langsam vorwärts… Es weht genug Wind um zu segeln, aber er steht gegenan, und so können wir entweder nach Süden oder nach Westen segeln. Wir sind etwa 50 Seemeilen [93 Kilometer] näher an Galapagos herangekommen. Selbst mit Motorkraft waren wir langsam wegen der aus Südwest anlaufenden Dünung und den kurzen Wellen, die Guppy herumschubsten. Aber es gibt nichts, was wir tun könnten, und deshalb kreuzen wir einen Tag nach Süden und einen Tag nach Westen und kommen ganz langsam näher [an die Galapagosinseln]. Natürlich bin ich froh, daß überhaupt Wind weht, aber bei dieser Geschwindigkeit wird es noch ein Weilchen dauern, bis wir die letzten 500 Seemeilen [926 Kilometer] geschafft haben. Ansonsten ist alles in Ordnung. Wir hatten noch ein paar Gewitter während der Nacht und ein paar Regenböen am Tag, aber die letzten beiden Tage ging es ganz gut. Gestern habe ich Pfannkuchen gebacken und die Stimmung an Bord ist noch ganz gut. Natürlich hat jeder einmal seine ‚Momente‘. Gestern fiel Brunos iPod mit seiner geliebten Musik über Bord, und deshalb war er nicht bester Stimmung. Aber, yeah – shit happens!

Laura   



Thomas Weber

17. Mai 2012
Es regnet noch immer sehr viel mit einigen Regenböen, und manchmal gibt es sehr viel Wind in den Böen, wie jetzt gerade – ARGH! OK, die Bö ist vorbei und ich bin wieder da. Wir sind letzte Nacht gut vorangekommen, wegen des Südwestwindes sind zwar ein bisschen vom Kurs abgekommen, aber alle haben gut schlafen können und fühlen sich besser, was sehr viel wert ist. Der Wind ist kurz davor, sich komplett zu legen und wir werden jetzt wieder kräftigen Regen genießen müssen. Kiwi, die Katze, gewöhnt sich mit jedem Tag mehr an ihr schwankendes Zuhause, und es scheint ihr zu gefallen. Meistens ist sie das Interessanteste auf dem ganzen Boot.

Laura


Thomas Weber
15. Mai 2012

Am Samstag haben wir Panama City mit Kurs auf die Galapagosinseln verlassen. Bis jetzt kamen wir nur sehr, sehr langsam voran. Und die Reise ist bis jetzt ziemlich interessant verlaufen. Shaul, ein Rucksacktourist, den wir in Shelter Bay kennengelernt hatten, hat sich in letzter Minute entschieden, mit uns nach Galapagos zu kommen. Er ist seekrank geworden, und ein paar Mal ziemlich heftig. Besonders in der ersten Nacht hat er sich die Eingeweide herausgekotzt, während es gewitterte und regnete als wäre das Jüngste Gericht über die Erde hereingebrochen. Ich ließ Bruno und Shaul auch Wache halten, aber sie haben so viel Angst, daß etwas passieren könnte, daß sie mich bei jeder Kleinigkeit wecken – mit anderen Worten: fast die ganze Zeit. Aber sie sind gute Zuhörer. Ich finde es noch immer schön, mit einer Besatzung zu segeln. Als es nach einem windstillen und regnerischen Tag gerade dunkel wurde, stoppte auf einmal der Motor und Guppy lag still. Als ich unter das Boot sah, wurde meine Befürchtung bestätigt: ein großes und schweres blaues Segel hatte sich im Propeller und im Ruder verfangen. Ich habe versucht, es herauszubekommen, aber es war nicht möglich, ohne ins Wasser zu springen. Folglich mußten wir warten, bis es wieder hell wurde. Als es endlich wurde, sprang Shaul ins Wasser, war aber zu ängstlich, um irgendetwas tun zu können. Schließlich sprang ich mit einem Messer bewaffnet ins Wasser und zerschnitt das Segel, während Shaul aufpasste und Bruno uns vom Deck aus zusah. Nach etwa einer Stunde hatte ich einen Großteil des Segels aus dem Propeller und dem Ruder entfernt und ‚Guppy‘ konnte wieder weiterfahren. Jetzt bin ich sehr müde und habe Schmerzen, denn kurz darauf bin ich in der Achterkajüte gestürzt. Ich habe mir nur ein paar blaue Flecken, Kratzer und Schnitte zugefügt; es geht mir ganz gut.

Laura    


    15. Mai 2010

    Ich bin ziemlich beschäftigt auf meinen Boot. Es fängt an gut auszusehen. Vor allem wenn die Sonne zum Vorschein kommt. Die neuen Aufholer und Festmacher sind an ihrem Platz, und auch die Fender habe ich aufgepumpt. Ich habe auch entdeckt, daß man von der Spitze des Hauptmastes aus sehr gut Untiefen des Grevelinger Meeres sehen kann. Ich bin auf beide Masten geklettert um sie zu prüfen. Ich habe die Fotokamera mitgenommen und habe von dort ein paar Fotos von meinem Boot gemacht.
    Heute ist auch Jessica Watson in Sydney eingelaufen. Welcome home, Jessica. Viele sagen, daß sie den Rekord damit nicht erreicht hat, weil sie zu wenig gesegelt ist. Aber es geht nicht um die Anzahl der Meilen. Gemäß dem Guinness Book of World Records muß man über alle Meridiane gesegelt sein. Und nach meiner Meinung hat Jessica das getan. Anyway, sie ist nonstop um die Welt gesegelt, das ist Fakt und eine beachtliche Leistung. Wenn ich im vorigen Sommer meine Reise begonnen hätte, wäre ich jetzt vielleicht auch in Sydney gewesen. Dann hätte ich sie zusammen mit den vielen tausend Menschen willkommen geheißen. Ich gehe nun für eine Woche auf Klassenfahrt. Das bedeutet, eine ganze Woche nicht segeln zu können!! Dann habe ich wieder was aufzuholen, wenn ich zurück bin.

    Laura
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    Thomas Weber
    27. Mai 2010

    Am Freitag war ich bei Knevel & van den Brink [Talkshow im niederl. Fernsehen]. Das war wirklich eine ungewöhnliche Erfahrung. Mal wieder was anderes. Aber am liebsten möchte ich doch einfach nur segeln.
    Ich habe meinen Erste-Hilfe-Kurs vollständig abgeschlossen.
    Gestern habe ich noch an einem speziellen Kurs bei "Rescue" teilgenommen, welcher extra auf mich zugeschnitten war. Das war nötig und ich habe dabei auch viel gelernt.
    Heute bin ich noch segeln gewesen. Während dessen frischte der Wind auf und das Boot lag schnell auf der Seite. Aber er segelte wieder toll. Ich hatte das Genua und das Focksegel gesetzt. Als der Wind noch stärker wurde beschloss ich, das Genuasegel einzurollen. Plötzlich hörte ich einen Knall. Das Auge des hinteren Teils des Großsegels war ausgerissen. Ich hätte das Großsegel reffen können oder einfach mit dem Focksegel weiterfahren. Ich beschloss, das Großsegel einzuholen.
    Ich bin mit diesem starken Wind noch herrlich mit der Fock zum Hafen zurückgesegelt. Kurzum, es was ein großartiger Segeltag. Das sind noch die alten Segel des Bootes, daher ist es nicht schlimm, daß das Segel nun kaputt ist. Die neuen Segel sind schon fast fertig.

    Laura
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    Thomas Weber
    6. Juni 2010

    Der Hauptmotor ist eingebaut!!
    Am vergangenen Montag wurde ein brandneuer, 40 PS starker Volvo in meinen "Guppy" gehievt, und am Donnerstag haben wir die erste Testfahrt unternommen. Das war große Klasse. Bei Vollgas läuft das Boot gut 7,5 Knoten, mit beiden Motoren 8 Knoten. Fast wie ein Rennboot. Es ist natürlich ein Segelboot, aber ein guter Motor ist doch äußerst wichtig. Ich habe aus den Medien vernommen, daß die nächste Gerichtsverhandlung am 14. Juni ist, ich habe jedoch keine offizielle Benachrichtigung empfangen. Daß eine Verlängerung [der Vormundschaft über Laura] beantragt wurde, war mir zwar bekannt, jedoch nicht, wann die Verhandlung stattfinden soll.

    Laura
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    Thomas Weber
    14. Juni 2010

    Natürlich habe auch ich die Nachrichten über Abby verfolgt, und ich fühle mit ihr. Sie hatte schon einen ziemlichen Rückschlag mit dem kaputten Steuerautomaten erlitten und nun ist ihr Mast gebrochen. Zum Glück ist nichts Ernstes passiert. Ich hoffe sehr für sie, daß sie genug Geld zusammenbekommen um ihr Boot zu retten. Oder daß es Menschen gibt, die die Möglichkeit haben, ihr Boot zu retten. Ich kann mir gut vorstellen, daß man Probleme damit hat, sein Boot auf diese Weise zurückzulassen.

    Abby, ich wünsche Dir viel Glück, und hoffentlich bist Du schnell wieder mit Deinem Boot vereint.

    Laura
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    Thomas Weber
    15. Juni 2010

    Am vergangenen Wochenende bin ich mit "Guppy" solo nach Englang gesegelt. Freitagnachmittag bin ich direkt nach der Schule bin ich zur Roompotsluis gefahren, um Kurs auf England zu nehmen. Auf dem ersten Stück bin ich mit der Strömung gefahren, hatte jedoch ordentlich Gegenwind, welcher eine gehörige Dünung verursachte. Aber "Guppy" verhielt sich sehr gut in den Wellen. Als ich mitten auf See war, habe ich das Großsegel gesetzt. Ich hatte immer noch Gegenwind, daher bin ich mit dem Motor weitergefahren und habe das Großsegel mittig gestellt. Als es Nacht wurde, kam ein guter Wind und ich habe das Besansegel gesetzt. Und gegen Morgen konnte ich sogar das Genuasegel ausrollen, und lief dann 7,1 Knoten!! Am Samstag gegen 12 Uhr bin ich in den Hafen von Lowestoft eingelaufen. Ich habe im Jachthafen angelegt. Es waren auch ein paar Leute dort, die mich gleich erkannten und ein Gespräch mit mir begannen. Das war sehr nett.
    Sonntagmorgen bin ich um 5 Uhr aufgestanden, es war schon hell und es war nicht viel Wind. Ich vermutete, daß der Wind gegen Mittag drehen würde, mehr gegenan, je früher ich also abfahren würde, desto länger würde ich segeln können. Einmal aus dem Hafen hatte ich genug Wind um schön zu segeln. Und mit allen Segeln lief ich dann auch wieder 7 Knoten. Das ging gut so. Ich stand vorne am Bug und blickte über die endlosen Wassermassen, als plötzlich eine Flosse nahe dem Boot auftauchte. Ein Delphin schwamm neben dem Boot!! Das hatte ich auf der Nordsee noch nie erlebt. Gegen Mittag war ich bei der ersten großen Schifffahrtsstraße. Der Wind fing an zu drehen und das Genuasegel konnte nicht länger stehen bleiben. Nach einer Weile stand der Wind genau entgegen der Richtung, in die ich fahren musste, daher beschloß ich, den Motor zu starten. Als ich mitten in der Schifffahrtsstraße war, stoppte der Motor plötzlich. Ich habe den Motor untersucht, konnte jedoch nichts feststellen. Folglich bin ich zur Badeplattform gerannt und, na klar, es hing ein großes Fischernetz in der Schraube. Warum ausgerechnet jetzt? Mitten in der Hauptschiffahrtsstraße, konnte das nicht warten? Ich versuchte, den kleinen Motor zu starten um wenigstens aus der Schifffahrtsstraße herauszukommen, weil das segelnd nicht zu schaffen war. Aber das war vergebens, da nach einigen Sekunden auch die Schraube des kleinen Motors im Netz festsaß. Es blieb nur eine Möglichkeit. Schwimmen.
    Ohne weiter zu zögern habe ich meinen Wetsuit und meine Sicherheitsleine angelegt und bin mit einem damals noch scharfen Messer ins Wasser gegangen und habe probiert, das Netz aus der Schraube zu holen. Mit einiger Mühe klappte es, wenigsten die Schraube des kleinen Motors frei zu bekommen, und die meisten Fetzen aus der großen Schraube zu holen.
    Erst mal versuchen, aus dem Fahrweg der großen Jungs herauszukommen, das müsste mit dem kleinen Motor ganz gut gehen. Es war nicht so viel Wind vorhanden, andernfalls hätte ich auch segelnd aus dem Schifffahrtsweg herauskommen können. Als ich ein paar Stunden später, etwas aufgewärmt, aus dem Schifffahrtsweg heraus war, beschloß ich, doch noch einmal ins Wasser zu gehen, solange es noch hell war. Nach einem einstündigen Kampf hat schließlich doch das Netz gewonnen, und ich bin mit dem kleinen Motor weitergefahren. Die Fetzen habe ich soweit entfernt, daß sie nicht mehr allzu hinderlich waren und auch nicht mehr in die kleine Schraube geraten konnten.
    Etwas später als gedacht lief ich nachts wieder in die Roompot Schleuse ein. Ich habe das Boot durch die Schleuse gefahren und lag gegen 5 Uhr in der Koje. Alles in allem war es wieder eine gewaltige Erfahrung.
    Am Montag stand natürlich die Gerichtsverhandlung an, somit war nicht viel Zeit um auszuschlafen. Jeugdzorg [das niederländische Jugendamt] hat während der Verhandlung den Antrag [auf Vormundschaft über Laura] von einem Monat geändert und zwei Monate beantragt. Das Urteil soll, soweit bekannt, am Donnerstag gesprochen werden. Ich verstehe nicht, warum sie eine Verlängerung beantragt haben. Mit meiner Tour nach England und all den anderen Bedingungen, die ich im vergangenen halben Jahr erfüllt habe, habe ich nun alle Bedingungen des Gerichts zu Utrecht erfüllt. Und das war die Voraussetzung [für die Aufhebung der Vormundschaft].

    Laura

    Thomas Weber
    20. Juni 2010

    Die Gerichtsverhandlung

    Es waren wieder drei Richter und zwei Schreiber erforderlich um meinen Fall zu behandeln. Es ist offenbar sehr schwer, eine Entscheidung zu fällen. Ich habe alle Forderungen des Gerichts zu Utrecht zur Genüge erfüllt, folglich sollte ich weg können. Aber scheinbar haben noch immer alle Angst, daß man sie zur Verantwortung ziehen könnte. Leider spielt das Wetter nicht richtig mit, aber wir sind in meinem Boot mit allerlei Kleinigkeiten beschäftigt. Ich habe auch Segelkleidung mit meinem Namen auf der Rückseite gesponsert bekommen!!

    Laura

    Thomas Weber
    22. Juni 2010

    Heute wurde "Guppy" aus dem Wasser geholt um die feste Dreiblattschraube des kleinen Motors gegen eine zweiblättrige Klappschraube auszutauschen. Und natürlich für einen allgemeinen Check, so konnte ich auf diese Weise alle Reste des Fischernetzes aus meiner Schraube entfernen. Das geht so viel leichter als im Wasser. Am Ende des Tages ist er mit einer neuen, blinkenden Schraube und entferntem Fischernetz wieder zu Wasser gelassen worden.

    Laura

    Thomas Weber
    10. Juli 2010

    Protokolle verfälscht!

    Endlich, nach einem halben Jahr, haben wir die Protokolle von den Gerichtsverhandlungen im Oktober und Dezember erhalten. Dies erst auf wiederholte Anfrage unseres Anwalts. Da dies der einzige Prozeß war, der einigermaßen ehrlich verlaufen war [gemeint sind die Verhandlungen vom 22. und 23. Dezember, nachdem Laura nach Sint Maarten geflohen war], wollten wir gern das Protokoll hiervon haben, da darin die wirklichen Fakten stehen müssten. Übrigens sollte dieses Protokoll innerhalb einer Woche automatisch unserem Anwalt hätte zugehen müssen! Wir hatten die Protokolle immer noch nicht, und unser Anwalt drohte mit einem Eilantrag. Eine Woche später bekamen wir sie dann, aber sie sind verfälscht. Mein Vater, ich und der Anwalt waren selbst dabei und wissen was gesagt wurde, aber sie haben das ganze Protokoll verändert. Dinge, die der Richter gesagt hatte, werden als Aussage von Jeugdzorg [Jugendamt] aufgeführt, und das, was der Richter gesagt hat, steht überhaupt nicht drin, und das, was wir gesagt haben, wurde so umgeändert, daß man damit nichts mehr anfangen kann. Es war der einzige Prozeß, der ehrlich verlaufen ist, aber auch hierfür haben sie sich wieder eine Lösung ausgedacht. Wir können das beweisen, denn das Protokoll stimmt in einigen Punkten nicht mit dem Urteil überein! Während des Prozesses wurden konkrete Absprachen getroffen, nämlich unter welchen Bedingungen ich meine Reise beginnen darf, die ich nun alle erfüllt habe. Da sie jetzt jedoch das Protokoll verfälscht haben, können sie sich wieder etwas Neues ausdenken. Das ist einfach korrupt!

    Laura
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    Thomas Weber
    11. Juli 2010

    In den vergangenen Tagen hatten wir viel Arbeit mit dem Austausch der Takelage der Neut Masten. Ich bin inzwischen so oft im Mast gewesen, daß ich beinah jeden Quadratzentimeter beider Masten auswendig kenne.

    Wir haben die komplette Takelage des Bootes erneuert und einige Dinge verändert. Wir haben den Kutterstag etwas nach achtern versetzt, da man sonst mit dem Genuasegel festsitzt wenn man eine Wende fährt. Und konnte man wegen des Kutterstags den Kettenkasten nicht gut öffnen. Wir haben eine diamantartige Takelage erstellt. Diese müsste den Druck auf die Masten vermindern, wenn ich die Sturmfock benutze. Zunächst waren allein die Backstagen hierfür zuständig, wenn diese jedoch im Sturm losreißen ist man schnell den Mast los, und dem will ich zuvorkommen. Heute war ich den ganzen Tag zusammen mit einer Aluminiumfirma mit dem Rahmen für die Solarzellen, der hinten auf das Boot kommt, beschäftigt. Morgen wird er auf dem Boot montiert. Des Weiteren sind wir mit den allerletzten Arbeiten beschäftigt und bereiten uns auf die kommende Gerichtsverhandlung vor.

    Laura

    Thomas Weber
    16. Juli 2010

    Der Solarzellenträger ist angebracht! Er passt gut zu “Guppy” und ich habe auch einen schönen Ausguck. Nun können wir die Windfahne anpassen. Die Solarzellen sind schon montiert und angeschlossen.
    Während der vergangenen zwei Tage war ich sehr beschäftigt mit dem Absolvieren eines Überlebenstrainings bei Falck Nutec, Maasvlakte [bei Rotterdam]. Ich habe mit einer Rettungsinsel in einem Spezialschwimmbad, wo Wellen, Wind und Regen simuliert werden können, geübt. Auch habe ich mit verschiedenen Notsignalen wie Rauchsignal und Handfackel geübt. Danach habe ich noch ein paar Feuer gelöscht. Sie haben mit auch ein paar zusätzliche Kenntnisse in Erster Hilfe beigebracht, wie man sich selbst eine Injektion gibt und das Nähen von Wunden zum Beispiel. Am Ende durfte ich noch mit einer anderen Gruppe mit in ein Freifallrettungsboot, das sie dort auch haben. Das ist für meine Reise natürlich nicht erforderlich, aber es war toll, das einmal mitzumachen. Heute war der letzte Schultag und ich habe mein Zeugnis abgeholt. Danach habe ich die neu gestopften Polster auf mein Boot gebracht. Die Bezüge waren ein bisschen altmodisch, aber nun sind sie schön rot. Bevor ich weitere Fragen bekomme, ja, meine Lieblingsfarbe ist rot. Darum sind das Boot und die Bezüge das auch. Und ich finde das toll! Jetzt habe ich Ferien, und kann nun den ganzen Tag auf “Guppy” verbringen. Ich sehne mich sehr danach, endlich in See zu stechen.

    Laura

    Thomas Weber
    25. Juli 2010

    In den letzten Tagen waren wir ziemlich mit dem Boot beschäftigt. Das ist immer so bei Booten, sie werden nie richtig fertig. Aber wir sind nun wirklich mit den letzten Kleinigkeiten, sodaß “Guppy” bereit ist für ihre und natürlich auch meine große Reise. Ich habe inzwischen alle Segel, einschließlich eines schön gefärbten Halfwinders. Vielleicht habt Ihr es bereits erraten, der ist natürlich hauptsächlich rot. Auch habe ich Sonnenschutzkleiding bekommen, das ist sehr wichtig in den Tropen, und bei dem derzeitigen Wetter merkt man auch daß es ab und zu ganz schön ist, Schatten zu finden. Am Dienstag ist wieder eine Urteilsverkündung. Ich bin neugierig, dieses Mal habe ich schon etwas Hoffnung. Jeugdzorg findet, daß ich mein Bestes gegeben habe um alle Bedingungen zu erfüllen. Und daß es ausreichend ist. Sie haben gesagt, daß sie die Vormundschaft sofort aufgehoben haben wollen. Lediglich der Kinderschutz [Raad voor de Kinderbescherming; Rat für den Kinderschutz] beharrt darauf, daß ich es psychologisch nicht werde schaffen können. Schon merkwürdig, da ich im vergangenen Jahr eine psychologische Untersuchung mitgemacht habe, die zu dem Ergebnis kam, daß ich es schaffen kann. Ich bin nun wieder ein Jahr älter, warum sollte ich es auf einmal nicht mehr können? Unter allen Umständen wollen sie die Vormundschaft um 12 Monate verlängert haben. Wenn die Richter ein wenig objektiv sind, heben sie die Vormundschaft auf. Aber ich habe im vergangenen Jahr genug mitgemacht, und es würde mich nicht wundern, wenn sie sich etwas Neues ausdenken. Auch wenn das jetzt ein bisschen merkwürdig klingen sollte. Wenn alles glatt geht, könnte ich innerhalb der nächsten zwei Wochen abfahren in Richtung Portugal. Um von dort aus weiter zu segeln. Da habe ich Lust drauf!!

    Laura


    Thomas Weber
    29. Juli 2010

    Hallo an Alle,

    ich habe großartige Neuigkeiten, die meisten von Euch werden es schon in den Nachrichten gehört oder gesehen haben. Ich darf nun offiziell weg. Die Vormundschaft ist aufgehoben! Nach einem "Kampf" von einem Jahr darf ich auf einmal wirklich weg!! Das ist so großartig!! Mein Vater wird mit mir nach Portugal segeln um eventuell noch letzte Kleinigkeiten zu testen und zu verbessern, sodaß "Guppy" völlig sicher und in Ordnung ist wenn ich alleine aufbreche. Ab Portugal beginnt die offizielle Reise und bis dahin ist es kein Problem, da andere Leute, in diesem Fall mein Vater, mitfahren. Unterwegs werde ich regelmäßig mein Weblog schreiben.

    Laura

    Thomas Weber
    31. Juli 2010

    Es ist großartig, daß ich jetzt offiziell weg darf, und das wird am Mittwoch, 4. August, um 9 Uhr sein. Ich fahre dann endlich aus Den Osse in Richtung Portugal, jedoch zusammen mit meinem Vater. Das Abreisedatum von Portugal ist noch nicht bekannt. Aber ich werde Euch auf dem Laufenden halten. Auch meine Schulbücher sind klar!

    Laura

    Thomas Weber
    Alles läuft wie geschmiert. Ich habe inzwischen das ganze Boot aufgeräumt (es lag noch überall Werkzeug von der Arbeit an den allerletzten Kleinigkeiten herum). Nun kann ich mit einem picobello sauberen Boot meine Reise beginnen. Die letzten Tage habe ich hauptsächlich damit verbracht, von meiner Familie und meinen Freunden Abschied zu nehmen. Meine Abreise rückt stets näher und ich kann es kaum erwarten, endlich wegzufahren!

    Laura

    Thomas Weber
    6. August 2010

    Nach all dem Stress und dem [Medien-] Interesse sind wir endlich unterwegs nach Portugal. Während dieser Reise fährt mein Vater noch mit um das Boot noch gut zu testen bevor das große Abenteuer beginnt, und Peter regelt meine Angelegenheiten in den Niederlanden. Das Segeln geht sehr gut, jedoch haben wir viel südwestlichen Wind, daher müssen wir kreuzen. Guppy liegt bis zu den Seitengängen im Wasser, aber das ist das was ich will, und ich genieße die Ruhe und die See. Wir sind inzwischen bei Tourlaville in Frankreich; unser derzeitiger Kurs ist W 286 °, Geschwindigkeit 7 Knoten bei einem Wind aus SW von 5 Bft. Ich bin so glücklich, daß ich nun endlich weg bin.
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    Thomas Weber
    6. August 2010

    Nach all dem Stress und dem [Medien-] Interesse sind wir endlich unterwegs nach Portugal. Während dieser Reise fährt mein Vater noch mit um das Boot noch gut zu testen bevor das große Abenteuer beginnt, und Peter regelt meine Angelegenheiten in den Niederlanden. Das Segeln geht sehr gut, jedoch haben wir viel südwestlichen Wind, daher müssen wir kreuzen. Guppy liegt bis zu den Seitengängen im Wasser, aber das ist das was ich will, und ich genieße die Ruhe und die See. Wir sind inzwischen bei Tourlaville in Frankreich; unser derzeitiger Kurs ist W 286 °, Geschwindigkeit 7 Knoten bei einem Wind aus SW von 5 Bft. Ich bin so glücklich, daß ich nun endlich weg bin.
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    Thomas Weber
    7. August 2010

    Der Radio CD-Spieler ist kaputt

    Hallo alle, es geht hier alles prima, lediglich der Radio CD-Spieler ist leider kaputt gegangen. "Guppy" gleicht mehr einem U-Boot als einem Segelboot und es kommt viel Wasser über. Es ist auffällig daß uns viel Müll und auch Stücke von alten Fischernetzen entgegenkommen, vor Allem mit letzteren muss man aufpassen, das habe ich während meiner letzten Reise nach England gemerkt. Wir haben das Großsegel gesetzt und der Motor läuft. Wir laufen jetzt 5,9 Knoten bei einem Wind von 4-5 Bft. aus Süd-West. Unser Kurs ist SW 249°. Es ist nicht wirklich Urlaubswetter, es regnet oft und es st kalt, besonders nachts. Die Temperatur liegt bei 18 Grad. Inzwischen haben wir schon 387 Meilen zurückgelegt und im Augenblick fahren wir mitten im Englischen Kanal, zwischen Plymouth in England und Saint-Pol-de-Léon in Frankreich
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    Thomas Weber
    8. August 2010

    Endlich schönes Wetter

    Wir haben uns beeilt und beginnen nun mit der Überquerung der Biskaya. Endlich haben wir schönes Wetter und die Sonne scheint. Es ist fast windstill und wir haben den Spinnaker gesetzt und haben eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 1,9 Knoten, Haha. Die See ist schön blau und ich habe für Papa Makkaroni gekocht, die er sehr lecker findet. Auch freue ich mich über die Grüße von Opa und Oma. Spot geht es glücklicherweise gut. Des Weiteren habe ich schon etwas an meiner Schularbeit getan. Über das Iridium Satellitentelefon kann ich zu Glück in Kontakt mit dem Team und meiner Familie bleiben. Wir sind nun 526 Meilen gefahren und der Kurs jetzt 190°.

    Tschüß, Laura



      10. August 2010

      Juchhu, Delphine

      9. August 2010

      Was für ein toller Tag. Heute haben wir noch immer gutes Wetter und ich habe Delphine und einen Wal gesehen. Wirklich toll um so was zu sehen. Wir legen gut vor und haben ungefähr etwas mehr als die Hälfte der Biskaya hinter uns. Wir sind schon 685 Meilen gefahren, der Kurs ist 235° bei einer Geschwindigkeit von 6 Knoten.

      Tschüß
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      Thomas Weber
      11. August 2010

      Schade

      Es ist Schade, daß wir das Gästebuch abschalten müssen, da bösartige Menschen merkwürdige Dinge schreiben. Mir geht es ziemlich gut und Papa ist ein Fresssack. Es isst meinen ganzen Vorrat auf, Chips, Nüsse, Kekse, Cola, Schokolade - nichts ist vor ihm sicher. Seit gestern haben wir Probleme mit der Seewasserpumpe. Die hat versagt, und auch das neue GPS/Radar hat ein paar Macken. Manchmal fallen verschiedene Funktionen aus. Das ist ziemlich schwierig, ohne Radar im Nebel zu fahren, da man dann ziemlich aufpassen muss. Zum Glück kommt Peter mit neuen Geräten nach Portugal. Davon abgesehen gibt es hier nicht viel zu sehen und zu tun, jedoch haben wir schönes Wetter. Ich habe Kartoffeln mit braunen Bohnen und auch Tomatensuppe gemacht. Das Wetter ist ruhig, daher habe ich Zeit für meine Schulbücher. Ich habe einen Stundenplan erstellt und lese nebenbei auch noch ein Buch. Heute Morgen habe ich frische Brötchen gebacken und heute habe ich wieder Delphine und auch einen Hai gesehen. Wir sind schon bei Nord Spanien (Kap Finisterre). Alle Segel sind gesetzt, die 2 Focksegel, das Großsegel und das Besansegel. Der Wind ist lediglich 2-3 Bft. aber trotzdem machen wir fast 6 Knoten.

      Bis später.
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      Thomas Weber
      12. August 2010

      Es läuft großartig

      Hallo an Alle, es läuft großartig. Wir fahren unter Vollzeug und machen fast 9 Knoten. Wir sind bei Figura da Foz, Portugal. Tja, ich muß mal wieder was über meinen Vater sagen: Nun hat er sich einen Zeh gebrochen. Er schläft jetzt, aber es tut ziemlich weh. Man kann ihn auch nie alleine lassen! Aber ich versorge ihn wirklich gut, Haha. Gleich gehe ich wieder kochen. Von Peter höre ich, was in den Niederlanden so alles passiert. Viel neues, schön zu hören. Auch sehe ich immer öfter Delphine. Schön zu sehen, und das Wasser hier ist so schön blau. Der Kurs den wir fahren ist Süd 181, zurückgelegte Strecke 704 Meilen, schönes Wetter und ein toller Wind.
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      Thomas Weber
      17. August 2010

      Jachthafen Portimao

      Es war in den vergangenen Tagen so stressig, daß ich kein Blog schreiben konnte. Am ersten Tag an Land haben wir das ganze Boot entsalzt und die Wäsche gewaschen. Wir hatten drei Waschmaschinen voll! Alles war salzig geworden, da das Boot in den ersten Tagen auf unserem Kurs nach Süden mehr unter als auf dem Wasser fuhr. Mit dem Zeh meines Vaters geht es inzwischen wieder etwas besser. Darüber hinaus sind wir natürlich damit beschäftigt, einige Kleinigkeiten auf dem Boot in Ordnung zu bringen. Der neue Kartenplotter/Radargerät, von Seiwa zur Verfügung gestellt, ist eingebaut und auch das neue Radio ist bereits eingeweiht. Das Wetter ist großartig hier und ich kann auch meine dicke Jacke ablegen, die ich auf dem ganzen Weg nach Portugal getragen habe, da es nicht so warm war. Hier reichen ein T-Shirt und eine kurze Hose.

      Laura
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      Thomas Weber
      22. August 2010

      Start solo

      Ich bin endlich für meine Soloreise aus Gibraltar abgefahren. In Portimao wurde ich schon nach einem Tag durch die Presse und Touristen bedrängt. Den ganzen Tag liefen dort unzählige Menschen über den Steg. Und natürlich mußte jeder Fotos machen! Das fand ich echt blöd. "Guppy" mußte noch mit den neu installierten Geräten getestet werden. Ich beschloß, nach Gibraltar zu fahren, da es dort etwas ruhiger war. Darüber hinaus mußte innerhalb der dortigen 12 Meilen Zone kein Erwachsener an Bord sein. In Gibraltar bin ich auf dem Berg gewesen und habe die Affen, die dort leben, kennen gelernt. Die fanden das Auto sehr interessant, vor allem von innen. Auch die alten Kasematten fand ich sehr interessant. Samstagmorgen, am 21. August, warf mein Vater die Trossen los, und ich segelte endlich alleine los!
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      Thomas Weber
      23. August 2010

      Freiheit!

      Ich bin schon zwei Tage unterwegs und genieße die Ruhe und die Weite um mich herum. Zurzeit steht hier ein guter Wind, nachdem ich einen Tag lang wenig Wind hatte und den Motor einsetzen mußte. Durch das Rollen von "Guppy" hatte ich ein bisschen Probleme mit Seekrankheit. Aber das geht jetzt zum Glück wieder besser. Ich habe bereits mehr als die Hälfte meiner ersten Etappe hinter mir. Es geht prima.
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      Thomas Weber
      24. August 2010

      Auf See

      Noch 170 Seemeilen bis zu den Kanarischen Inseln. "Guppy" segelt wunderbar. Mit zwei "Segelchen", der Genua und der Sturmfokk, laufe ich 6 Knoten. Gestern rollte "Guppy" ziemlich, da ich den Wind schräg von achtern hatte. Ich bin nun vier Tage auf See und ich fühle mich prima. Ich habe in meinen Rhythmus hineingefunden und die Makkaroni, die ich gekocht habe, schmecken bestens. Ab und zu sehe ich in der Ferne ein Segelboot und es kam mir auch schon eines entgegen, eine außergewöhnliche Erfahrung auf See! Regelmäßig kommen Delphine vorbei um zu gucken, ob es mir gut geht.
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      Thomas Weber
      25. August 2010

      Land in Sicht

      Nachdem ich vier Tagen nur Wasser zu sehen bekam, habe ich heute Morgen wieder ein Stückchen Land gesehen. Ich konnte das Land leider zuerst auf dem Radar sehen als mit eigenen Augen, da die Sicht nicht besonders gut war. Das besserte sich zum Glück gegen Mittag, als sich die Wolken verzogen und einem schönen warmen Sonnenschein platz machten. Jetzt liege ich auf den Kanarischen Inseln, die erste Etappe meiner Reise hinter mir. Es war eine gewaltige erste Etappe, auf die ich mit einem guten Gefühl zurückblicken kann. Schlafen, essen, navigieren und alle anderen Dinge an Bord fielen mir leicht, und sowohl das Wetter als auch mein Rhythmus auf dem Boot wurden mit jedem Tag besser. Ich werde vorläufig ausschließlich Land sehen müssen, jedoch wird das bei dem herrlichen Wetter und der großartigen Aussicht kein Problem sein. Entschuldigung, daß die Englische Seite nicht aktualisiert wurde und daß die Blogs manchmal etwas kurz und wenig informativ waren. Aber es war nicht möglich, dies alles auf See besser in den Griff zu bekommen. Ich werde nun versuchen, alles in Ordnung zu bringen.

      Laura
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      Thomas Weber
      28. August 2010

      Das Wetter ist hier immer noch toll, und abgesehen von ein paar Fallwinden ist es nahezu windstill und daher in der prallen Sonne beinah nicht auszuhalten. Zum Glück habe ich ein Sonnensegel über der Cockpitwanne, und ich verbringe den ganzen Tag darunter. Es war schön, wieder eine Nacht durchzuschlafen. Aber ich möchte doch auch wieder auf die See hinausfahren. Da ich nun hier bin, möchte ich auch gern ein paar Inseln sehen. Es dauert noch bis die Hurrikansaison vorbei ist, darum habe ich alle Zeit bevor ich wieder zu einer anderen Insel fahren werde. In den Niederlanden haben die meisten Schulen wieder begonnen, und daher habe ich auch wieder in die Schulbücher vertieft. Das gehört nun mal dazu, aber ich finde das überhaupt nicht schlimm.

      Laura
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      Thomas Weber
      30. August 2010

      Gestern bin ich Strand gewesen, zusammen mit einer Frau von der Insel, die ich hier kennen gelernt habe. Sie hat mich viel von der Insel sehen lassen, und als ich sagte, daß ich noch nie einen Vulkan gesehen habe, sind wir auf dem Rückweg an den Vulkanen vorbeigefahren, wovon "einige", wie sie mir erzählte, noch aktiv sind. Vor Allem die riesigen Felder mit der erstarrten Lava um die Vulkane herum waren schön anzusehen. Mindestens ein Viertel der Insel ist vulkanisch oder felsig. Bestimmte Stellen darf man auch nicht betreten, da man sonst im Schlamm einsinken wurde und nicht mehr herauskommt. Es war toll das zu sehen.
      Sie erzählte mir noch viel mehr über die Insel und über ihre Bewohner, und was besonders auffiel war, daß alle Häuser weiß gestrichen sind, auf der Landseite grüne Türen und Türrahmen, und auf der Seeseite blaue Türen und Türrahmen aufweisen. Auch sind die Häuser nicht höher als zwei Stockwerke, da andernfalls die Aussicht ruiniert würde, so erzählte sie. Das klingt komisch, aber es steckt doch ein Kern Wahrheit darin. Wenn man eine Stadt betrachtet, so kann man die Umgebung noch gut erkennen, und die Stadt selbst erscheint einfach als weißer Fleck. Gestern entdeckte ich, daß das Steuerrad ziemlich schwergängig war. Ich werde jetzt die ganze Achtersektion ausräumen um an die Steuerzüge heranzukommen. Ich glaube, daß eines der Steuerkabel aus der Führung herausgelaufen ist, also habe ich vorläufig wieder was zu tun.

      Laura
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      Thomas Weber
      31. August 2010

      Nachdem ich gestern die ganze Achtersektion ausgeräumt und alle Seilrollen und die Steuerkabel nachgesehen und sogar den Steuerautomat abmontiert habe, jedoch keinen Fehler finden konnte, begann ich mir ein wenig Sorgen zu machen, daß es vielleicht irgendwas mit den Lagern des Ruders zu tun hat. Als ich nach einigem Geracker die Steuerkabel von der Achse des Ruders entfernt hatte, und das Ruder immer noch nicht bewegen konnte, wusste ich das sicher. Wir überlegen jetzt, wie das am Besten gelöst werden kann.
      Heute bin ich mit einer Segelschule in einem Laser-Boot mitgesegelt. Das war toll, wieder mal mit einem offenen Boot zu fahren. Das ist doch ganz anders als mit einer Kajütjacht. Es stand ein toller Wind, darum konnte ich prima hin und her fahren. Das Wasser hier ist so klar, daß man den Meeresboden ohne Probleme sehen kann, obwohl es hier ziemlich tief ist. Das verwirrte mich ein wenig, es schien nämlich so, als ob man den Boden berühren könne. Während des segelns konnte ich den Schatten den Bootes über den Grund gleiten sehen. Total komisch, aber wunderschön.

      Laura



      3. September 2010

      Das Problem mit dem Ruder ist gelöst. Es läuft wieder wie geschmiert. Nach einigem Gefummel in der Achtersektion ist das Problem gelöst. Es ist jedoch eine regelmäßige Wartung erforderlich, aber das ist bei Booten sowieso immer der Fall. Mein Vater ist seit gestern hier, es ist schön, ihn wieder zu sehen. Obwohl ich mittlerweile daran gewöhnt war, alleine zu sein. Zuerst mußte ich mich daran gewöhnen, allein zu sein, und jetzt muß ich mich wieder daran gewöhnen, daß er hier ist. Ich denke, daß ich in ein bis zwei Wochen zur nächsten Insel fahren werde, welche Insel weiß ich noch nicht genau.

      Laura

      Thomas Weber
      8. September 2010

      Inseltour

      Tut mir leid, daß ich euch so lange hab warten lassen, aber in den vergangenen Tagen bin ich mit dem Auto durch Lanzarote gefahren. Ich habe Vulkane gesehen, Grotten, Binnenseen und hatte eine großartige Aussicht von den Gipfeln der Vulkane und Berge. Kurzum, ich habe für diese Woche genug Erdkunde gemacht. Die Regierung von Lanzarote hat mir für alle interessanten Orte auf Lanzarote Freikarten gegeben. Es gibt enorm schöne Stellen. Die Landschaft ist merkwürdig, manche Gegenden gleichen einer Mondlandschaft. Sie versuchen, in das Lavageröll Löcher zu graben und darin etwas anzubauen, was meistens nicht klappt, da der Grund zu unfruchtbar ist, und da es darüber hinaus zu trocken und zu heiß ist. Der einzige Bewuchs auf dieser Insel sind daher auch Kakteen und Palmen, wovon die meisten angepflanzt wurden, vor allem in der Gegend um den Binnensee, wo ich gewesen bin.
      Durch die Lava führen viele unterirdische Gänge, "Grotten", worin sich Wasser sammelt. Dadurch, daß es dort feucht genug ist, wachsen in der Grotte Palmen und viele verschiedene Sorten Pflanzen, wodurch es wie ein riesiger unterirdischer Dschungel scheint. Ich war ach in einer Grotte, die vollständig aus erstarrter Lava besteht. Auf einmal kamen wir zu einer Art See in der Grotte. Aber da wir zu tief waren, wuchs hier nichts. Dadurch, daß es so still war, war das Wasser spiegelglatt, so glatt, daß es wie ein riesiges, tiefes Loch schien. Aber es war natürlich nur Wasser.
      Ich bin auch mit einem Bus über schmale Wege entlang einer Schlucht gefahren. Ich denke, daß ich persönlich die Strecke lieber gelaufen wäre. Es ging an beiden Seiten senkrecht nach unten, und der schmale Weg war auch nicht wirklich für einen großen Tourenbus gemacht. Trotzdem, es war sicherlich die Mühe wert, denn es war unglaublich schön. Wir fuhren Vulkane und Krater entlang, und durch bis an den Horizont reichende Lavafelder. Hier durfte man nur mit einem Bus weiter, da es mit dem Auto zu gefährlich ist. Man kann die Orientierung verlieren, und die Leute steigen öfters aus, daher ist es verboten. Da der Lavastein sehr scharf ist, und auch die Möglichkeit, daß Teile hiervon abrutschen. Mitten in den Lavafeldern haben sie ein Restaurant gebaut, wo mittels der Hitze aus der Erde gegrillt wird.
      Da war ein enorm tiefes Loch, worüber man sich besser nicht beugen sollte, denn es kam eine ziemliche Hitze heraus. Genau richtig um darauf zu grillen. Aber wenn man dort herumlaufen möchte darf man keine Flip-Flops tragen, so wie ich, denn wenn man zu lange stehen bleibt, ist man am Boden festgeschmolzen. Aber auch das kam ganz gut. Nach einigen Lektionen Erdkunde kehrte ich zurück zu "Guppy", die noch immer in ihrer Box lag und auf ihr Frauchen wartete. Nun bin ich wieder auf Guppy und brenne darauf, die nächste Insel mit all ihren Geheimnissen kennenzulernen.

      Laura

      Thomas Weber
      10. September 2010

      Nach meiner Inseltour bin ich wieder mit dem Laser gefahren mit den einheimischen Jugendlichen. Wenn sie da sind, darf ich immer mitsegeln. Jedoch können nicht viele von ihnen Englisch, daher müssen wir uns meistens mit Händen und Füßen unterhalten, da es mit meinem Spanisch noch gar nicht klappt. Obwohl ich ein paar Wörter mehr weiß seit ich abgefahren bin, klappt es nicht, ein richtiges Gespräch zu führen. Als ich dabei war, den Laser wegzuräumen, kam jemand zu mir und gab mir eine Karte. So lernte ich José kennen. Er unternimmt allerlei lustige Aktivitäten mit Touristen. Zum Beispiel geht er bei Vollmond Kajak fahren und lehrt die Leute das Surfen und Segeln. Auf der Insel ist er sehr bekannt. Einmal ist er zusammen mit seinem Hund und noch jemandem auf einem Duo Surfbrett 60 Meilen nonstop gefahren, da er zu dieser Zeit auch 60 Jahre alt war.

      Laura

      Thomas Weber
      11. September 2010

      Heute bin ich zur Stadt geskatet, da ich zu faul war, zu laufen. Ich genötigte etwas Farbe aus dem Baumarkt um die Ankerkette zu markieren damit ich sehen kann, wie viele Meter herausgelaufen sind. Aber der Baumarkt ist natürlich am anderen Ende der Stadt. Vielleicht wäre ich doch besser dorthin gelaufen, denn da ich nicht mehr an das Skaten gewöhnt war, habe ich jetzt eine dicke Blase an meinem Fuß. Wie auch immer, ich habe die Farbe und die Ankerkette ist markiert.

      Laura

      Thomas Weber
      13. August 2010

      Regen?!

      Nachdem ich gestern Abend einen großartigen Sonnenuntergang genossen habe, wurde ich heute Morgen bereits früh von einem leisen tappen auf das Boot geweckt. Nach einigen Sekunden realisierte ich, daß es regnete. Obwohl ich sicher war, daß nichts draußen herumlag, was nicht naß werden durfte und die Luken dicht waren, sprang ich doch aus meinem Bett heraus. Als ich über das Deck lief, sah ich einige Leute, die Luken schließen. Da ich nicht mehr schlafen konnte, habe ich gegessen und habe mich meinen Schularbeiten gewidmet, was ich eigentlich jeden Tag tue. Den ganzen Tag ist es bewölkt geblieben, glücklicherweise war es nicht kalt.

      Laura

      Thomas Weber
      14. September 2010

      Heute war es wieder sonnig und brütend heiß. Das einzige, woran ich noch erkennen kann, daß es geregnet hatte, ist der feine Sand, der mit dem Regen herunterkam und nun meine Aussicht durch den Spritzschutz trübt. Es war ein guter Tag um die Wäsche zu waschen. Des Weiteren mache ich Pläne, um wieder mal weiter zu fahren. Leider kann ich noch nicht über den Atlantik wegen der Hurrikansaison. Aber nach meinem Geburtstag am 20. will ich in Richtung Las Palmas fahren. Ich darf zwei Wochen lang im Hafen von Pasito Blanco bleiben. Was ich danach machen werde, weiß ich noch nicht.

      Laura

      Thomas Weber
      15. September 2010

      Heute war es wieder extrem warm, und ich habe bis auf einen Sprung ins Wasser und das Boot aufräumen nichts weiter gemacht. Aber ich habe den Flugsand und den Sand, der mit dem Regen herunterkam, wieder vom Boot abgespült.

      Laura

      Thomas Weber
      17. September 2010

      Nach einem Tag mit viel Wind und Bewölkung wurde das heute wieder übertroffen durch Windstille und glutheiße Sonne. Heute hat der Marlin-Cup begonnen. Das ist ein großer Fischfang-Wettstreit, welcher von Marina Rubicon [Jachthafen, Lanzarote] organisiert wird. Heute Morgen fuhren alle Boote mit gehörigem Lärm hinaus auf die See, und um 5 Uhr wiederholte sich dieses Ritual anders herum. Die Fische dürfen nicht an Bord genommen werden, daher gibt es hiervon lediglich Fotos. Ich habe den Tag mit einer Prüfung in Mathematik und mit Plaudern mit anderen Leuten verbracht. Gestern bin ich bei anderen Niederländern Essen gewesen, die auch um die Welt segeln wollen, jedoch wollen sie das in fünf Jahren machen und ich in zwei.

      Laura

      Thomas Weber
      18. September 2010

      Gestern Abend war ein Fest hier im Hafen. Da war eine Gruppe, die mit Trommeln einen sehr schönen Auftritt hatte. Es war toll, das zu sehen. Vor allem, wie Menschen mit sehr einfachen Instrumenten und ein bisschen Phantasie so einen schönen Auftritt bewerkstelligen können. Heute bin ich als Steuerfrau auf dem Startschiff des Fischwettstreits gefahren (eine große Beneteau-Jacht). Ich mußte mich erst daran gewöhnen, wieder ein anderes Boot zu fahren. Nach dem Start sind wir wieder in den Hafen zurückgefahren. Den Rest des Tages habe ich auf "Guppy" verbracht.

      Laura

      Thomas Weber
      21. September 2010

      Gestern hatte ich Geburtstag, vielen Dank für alle Gratulationen. Ich hatte einen großartigen Tag. Morgens bin ich vom Anruf meiner Mutter und meiner Schwester aufgewacht, kurz darauf folgte auch ein Anruf von meinem Vater und dann vom Rest der Familie. Als ich mit den Schularbeiten beschäftigt war, kamen die ersten Geschenke, von den Niederländern, bei denen ich gegessen hatte. Später folgte eine Torte von den Leuten von der Marina Rubicon.
      Vorgestern habe ich mit anderen Niederländern eine Vulkanwanderung gemacht. Das war übrigens sehr schön. Danach sind wir Essen gegangen; es gab Tintenfisch. Der gefiel mir vom Geschmack her eigentlich nicht so gut. Aber ich habe ihn probiert. Mit einem von den Niederländern war ich heute Schnorcheln. Das war wunderbar. Ich habe viele verschiedene Arten Fische in allerlei Farben gesehen. Und die Felsen unter Wasser sind ein toller Anblick (eigentlich habe ich eine Abneigung gegen sie, da man sich mit einem Boot vor ihnen sehr in Acht nehmen muß). Danach haben wir zusammen gegessen. Als ich am Abend zurück zu meinem Boot kam, lag da noch ein Geschenk. Von jemandem von der Insel, mit dem ich vor Kurzem ein Schwätzchen gehalten habe. Des Weiteren habe ich noch einige Karten und sonstige Dinge von ein paar Leuten bekommen. Kurzum, es war ein herrlicher 15. Geburtstag. Heute richte ich den Steven auf Gran Canaria, und ich lasse Lanzarote, Marina Rubicon und alles andere schöne hier wieder zurück. Um wieder neue Menschen und neue Dinge kennenzulernen.

      Laura

      Thomas Weber
      22. September 2010

      Früh am Morgen, als es noch dunkel war, kam ich in Pasito Blanco an. Ich hatte einen günstigen achterlichen Wind, daher verlief die Tour schneller als erwartet. Als ich ankam hatte ich einen nicht allzu starken ablandigen Wind, daher war es nicht so schwierig, um in der Dunkelheit einzulaufen. Es ist immer schön, die Umgebung am frühen Morgen anzusehen, es ist so anders als am hellen Tag. Heute Morgen hat es stark zu regnen begonnen, und in der Zwischenzeit hat es noch nicht aufgehört. Aber das hat auch einen Vorteil, denn ich kann "Guppy" jetzt ganz einfach saubermachen.

      Laura

      Thomas Weber
      24. September 2010

      Seit dem ersten Tag in Pasito Blanco habe ich keinen Tropfen Regen mehr gesehen. Es ist jetzt glutheiß und es geht kein Lüftchen. Es ist hier ganz anders, vor allem ist es viel grüner als auf Lanzarote. Es ist interessant das zu sehen. Die Menschen sind sehr freundlich, Pasito Blanco ist nicht groß, es gibt einen Supermarkt und ein paar Häuser. Ich habe schon wieder einige Leute kennengelernt. Am ersten Tag bin ich mit Leuten Essen gewesen, und morgen werde ich mir zusammen mit ein paar Niederländern, die hier überwintern, die Insel ansehen.

      Laura

      Thomas Weber
      25. September 2010

      Heute bin ich zusammen mit einem Niederländer in die Berge gefahren. Es ist echt erstaunlich, wie grün es dort oben ist. Vor Allem im Vergleich zu Lanzarote. Mitten in den Bergen gibt es kleine Dörfer und Hütten, wo sie versuchen, auf einem planierten Stück des Berghanges etwas anzubauen. Wir haben viele Orangenbäume gesehen. Auch habe ich mir einen Stausee angesehen. Da war ein Berg, wo es enorm vieles in den verschiedensten Farben gab. Von rot bis blau und violett, gelb, orange, um nur einige zu nennen. Total schön so was zu sehen. Danach haben wir in Mogán etwas gegessen. Nun bin ich wieder auf "Guppy".

      PS: Wegen technischer Probleme mit der Website ist es im Moment nicht möglich, Fotos einzufügen.

      Laura

      Thomas Weber
      29. September 2010

      Entschuldigung, daß ich ein paar Tage nicht geschrieben habe. Ich war sehr mit dem Boot und den Schularbeiten beschäftigt. Nun habe ich besuch aus den Niederlanden. Suzanne [Suzanne Docter, Reporterin des Algemeen Dagblad; Laura schreibt für diese Zeitung eine wöchentliche Kolumne] ist für ein paar Tage hier. Sie hat ein Auto gemietet, so dass wir zusammen die Insel erkunden können. Wir sind erst in Richtung Las Palmas gefahren, und um 12 Uhr haben wir mit einer Route von Nord nach Süd begonnen, für die man eigentlich zwei Tage benötigen würde. Nachdem wir uns viermal verfahren hatten, kamen wir in einem kleinen Dorf an, das sehr schön zu sein schien, so wie alle anderen Dörfer. Über Trampelpfade kamen wir stets höher und höher, bis wir das höchste Dorf der Insel erreicht hatten. Das liegt auf einer Höhe von 1270 Metern. Da war ein großer Fußballplatz und die Häuser waren großenteils in den Berg gebaut. Wir aßen etwas in einem Restaurant, das in den Berg gebaut war. Von hier hatten wir eine großartige Aussicht über die Insel, und ich konnte sogar die Berggipfel von Teneriffa, der Insel nahe Gran Canaria, über die Wolken ragen sehen. Nachdem wir noch viele kleine Dörfer, die verstreut im Herzen von Gran Canaria liegen, angesehen haben, kamen wir wieder in die bewohnte Welt zurück. Wo ich noch kurz im Meer geschwommen bin.

      Laura

      Thomas Weber
      30. September 2010

      Ich habe heute eine geraume Zeit mit einer großen Bananenstaude gekämpft, die ich bekommen habe. Nach einer Stunde habe ich die riesige Staude am Gerüst der Solarzellen festgebunden. Ich überlege mir schon, was ich alles aus ihnen machen kann, wenn sie massenweise reif werden... Ich habe nämlich auch eine ganze Kiste mit anderen Früchten bekommen. Mann, ich werde so gesund werden.

      Laura

      Thomas Weber
      2. Oktober 2010

      Gestern hatte ich einen herrlichen Tag auf dem Wasser, ich durfte auf einem Delfinboot mitfahren und habe springende Delfine gesehen!! Das habe ich in freier Natur noch nie gesehen. Auch waren sie größer als die Delfine, denen ich unterwegs begegnet bin. Das war wieder ein Erlebnis. Gestern war herrliches Wetter, heute regnet es leider. Die Inselbewohner sagen, daß es hier eigentlich nie regnet. Aber seitdem ich hier bin, habe ich schon drei verregnete Tage gehabt!

      PS: Für die Fotos bitte das Englische Weblog ansehen. Klick auf die Englische Flagge rechts oben.

      Laura

      Thomas Weber
      4. Oktober 2010

      Gestern wurde ich eingeladen zu einem Essen im Niederländischen Club hier auf Gran Canaria. Wir haben Hering und Eintopf gegessen. Das war merkwürdig, auf einer spanischen Insel zwischen ausschließlich Niederländisch sprechenden Menschen zu sitzen. War aber schön, mal wieder Niederländisch zu sprechen. Normalerweise komme ich hier mit Englisch ganz gut zurecht. Heute Morgen hörte ich einen lauten Knall, ich rannte sofort nach draußen und habe entdeckt, daß meine Bananenstaude den Weg nach unten gefunden hatte. Die Staude war zerbrochen und trieb nun neben dem Boot. Nach einiger Mühe hatte ich die Staude wieder auf dem Boot und nun habe ich sie an der Reling festgebunden.

      Laura

      Thomas Weber
      5. Oktober 2010

      Hola

      Manchmal sehne ich mich danach, wieder auf See zu sein, leider muß ich noch warten bis die Hurrikansaison vorüber ist. Ich habe nicht wirklich das Bedürfnis, in einen Orkan zu geraten. Nicht, daß das Leben hier so schlecht ist, aber anstrengend ist es. OK, das kann ich noch stets selbst kontrollieren. Naja, ich habe schon meine Pflichten. Schule, Mails, Blogen und natürlich das Boot aufräumen und saubermachen, weil so ein "kleiner" Raum schnell in Unordnung gerät...
      Davon abgesehen unternehme ich natürlich viel mit Menschen, die ich hier kennenlerne, weil ich, wenn ich schon einmal hier bin, möglichst viel von der Insel sehen möchte. Gestern habe ich mit ein paar Leuten Orte auf der Insel besucht, die ich noch nicht gesehen habe. Vor allem der Norden der Insel ist sehr schön. Es gibt viel Grün, und auch die Dörfer sind schön um dort durchzulaufen. Wisst Ihr, daß Gran Canaria, was weiß ich wie lange das her ist, für eine Woche Niederländisch war? Das habe ich gestern von jemandem gehört. Morgen gehe ich zusammen mit einem Tauchlehrer tauchen. Das wird sicher cool. In den Niederlanden habe ich natürlich auch schon getaucht, in einem Schwimmbad, aber da gibt es keine Fische...
      Da habe ich wirklich Lust drauf. Heute bin ich zusammen mit ein paar Menschen hier von der Insel Essen gegangen, in etwas, was sie hier ein Restaurant und wir in den Niederlanden eine Spelunke nennen. Ich fand das echt toll, nicht so touristisch und mit Aussicht auf das Meer. Die Leute, mit denen ich Essen war, haben speziell für mich eine Kette in Handarbeit hergestellt, die ist so schön. Sie zeigt den "Guppy", der vorne auf meinem Boot ist und den Namen darüber.
      In dem Restaurant liefen zahllose streunende Katzen herum und das Essen war herrlich. Hauptsächlich Fisch. Und ein paar typisch spanische Gerichte, deren Namen ich wieder vergessen habe. Mein Spanisch klappt nämlich noch überhaupt nicht, was ist das doch für eine schwierige Sprache! Inzwischen sind alle Bananen reif geworden, danke für all die Tipps was ich mit den Dingern machen kann. Ich habe nun schon mehrere Male Bananenmilchshake gemacht und das ist richtig lecker. Nun hab ich wieder was zusammengeschmiert, der Rest folgt Morgen!

      Adios!

      Thomas Weber
      6. Oktober 2010

      Unter Wasser ist es wirklich prächtig, nach dem einem Mal Schnorcheln fand ich es schon schön. Aber jetzt war ich tauchen mit jemandem von der Tauchschule "Let's Go Diving", das war echt super. Ich habe die legende Version von dem gesehen, was ich gegessen habe, den Tintenfisch mit Tentakeln und Saugnäpfen. Ich habe fünf Tintenfische auf einer Stelle gesehen. Das war so cool. Unter Wasser habe ich mir deswegen vorgenommen, sie NIEMALS wieder zu essen, das hatte ich mir eigentlich schon nach dem ersten Bissen vorgenommen, weil es nicht wirklich lecker schmeckt. Es waren dort viele Arten Fische, viel mehr als ich während des Schnorchelns gesehen habe; wir waren jetzt natürlich auch viel tiefer.
      Morgens, mittags und abends trinke ich jedes Mal Bananenmilchshake. Aber sie gehen mir nicht aus. Ich bekomme schon Probleme mit den dummen Fruchtfliegen.
      Letztens hatte ich auf einmal keinen Strom mehr. Ich hab das überhaupt nicht kapiert. Es war nämlich alles in der Steckdose eingesteckt, aber an meinem Ende von der Verlängerungsschnur hatte ich keinen Strom?! Letztendlich schien es meine Schuld gewesen zu sein, weil ich das Kabel so tief verlegt hatte, daß es durchgescheuert wurde. Es hatte einen Kurzschluß gegeben, und dadurch lag die Erde blank. Na ja, ein neuer Stecker ist angebracht und ich habe wieder Strom. Alle Nachteile haben auch Vorteile, denn das wird mir keinesfalls nochmal passieren.
      Morgen kommt mein Buch heraus über die Zeit vor der Reise. Has ist schon merkwürdig, ein Buch von einem selbst handelt. Und bei einem wird es nicht bleiben, da ich über die Zeit während der Reise auch sicher ein Buch schreiben werde. Ich habe damit schon angefangen, und so wird auch mein Niederländisch immer besser. In der Rechtschreibung des Niederländischen bin ich in der Tat nicht so gut. Das haben einige Leute ja bereits angemerkt.


      Adios,

      Laura



        7. Oktober 2010

        Ein schöner, ruhiger Tag und ich bin nicht viel weggewesen. Das Buch ist natürlich veröffentlicht worden und ich war in den Niederlanden live in der TV-Show "De Wereld Draait Door" zu sehen. Ich habe dort über Skype mit meiner Oma gesprochen. Morgen gehe ich wieder Tauchen. Ich werde nämlich meine Tauchprüfung für das Tauchen im offenen Meer ablegen! Natürlich muß ich etwas Theorie lernen, aber das gehört dazu. Ich finde die Unterwasserwelt so schön, meine Eltern haben während ihrer Weltreise auch viel getaucht. Ich werde an so vielen schönen Plätzen vorbeikommen, und davon möchte ich so viel wie möglich sehen und kennen lernen. Auch unter Wasser.

        Laura
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        Thomas Weber
        8. Oktober 2010

        Heute war ich wieder Tauchen, vor allem habe ich viele Übungen gemacht. Absetzen der Maske unter Wasser und wieder aufsetzen, Tauchausrüstung ablegen und wieder anlegen zum Beispiel. Und natürlich noch viel mehr. Der erste Schritt für meine Tauchprüfung ist getan! Es war heute wieder bewölkt und ab und zu fielen ein paar Tropfen. Aber das war ganz schön, denn kalt ist es hier nie. Trotzdem finden einige Inselbewohner es hier abends sehr kalt. Na ja, das werde ich wohl auch sagen, wenn ich mich zwei Jahre lang an die Wärme gewöhnt habe. Es erstaunt mich jeden Tag, wie schnell die Zeit vorbeigeht. Langweilen tue ich mich nie, und doch habe ich abends nicht unbedingt das Gefühl, daß ich übertrieben viel getan habe. Ich bin nun 66 weg aus den Niederlanden. Aber nach der Überquerung [des Atlantiks] werde ich nicht mehr lang irgendwo liegen bleiben und mich ordentlich beeilen. Ich freue mich sehr auf die Überquerung, das wird wohl eine gewaltige Erfahrung werden.

        Laura

        Thomas Weber
        10. Oktober 2010

        Gestern war ich mit Freunden hier von der Insel Essen. Das war sehr gemütlich und heute bin ich in einem Restaurant/Bar gewesen, wo ich auch ein paar Bekannte getroffen habe. Es liefen da viele Hunde herum und ich hätte sie so gern mitgenommen. Aber ein Haustier an Bord würde schwierig werden, und hier an Land sind sie sowieso besser aufgehoben. Ich habe auch zum ersten Mal Billard gespielt. Ich habe auch ein paar Mal den Ball getroffen. Heute war es windstill, daher habe ich weiter nichts gemacht. Ich habe noch etwas am Boot gebastelt und habe angefangen, die letzten Bananen zu schlachten. Sie sind nun beinah alle. Aber ein paar von ihnen fangen schon an zu verfaulen, daher werde ich morgen wahrscheinlich keinen Bananenmilchshake mehr bekommen.

        Laura

        Thomas Weber
        12. Oktober 2010

        Ich schaffe es nicht wirklich, mich hier zu langweilen. Den ganzen tag bin ich mit allem und nichts beschäftigt. Meistens stehe ich gegen acht Uhr auf. Dann esse ich was und mache meine Schularbeiten. Damit bin ich dann eine Weile beschäftigt. Und wenn ich damit fertig bin, bin ich meistens auch richtig wach. Oft unternehme ich dann etwas mit Leuten von der Insel. Heute wurde mein Morgenrhythmus jedoch gestört. Ich ging nämlich um 9.30 Uhr Tauchen, daher mußte ich bei meiner Rückkehr den Rest meiner Schularbeiten erledigen. Es war übrigens wieder ein sehr schöner Tauchgang. Beim ins Wasser gehen gab es einigen Wellenschlag, und durch die Brandung wurde ich sofort umgeworfen. Ich war die einzige, die sofort umfiel, daran muß ich also noch üben. Aber der Tauchgang war wieder großartig, ich habe einen ziemlich großen Oktopus gesehen, eine Meeresschnecke und sehr viele Seegurken.
        In meinem Gästebuch werde ich oft gefragt, wann die Fotos hochgeladen werden. Die werden wahrscheinlich nicht hochgeladen. Ich füge die Fotos einfach den Blogs hinzu. Manchmal werde ich gefragt, wann ich denn nun WIRKLICH abfahre... Ich bin seit 52 Tagen WIRKLICH unterwegs. Mit meiner Ausfahrt aus Gibraltar hat meine Weltreise begonnen. Ich verstehe, daß die meisten mit dieser Frage meinen, wann ich den Atlantik überqueren werde. Aber es ist nicht so, daß meine Reise erst dann beginnt. Ich muß hier nun warten bis die Hurrikansaison in der Karibik vorbei ist. Aber das wird unterwegs noch einmal vorkommen, was aber nicht heißt, daß ich die Reise unterbreche. Das ist einfach ein Teil meiner Weltreise. Einige Menschen scheinen auch nicht zu verstehen, daß das segeln entlang der Küste und in der Nähe von Inseln ein ganzes Stück schwieriger ist als eine Überfahrt von drei Wochen, wobei man keine Probleme mit Unterwasserfelsen oder Schiffsverkehr hat. Von Gibraltar haben "Guppy" und ich schon 850 Seemeilen zurückgelegt. Das sind ungefähr 1575 Kilometer.

        Laura

        Thomas Weber
        15. Oktober 2010

        Tut mir Leid, daß ich so lange nicht geschrieben habe. "Guppy" und ich liegen seit gestern wieder an einer anderen Stelle. Ich liege jetzt vor Anker. Aber immer noch an der Südküste von Gran Canaria. Der Zugang zum Internet ist hier etwas schwieriger, darum hat es etwas gedauert. Es ist hier etwas lebhafter und das Boot bewegt sich mehr, wovon ich noch mehr Lust darauf bekomme, wieder eine längere Zeit auf dem Meer zu fahren. Gestern habe ich mit ein paar anderen Menschen eine Wanderung durch die Berge gemacht. Die Wanderroute führte am Roque Nublo entlang. Das ist ein großer Felsen, der durch Erosion entstanden ist. Laufen ist nicht wirklich meine Lieblingsbeschäftigung, aber man kann Orte erreichen, zu denen man nicht mit dem Auto oder dem Fahrrad gelangen kann. Nach der Wanderung bin ich zu meinem neuen Liegeplatz gefahren. "Guppy" und ich hatten Gegenwind und nun ist "Guppy" wieder total salzig. Mit frischem Wasser geht hier nicht. Ich bleibe nun ein paar Tage hier liegen und dann darf ich auch noch eine zeitlang in Mogán liegen, und wenn ich dort weg muß, wird es auch Zeit, nach den Kapverden zu gehen.
        MasMedia [Filmproduktionsfirma, Hilversum, NL; es war von dieser Firma geplant, die Reise von Laura zu filmen und einen Dokumentarfilm zu erstellen] hat die Bande mit mir verbrochen. Ich habe wirklich keine Lust, 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche gefilmt zu werden, so wie MasMedia das gern wollte. Ich filme lieber alles selbst. Wie ich das davor auch schon getan habe.

        Laura

        Thomas Weber
        18. Oktober 2010

        So, ich habe wieder in bisschen Internet. Und es ist mal wieder Zeit für ein Blog. Am Wochenende war herrliches Wetter. Ich bin auf so einem Bananenboot mitgefahren, das von einem Jetski gezogen wurde. Das ging schwieriger als ich erwartet hatte. Aber es war supertoll. Danach durfte ich noch mit auf den Jetski. Selbst steuern! Den Rest des Tages habe ich gemütlich auf "Guppy" mit lesen, Schularbeiten, aufräumen und allerlei anderen Dingen verbracht. Heute hatte ich die letzten zwei Tauchgänge vom Taucherschiff und die Theorieprüfung für meinen Tauchschein. Und... Ich habe bestanden!!
        Danke, "Let's Go Diving"

        Laura

        Thomas Weber
        22. Oktober 2010

        Seit gestern liegen "Guppy" und ich in Puerto de Mogán. Ich hatte mich gerade an das schaukeln des Bootes während des vor Anker Liegens gewöhnt, nun liegt das Boot wieder nahezu still. Es ist auch schön, wieder in einem Hafen zu liegen, ich kann das Boot wieder mit klarem Wasser abspülen, und ich habe wieder Strom um den Kühlschrank einzuschalten. Am Montag kommen meine Mutter und meine Schwester zu Besuch. Dann wird mein Leben auf dem Boot wieder gestört. Es ist immer komisch, wenn jemand kommt. Es ist herrlich, so alleine auf dem Boot zu leben. Aber es ist auch total schön, daß sie mich besuchen kommen. Ansonsten geht alles prima hier, "Guppy" ist zufrieden und ich auch, das Wetter ist im allgemeinen gut, wenig Regen und fast nicht kalt. Ich friere ab und zu, na ja, ich bin auch eine Frostbeule. Ich habe in Mogán keinen guten Internetzugang, daher denke ich, daß es wahrscheinlich nicht möglich sein wird, jeden Tag etwas zu schreiben. Aber ich werde mein Bestes tun.

        Laura

        Thomas Weber
        24. Oktober 2010

        Ich liege nun seit ein paar Tagen in Mogán, aber ich habe mich noch keinen Augenblick gelangweilt. Es sind jetzt Freunde aus den Niederlanden hier, und morgen kommen meine Mutter und meine Schwester hierhin. Sie wollen mich noch einmal sehen, bevor ich weiterfahre. Hierhin zu fliegen ist etwas einfacher als auf die Kapverden oder in die Karibik. Ich habe ein Klappfahrrad bekommen und muß nun glücklicherweise nicht mehr zur anderen Seite des Hafens, dem Supermarkt oder was auch immer laufen; gegen das Laufen habe ich wirklich eine Abneigung. Der Wind wehte heute ziemlich kräftig, daher gingen wir an den Strand zum Bodyboarden. Aber zuerst sind wir über die ganze Insel gefahren um Surfbretter zu suchen. Die haben wir letztendlich nicht gefunden. Aber wir hatten alles in allem eine Menge Spaß. Es ist komisch, daß ich mehr von der Insel weiß als meine Freunde. Ich kann ihnen alles zeigen und ich finde auch den Weg dorthin. Leider werde diese netten Menschen ich in zwei Wochen verlassen und erde wieder neue Leute auf der nächsten Insel kennenlernen. Das Abschied nehmen ist, wie ich denke, eins der schwierigsten Dinge während meiner Weltreise.

        Laura

        Thomas Weber
        26. Oktober 2010

        Seit gestern sind meine Mutter und meine Schwester hier, schön, sie mal wieder zu sehen. Wie ich mir bereits dachte, benutzt meine Schwester das ganze Boot als Klettergerüst. Ich habe eine Hängematte bekommen, aber bis jetzt hat meine Schwester mehr darin gehangen als ich. Heute sind wir mit dem "Yellow Submarine", einem Unterseeboot, das zu einem Wrack taucht, gefahren. Sehr interessant, ganz anders als Gerätetauchen. Das werde ich morgen zusammen mit meiner Mutter tun. Sie war auch den halben Tag beschäftigt, das Boot zu putzen!!! Obwohl es picobello sauber ist. Mütter......, Aber ich bin froh, sie mal wiederzusehen, das wird bestimmt eine verrückte Woche.

        Laura


        Thomas Weber
        28. Oktober 2010

        Ich bin gestern zusammen mit meiner Mutter Tauchen gewesen. Wir haben einen Engelhai und einen Rochen gesehen. Das war echt super schön. Meine Mutter ist auch während ihrer Weltreise mit meinem Vater oft Tauchen gegangen, daher war es toll, sie als Tauchpartner zu haben. Meine Schwester musste auf dem Boot bleiben, da sie noch keinen Tauchschein hat. Aber sie hat sich prima amüsiert mit Schnorcheln und Schwimmen. Heute ist es sehr warm, nun ja, eigentlich geht lediglich kein Wind, wodurch es sich so warm anfühlt. Wir haben daher den ganzen Tag im Wasser gelegen und nicht viel getan. Ein schöner Ruhetag. Heute Abend essen wir bei einem Niederländischen Ehepaar, das eine Rundreise durch die Karibik machen will; langweilen tun wir uns nicht. Morgen ist Markt im Hafen, und am Samstag fliegen sie schon wieder weg. Die Zeit vergeht schnell, wenn man sehr viel unternimmt. Die Zeit vergeht ohnehin schnell, wie ich finde, ich bin schon seit 86 Tagen weg aus den Niederlanden!! Aber ich vermisse sie überhaupt nicht, es ist hier schön warm und ich finde die Landschaft hier sehr schön. Die Berge und das blaue Wasser. Die Menschen sind nett, aber es wird immer wieder ein Zeitpunkt kommen, an dem ich weiterziehen werde. Um wieder neue Landschaften und Gewässer zu entdecken. Es ist großartig, so viel von der Welt zu sehen.

        Laura

        Thomas Weber
        1. November 2010

        Seit Samstag sind Kim und meine Mutter wieder zurück in den kalten Niederlanden. Während meines Aufenthalts in Mogán durfte ich den Pool des Hotels "Club de Mar" in Mogán benutzen und dort auch frühstücken. Am vorletzten Tag ihres Aufenthalts bin ich mit meiner Mutter und meiner Schwester im Restaurant "La Cicala" in Mogán essen gewesen, das war gemütlich und lecker. Gestern habe ich "Guppy" wieder nach Anfi gefahren und nun liegen wir wieder vor Anker, herrlich, wieder ein bisschen hin und her zu schaukeln. In einem Hafen hat man das nicht so. Und dann habe ich das Gefühl, in einem Haus zu schlafen. Ich plane, von hier zu den Kap Verdischen Inseln zu fahren. Ich muß natürlich noch ziemlich viel Proviant einkaufen, Diesel tanken, Wasser tanken und den Rest für die Überquerung des Atlantiks vorbereiten. Das würde auf den Kap Verden schwieriger werden. Ich denke, daß um den 10. von hier Richtung Kap Verde abfahren werde. Ende November will ich dann mit der Überquerung [des Atlantiks] in Richtung Sint Maarten beginnen. Da kenne ich noch ein paar Leute von meinem letzten Besuch (!) [eine Anspielung auf Lauras "Flucht" nach St. Maarten, 17. - 20. Dezember 2009]. Ich genieße noch alles Schöne und die lieben Menschen auf Gran Canaria, und dann, in 9 Tagen, steche ich wieder in See.

        Laura

        Thomas Weber
        3. November 2010

        Es ist noch immer schön warm hier. "Guppy" schaukelt vor Anfi, und ich bin eigentlich den ganzen Tag damit beschäftigt, die Takelage und alles andere an Bord zu überprüfen. Proviant und Diesel stehen noch auf meiner abzuarbeitenden Liste, und jedem hier wieder "Hallo" zu sagen, nimmt auch einige Zeit in Anspruch. Ich habe wirklich Lust darauf, wieder in See zu stechen. Eigentlich möchte ich lieber heute als morgen losfahren. Aber es ist doch auch komisch, alles und jeden hier hinter mir zu lassen. Und wieder irgendwo hinzufahren, wo man nichts und niemanden kennt. Aber ich denke, das werde ich überall, wo ich hinfahre, erleben, das gehört nun mal dazu, und ich lerne auf diese Weise sehr viele Menschen und Gebräuche kennen. Und das ist wirklich unglaublich schön.

        Laura

        Thomas Weber
        5. November 2010

        Gestern und vorgestern hatten wir hier ziemlich starken Wind, und gestern haben wir hier Sand gegessen. Mit dem Ostwind wurde viel Sand aus Marokko hergeweht. Die Luft war ziemlich trocken und alles war mit Sand bedeckt. Es schien, als wäre es sehr neblig, jedoch waren das alles Sandwolken. Das hatte ich noch nie gesehen, und ich fand das zwar ganz interessant, aber nochmal möchte ich das nicht mitzumachen. Heute hat sich der Wind wieder abgeschwächt, und glücklicherweise gibt es keine Spur mehr von den Sandwolken.

        Laura



          8. November 2010

          Noch zwei Tage, dann steche ich wieder in See. "Guppy" und ich sind fast klar dafür. Noch ein paar letzte Vorbereitungen und alles noch einmal kontrollieren. Und dann können wir mit der folgenden Etappe beginnen. Ich bin wirklich gespannt, wie es auf den Kapverden sein wird. Wahrscheinlich ganz anders. Es wird dort auch etwas wärmer sein. Aber das finde ich nicht so schlimm. Am vergangenen Samstag bin ich mit ein paar Leuten im Palmito Park gewesen. Das ist eine Art Zoo inmitten eines großen Tals. Sie haben dort Affen, Greifvögel, Papageien und sogar Delfine. Das war schön anzusehen. Gestern habe ich einen schönen, ruhigen Tag am Strand verbracht. Und ständige denke ich darüber nach, ob ich nicht noch irgendwas tun muß. Eigentlich müßte genug Essen, Diesel und Wasser an Bord sein für die kommenden zwei Monate. Auf den Kapverden werde ich nämlich vor Anker liegen, und ich gehe nicht davon aus, daß ich dort einfach einkaufen gehen kann. Daher muß ich alle Vorbereitungen bis Sint Maarten jetzt erledigen.

          Laura

          Thomas Weber
          9. November 2010

          “Guppy” ist vollgestopft mit Kisten voll Essen und Trinken. Die Diesel- und Wassertanks sind voll, wir sind seeklar. Heute bin ich noch mit einem guten Freund gesegelt, es stand ein herrlicher Wind und eigentlich wäre ich am liebsten weitergefahren. Leider hatte ich einen blinden Passagier an Bord, daher mußte ich nach Anfi zurückkehren um ihn abzusetzen. Aber morgen gehe ich wirklich wieder eine Runde segeln. Ich bin wirklich neugierig, wie die Kapverden sein werden. Und ich kann es gar nicht erwarten, wieder nach Sint Maarten zu kommen. Ich denke, daß ich morgen Mittag/Nachmittag [nicht eindeutig; "middag" kann sowohl Mittag als auch Nachmittag bedeuten] von Anfi abfahren werde. Und dann werde ich wohl eine Woche auf See sein, bevor die nächste Insel in Sicht kommen wird.

          Laura

          Thomas Weber
          10. November 2010

          Ich bin unterwegs zu den Kap Verdischen Inseln. Das Abschiednehmen kostete einige Mühe, aber ich habe schon zweimal Delfine gesehen. Einer sprang direkt vor dem Bug hoch aus dem Wasser heraus, das war echt super. Ich habe nun wieder meine erste Nacht auf See vor mir. Es ist wenig Wind, wir laufen durchschnittlich etwa 2,5 Knoten, manchmal sogar weniger als 2 Knoten. Es steht hier eine hohe Dünung, das schaukelt ziemlich hin und her, aber dann bin ich schnell wieder eingeschaukelt.

          Laura

          Thomas Weber
          11. November 2010

          Ein herrlicher Tag, heute Nacht kam Wind auf und ich laufe nun durchschnittlich 5,7 Knoten. Es ist ein bisschen bewölkt, aber wenn die Sonne durchkommt, ist es sofort wieder ziemlich warm. Heute habe ich ein Schiff gesehen, das mich aus der entgegengesetzten Richtung passierte. Ansonsten ist die Stille wieder gewöhnungsbedürftig, aber es ist großartig, wieder nur Wasser zu sehen, und das Segeln zu genießen.

          Laura

          Thomas Weber
          12. November 2010

          Heute ist es noch etwas bewölkter als gestern. Es hat auch etwas aufgebriest, demzufolge sind auch die Wellen höher. Aber dem Genua und dem gerefften Großsegel und dem Wind von schräg achtern, laufe ich jetzt etwa 7,6 Knoten. Ich habe schon wieder 240 Meilen zurückgelegt und noch 540 Meilen vor dem Bug, ich schieße also kräftig auf. All das, was noch ein bisschen lose im Boot herumlag, liegt jetzt am tiefsten Punkt des Bootes. Ich sollte wohl mal versuchen, etwas besser aufzuräumen! Aber ansonsten läuft hier alles total super.

          Laura

          Thomas Weber
          13. November 2010

          Der heutige Tag begann ziemlich bewölkt mit viel Wind, und kein Sonnenstrahl kam durch. Aber vor ein paar Stunden ist der Himmel wieder aufgeklart und die Sonne scheint; herrlich. Der Wind ist auch ein wenig abgeflaut und ich laufe nun mit voll gesetztem Großsegel und Sturmfock und dem ausgebaumten Genuasegel auf der anderen Seite etwa 5,5 Knoten. Ich habe mir ein leckeres Essen gekocht, und nun werde ich einen prächtigen Sonnenuntergang genießen.

          Laura

          Thomas Weber
          14. November 2010

          Ich hatte eine ruhige Nacht. Der Windpilot steuert das Boot gut und mit dem Alarm des Radargerätes konnte ich eine Stunde am Stück schlafen. Heute Morgen schien schon wieder früh die Sonne, aber jetzt sind einige Wolken aufgezogen und es steht ein toller Wind. Heute Nachmittag hat es 10 Minuten lang geregnet und den restlichen Tag habe ich noch ab und zu Regenvorhänge am Horizont gesehen; richtig tropisch. Ansonsten sehe ich hier nichts, kein Schiff, keine Delfine, aber ich genieße das Segeln enorm. Ich habe noch etwa 270 Meilen zu fahren, und mache immer noch gute Fahrt.

          Laura

          Thomas Weber
          15. November 2010

          Wieder ein herrlicher, sonniger Tag, und nach meinen Schularbeiten habe ich ein Buch im Cockpit gelesen. Es steht nicht so viel Wind, daher habe ich lediglich den Halfwinder gesetzt. Währendessen bin ich irgendwo gegengestoßen, wodurch das ganze Deck nun mit Punkten in der Farbe des Rumpfs übersät ist... Fragt mich nicht, wodurch, jedenfalls ist jetzt ein Pflaster drauf, und ich habe weiter nicht viele Probleme damit. Heute habe ich auch viele Fliegende Fische gesehen. Nachts gab es ein paar Schläge. Sie waren auf dem Deck gelandet, und als ich sie am Morgen fand, waren sie schon halb von der Sonne gegrillt. Ich laufe nicht mehr so schnell, etwa 4 Knoten, aber ich habe wieder eine sternenklare Nacht vor mir.

          Laura

          Thomas Weber
          16. November 2010

          Nach einer Nacht mit wenig Wind und noch ein paar Fliegenden Fischen, die wieder vom Deck gefegt werden mußten, kam heute Nachmittag Land in Sicht. Die ersten Konturen von Sal kamen am Horizont zum Vorschein, und gegen 16 Uhr (Canarischer Zeit...) lief ich in eine volle Ankerbucht ein. Ein fröhlicher Kapverdianer kam mir entgegen und half mir beim ankern. Danach zeigte er mir sofort, wo die Immigrationsbehörde ist, um dort einzuklarieren; das muß immer gemacht werden, wenn man mit einem Boot ankommt. Dort muß man dann die Schiffspapiere vorzeigen, die dann gestempelt werden müssen. Als ich an Land ging, war ich wirklich in Afrika, hier geht alles wirklich ganz gemächlich. Die Straßen liegen halb in Trümmern, und die meisten Häuser sind lediglich vier Betonwände mit einem Brett als Tür. Wenn man durch die Straßen läuft, sieht man überall Leute sitze, die ruhig miteinander reden und trinken. Die örtliche Polizei benötigte eine Stunde, um einen Stempel in meinen Pass zu drücken. Das Polizeigebäude bestand auch nur aus vier Betonwänden mit einem Loch... (das war die Tür). In dem Raum standen ein Tisch, ein Stuhl und ein antiker Fernseher, worauf Fußball zu sehen war. Wirklich großartig. Heute Abend bin ich schon wieder zum Essen auf einer anderen Niederländischen Jacht eingeladen. Ich denke, daß ich hier morgen Mittag/Nachmittag von hier wieder abfahren werde zur Insel Sao Nicolau.

          Laura

          Thomas Weber
          Quelle der Original Weblogs:

          "Mijn Weblog"

          http://www.lauradekker.nl/Basis.aspx?Tid=2&Lid=12&Lit=VIEW

          Thomas Weber
          17. November 2010

          Nachdem ich letzte Nacht wieder schön an einem Stück schlafen konnte, bin ich wieder auf See, auf dem Weg zur folgenden Insel der Kapverden, Sao Nicolau. Heute habe ich den letzten Einklarierungsstempel geholt und ein wenig mit meinen Schularbeiten aus der letzten Zeit aufgeholt. Als ich abfuhr, kam der fröhliche Kapverdianer wieder um mir mit dem Anker zu helfen, praktisch, dann muß ich nicht dauernd von Vorn nach Hinten laufen. Als Dank habe ich ihm einen Beutel mit echten Niederländischen Drops gegeben; ich bin gespannt wie sie die finden werden, im Ausland kennt man niederländische Produkte wie "Drops" [Lakritz] oder "Hagelslag" [ein Brotbelag aus granulierter Schokolade] nicht. Im Augenblick fahre 6 Knoten und erwarte, morgen Nachmittag vor der Küste von Sao Nicolau wieder Anker werfen zu können.

          Laura

          Thomas Weber
          19. November 2010

          Entschuldigung, daß ich gestern nichts geschrieben habe. Ich bin gestern Morgen auf Sao Nicolau angekommen; eine prächtige Insel. Jedoch habe ich kein Internet-Café gefunden um euch das mitzuteilen. Und ich konnte auch keinen Kontakt mit den Niederlanden herstellen um mein Blog zu mailen, wie ich das normalerweise auf See mache. Nun gut, ich bin gestern Morgen hier angekommen. Es liegen noch einige Jachten hier, auch zwei Niederländische Jachten. Ich bin gestern Abend, zusammen mit den Niederländern von einer anderen Jacht, bei Henny vom Trans-Oceans Stützpunkt essen gewesen. Das war wirklich sehr lecker. Heute habe ich zusammen mit ein paar Leuten von den anderen Jachten, worunter Niederländer, ein Deutscher und ein Franzose waren, eine Wanderung durch die bergige Landschaft von Sao Nicolau gemacht. Wir sind von morgens 11 Uhr bis abends um 6 Uhr gelaufen. Daher habe ich ziemliche Schmerzen an meinen Füßen und Waden, und ich werde morgen wohl einen Muskelkater haben. Aber es war die Mühe wert. Ich esse heute wieder bei Henny, zusammen mit dem Wanderverein. Und danach gehe ich wieder an Bord von "Guppy", die vor Anker liegt.

          Laura

          Thomas Weber
          21. November 2010

          Ich liege nun seit ein paar Tagen hier. Die Insel ist wunderschön. Die Bevölkerung ist sehr freundlich. Obwohl ich die meisten nicht verstehe. Zusammen mit ein paar gleichaltrigen kapverdischen Mädchen habe ich heute Fußball gespielt. Das Leben ist hier ganz anders. Die meisten Menschen verbringen den ganzen Tag draußen, und einige schlafen auch draußen. Die meisten Mädchen in meinem Alter haben hier schon Kinder!!! Die schleppen sie dann den ganzen Tag mit sich herum. Wirklich unglaublich. Aber sie sind so glücklich. Manchmal, wenn ich an Land rudere (ja, rudern, ich bin nämlich zu faul, mein großes Schlauchboot, an dem mein Außenbordmotor angebracht werden kann, aufzubauen), werde ich von anderen Leuten, die denselben Weg haben, geschleppt. Letztens gab leider der Motor desjenigen, der mich schleppte, den Geist auf, aber es kam noch jemand vorbei, der uns dann in Schlepp nahm. Einige Leute sagten, daß das ziemlich komisch aussah. Das Foto habe ich von meinem Boot aus gemacht. Des Weiteren läuft hier alles prima, es ist hier schön warm, und meistens bleibe ich um die Mittagszeit auf meinem Boot, da es dann nämlich echt zu warm ist um zu laufen.

          Laura

          Thomas Weber
          23. November 2010

          Heute hatte ich einen anstrengenden aber großartigen Tag. Heute Morgen um halb sieben saß ich bereits in meinem Dinghy, auf dem Weg zur Küste. Ich habe heute nämlich mit anderen Seglern und ein paar Leuten eine Rundreise über die Insel gemacht. Wir haben sehr schöne Lagunen, prächtige Dörfer und Schluchten gesehen. Über etliche holprige Schleichwege sind wir zur anderen Seite der Insel gefahren. Gegen 18 Uhr waren wir wieder in Tarrafal. Für morgen habe ich nichts geplant, daher kann ich mich wieder von heute erholen. Ich denke, daß ich um den 2. Dezember in Richtung Sint Maaren abreisen werde. Bis dahin kann ich noch die Insel, die Menschen und die Umgebung hier genießen.

          Laura

          Thomas Weber
          25. November 2010

          Ich bin die letzten zwei Tage ruhig angegangen. Es sind einige neue Boote eingelaufen, die jetzt vor Anker liegen. Aber die meisten sind französisch und darin bin ich nicht so gut, und die Franzosen sind oft nicht so gut in Englisch. Na ja, macht nichts. Ich habe auf "Guppy" genug zu tun. Ich verbringe den Tag mit dem Lesen von Büchern (meistens für die Schule), mit Schularbeiten und dem Aufräumen von "Guppy" (das muß leider öfter geschehen, denn ich bin nicht so gut darin, sofort etwas wegzuräumen). Heute Morgen hatte ich ein bisschen Kopfschmerzen und ich war schwindlig, daher bin ich bis 10 Uhr in meinem Nest geblieben. Dann wurde es wirklich zu warm, und nachdem ich etwas gegessen hatte, ging es schon etwas besser. Es ist immer noch geplant, am 2. Dezember abzufahren. Es rückt immer näher, und ich habe wirklich Lust darauf!!

          Laura

          Thomas Weber
          27. November 2010

          Ich fühle mich wieder vollkommen gut. Es ist heute ein bisschen bewölkt und es geht etwas Wind. Eigentlich sehr angenehm nach all den windstillen Tagen. Gestern kam hier ein großes Frachtschiff aus Panama an und manövrierte zwischen all den Jachten hindurch, zum einzigen kleinen Kai hier. Ich fragte mich, ob ich dort auch liegen könnte. Aber dort kann nur ein Frachtschiff anlegen. Und gestern Abend habe ich Pizza gegessen! An Bord einer anderen Deutschen Jacht, der “Amygdala”. Es war toll wieder mal Pizza zu essen. Wenn alles klappt, kommt heute eine Freundin aus den Niederlanden. Aber die Flugzeuge fliegen hier nach ihrem eigenen Flugplan, daher könnte es auch morgen werden. Die Verbindungen zu dieser Insel sind nicht so gut geregelt. Obwohl ich diese Insel viel schöner finde als Sal.

          Laura

          Thomas Weber
          30. November 2010

          Meine Freundin ist am 27. abends wohlbehalten angekommen, nachdem sie zuerst auf dem Flughafen von Sal ihr Äußerstes tun mußte, um ein Flugzeug hierhin zu erwischen, da ihr Flug eigentlich annulliert war. Am ersten Tag hat sie sofort mein Boot vollgekotzt. Wir sind uns noch immer nicht sicher, ob das vom schlechten Essen auf dem Flughafen von Sal kam, oder vom heftigen Rollen von „Guppy“ in der Dünung... Es kann natürlich auch am Temperaturunterschied gelegen haben...
          Ich habe geglaubt, daß ich einen besonderen Abscheu gegen Kakerlaken hege, aber jetzt weiß ich, daß es Leute gibt, die noch panischer reagieren. Als ich eine Kakerlake in ihrem Zimmer entdeckte, rannte sie schreiend weg, wodurch der Eigentümer der Pension sofort zu uns stürmte, in dem Glauben, daß jemand ermordet würde. Sie ist so lange draußen geblieben, bis das Viech in ihrem Zimmer tot und abtransportiert war. Wir haben trotzdem eine Menge Spaß zusammen. Heute Morgen liefen wir durch das Dorf, als uns ein paar Leute in einer panischen Art und Weise erklärten, daß etwas mit „Guppy“ sei. Mit dem Mast; er ginge hin und her, und was weiß ich, welches Drama sie vor Augen hatten. Daher sind zu zurückgegangen und zu „Guppy“ gepaddelt, wo lediglich die Schoot des Baumes ein wenig Lose bekommen hatte, wodurch der Baum ein wenig hin- und her schwingen konnte. Das ist doch wirklich nichts Ernstes...
          Als ich schon wieder an Bord von „Guppy“ war und sie probierte, vom Dinghy auf „Guppy“ zu gelangen, hörte ich auf einmal ein „platsch“. ‚Verdammt‘, dachte ich, und als ich hinter das Boot sah, und dort meine Freundin hilflos im Wasser liegen sah, war ich zunächst unsicher, ob ich nicht zuerst meine Kamera holen sollte. Mit ihrem aufgeblähten Kleid sah sie aus wie eine riesige Qualle mit einem kleinen Kopf und mit im Wasser zappelnden Beinen. Ich habe keine Badeleiter (da ich selbst leicht aus dem Wasser komme) und auch in mein Dinghy kam sie nicht mehr hinein.... Schön, und jetzt...? „OK,“ sage ich, „halt‘ Dich am Dinghy fest, dann paddeln wir zur ‚Amygdala‘. Die haben eine Badeleiter“. Von meinem Dinghy aus rufe ich, ob sie schon wach sind, und da kommen sie auch schon nach draußen... Wir wünschen uns freundlich einen Guten Morgen. Als er jedoch meine Freundin mit all ihren Kleidern im Wasser schwimmen sieht, guckt er mich fragend an. Ich erkläre auf Deutsch, daß sie im Wasser gelandet ist und nicht mehr an Bord meine Bootes kommt, und ob sie hier herausklettern darf.
          Er bricht in Gelächter aus, und streckt dann seine Hand nach meiner Freundin aus, um ihr zu helfen. Wir erzählen noch ein bisschen, während sich meine klatschnasse Freundin auf Deck erholt. Nach einer Weile bringt er uns zurück zu “Guppy”, und wir beschließen, trotzdem wieder an Land zu gehen. Wir nehmen auch den Müll und einige leere Colaflaschen mit um diese mit Wasser zu füllen. Es ist nicht so einfach, den Wassertank hier nachzufüllen, deshalb benutze ich dafür Colaflaschen. Morgen Nachmittag fliegt sie wieder nachhause, und am Donnerstag werde ich dann wirklich mit der Überquerung [des Atlantiks] beginnen!

          Laura



          2. Dezember 2010

          Gestern ist meine Freundin wieder zurück in die Niederlande geflogen. Und ich bin wieder allein für die kommenden drei Wochen mit 2200 Meilen vor dem Bug bis nach Sint Maarten. Ich habe jetzt einen schönen Wind von der Seite und ich fahre entlang der letzten Kapverdischen Inseln. Es ist hier noch immer schön warm und ich werde bald versuchen, etwas zu Essen zu machen. Die hohen Wellen kommen von der Seite, gemäß dem Wind, daher schaukelt das Boot gehörig. Aber im Gegensatz zum letzten Mal, habe ich alle lose herumliegenden Dinge nun weggeräumt (ja, das habe ich gelernt...), daher kann nichts mehr im Boot herumfliegen. Ich werde für die kommenden drei Wochen nicht mehr in der Lage sein, Bilder zu meinem Weblog hochzuladen, das kann ich erst wieder tun, wenn ich wohlbehalten in Sint Maarten angekommen bin.

          Laura

          Thomas Weber
          3. Dezember 2010

          Heute Morgen hatte ich einen tollen Seitenwind, aber seit heute Nachmittag ist der Wind schwächer geworden, und inzwischen kommt er von vorn... Daher war ich den ganzen Tag mit den Segeln und dem Kurs beschäftigt. Heute Morgen habe ich Delfine gesehen, diese fanden jedoch, daß Guppy zu langsam war um mit ihr zu spielen, daher zogen sie schnell weiter; trotzdem, das war richtig schön. Des Weiteren läuft hier alles prima, ich habe wieder vollkommen in meinen Rhythmus gefunden. Und wenn man Musik hört, liest, und mit den Segeln und dem Kurs beschäftigt ist, fliegt so ein Tag einfach vorbei.


          Laura


          Thomas Weber
          4. Dezember 2010

          Seit heute Nacht fahren "Guppy" und ich auf einem ruhigen, blauen, unendlichen Ozean. Den ganzen Tag gab es keine Spur von Wind. Aber mit ein etwas Hilfe seitens des Motors komme ich trotzdem voran, und "Guppy" rollt nicht so furchtbar hin und her. Dann bekomme ich auch weniger blaue Flecken, wenn ich versuche, drinnen herumzulaufen. Da es heute überhaupt keinen Wind gab, war es brütend heiß und ich habe den ganzen Tag über versucht, ab und zu etwas Wind mit dem Halfwinder einzufangen, und ich habe, im Schatten sitzend, den endlosen, ruhigen Ozean betrachtet. Jetzt, da es so schön ruhig ist, werde ich gleich versuchen, etwas Leckeres zu kochen. Ich muß nur noch überlegen, was; aber da es hier jeden Tag ein bisschen später dunkel wird, habe ich dafür noch genug Zeit.

          Laura

          Thomas Weber
          5. Dezember 2010

          Wieder ein heißer, windstiller Tag. Und jetzt steht hier auch noch eine sehr hohe, unangenehme Dünung, wodurch “Guppy” schwer hin und her rollt. Na gut, das werde ich wohl noch überleben. Ich glaube, ich habe heute Nacht falsch gelegen, ich habe nämlich ein bisschen Probleme mit meinem Nacken. Heute habe ich ansonsten nicht viel gemacht; im Schatten gesessen und die See beobachtet, und natürlich viel Musik gehört. Des Weiteren ist praktisch alles hier durch die hohe Dünung unmöglich. Vielleicht bekomme ich ja zu Nikolaus [Sinterklaas, 5. Dezember] Wind geschenkt; und falls nicht... Morgen ist ein neuer Tag.

          Laura

          Thomas Weber
          6. Dezember 2010

          Ich habe gestern Abend Wind bekommen und endlich, nach zwei Tagen, den Motor abstellen können. Der Wind ist bis jetzt geblieben, daher läuft "Guppy" unter Halfwinder, ausgebaumten Genua und beiden Großsegeln, etwa 5 Knoten. Heute Nachmittag kam eine große Segeljacht vorbei, ich habe mit ihnen über UKW gesprochen. Das war das erste Boot, dem ich seit den Kapverden begegnet bin. Inzwischen habe ich auch meinen ersten "Squall" (eine tropische Regenböe) mitgemacht, wozu natürlich auch eine gehörige Portion Wind gehört. Ich habe rechtzeitig den Halfwinder und das Großsegel eingeholt. Dadurch konnte ich wunderbar das überkommende Wasser und den Regen auf dem Vordeck genießen. Mittlerweile weht es noch ganz ordentlich, aber es regnet nicht mehr. Abgesehen von der Windstille, die ich hatte, läuft meine Fahrt reibungslos; es geht wirklich prima. An manchen Tagen habe ich wirklich zu wenig Zeit, um alles das zu tun was ich möchte, und eigentlich läuft bis jetzt alles besser als ich das erwartet hatte.

          Laura

          Thomas Weber
          7. Dezember 2010

          Ich habe nun wirklich den Passatwind gefunden, oder er mich... Guppy läuft nun etwa 6,5 bis 7 Knoten, wirklich super toll. Nur die Wellen kommen noch immer von der Seite, das ist nicht so schön. Es sind schon eine Menge Wellen im Cockpit und auf mir gelandet. Es ist heute etwas weniger bewölkt, und die Sonne trocknet alles wieder schnell. Ansonsten habe ich heute nicht viel erlebt, keine Rebenböen, keine Boote, nur die endlose, wogende, blaue See. Ich habe versucht etwas zu lesen, aber nachdem ich ein paar Mal von der einen in die andere Ecke des Cockpits geflogen bin, habe ich mich zunächst darauf konzentriert, einen Platz zu finden, um stabil zu sitzen, und das bedeutet, einen trockenen Platz zu finden (das ist es fast nirgends), wo die Chancen auf blaue Flecken minimal sind, und von wo ich eine gute Übersicht über das Boot habe. Bis jetzt habe ich diesen Platz noch nicht gefunden... hmm.

          Laura

          Thomas Weber
          8. Dezember 2010

          Vergangene Nacht habe ich gut schlafen können. Die See war etwas ruhiger, daher musste ich nicht die ganze Zeit über in meiner Koje anspannen. Ich schlafe jetzt jedes Mal für ein bis zwei Stunden und benutze den Alarm des Radargerätes. Wenn sich etwas am Kurs oder dem Wind ändert, merke ich das meistens sofort. Im Schlaf nehme ich unbewußt alle Geräusche um mich herum wahr, und wenn sich daran etwas verändert, werde ich sofort wach. Manchmal, wenn keine Wellen ins Cockpit schlagen und der Himmel sternenklar ist, schlafe ich im Cockpit. Aber in den letzten beiden Nächten war der Himmel ziemlich bewölkt und ich konnte die See nicht vom Himmel unterscheiden. Alles um "Guppy" herum war pechschwarz. Aber letzte Nacht gab es eine schöne Phosphor Sput (Lichtspur) hinter dem Boot, und als "Guppy" wieder mit voller Gewalt durch eine Welle schnitt, leuchtete das Wasser um uns herum auf. Das ist wirklich super schön. Heute Morgen glich das Boot einem Schlachtfeld, überall lagen tote Fliegende Fische. Der Wind treibt uns nun zu einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa sieben Knoten an, in Richtung Sint Maarten. Es sind noch 1400 Seemeilen (2704 Kilometer) und ich mache gute Fahrt.

          Laura

          Thomas Weber
          9. Dezember 2010

          Noch mehr Wind heute, heute Morgen sofort das Großsegel gerefft. Den ganzen Tag lang zogen dunkle Wolken an mir vorbei und am Nachmittag traf mich eine Regenböe. Ein enormer Stoß Wind und Regen trafen "Guppy". Ich habe das Steuer selbst in die Hände genommen. Die eine Böe war noch nicht vorbei und die nächste war bereits im Anmarsch, und ich habe zwischendurch schnell das Großsegel eingeholt. Nun fahre ich unter Besan und Sturmfock immer noch etwa sieben Knoten. Auch diese Böe brachte wieder eine Menge Regen, aber durch die Wellen, die über "Guppy" hinwegbranden, ist der Regen nicht in der Lage, ein bisschen vom Salz von "Guppy" und von mir abzuwaschen. Alles in "Guppy" ist nun seefest. Nichts im Boot fliegt lose herum..., mit Ausnahme der Smarties. Die liegen nun überall, na ja, wenn das das Schlimmste sein sollte...

          Laura

          Thomas Weber
          10. Dezember 2010

          Ich habe heute die Hälfte meiner zweitgrößten Seereise geschafft. Es ist ein schönes Gefühl, von hier dem Land immer näher zu kommen, obwohl das Segeln selbst auch ziemlich gut geht. Der Wind weht noch immer ziemlich stark, und die meiste Zeit lasse ich den Niedergang zur Kabine geschlossen, um zu vermeiden, daß das Innere zum Schwimmbad wird. Die Wellen machen das Leben nicht sehr komfortabel und ich sehne mich sehr danach, wieder normal laufen zu können anstelle von überall hin klettern u müssen. Aber irgendwann werden die Wellen und der Wind schon weniger werden, hmm... ich sollte diesbezüglich mal Neptun fragen... Ich habe heute noch zwei andere Jachten gesehen, aber die waren ein ganzes Stück größer, denn sie waren in null Komma nichts an mir vorbei. Und das obwohl "Guppy" immer noch ungefähr sechs Knoten läuft; na ja, jedenfalls mache ich auf diese Weise gute Fahrt.

          Laura

          Thomas Weber
          11. Dezember 2010

          Der Wind und die Wellen sind etwas weniger geworden und ich segele inzwischen wieder unter Vollzeug, Besan, Gr0ßsegel und ausgebaumtem Genuasegel. Der Wind kommt nun fast genau von achtern und bläst mich nach Sint Maarten. Der Himmel ist heute fast wolkenlos, daher ist es wieder schön warm. Alles ist wieder ein bisschen getrocknet, und der Kajüteneingang kann wieder offen bleiben ohne daß Wellen hineinschlagen. Ich kann auch wieder ziemlich normal durch das Boot laufen anstatt zu klettern. Heute habe ich Fliegennetze vor die Luken gehangen, bis jetzt hatte ich nicht viele Probleme mit Mücken, aber angesichts meiner Erfahrung mit Mücken auf Sint Maarten im vorigen Jahr, werde ich nun alles tun um die Viecher draußen zu halten. Mann, wie waren die Mücken aggressiv.

          Laura

          Thomas Weber
          12. Dezember 2010

          Der Wind ist heute fast ganz abgeflaut. Nun kann ich mir auch keinen Wind mehr zu Sinterklaas [Nikolaus] wünschen, und bis Weihnachten dauert es noch... Na ja, nach ein paar Tagen mit viel überkommendem Wasser habe ich genug salzige Duschen gehabt. Daher habe ich heute eine schöne Süßwasserdusche aus meinen mit Wasser gefüllten Colaflaschen genommen, das war wirklich herrlich. Heute Morgen wurde ich durch einen Knall geweckt, die Großsegelschoot war losgegangen und hing nun hilflos im Wasser. Ich habe sie wieder mit einer neuen Klemme festgesetzt, da diese zerbrochen war. Der Zeitunterschied wird nun immer größer, ich habe die Uhr schon vier Stunden gegenüber der Niederländischen Zeit zurückgesetzt. Aber ansonsten merke ich davon nichts... Noch sind 850 Seemeilen (1574 Kilometer) zu segeln, klap tik doing [Geräusch des rollenden Bootes].

          Laura

          Thomas Weber
          13. Dezember 2010

          Der Wind ist heute Nacht wieder abgeflaut aber zum Glück steht jetzt wieder eine leichte Briese. Noch sind etwa 750 Seemeilen (1389 Kilometer) zu segeln, daher denke ich, daß ich um den 20. in Sint Maarten ankomme. Jetzt, da es so schön ruhig ist, kann ich wieder lesen, Gitarre spielen und Essen kochen. Dann ist der Tag auch schon wieder vorbei bevor ich das merke. Und ich bin richtig gut im Nichtstun geworden, ein bisschen sitzen oder liegen, und die See und Guppy zu beobachten, ich kann damit echt Stunden verbringen. Alles andere geht seinen Gang, es ich wirklich herrlich, auf der See herumzuschaukeln und die endlose, blaue Fläche anzusehen. Jedoch möchte ich mal wieder ein Stückchen laufen... und das obwohl ich eigentlich eine Abneigung gegen das Laufen habe...

          Laura

          Thomas Weber
          14. Dezember 2010

          Wieder ein toller Tag heute, ein paar Wolken (es ist daher nicht zu heiß) und ab und zu ein bisschen Regen, aber das ist auch nicht so schlimm. Es gibt Leute, die sich darüber Sorgen machen, ob ich auch immer eine Sicherheitsleine angelegt habe und ob ich auch genug esse. Nun macht euch mal keine Sorgen, bezüglich der Sicherheit ist alles in Ordnung. Ja, ja, ich weiß, ich bin vielleicht ein eigenwilliger Teenager, aber ich bin nicht in allen Angelegenheiten eigenwillig. Seit meinem sechsten Lebensjahr hat mich mein Vater alles über Sicherheit gelehrt. Falls ich einmal ohne Schwimmweste oder Sicherheitsleine gesegelt bin, lag mein Boot am nächsten Tag regelmäßig an der Kette, und das war wirklich ärgerlich. Nun hätte er damit jetzt natürlich einige Schwierigkeiten, aber es ist nun auch zur Gewohnheit geworden, ständig eine Sicherheitsleine angelegt zu haben. In all den Jahren die ich nun segele habe ich das, wie ich denke, nur einmal vergessen, und davon war ich so erschrocken, daß ich sie nun die ganze Zeit trage. Und nachts, wenn ich einmal ohne abgeleint zu sein schlafe, versperre ich den Kajüteneingang mit der Sicherheitsleine, und das funktioniert wunderbar. Des Weiteren knappt es mit dem Kochen prima, ich bin vielleicht nicht die beste Köchin, aber ich schaffe das ganz gut.... Heute Morgen hatte ich ofenfrische Brötchen gegessen, das war echt lecker. Noch etwa 600 (1111 Kilometer) Seemeilen zu segeln, und ich glaube, ich koche mir jetzt irgendwas mit Reis.

          Laura

          Thomas Weber
          15. Dezember 2010

          "Guppy" läuft noch immer großartig, etwa 4,5 Knoten. Ich denke, daß ich in fünf Tagen wieder an Land bin, total verrückt nach einer so langen Zeit auf See. Das wird gewöhnungsbedürftig sein, wieder Land zu sehen, alles hier ist so normal geworden, die Bewegungen zum Beispiel. Ich denke, daß ich an Land sofort Seekrank werde, und es erscheint mir merkwürdig, wieder durch eine feste Straße zu laufen. Die Aussicht auf nicht als Wasser, jede Stunde wach zu werden, dafür brauche ich nicht mal mehr einen Wecker. Es erscheint mir herrlich, auf Sint Maarten eine ganze Nacht durchschlafen zu können, aber ich glaube, daß ich in der ersten Zeit noch regelmäßig jede Stunde wach werden werde. Die Zeit vergeht wirklich schnell, ich habe erwartet, daß ich mich nach zwei Wochen auf See wieder danach sehnen werde, wieder an Land zu sein. Aber jetzt finde ich es eigentlich einen total merkwürdigen Gedanken, in fünf Tagen wieder Land am Horizont zu sehen.

          Laura

          Thomas Weber
          16. Dezember 2010

          Gestern Abend hat mich der Wind verlassen (ich hab dem Wind doch nichts getan, oder?). Na ja, jetzt dümpele ich herum in Erwartung von Wind für die letzten 370 Seemeilen (685 Kilometer), die noch vor mir liegen. Es ist wieder ziemlich bewölkt heute, und ich bekomme ab und zu einen kleinen Regenguß ab. Leider ist das zu wenig für eine schöne Dusche, oder um "Guppy" sauber zu machen, daher habe ich da nicht viel von... Die Dünung hat wieder zugenommen, was das Leben ohne Wind hier nicht besser macht, vielleicht bedeutet das aber auch, daß schnell wieder Wind kommt...

          Laura

          Thomas Weber
          17. Dezember 2010

          Heute Nacht funktionierte die Windfahnen Steuereinheit ["Windpilot"-Selbststeuerung] plötzlich nicht mehr. Die Windfahne zeigte voll in eine Richtung, aber das Boot veränderte seinen Kurs nicht. Das konnte nur eines bedeuten: daß ein Hai mein Ruderblatt aufgegessen haben musste...
          Als ich nachsehen ging, war tatsächlich das Ruderblatt weg, aber es waren keine Bissspuren zu sehen; ein Hai wird wohl nicht der schuldige gewesen sein. Das Ruderblatt war einfach abgebrochen, daher funktionierte die Windfahne nicht mehr. Und da die Windfahne dafür sorgt, daß "Guppy" in die richtige Richtung fährt wenn ich nicht von Hand steuere, habe ich ein Rerveruderblatt anbringen müssen. Das war nicht so einfach, weil in der Zwischenzeit der Wind ordentlich zugenommen hatte. Und von einer halb unter Wasser liegenden Badeplattform aus mit Bolzen und Mutter zu hantieren ist nicht wirklich leicht, aber inzwischen hatte ich Gesellschaft von einer Schule Delfine bekommen, die um "Guppy" herumschwamm. Und jetzt läuft "Guppy" wieder mit der Winfahnensteuerung. Die Delfine sind bis jetzt geblieben, es ist die erste Schule Delfine, die ich seit den Kapverden gesehen habe, das ist echt toll.

          Laura

          Thomas Weber
          18. Dezember 2010

          Noch 40 Seemeilen [74 Kilometer] zu segeln, dann kann ich nach 2200 Seemeilen (4074 Kilometer) den Anker in Sint Maarten werfen. Ich denke, daß ich heute Abend bei Einbruch der Dunkelheit, einlaufen werde. Heute Nacht hatte ich kräftigen Wind, daher bin ich mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von etwa 8 Knoten prima vorwärts gekommen, und auch jetzt steht noch eine schöne Briese. Es ist so ein merkwürdiger Gedanke, so bald wieder an Land zu sein, aber da ich jetzt so dicht dran bin, kann ich es nicht mehr erwarten, Sint Maarten wiederzusehen. Gestern passierte mich eine andere Jacht, ich habe sie über UKW-Sprechfunk gesprochen und wir schlußfolgerten, daß ich die Jüngste bin, die dies jemals solo und ohne Unterstützung getan hat [gemeint ist die Atlaniküberquerung]. Daran habe ich eigentlich noch überhaupt nicht gedacht, aber das ist supercool. Heute ist das Wetter herrlich, gestern hatte es eigentlich dauernd geregnet, und heute Nacht habe ich durch den starken Seitenwind sehr viel Wasser überbekommen. Aber jetzt scheint die Sonne wieder, und der Wind hat etwas nachgelassen, wodurch ich nun wieder schön im Cockpit sitzen kann ohne daß ich eine Welle abbekomme. Ich kann mir eigentlich noch überhaupt nicht vorstellen, so bald wieder Land unter meinen Füßen zu haben, das wird wieder gewöhnungsbedürftig sein...

          Laura

          Thomas Weber
          22. Dezember 2010

          Sorry, sorry, sorry, daß ich Euch so lange hab warten lassen. Und vor allem bezüglich der Neuigkeit, daß ich wieder auf Sint Maarten bin!!!! Am 18. bin ich bei Einbruch der Dunkelheit angekommen. Es war wirklich stressig und gewöhnungsbedürftig, wieder an Land zu sein. Na gut, ich werde von vorne beginnen, ich habe was aufzuholen.
          Am 18. wurde ich 20 Seemeilen [10,8 Kilometer] vor der Küste von einem Hubschrauber überrascht, der über mir flog.
          Als es dunkel wurde, wurde ich von zwei Schnellbooten überrascht. Sie gratulierten mir und zeigten mir eine Ankertonne, an welcher ich die Nacht verbringen konnte. Das war gut, denn es war dunkel und so war es nicht nötig, den Anker zu werfen.
          Ich bin dann sofort an Land gegangen und habe an einer Weihnachts Party teilgenommen, bei der ich auch voriges Jahr am gleichen Datum gewesen bin. Das war total merkwürdig. Vor allem weil ich alles wiedererkannte und auch ein paar Leute traf, die ich voriges Jahr kennengelernt hatte. Ich bin nicht zu lange geblieben und schlafen gegangen. Wirklich komisch, eine Nacht durchschlafen zu können!!!
          Ich bin zwar ein paar Mal wach geworden. Am Morgen dachte ich, daß es wieder windstill ist oder so, weil das Boot so ruhig lag. Es dauerte etwas bis ich begriff, daß ich auf Sint Maarten lag. Am 19. bin ich zusammen mit ein paar Leuten mit einem Schnellboot gefahren. Abends bin ich dann durch die Brücke gefahren, wo ziele Leute standen und zuschauten. Und jetzt liege ich in der Lagune irgendwo bei Simpson Bay. Wirklich cool, daß ich aller wiedererkenne. Ich habe die meisten Leute, die ich voriges Jahr kennengelernt habe, wiedergesehen. Heute bin ich auf einem Katamaran mitgefahren um Schnorcheln zu gehen.
          Itch werde ab jetzt probieren, mein Blog regelmäßig zu schreiben. Ich liege nun an einer ruhigen Stelle, ich habe wieder Internet Zugang, und alles wird etwas ruhiger und ich gewöhne mich langsam ein.
          Na ja, ich könnte noch viel mehr erzählen, aber ich werde nun wieder von ein paar Leuten von meinem Laptop weggezerrt um mit ihnen Essen zu gehen (hier ist es fünf Stunden früher), daher werde ich versuchen, morgen noch etwas zu berichten.

          Laura und Guppy.



            23. Dezember 2010

            So, da bin ich wieder. Ich habe ein paar Fotos von der Reise beigefügt. Ich versuche, sie zu den richtigen Blogs zu setzen. Das Hochladen und Aussuchen der Fotos ist etwas schwierig, da der Internet Zugang hier nicht immer einwandfrei ist. Daher werde ich probieren, jedes Mal Fotos hochzuladen falls es möglich ist.
            Heute bin ich mit ein paar neuen Freunden auf einem Hobie Cat gesegelt. Das war für mich das erste Mal auf so einem Ding, daher war es wieder ein außergewöhnliches Erlebnis. [Ich hatte] Zwei Rümpfe unter mir. Das war schon cool, mit einem kleinen Boot schön schnell zu segeln.
            Ich habe heute auch erfahren, wann Kim, meine Schwester, im Fernsehen zu sehen sein wird. Ich bin nämlich nicht die Einzige in meiner Familie, die ein bisschen abenteuerlich eingestellt ist. Meine Schwester ist zwölf Jahre alt und hatte Ende November einen Auftritt in einem großen Zirkus in Genf. Sie mag das segeln nicht so, aber sie hängt hoch oben am Trapez?! Und das macht sie wirklich ausgezeichnet, das würde ich wiederum nicht können... Ich kann genug an Bord von "Guppy" klettern wenn ich unterwegs bin. Aber ich finde das echt cool daß sie das macht. Es gab einige Vorrunden, die sie geschafft hat. Und beim großen Auftritt war ich auf den Kapverden. Wirklich schade, daß ich es nicht sehen konnte. Die ganze Familie ist da gewesen, ich bin so wahnsinnig stolz auf sie, sie macht das wirklich großartig!! Die "Magic Circus Show" wird im Fernsehen gezeigt. Am Samstag, 25. Dezember, von 19 Uhr bis 20.30 Uhr auf Nederland 3. Ich werde versuchen, irgendwo hier auf der Insel eine Möglichkeit zu finden, um Niederländisches Fernsehen sehen zu können, was wohl schwierig werden wird, aber ich möchte es gerne sehen.

            Laura

            Thomas Weber
            25. Dezember 2010

            Ich möchte allen noch ein Frohes Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr wünschen. Ich werde mich an Weihnachten nicht langweilen. Es ist was Schönes geplant und es ist eine schöne Weihnachtsstimmung hier. Ich laufe bereits den ganzen Tag mit einer Weihnachtsmütze herum, überall stehen Weihnachtsbäume und es wird richtig gemütlich werden. Des Weiteren möchte ich auf meine finanziellen Probleme eingehen, die heute [24. Dezember] durch die Medien gingen. Das ist so: Wir (mein Vater und ich) haben niemals viel Geld gehabt, daher habe ich gelernt, auch mit wenig Geld sehr weit zu kommen. Wir haben "Guppy" als Wrack gekauft und selbst instand gesetzt, und wir habe viel Arbeit und Geld investiert. Ich habe früher immer hart gearbeitet, daher habe ich natürlich Geld um hiervon Essen zu kaufen, aber ich bin nicht reich. Sponsoren habe ich nicht viele, da diese sich voriges Jahr zurückgezogen haben wegen der Unsicherheit, ob ich nun ablegen darf oder nicht. Als dieses Problem dann aus der Welt war, bin ich sofort losgefahren, und es waren nicht mehr viele Sponsoren dabei. Nun bin ich auf dem Weg und viele Menschen denken, alles sei in bester Ordnung. Ich werde in jedem Fall überleben, aber ich will auch nicht verhehlen, daß ein bisschen mehr ganz schön wäre. "Guppy" ist nicht mit überflüssiger Gerätschaft ausgestattet, natürlich habe ich alles, was ich benötige, jedoch würde ich ein paar Extras nicht ablehnen. Ich möchte allen Sponsoren und allen, die mich auf irgendeine Art unterstützt haben, sehr herzlich danken. Ohne sie wäre ich niemals so weit gekommen.

            Laura

            Thomas Weber
            28. Dezember 2010

            Ich hoffe, daß jeder ein schönes Weihnachtsfest hatte. Während der vergangenen Tage habe ich zusammen mit ein paar Freunden und ihren Eltern auf St. Barth [Insel Sankt Bartholomäus] gefeiert und mich prima amüsiert. Ich habe viele Schildkröten gesehen, was sehr schön war. Wir sind mit drei Booten, darunter zwei Segelboote, gefahren. Es war wirklich super gemütlich. Wir sind viel Kneeboard gefahren und sind von Klippen gesprungen (natürlich haben wir vorher nachgesehen, ob dort keine Felsen unter Wasser lagen). Es war wirklich außergewöhnlich, auf diese Art Weihnachten zu feiern. Abgesehen von den Weihnachtsmützen und der Weihnachtsdekoration hatte ich nicht den Eindruck, daß Weihnachten ist. Aber so fand ich das doch besser, ich mag die Kälte und den Schnee nicht wirklich. Und in den Niederlanden ist es meiner Meinung nach ziemlich kalt. Na ja, hier finde ich es auch ab und zu etwas kalt, aber ich bin nun mal eine Frostbeule. Weihnachten ist schon wieder vorbei, und Silvester steht vor der Tür, daher wünsche ich allen ein Frohes Neues Jahr. Ich weiß noch nicht wie ich es feiern werde, aber das wird sich finden. Des Weiteren möchte ich allen, die mich finanziell unterstützt haben, sehr herzlich danken.

            Laura und Guppy

            Thomas Weber
            30. Dezember 2010

            Seitdem ich auf St. Maarten bin, bin ich ziemlich beschäftigt. Mit vielen angenehmen Dingen, aber natürlich auch damit, all jene Dinge, die unterwegs kaputt gegangen oder verschlissen sind, zu reparieren, mit dem Saubermachen von Guppy, mit einkaufen, mit der Wäsche!!! Der Halfwinder und das Großsegel wiesen Spuren von Verschleiß auf; wir werden etwas drübernähen, um weiterem Verschleiß zuvorzukommen.
            Heute bin ich damit beschäftigt gewesen, Guppy von vorn bis achtern gründlich aufzuräumen. Nun weiß ich wieder, was ich an Bord habe und, sehr wichtig, wo es innerhalb der 12 Meter verstaut ist... Ich habe nämlich festgestellt, daß man innerhalb dieser 12 Meter eine Menge verlieren kann. Aber Guppy ist jetzt wieder ziemlich sauber. Wenn ich irgendwohin möchte, nehme ich meistens den Bus; das ist wirklich total anders als in den Niederlanden. Zum Beispiel gibt es hier keine Bushaltestellen, daher muß man einfach an der Straße warten bis ein Bus vorbeikommt und dann fragen, wohin er fährt. Das kostet nur zwei Dollar und die Busse sind ein Stück kleiner als in den Niederlanden. Aber das ist eine prima Möglichkeit, um überallhin zu kommen, es sei denn, man hat einen Hund dabei, weil die meisten Busfahrer Schwarz sind und eine Todesangst vor Hunden haben; in diesen Fällen muß ich per Anhalter fahren, was gut klappt (manchmal passe ich hier auf den Hund von Freunden auf).
            Durch den Stress habe ich die Schule etwas vernachlässigt. Ich habe nämlich keine Weihnachtsferien eingeplant, und die Reservetage halte ich für Tage mit schlechtem Wetter oder für andere Gelegenheiten vor, an denen ich keine Schularbeiten machen kann. Nun wird endlich alles ein bisschen ruhiger. Ich habe wieder eine funktionierende Planung (die jedes Mal wieder schwer zu erreichen ist falls man irgendwo hinkommt) und ich muß nun, abgesehen von einkaufen, Schularbeiten und dem täglichen Saubermachen von "Guppy", nicht mehr allzu viel tun. Daher habe ich nun etwas Zeit, die Hängematte auszuprobieren, die ich von meiner Schwester auf Gran Canaria geschenkt bekommen habe.

            Laura

            Thomas Weber
            1. Januar 2011

            Ein frohes neues Jahr an Alle!! In den Niederlanden ist es schon fast der 2. [Januar], aber hier natürlich noch nicht. Gestern habe ich die letzte Klassenarbeit für 2010 geschrieben, und bin den Rest des Tages ruhig angegangen. Ich habe "Guppy" ein bisschen saubergemacht und noch ein paar kleinere Arbeiten erledigt, anders konnte sie [“Guppy”] natürlich nicht ins neue Jahr. Ich habe selbst kein Feuerwerk gemacht, das ist im niederländischen Teil [von St. Maarten] verboten... Aber die bösen Geister sind trotzdem verjagt worden! In Philipsburg gab es eine Feuerwerksshow, die etwa 20 Minuten dauerte; ich bin mit Freunden dort gewesen um sie mir anzusehen. Heute Morgen habe ich versucht, Internetzugang zu finden, aber da natürlich alles geschlossen war, wurde das ziemlich schwierig. Der einzige Ort, an dem ich Internetzugang gefunden habe, war die McDonald's Filiale. Da bin ich im Augenblick. Bald ist hier ein Neujahrsschwimmen, das ist ein bisschen angenehmer als in den Niederlanden, da das Wasser hier nicht so kalt ist!!!! Des Weiteren möchte ich all jenen danken, die mich finanziell unterstützt haben. Ich werde meine Reise nun sicher in Richtung Pazifik fortsetzen können.

            Laura

            Thomas Weber
            5. Januar 2011

            Hallo an Alle! Ich schreibe dieses Blog von Bord der "Stad Amsterdam", das ist ein großes, rahgetakeltes Schiff, das nun auf St. Maarten vor Anker liegt. Ich bin nun zum dritten Mal an Bord und ich wurde eingeladen, die kommenden zehn Tage als Crewmitglied mitzusegeln!!! Wirklich super cool. Es ist ein sehr schönes Schiff und es ist toll, mal nicht der Kapitän zu sein. Heute Abend fahren wir ab, ich habe große Lust darauf. Während der vergangenen Tage habe ich "Guppy" wieder klargemacht um abzufahren; ursprünglich wollte ich nächste Woche weitersegeln. Aber sowas kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen! Blogs zu schreiben ist ab jetzt schwieriger, aber ich werde versuchen, jeden Tag ein Blog über meine Erlebnisse zu schicken.

            Laura

            Thomas Weber
            7. Januar 2011

            Der dritte Tag auf der "Stad Amsterdam", ich lerne der Routine allmählich kennen. Es ist wahnsinnig cool. Ich bin in der Wache von 12 bis 4, und an sich bin ich natürlich daran gewöhnt, nachts wach zu werden, daher habe ich da keine Probleme mit. Es ist natürlich noch total neu, dann ist es immer toll. Sicher auf so einem Schiff. Es ist großartig, nach draußen zu kommen und all die Segel dort oben zu sehen. Vor allem nachts, wenn das Wasser, das zur Seite gedrückt wird, durch den Phosphor [Biolumineszenz; “Meeresleuchten”] aufglüht, das ist wunderschön. Manchmal ist es wie ein Traum. Es ist für mich sowieso das erste Mal, daß ich mit einem rahgetakelten Schiff fahre, und dann noch auf einem so großen. Ich war gerade mit einem Sextanten beschäftigt. Wir sind nun unterwegs nach Dominica, und dann fahren wir "inselhüpfend" nach Sint Maarten zurück. Dabei kann ich mir schön aussuchen, welche Inseln interessant sind um sie selbst anzulaufen. Ich habe jetzt eigentlich Wache, darum gehe ich schnell wieder nach oben. Bis später!

            Laura

            Thomas Weber
            8. Januar 2011

            Es läuft hier wirklich prima. Gestern sind wir von Roseau, Dominica, zu einem anderen Ort auf Dominica gesegelt, äh, eigentlich haben wir die Maschine benutzen müssen, da es keinen Wind gab. Schade, aber während einer Kaffeepause, die hier an Bord "Smoko" heißt, haben wir ein paar Delphine gesehen. Dominica ist wirklich eine wahnsinnig grüne Insel, total schön. Ich habe nicht viel davon gesehen, da wir natürlich nicht viel Zeit haben, um an Land zu gehen. Aber das Innere scheint auch sehr schön zu sein. Ich habe vor, auch mit "Guppy" hierhin zu fahren. Wir sind jetzt unterwegs nach Guadeloupe, wo wir wahrscheinlich heute Nachmittag ankommen werden. Ich habe es schon einmal geschrieben: es ist wirklich total cool, auf diesem Schiff zu fahren, und vor allem, es zu segeln. Bestimmt jetzt, wo ich besser weiß wie hier alles funktioniert, und wofür all die Taue sind. Den Rest meiner Zeit hier an Bord verbringe ich mit Schularbeiten, kleineren Arbeiten, schlafen und essen natürlich, und vor allem mit dem Genießen von all den neuen Erfahrungen.

            Laura

            Thomas Weber
            11. Januar 2011

            Es ist harte Arbeit auf so einem großen Schiff, aber es ist auch wahnsinnig toll. Letztens bin ich zu ersten Mal auf den Mast geklettert während wir segelten, und das war wirklich schön. Meistens klettern wir vor oder nach dem Segeln [in den Mast], und dann vor Allem um die Segel auszupacken ["ontfurlen"/ engl. to unfurl], wie das hier genannt wird. Das bedeutet, die Segel klarzumachen um sie zu setzen, und natürlich für Wartungsarbeiten. Aber jetzt mußte etwas während des Segelns getan werden. Wirklich total schön, aus dieser Höhe das Boot durch das Wasser gleiten zu sehen. Gestern hatte die rote Wache (meine Wache) frei, und wir haben den Nachmittag damit verbracht, die Insel Montserrat, wo wir gestern lagen zu besuchen. Wir sind ein Stück durch den Wald gelaufen, was sehr schön war. Es war ziemlich warm, aber überall standen Bananenbäume und eine Menge Pflanzen, die man in den Niederlanden nicht sieht. Was mir besonders auffiel war, daß alle Blätter ziemlich groß sind. Wir trafen irgendwo dort einen Bauern, der auf seinem Land arbeitete; ich habe keine Ahnung, wo es war, weil wir nicht genau wussten wo wir waren. Er war dabei, etwas anzupflanzen, und als wir sagten, daß wir das nicht kannten, durften wir sofort davon probieren. Es war echt lecker, aber ich habe noch immer keine Ahnung, was es war. Nach unserem Abenteuer im Inland der Insel sind wir zur ehemaligen Hauptstadt [Plymouth] gegangen. Diese liegt in der Nähe eines noch immer aktiven Vulkans und wurde vor 14 Jahren völlig zerstört. Weil der Vulkan immer noch aktiv ist, leben dort keine Menschen und sie gleicht einer Geisterstadt. Wirklich sehr beeindruckend. Nun sind wir unterwegs nach St. Barth [Saint Barthélemy], und dann ist mein Abenteuer auf der "Stadt Amsterdam" auch fast wieder vorbei. Dann muß ich mir überlegen, welche Inseln ich noch sehen möchte und wann ich weiterfahren werde.

            Laura

            Thomas Weber
            15. Januar 2011

            Ich bin wieder zurück auf Sint Maarten und werde mich wieder auf mein großes Abenteuer inmitten all meiner Mini-Abenteuer konzentrieren. Ich habe noch nicht endgültig beschlossen, wann ich abfahre und wohin ich dann fahre, aber ich denke, daß ich innerhalb einer Woche in Richtung Îles des Saintes und Dominica aufbrechen werde. Diese Inseln möchte ich mir gerne noch einmal genauer ansehen. Bevor ich abfahre, muß ich "Guppy" noch von unten saubermachen, da sich am Unterwasserrumpf schon ein ziemlicher Bewuchs gebildet hat, und "Guppy" dann nicht mehr so schnell ist. Es war großartig, "Guppy" wiederzusehen. Ich fand das ziemlich beängstigend, sie für zehn Tage zurückzulassen. Aber sie lag noch wohlbehalten hier, so als ob ich nur für zehn Minuten weg gewesen wäre. Es ist schön, wieder an Bord von "Guppy" zu sein, aber ich fand das Segeln mit der "Stad Amsterdam" auch richtig cool.

            Laura

            Thomas Weber
            17. Januar 2011

            Ich habe gestern beschlossen, wieder in See zu stechen. Ich bin nun wieder lange genug an Land gewesen und ich sehne mich danach, wieder zu segeln. Am Donnerstag werde ich die Segel setzen und Kurs auf die Îles des Saintes nehmen, das ist eine Insel zwischen Guadeloupe und Dominica, wo ich auch mit der "Stad Amsterdam" gewesen bin. Daher muß ich noch Essen, Diesel und Wasser einkaufen; nicht daß ich viel Diesel verbraucht habe, aber ich lege am liebsten immer mit einem vollen Tank ab. Ansonsten sind "Guppy" und ich seeklar. Die Überfahrt nach der Îles des Saintes dauert übrigens etwas länger als 24 Stunden. Aber wahrscheinlich wird das einigermaßen schwierig, da ich nicht viel werde schlafen können. Ich fahre an vielen Inseln entlang, was bedeutet, daß ich viel navigieren und Ausguck halten muß.

            Laura

            Thomas Weber
            - NICHT TEIL DES WEBLOGS -

            16. Januar 2011

            Hacker

            Die Computer von Laura und ihrem Vater werden regelmäßig gehackt, wodurch diese vollkommen funktionsunfähig werden. Dies geschieht obwohl die Laptops mit allen gängigen Sicherheitssystemen ausgestattet sind. Dieses Problem begann einige Monate nach bekanntwerden von Lauras Reise und dauert noch immer an. Vor allem während der Abfahrt und der Ankunft von Laura auf verschiedenen Inseln ist dieser Hacker sehr aktiv. Manchmal kann ein dadurch geschädigter Laptop von einem Fachmann noch repariert werden, manchmal ist dies jedoch nicht möglich, und es muß ein neuer Laptop gekauft werden. Das ist eindeutig ein Angriff auf ihr Portemonnaie.
            Noch wichtiger ist jedoch, daß seit mehreren Tagen keine Internetverbindung und kein e-Mail Verkehr möglich ist. Laura ist für ihre Schularbeiten [Fernunterricht] vollkommen von Internet abhängig. Dies verursacht so große Probleme, daß Laura hiervon mutlos wird, da sie dann auch keinen Kontakt mit ihrer Schule halten kann! Laura ist auch zum Teil auf das Internet angewiesen, da ihr Team ihr hiermit Informationen, z.B. technische Infos, übermittelt. Dies kann auch per Telefon erfolgen, jedoch ist dies unbezahlbar. Skypen und Chatten ist oft nicht möglich. Manchmal ist Laura für Stunden damit beschäftigt, ein Foto auf ihre Website hochzuladen, wenn ihr Laptop wieder Probleme macht.
            Laura hat auf St. Maarten einen neuen Laptop zu Weihnachten geschenkt bekommen. Sie war so froh darüber. Nach zwei Tagen ist er schon wieder zusammengebrochen!!!!!! Der Laptop ihres Vaters (vor zwei Monaten gekauft) ist im Augenblick dermaßen gestört, daß wieder ein neuer angeschafft werden muß. Im Moment kann er mit Laura keine Rücksprache über das Wetter und über das fahrklar machen von "Guppy" für die Abfahrt aus St. Maarten halten. Auch das WiFi Netzwerk in der Umgebung von Lauras Vater (im Jachthafen Den Osse, NL) ist blockiert. Des Weiteren ist bekannt, daß e-Mails von unseren Mailboxen versendet wurden, was sehr negative Folgen hatte. Es wurden auch wichtige Mails gelöscht! Mittlerweile wurde bei der Polizei Anzeige erstattet!
            Hat derjenige, der dies alles verursacht, jemals an die Sicherheit von Laura gedacht, oder an ihre Schularbeiten, oder an den Kontakt mit ihrer Familie und mit Freunden? Welchen Sinn hat dieses Zerstörungswerk? Wie kann jemand so etwas tun? Wer schöpft Vergnügen daraus, Lauras Reise zu erschweren?

            AUF DIESEM WEG MÖCHTEN WIR DIESEN BZW. DIESE HACKER IM NAMEN VON LAURA UND IHRER FAMILIE DARUM BITTEN, DIESE ABARTIGEN TÄTIGKEITEN EINZUSTELLEN.

            Darüber hinaus würden wir es begrüßen, wenn wir die Hilfe eines Computerexperten erhalten würden, um die Laptops von Laura und ihrem Vater besser abzusichern, und eventuell den Hacker aufzuspüren.

            Land-Team von Laura

            Quelle: Nieuws [Journaal]



              20. Januar 2011

              Ich bin wieder unterwegs, dieses Mal zu den Îsles des Saintes. Es ist wirklich toll, wieder zu segeln. Ich habe einen herrlichen Seitenwind, und mit lediglich dem Großsegel und dem Genuasegel läuft "Guppy" etwa sechs Knoten. Der Abstand beträgt ungefähr 160 Seemeilen (296 Kilometer), daher sollte ich etwa morgen Nachmittag dort ankommen. Jetzt bin ich irgendwo auf der Höhe [der Insel] Saba. Ich bin froh, daß ich mir die Mühe gemacht habe, das Dinghy und das Durcheinander drinnen ein bisschen aufzuräumen, denn es ist hier ziemlich holprig. Bei meiner Abfahrt aus Sint Maarten gab es kein solches Fest wie bei meiner Ankunft, aber das fand ich ehrlich gesagt nicht so schlimm. Heute Morgen habe ich von einem Segler das Buch "Offshore Sailing" geschenkt bekommen. Ich habe übrigens mehrere schöne Geschenke bekommen, zwei Karten und zwei Päckchen, die an 'Laura Dekker Sint Maarten' adressiert waren. Wirklich super lustig, daß sowas ankommt.... In einem Paket war ein Buch über jemanden, der über den Ozean gerudert ist, und in dem anderen war eine Art Kalender mit Schiffsgerichten. Wirklich super cool! Ich möchte mich auf diesem Wege bei den Absendern herzlich bedanken.

              Laura

              Thomas Weber
              22. Januar 2011

              Seit gestern nachmittag liege ich vor den Îlses des Saintes vor Anker, dai ist eine kleine französische Insel[gruppe] zwischen Guadeloupe und Dominica. Es ist eine schöne Insel mit einem typisch französischen Flair. Das ist an sich schon toll. Die Reise hierhin war nicht so schön. Na ja, es war schön, wieder zu segeln, und auf der Höhe von [der Insel] St. Kitts hatte ich einen prächtigen Sonnenuntergang. Aber so dicht bei den Inseln kann und gehe ich nicht schlafen; es waren etwa 24 Stunden zu segeln. Ich war gerade dabei, drinnen das Frühstück zu bereiten, auf der Höhe von Guadeloupe, als "Guppy" auf einmal mit einem Ruck festsaß. Als ich nach draußen rannte, sah ich sofort die Ursache. Ich schleppte an die 30 Meter Fischerei-Zeugs mit. Nach einiger Plackerei bin ich davon losgekommen. Es ist in diesem Gebiet auch eigentlich außergewöhnlich, wenn man NICHT über solche Fischereibojen fährt. Vor den Îsles des Saintes bin ich ungefähr 50 entgegengekommen. Ich liegen nun in der Nähe eines anderen Niederländischen Ehepaares, welches mich nach meiner Ankunft einlud, bei ihnen an Bord Essen zu kommen. Es ist immer schön, wenn ich nicht selbst kochen muß, daher habe ich dort gemütlich gegessen, und danach bin ich herrlich schlafen gegangen.

              Laura

              Thomas Weber
              24. Januar 2011

              Nachdem ich heute Morgen in aller Ruhe ein Ei im Cockpit gegessen hatte und wieder ein paar Schularbeiten erledigt hatte, bin ich an Land gegangen. Vorgestern war ich auch an Land, daher wusste ich ein schon bisschen wie es aussieht. Die Häuser sind klein und niedrig, und sie sind meist in hellen und beigen Farben gestrichen. Ansonsten ist es hier typisch französisch. Die Sprache, es wird mit Euros bezahlt, und normales Brot kann man hier nicht finden, dafür Baguette und Croissants in Überfluß. Das finde ich nicht so schlimm, die sind doch viel leckerer. Ich liege direkt vor einem kleinen Dorf, das eine Fährverbindung nach Guadeloupe hat, wodurch es ziemlich stark besucht und touristisch geprägt ist. Aber es ist schön, dort durchzulaufen. Besser als tote Hose. Heute habe ich mir nicht wirklich die Mühe gemacht, viel weiter zu laufen. Vorgestern bin ich mal zur anderen, südlichen Seite (die kürzeste Entfernung) der Insel gegangen. Dort war ein Strand, voll mit Palmen, wirklich sehr schön, und es waren nicht viele Leute dort. Bis auf mich vielleicht noch drei andere. Heute hat es noch mehr geregnet als gestern. In den Niederlanden rennt jeder sofort nach drinnen wenn es regnet. Hier rennt jeder nach draußen um Wasser aufzufangen, zu duschen oder um das Boot sauberzumachen.

              Laura

              Thomas Weber
              26. Januar 2011

              Heute fahre ich wieder weiter. Dieses Mal ist es eine kurze Reise von 20 Seemeilen (37 Kilometer) nach Portsmouth auf Dominica. Mal sehen ob ich allen Fischerei Bojen ausweichen kann. Es steht ein prima Ostwind von etwa 4 bis 5 Bft. Daher werde ich gleich das Durcheinander drinnen aufräumen, und dann erde ich den Anker einholen. Ich habe nur eine handbetriebene Ankerwinde, und die ist so langsam, daß ich das meiste besser von Hand einholen werde. Nennen wir es Morgengymnastik. Jippie... Den Anker fallen zu lassen ist leichter. Heute ist eigentlich der erste Tag, an dem ich durch die Sonne und nicht durch Regen wach geworden bin. Ein guter Tagesbeginn, hoffen wir, daß es so bleibt. Ich denke, daß ich auf Dominica keinen Internetzugang haben werde, das Hochladen von Fotos wird dann schwieriger. Aber wer weiß.

              Laura

              Thomas Weber
              28. Januar 2011

              Ich bin natürlich schon vorgestern auf Dominica angekommen. Der Weg hierhin war ziemlich rau. Es war zwar nur ein kurzes Stück, aber es gab sehr viele Böen, und alles in allem ist es während der vierstündigen Fahrt nur für etwa zehn Minuten trocken gewesen. Durch den Regen kamen manchmal auch schwere Windstoße, sodaß ich, lediglich unter Genuasegel segelnd, das Wasser im Cockpit stehen hatte. Ich war schon naß, da das Dinghy auf dem Vordeck losgeschlagen wurde und ich es wieder festbinden musste. Aber da das Vordeck dauernd unter Wasser stand, habe ich nichts sehen können. Beim zweiten Mal bin ich mit einer Taucherbrille bewaffnet aufs Vordeck gegangen um das Dinghy besser festzumachen. Ehrlich gesagt hatte ich eine ruhige Überfahrt erwartet, und darum das Dinghy nur mit einem Tau festgebunden. Nicht so schlau. Als ich auf Dominica ankerte hatte ich das Gefühl, als ob ich mit einem Laser-Boot gesegelt wäre. Ich war völlig durchgeweicht und stand im Cockpit um zu entspannen, als mir schon das erste Boot mit Früchten entgegenkam. Ich habe einklariert und mich danach ausgeruht. Es liegen noch zwei Niederländische Jachten in dieser Bucht. Mit diesen Seglern habe ich bereits eine Wanderung gemacht. Als ich gerade auf einer Kanone im Fort oben auf dem Berg saß, lief die "Stad Amsterdam" in die Bucht ein. Ich bin gestern wieder dort gewesen und es war echt lustig, alle wiederzusehen. Allerdings hatte gerade ein großer Austausch der Mannschaft stattgefunden, daher gab es viele neue Besatzungsmitglieder.

              Laura

              Thomas Weber

              29. Januar 2011

              Gestern bin ich mit dem dem Bus und per Anhalter über die Insel gefahren, zusammen mit den Crews von den Niederländischen Jachten. Die Insel ist wirklich wunderschön, unglaublich grün. Wir sind an Wasserfällen entlanggelaufen und ich habe eine Kokosnuß geschlachtet. [Ich habe] Mit einem Stein so lange draufgehauen bis die Kokosnuß endlich aufgab. Heute Morgen habe ich schon wieder eine Kokosnuß umgebracht und aufgegessen. Ich werde noch ein richtiger Profi im öffnen von Kokosnüssen. Zusammen mit einer Frau von einer anderen Jacht bin ich heute den Indian River mit meinem Dinghy hinaufgefahren. Dort darf man nur rudern, und normalerweise müsste man 20 Easy Dollars [Eastern Caribbean Dollars] an jemanden bezahlen, der einen dann über den Fluß rudert. Wir sind heute Morgen um halb sechs aufgebrochen damit uns an der Flußmündung niemand aufhalten würde. Hier wurde auch der Film "Fluch der Karibik 2" aufgenommen, aber das Häuschen wurde abgerissen und es ist nur ein kahler Fleck geblieben. Wir sind ein großes Stück den Fluß hinaufgepaddelt und danach ein Stück gelaufen. Zurück war es wirklich eine Art Wildwasserfahrt, da wir mit der Strömung fuhren. Wenn man mit einem Einheimischen mitgeht, kommt man nicht so weit. Wir hatten sehr viel Spaß, und es war richtig schön, überall Palmen und megagroße Farne. Es war echt toll, wieder mal in Süßwasser zu schwimmen. Eine richtige Wohltat! Nun bin ich wieder an Bord von "Guppy", und bald gehe ich mit ein paar Leuten Schnorcheln, ich bin wieder voll im Stress. Aber auf den Îsles des Saintes hatte ich mich schön ausgeruht.

              Laura

              Thomas Weber
              30. Januar 2011

              Ich bin seit heute wieder das einzige Niederländische Boot in der Bucht. Vorgestern war noch ein Niederländisches Boot mit zwei jüngeren Kindern dazugekommen. Diese Familie will innerhalb von fünf Jahren um die Welt segeln. Ich habe sie schon auf Gran Canaria kennengelernt. Es war ziemlich gemütlich. Die anderen Niederländischen Boote sind vorgestern weggefahren. Zum Abschied gingen wir bei ihnen an Bord Bananen Pfannkuchen backen. Ich hatte meine Gitarre mitgenommen, und zusammen mit jemandem, der auch Gitarre spielte, haben wir für die Musik gesorgt. Das war echt super. Heute war ich tauchen, zum ersten Mal in der Karibik. Es war sehr schön. Die örtliche Tauchschule "Cabrits" kam heute Morgen vorbei, und sie sagten, wenn ich Lust habe, könne ich mitkommen. Ja, das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen, daher bin ich sofort an Bord gesprungen. Wir haben zwei Tauchgänge gemacht. Ich habe Schildkröten, viele Korallen, mega-große Hummer, sehr viele farbige Fische und einen Steinfisch gesehen. All diese grellen Farben hier sind wirklich schon! Den Rest des Tages habe ich Schularbeiten gemacht und ein Buch gelesen. Das musste sein, ansonsten hätte ich die Bücher umsonst mitgenommen... Es sind wieder einige neue Jachten dazugekommen. Heute war es windstill und zur Abwechslung gab es auch einmal keinen Regen, daher war es heiß... Das ist nicht immer schön.

              Laura

              Thomas Weber
              1. Februar 2011

              Ich habe heute beschlossen, morgen in Richtung Bonaire weiterzufahren. Das sind etwa dreieinhalb Tage zu fahren, und ich hoffe, daß es etwas weniger naß wird als von den Îsles des Saintes nach Dominica. Das Wetter sieht auf alle Fälle gut aus. Ich hoffe, den Wind schräg von achtern zu haben. Heute habe ich bei einem deutschen Boot gefragt, ob sie mich mit ihrem Dinghy zum Zoll bringen können. Das ist nämlich ein schönes Stück weit weg. Und ich dachte mir, wenn ich selbst dorthin paddeln müsste, würde das Ausklarieren noch länger dauern; ein- und ausklarieren dauert übrigens immer lang. Hier sind sie nicht so schnell wie in den Niederlanden. Aber meistens ist man nach einer Stunde fertig. Auf dem Rückweg sind wir an etwas vorbeigekommen was ich wiedererkannte. Es war die "Tante Rietje", ein rotes Boot, das ich schon in Mogán [auf Gran Canaria] getroffen habe. Als ich zurück auf "Guppy" war, habe ich mir mein mit Paddeln versehenes Schneckentransportvehikel (mein Dinghy) geschnappt und bin zu diesem Boot gerudert. Es war ein schönes Wiedersehen. Wir haben Spaghetti gegessen und uns nett unterhalten. Danach bin ich zu "Guppy" zurückgefahren um das Dinghy, das Cockpit und den Rest des Bootes aufzuräumen. Es war schon wieder ein Durcheinander. Es war schon auffällig, daß die Unordnung jetzt draußen war, und es drinnen leidlich sauber war. Wahrscheinlich weil das größte Chaos aus einer megagroßen Muschel, einem Fischernetz, einem Besen, einem Paar Slippers, Schwimmflossen, Taucherbrille und was weiß ich noch bestand. Und sowas nimmt man natürlich nicht mit nach drinnen. Anyway, nun ist es wieder aufgeräumt und ich hoffe, daß mir keine Muschel auf die Zehen fällt wie bei der vorigen Überfahrt.

              Laura

              Thomas Weber
              2. Februar 2011

              Ich fahre wieder, jedoch habe ich weniger Wind als erwartet (5 Knoten), aber es geht zumindest vorwärts.... Im Augenblick schwimmt eine ganze Schule Delfine um mich herum, das ist echt wunderbar. Es ist schon ein Weilchen her, seit ich Delfine gesehen habe. Ich habe auch wieder eine riesige Grapefruit geschlachtet, und jetzt sitze ich schön im Schatten und mache ein paar Schularbeiten. Ich hoffe nur, daß ich nachher meine Handschrift noch lesen kann, weil durch das Rollen von "Guppy" wird meine Schrift nicht wirklich besser. Ich hoffe, daß der Wind zunimmt sobald ich weiter von den Inseln weg bin.

              Laura

              Thomas Weber

              3. Februar 2011

              Ich habe seit gestern Abend wieder guten Wind und laufe mit etwa 6,5 Knoten. Gestern Abend habe ich die Bekanntschaft mit einem Vogel gemacht, der sich, nachdem er drei Runden um "Guppy" herumgeflogen war und eine Bruchlandung im Großsegel gemacht hatte, auf dem Besanmast niederließ. Dort hat er die Nacht verbracht. Als es wieder hell wurde, ist der Vogel weggeflogen, und als Dank für meine Gastfreundschaft hat er "Guppy" von oben bis unten und von vorne bis hinten vollgeschissen. Das Vieh muß kräftig abgenommen haben dachte ich, als ich dabei war, die Unmengen an Scheiße wegzumachen. Das ist nicht das, was ich mir unter einem Morgen auf See vorstelle, aber gut. Es ist wirklich schön, wieder auf See zu sein. "Guppy" hat noch etwa 270 Seemeilen [etwa 500 Kilometer] vor dem Bug, daher denke ich, daß es noch zwei Tage dauern wird.

              Laura

              Thomas Weber
              4. Februar 2011

              Es geht gut vorwärts, "Guppy" ist wirklich superschnell. Seit Dominica hat es keinen Tropen mehr geregnet, und die Wolken sind auch dort geblieben, daher ist es hier jetzt superwarm. Das ist gewöhnungsbedürftig nach all den verregneten Tagen. Nachdem ich gestern den meisten Vogelmist weggewischt hatte, konnte ich heute drinnen weitermachen. Ich hatte Ravioli gemacht und ging mit der Pfanne nach draußen, als ich wegen einer größeren Welle hinfiel, und mit der Pfanne und allem wieder auf dem Boden lag, zwischen den Ravioli! Sie lagen wirklich überall... Aber zum Glück konnte ich selber darüber lachen.

              Laura

              Thomas Weber
              5. Februar 2011

              Ich habe heute den ganzen Tag lang "Guppy" zugeredet, daß er nicht so schnell fahren darf, da ich gern bei Tageslicht einlaufen möchte. Als das überhaupt nichts half, habe ich doch ein paar Segel eingeholt und bin während der Nacht nur mit dem Genua gesegelt. Noch in der Dunkelheit habe ich die Südspitze umrundet und bin mit dem ersten Tageslicht auf Bonaire angekommen. Ich liege hier in einem schönen Hafen. Um diesen Hafen herum leben sehr viele Leguane, und als ich an Land ging, schossen sie überall vor mir in die Büsche. Sie sind wirklich schön und groß. Ich habe schon ein paar von bestimmt einem halben Meter Länge gesehen. Ich habe "Guppy" völlig vogelkotfrei gemacht und komplett sauber gemacht. Sie hatte es wirklich nötig. Heute Nacht habe ich nicht viel Schlaf bekommen, darum werde ich heute nicht so lange aufbleiben.

              Laura

              Thomas Weber
              8. Februar 2011

              Ich bin jetzt wieder für einige Zeit an Land. Na ja, nach dem Panamakanal wird sich 'viel an Land sein' in 'viel auf See sein' verändern. Daher denke ich, daß ich das jetzt genießen sollte. Gestern und vorgestern war ich damit beschäftigt, "Guppy" auszumisten. Das Durcheinander an sich war kein Problem. Es sah ganz nett aus... Aber ich konnte einfach nichts wiederfinden... Daher habe ich "Guppy" nun völlig neu eingeräumt. Hoffentlich auf eine logische Art und Weise, und vielleicht kann ich es in Zukunft so beibehalten... Es war hier noch nie ein solch großes Durcheinander wie gestern, aber jetzt ist es wieder... so wie es vorher auch schon war... Na ja, vielleicht ein bisschen sauberer, jedenfalls geordneter. Davon abgesehen habe ich noch nicht so viel unternommen. Es macht einfach Spaß, auf "Guppy" beschäftigt zu sein. Ich finde es auch nicht so schlimm, wieder mal ein bisschen Ordnung ins Boot zu bringen. Es ist immerhin mein Zuhause und alles was ich habe. Heute werde ich noch das Achterschiff ausmisten, und dann bin ich fertig!! Während des Saubermachens wurde ich regelmäßig von aufdringlichen Reportern gestört, daher habe ich beschlossen, heute um halb zwölf eine kurze Pressekonferenz zu geben. Danach werde ich sehen, was ich noch tun werde.

              Laura

              Thomas Weber
              10. Februar 2011

              Nach der Pressekonferenz am Dienstag sind noch eine paar Presseleute vorbeigekommen, die zu spät waren; tja, Pech. Aber jetzt habe ich meine Ruhe. Es lief übrigens wieder prima. Na ja, das habe ich inzwischen schon öfter gemacht, und Probleme mit Lampenfieber habe ich überhaupt nicht. Gestern bin ich zusammen mit ein paar Leuten, die ich hier kennengelernt habe, in einem gemieteten Auto über die Insel gefahren. Wir sind im Naturpark an der Westspitze von Bonaire gewesen. Eine sehr eigenartige Landschaft. [Es gibt dort] Viele Kakteen und Eidechsen, [und es ist dort] vor allem sehr trocken. Vor kurzem hat es hier kräftig geregnet, daher ist die Insel im Augenblick ziemlich grün. Ich habe auch viele Flamingos gesehen, und ich habe gelernt, daß diese rosa sind, weil sie Garnelen essen. Zuerst glaubte ich das nicht. Aber sie sagten, daß das wirklich so wäre, daher musste ich es doch glauben. Ich habe noch zwei gleichaltrige Nordamerikaner kennengelernt. Welche auch um die Welt segeln... Na ja, mit ihren Eltern. Sie liegen vor Anker, und gestern Abend habe ich bei ihnen an Bord noch gemütlich einen Film angesehen. Ich versuche, schon früh heute Morgen mit den Schularbeiten anzufangen, aber ich war bis jetzt zu sehr mit dem Boot beschäftigt, und damit, Dinge zu regeln. Und mein Opa und meine Oma kommen heute Abend auf Bonaire an, also sollte ich mal damit anfangen.

              Laura

              Thomas Weber
              - NICHT TEIL DES WEBLOGS -

              14. Februar 2011

              Soloseglerin Laura Dekker gibt auf der HISWA 2011 Segeltips an Jugendliche

              Die bekannte Seglerin Laura Dekker unterbricht ihre Weltumsegelung um ihre Erfahrungen mit den Besuchern der HISWA Amsterdam Boat Show zu teilen. Sie wird dort zusammen mit etwa 50.000 anderen Wassersportlern den Beginn der neuen Segelsaison einläuten. Im "Segeltheater" berichtet Laura täglich über den ersten Teil ihrer Reise, wobei die Erlebnisse auf dem Atlantischen Ozean im Vordergrund stehen. Speziell für Jugendliche gibt Laura in einem großen, mit Windturbinen ausgestatteten Bassin Workshops, um ihnen die Feinheiten des Segelns beizubringen. [...] Die HISWA Amsterdam Boat Show findet vom 1. bis zum 6. März 2011 in Amsterdam RAI [Messegelände] statt.

              http://www.hiswarai.nl/nl/nl/Press/P...a-Dekker-.aspx

              Thomas Weber
              13. Februar 2011

              Während der letzten drei Tage habe ich, zusammen mit jemandem aus den Niederlanden, der mich für ein paar Tage ein wenig dabei unterstützt, hart an meinem Buch über die Reise gearbeitet. Gestern haben wir uns eine kurze Pause gegönnt und sind Schnorcheln gegangen. Es ist als ob man in einem Aquarium taucht. Das Wasser ist sehr klar, und sobald man, mit angelegter Taucherbrille, den Kopf ins Wasser taucht, sieht man die verschiedenfarbigsten Fische. Ich bin natürlich auch bei meinem Opa und meiner Oma gewesen. Es ist toll, sie nach einem halben Jahr wiederzusehen. Am Dienstag werden wir mit dem Fahrrad über die Insel fahren, und am Mittwoch werden wollen wir mit dem Kajak durch die Mangroven fahren, worauf ich mich sehr freue. Bis dahin muß ich vor allem sehr viel schreiben.

              Laura



              14. Februar 2011

              HISWA

              Die meisten werden bereits in den Medien gelesen haben, daß ich in die Niederlande zur HISWA [HISWA Amsterdam Boat Fair, 1. bis 6. März] komme. Es sind nur noch ein paar Tage bis dahin, daher muß ich mich erst an diesen Gedanken gewöhnen, vor allem daran, bald wieder in der Kälte zu sein. Es werden wohl eine Menge Anfragen seitens der Medien kommen. Im Moment warte ich ab was hereinkommt, dann werde ich daraus auswählen. Ich werde in den Niederlanden nicht viel Ruhe bekommen, daher werde ich nicht alles wahrnehmen können. Persönlich finde ich es ganz toll, zur HISWA zu kommen. Die meisten Leute dort verstehen etwas vom Segeln und von Booten. Und es ist immer schöner, mit Leuten zusammen zu sein, die Ahnung vom Segeln haben.

              Laura

              Thomas Weber
              18. Februar 2011

              Ich habe festgestellt, daß es auf See doch sicherer ist als an Land. Am Dienstag bin ich zusammen mit Opa und Oma und ein paar Freunden Rad gefahren. Aber es ist ziemlich gefährlich, hier Fahrrad zu fahren, besonders im Dunklen. Da es jedoch nicht hüglig ist, geht das an sich ganz gut. Mit dem Auto ist es auch nicht viel sicherer. Am Mittwoch bin ich mit dem Kajak durch die Mangroven gefahren, und auf dem Rückweg, als wir gerade über eine unbefestigte Straße fuhren, krachte uns ein großer Lastwagen in voller Fahrt hinten drauf. Ich saß hinten, und ich kann von Glück sagen, daß der Fahrer Gas gab, andernfalls wäre ich jetzt so platt wie ein Pfannkuchen. Ich hatte jedoch eine große Beule am Kopf und Probleme mit meinem Rücken. Inzwischen geht es etwas besser, aber es hätte nicht viel gefehlt, und meine Reise wäre hier zu Ende gewesen. Gestern sind mein Vater und meine Schwester hier angekommen. Es ist soooooooooo schön sie wieder zu sehen. Ich muß mich erst wieder an den Streß gewöhnen, aber es ist ein angenehmer Streß, und daran gewöhnt man sich schnell.

              Laura

              Thomas Weber
              21. Februar 2011

              Inzwischen geht es mir wieder vollkommen gut. Die Beule auf meinem Kopf ist schon ein ganzes Stück kleiner geworden, und meinem Rücken geht es prima. Heute bin ich Fahrrad gefahren, aber das war nicht so toll. Wir sind zu spät losgefahren und daher war es sehr warm. Gestern sah ich jemanden einen Mini-Cat aufbauen. [Das ist] Ein richtiger kleiner aufblasbarer Katamaran. Meine Schwester und ich sind dorthin gegangen und haben gefragt, ob wir damit segeln dürfen. Nun, wir sind gerade eben zurückgekommen. Es hat großen Spaß gemacht. Für einen aufblasbaren Katamaran segelt er wirklich super gut. Darüber hinaus war es schön, um mit einem richtigen 'Guppy' zu segeln.
              Des Weiteren möchte ich noch auf ein paar Kommentare eingehen.
              Als ich zehn war und anfing, meine Weltreise vorzubereiten, hatte ich noch nie von Jessica [Watson], Abby und Zac [Sunderland] oder Mike [Perham] gehört. Es ist ziemlich lustig, daß jeder mich mit ihnen vergleicht. Jessica, Abby, Zac und Mike versuchten etwas vollkommen anderes als ich. Sie probierten, nonstop um die Welt zu segeln. Das mache ich nicht. Ich vermeide die Sturmsaisonen, und darüber hinaus möchte ich etwas von der Welt sehen und darüber lernen. Daher dauert meine Reise zwei Jahre. Ich kann jetzt nicht weiter, da ich sonst bei Tahiti wieder warten müsste. Und daher liege ich lieber hier. Kurzum, ich versuche, einen anderen Rekord als Jessica, Abby, Zac oder Mike einzufahren. Meine Reise ist eher mit denen von Tania Aebi oder Robin Lee Graham zu vergleichen. Tania war 18 und segelte von 1985 bis 1987 um die Welt. Sie ist unterwegs auch nach Hause geflogen und wurde regelmäßig von ihrer Familie besucht. Das ist für den Rekord nicht relevant. Leider wurde ihr Rekord nicht anerkannt, da sie jemanden einen Tag lang auf ihrem Boot in westlicher Richtung mitgenommen hatte, und dieses Stück nicht zurückgefahren ist [um es erneut solo zu segeln].
              Robin war 16 Jahre alt und segelte zwischen 1965 und 1970 in einem 24-Fuß Boot rund [um die Welt]. Beide haben es jedoch ohne GPS und die heute verfügbare technische Ausrüstung getan. Darüber hinaus hatte Tania keine Segelerfahrung als sie von New York ablegte. Ich schreibe das, weil ich schon zu hören bekam, daß ich besser nicht zur HISWA [HISWA Amsterdam Boat Show, 1. bis 6. März 2011] kommen sollte, da ich sonst meinen Rekord in Gefahr bringen würde. Das höre ich so oft, daß ich jetzt kurz darauf eingehen wollte. Mein Rekord wird sowieso nicht als ein Rekord anerkannt. Das Guinness Book of World Records hat die Anerkennung von Altersrekorden eingestellt.
              Es ist übrigens sehr lustig, die Kommentare im Internet zu lesen. Bevor ich aus den Niederlanden abgefahren bin war jeder der Meinung, daß meine Reise gefährlich sei und daß ich gestört bin. Nun lese ich, daß dies sogar ein Baby könnte, und daß ich eine Urlaubsfahrt mache??? Leute, überlegt euch zuerst, worüber ihr urteilt. Negative Kommentare nehme ich mit offenen Armen entgegen, soweit sie auf Tatsachen beruhen und gut begründet sind. Kurzum, es gibt keine bzw. nur wenige [fundierte] negative Kommentare, da die meisten Menschen nicht wissen, worüber sie reden.



              Thomas Weber
              24. Februar 2011

              Heute fliegt Kim (meine Schwester) wieder nach Hause. Aber erst gehen wir noch einmal in den Mangroven Kajak fahren. Sie fliegt erst heute Abend ab, daher kann ich noch den ganzen Tag ihre Anwesenheit genießen. Wir wollten gestern grillen, aber es hat den ganzen Tag lang heftig geregnet. Und da Opa und Oma etwas gemietet hatten, das fahren kann und Auto genannt wird, sind wir damit zu den Sklavenhütten an der Südspitze von Bonaire gefahren. Auf dem Rückweg sind wir am verfallenen, aber noch stets in Betrieb befindlichen Leuchtturm vorbeigefahren. Es wehte ziemlich, und daher schlugen die Wellen manchmal kräftig über das Riff. Da der Wind eigentlich immer aus dieser einen Richtung kommt, liegt hier sehr viel Müll. Wenn man billig an ein Paar Slipper kommen möchte, muß man unbedingt mal hier entlang gehen. Nicht nur Schuhe, auch Flaschen und enorm viel Müll aus dem Meer liegt hier auf dem Riff. Kim und ich sind auch wieder mit dem Mini-Cat gesegelt. Es wehte ordentlich, und wir fuhren wirklich super super schnell. Selbst Kim fing an, es toll zu finden!! Normalerweise mag sie das Segeln nicht so. Wir sind auch mit einem Boot, das ein paar Leuten gehörte, die wir hier kennengelernt hatten, mitgefahren, aber dabei wurde sie seekrank, da sie unter allen Umständen ein Buch, das ich ihr gegeben hatte, zu Ende lesen wollte.

              Laura

              Thomas Weber
              28. Februar 2011

              Am 27. kam ich in den Niederlanden an, und ich bin bis jetzt sehr beschäftigt gewesen. Aber jetzt habe ich wieder mal Zeit, um meine Website auf den neuesten Stand zu bringen. Am 26. mußte ich früh aus meinem Bett, um das Flugzeug nach Curacao zu nehmen, wo ich fast sechs Stunden auf das nächste Flugzeug warten mußte. Aber das war eigentlich zu kurz. Ich bin in der Zwischenzeit nämlich mit ein paar Leuten, die dort auch warten mußten, nach Willemstad gegangen um dort etwas zu essen. Während ich meinen Tunfischsalat genoss, sah ich auf einmal die 'Stad Amsterdam' vorbeikommen. Aber leider hatte ich keine Zeit mehr, um dort vorbeizugehen. Früh am nächsten Morgen bin ich in den Niederlanden angekommen. Da ich es im Flughafen Terminal schon ziemlich kalt fand, und ich dachte, daß das die Außentemperatur wäre, bekam ich fast einen Herzanfall, als ich das Terminal verließ... Ich fange nun endlich an, mich an den Gedanken zu gewöhnen, daß es draußen kalt ist und ich daher eine Jacke anziehen muß. Es ist schön und merkwürdig, mal wieder hier zu sein. Es fühlt sich nicht wirklich so an, daß ich wieder in den Niederlanden bin, aber der Gedanke an sich ist, wieder hier zu sein, ist sehr schön. Zum Glück habe ich die Aussicht, in einer Woche wieder zurück bei "Guppy" zu sein. Heute habe ich einige Impfungen im Hafenkrankenhaus von Rotterdam empfangen, gegen einige Krankheiten, die ich bisher noch nicht hatte. Und morgen fängt die HISWA [HISWA Amsterdam Boat Show] an. Das ist eine schöne Abwechslung zu "Guppy", obwohl ich mein Heim bereits jetzt vermisse. Aber ich habe Lust darauf, über all meine Abenteuer zusammen mit "Guppy" zu erzählen.

              Laura

              Thomas Weber
              4. März 2011

              Inzwischen sind die ersten Tage der HISWA [HISWA Amsterdam Boat Show] vorbei. Vor allem der erste Tag war sehr stressig, jedoch auch sehr schön. Heute und gestern war es etwas ruhiger, und ich hatte Zeit, über die HISWA zu laufen. Gestern Abend [Anmerkung: vorgestern, 2. März] habe ich zum ersten Mal einen langen Vortrag vor einem größeren Publikum in Ijmuiden gehalten. Das ging an und für sich ganz gut. Ich bekam eine Menge positiver Reaktionen. Allerdings fand ich, daß ich zu Anfang ziemlich schnell sprach. Nach der Pause ging das etwas besser. Heute Abend steht nichts auf der Agenda, dann kann ich mich mal schön ausruhen. Es ist wirklich komisch, wieder in den Niederlanden zu sein, vor allem ist es ziemlich kalt, woran ich mich jedoch inzwischen wieder ein bisschen gewöhnt habe. Auch die Staus, die Wohnhäuser und die Hektik sind wieder enorm gewöhnungsbedürftig. Aber es ist eine tolle Abwechslung zum Leben auf "Guppy". Jedoch bin ich froh, wenn ich in einer Woche wieder auf "Guppy" bin und ein bisschen segeln kann. Ich habe geplant, nach Curacao zu segeln wenn ich zurück bin, von dort zu den San Blas Inseln und weiter in Richtung Panama.

              Laura

              Thomas Weber
              8. März 2011

              Meine Zeit in den Niederlanden ist beinah wieder vorbei. Es war schön, mal wieder in den Niederlanden zu sein. Ich fand es toll, während der HISWA und in Ijmuiden viel über meine Reise zu erzählen, und ich glaube, daß ich mehr Klarheit hinsichtlich meiner Reise und dem, was ich tue, schaffen konnte. Aber ich bin froh, daß ich wieder zurück zu 'Guppy' gehe. Es dauert nicht mehr so lange, bis ich die Karibik hinter mir lasse und einem neuen Ozean entgegen fahre. Ich habe große Lust darauf, auch der Panamakanal wird wohl eine großartige Erfahrung werden. Von dort werde ich mit 'Guppy' ständig weitersegeln müssen, um den größten Ozean [Pazifik] vor der nächsten Sturmsaison überquert zu haben. Ich hoffe, im November in Australien zu sein. Und bis dahin möchte ich vor allem sehr viele neue Erfahrungen sammeln.

              Laura

              Thomas Weber
              11. März 2011

              Inzwischen bin ich wieder zuhause. Am Mittwochmorgen bin ich zurückgeflogen und abends auf Bonaire angekommen. Einmal drinnen habe ich meinen Kram auf das Sofa geschmissen, die Mücken und die immer noch umherlaufenden Kakerlaken ignoriert (ich glaube, das habe ich bisher noch nicht erzählt...). Seit den Kapverden reise ich zusammen mit blinden Passagieren, nämlich eine kleine Art Kakerlaken. Inzwischen bin ich mit ihnen gut befreundet, obwohl wir ab und zu Krach haben. Aber jetzt will ich mich definitiv von ihnen trennen. Sie sind hartnäckig, aber es werden stets weniger... Nach elf Stunden Schlaf am Stück, hatte ich mich wieder ein wenig erholt. Ich habe vor, am Dienstag weiterzufahren, aber das hängt, wie immer, vom Wetter und von meiner Stimmung ab. In den nächsten Tagen werde ich wieder mit Vorbereitungen beschäftigt sein. Aber zwischendurch werde ich noch etwas Zeit finden, um mich (wie ich hoffe) von der anstrengenden Woche in den Niederlanden zu erholen.

              Laura

              Thomas Weber
              14. März 2011

              Vor kurzem schrieb ich, daß ich zusammen mit meiner Schwester mit einem aufblasbaren Minikatamaran gesegelt bin. Durch verschiedene Zufälle werde ich bald im Besitz meines eigenen Minikatamarans sein, und damit kann ich dann rumsausen während ich vor Anker liege. Und von jedem verkauften Minikatamaran, der durch mich verkauft wird, erhalte ich 100 €. Daher werde ich jetzt ein bisschen Werbung machen: Er segelt wirklich bestens und ist sehr schnell. Er ist einfach zusammenzusetzen und eignet sich hervorragend, wenn man nicht viel Platz hat oder nicht am Meer wohnt, denn man kann ihn in einer nicht allzu großen Tasche unterbringen. Normalerweise ist Werbung ziemlich übertrieben, aber es stimmt wirklich. Ich habe schon verschiedene aufblasbare Katamarane gesehen und bin damit gesegelt, aber dieser übertrifft sie alle.

              Morgen werde ich endlich weitersegeln. Dieses Mal zu den San Blas Inseln. Ich freue mich wirklich darauf. Ich habe viel zu lange still gelegen. Nun ja, jetzt durch schlechtes Wetter zu fahren bringts auch nicht. Gemäß dem Wetterbericht werde ich schön viel Wind von achtern haben, daher hoffe ich, daß es eine schöne Reise wird. Dann werde ich wieder jeden Tag etwas schreiben können.

              Laura

              Thomas Weber
              16. März 2011

              Nach mehr als einem Monat an Land sind 'Guppy' und ich wieder unterwegs. Sowohl 'Guppy' als auch ich genießen es. Ein herrlicher Wind von achtern bläst uns mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 7 Knoten [etwa 13 km/h] hin zu unserem nächsten Ziel, den San Bals Inseln. Bis jetzt sind uns zwei Frachtschiffe entgegengekommen, die beide auf Kollisionskurs lagen. Und meiner Meinung nach haben sie 'Guppy' nicht gesehen. Ich habe sie angerufen. Der erste antwortete und änderte seinen Kurs. Von den zweiten habe ich keine Antwort bekommen, aber durch wegsegeln im rechten Winkel [zum Kurs des Frachters] bin ich diesem Monster entkommen. Heute habe ich den größten Teil des Tages damit verbracht, die See und die Wellen zu beobachten. Das langweilt nie. Ich muß noch etwa 500 von den 675 Seemeilen (926 Kilometer von 1250 Kilometern) zurücklegen und erwarte, am Samstag oder Sonntag anzukommen.

              Laura

              Thomas Weber
              17. März 2011

              Heute hatte ich eine rekordverdächtige Anzahl Fliegender Fische, sechs im Cockpit und fünf auf Deck! Und das obwohl ich heute Nacht noch zwei gerettet habe. Der eine lag noch nicht drinnen, als mir schon der zweite entgegen kam - und das bei Vollmond. Man kann doch erwarten, daß sie dann aufpassen können... Außer Fliegenden Fischen, gelegentlich einem Schiff, und dem Wasser, wovon ich niemals genug bekommen kann, habe ich heute nichts Besonderes gesehen... Der Wind kommt immer noch von achtern. Heute Nacht habe ich zwar ein paar kleinere Böen mitgemacht, jedoch ziehen die meisten der bedrohlich wirkenden Wolkenmassen vorbei. Die meiste Zeit kann ich im Cockpit sitzen ohne eine Welle abzukriegen, herrlich. Es sind noch 340 Seemeilen (630 Kilometer), aber ich fahre immer noch mit etwa 7 Knoten [etwa 13 km/h], daher wird die Distanz schnell kleiner.

              Laura

              Thomas Weber
              18. März 2011

              Nach einer Nacht mit viel Wind ist alles, aber auch wirklich alles salzig. Mein Bett, der Fußboden, das Cockpit und auch das Kissen, auf dem ich den ganzen Tag lang sitze, um alles vom Cockpit aus im Auge zu behalten. Abgesehen davon, daß mein Kissen wirklich ersetzt werden sollte, ist es nun auch noch ekelhaft salzig und durchweicht. Ich bin auch salzig und durchweicht, und deswegen sitze ich noch auf dem Kissen im Cockpit um die Wellen zu beobachten. Der Wind hat allmählich nachgelassen auf etwa 30 Knoten [55 km/h], aber die Wellen sind noch ziemlich hoch. Darum ist man im einen Moment vom Wasser eingeschlossen, und im nächsten Moment hat man das Gefühl, in einer Achterbahn zu sitzen, wenn man eine Well hinuntersurft. Heute Nacht bin ich recht gut vorangekommen, und die Möglichkeit, morgen bei Tagesanbruch anzukommen, ist daher sehr groß.

              Laura

              Thomas Weber
              19. März 2011

              Heute Morgen hatte es noch nicht aufgehört stark zu wehen, und auch die Sonne ließ sich nicht blicken. Ich hoffte, daß der Wind abnehmen würde, aber als bereits kurz darauf die kleinen Palmeninseln in Sicht kamen, gab ich die Hoffnung auf. Stattdessen wurde ich von einer Gruppe Delfine begrüßt, wovon einer vor dem Bug etwa drei Meter aus dem Wasser sprang; wirklich großartig. Allmählich wurden die Inseln größer, und ich sah die Wellen auf dem Riff brechen. Ein Riff in Lee bei einer Windgeschwindigkeit von noch immer 25 Knoten [etwa 46 km/h] und einer hohen Dünung... Und der Ankerplatz befindet sich mitten zwischen Riffen und kleinen Inseln... Über UKW-Funk frage ich, ob mich jemand hineinlotsen könne. Ich bekomme sofort Antwort, und kurz darauf fahre ich hinter einem Schlauchboot zwischen den Riffen hindurch zu der bewölkten Version einer "Bounty"-Reklame. Inseln voller Palmen und ein blütenweißer Strand. Es ist so schön.

              Laura
              vor etwa 3 Monaten · Beitrag löschen

              Thomas Weber
              22. März 2011

              Hier ist es wirklich wunderschön; die Sonne ist endlich wieder aus dem Urlaub zurück und macht die Umgebung noch schöner. Durch die Sonne sieht man all die verschiedenen Farben des Wassers: hellblau bedeutet Sand, dunkelblau bedeutet tiefes Wasser, und braun bedeutet, daß dort ein Riff ist. Gestern habe ich an Bord einer kanadischen Yacht gegessen. Es ist herrlich, nicht selbst kochen zu müssen, und es ist perfekt, um mein Englisch zu trainieren. Heute Abend ist eine Party für alle Yachten auf einer der Inseln. Ich hoffe daher, dort einige Informationen über Panama sammeln zu können, und natürlich eine Menge Leute kennenzulernen.

              Laura

              PS.: Hier gibt es kein Internet, daher kann ich leider keine Fotos auf meine Webseite hochladen.



                24. März 2011

                Es ist hier endlich etwas trockener geworden. Während der letzten zwei Tage hat es kaum noch geregnet. Nach [Während?] der Party für alle Yachten habe ich ziemlich viele Leute kennengelernt, und mit einigen bin ich inzwischen gut befreundet. Zwei Niederländische Yachten, eine mit kleinen Kindern an Bord, ein Katamaran aus Kalifornien und ein Amerikanisches Boot mit zwei Gleichaltrigen, die ich bereits in Bonaire kennengelernt habe, liegen auch hier. Kurzum: es ist sehr gesellig. Gestern haben wir einen Drift-Dive (ohne Flaschen) gemacht; wir haben uns an das Schlauchboot gehangen. Aber mit etwa zwei Knoten Strömung scheint es so als ob man über den Mond fliegt. Wirklich sehr schön. Während dieses Tauchgangs haben wir einen kleinen Hai und einen sehr großen Rochen gesehen. Vorgestern habe ich beim Schnorcheln in zehn Metern Tiefe eine große Meeresschildkröte mit drei Pilotfischen gesehen. Das Wasser ist extrem klar und die verschiedenen Farben sind wunderschön. Dies alles hier kann ich noch eine Woche lang genießen, dann fahre ich nach Colón um den ganzen Papierkram für den Panamakanal in Ordnung zu bekommen.

                Laura

                Thomas Weber
                26. März 2011

                Heute fahren die drei Boote, mit denen ich während der letzten Tage zusammen war, wieder weiter. Wahrscheinlich werde ich viele von ihnen in Panama, wo auch viel Papierkram auf mich wartet, wiedersehen. Das Boot muß gemessen werden, man muß vier Line Handlers [Personen, welche die Festmacherleinen handhaben] und lange, dicke Taue und gute Fender haben, und darüber hinaus ist noch eine menge mehr zu organisieren. Aber ich freue mich darauf. Der Panamakanal scheint sehr schön zu sein, völlig anders als hier. Berge, Affen und Krokodile, während man hier auf einen weißen Strand, blaues Wasser und Inseln voller Palmen blickt. Übrigens ist es ziemlich blöd, daß alle Kokosnüsse den Kuna Indianern gehören, und man sie daher eigentlich nicht einfach so essen darf... Und das obwohl sie fast daran ertrinken, so viele gibt es davon. Nach ein paar anstrengenden Tagen mit Schnorcheln, Schwimmen, Kneeboarden (auf meinem selbstgemachten Kneeboard) und vor allem einer großen Menge Spaß, natürlich auch mit Schularbeiten, Reparaturarbeiten am Boot und mit der Vorbereitung von der restlichen Reise, werde ich heute etwas ausruhen. Viele Boote fahren heute weiter, aber es werden auch bestimmt wieder viele ankommen, daher werde ich wieder Gelegenheit haben, neue Kontakte zu knüpfen.

                Laura

                Thomas Weber
                30. März 2011

                Nach einer nächtlichen Überfahrt von den San Blas Inseln nach Shelter Bay in Panama, schießt mir das Adrenalin in den Kopf. Die Überfahrt war großartig, die Dünung war gering und der Wind wehte mit einer Geschwindigkeit von 10 bis 15 Knoten [18 bis 28 km/h]. Früh heute Morgen bin ich in Panama angekommen, mitten hinein in den Trubel von Menschen und Frachtschiffen. Seitdem bin ich ununterbrochen beschäftigt. Die Presse stand plötzlich vor meiner Nase, und da der Jachthafen mich [mit einem Liegeplatz] sponsert, konnte ich sie nicht zurückweisen. Dieses Mal wurde ich sogar gefragt, wie ich heiße.....! Sie wusste es wirklich nicht, und ich war so perplex, daß es einige Zeit dauerte bis ich herausbrachte, daß ich Laura heiße. Natürlich war ich müde nach der nächtlichen Überfahrt, aber jetzt wurde ich der Leute um mich herum, die so tun als ob sie an mir interessiert wären und alles von mir zu wissen glauben, wirklich müde. Meine gute Laune machte langsam einer innerlichen Wut platz, die ich immer fühle, wenn Leute mich wie eine Berühmtheit behandeln. Und die mir dann noch mit den dümmsten Fragen in den Ohren liegen.
                Genug Negatives, so wie immer werde ich versuchen, auch die positiven Dinge zu sehen. Ich habe jetzt wieder einen Platz in einem Hafen und schon eine Menge Dinge für die Durchfahrt [durch den Panamakanal] geregelt. Auch habe ich diese großartigen Leute, mit denen ich schon auf den San Blas Inseln zusammen war, hier wiedergetroffen.
                Ich wollte schon früher ein neues Blog schreiben, aber durch all die Hektik bin ich erst jetzt dazu gekommen. Jetzt werde ich mich mal ein bisschen ausruhen, und ich werde versuchen, meine Blogs fortan 'up-to-date' zu halten.

                Laura

                Thomas Weber
                1. April 2011

                Gestern bin ich zusammen mit zwei anderen 'Jachties', die ich schon eine Weile kenne, mit dem Rad nach Fort Lorenzo gefahren. Etwa 10 Kilometer bergauf und bergab auf einem Klappfahrrad. Aber das Fort und vor allem die Aussicht waren großartig! Man blickt auf das Meer und einen Fluß, der landeinwärts fließt. Wir waren spät dran, und kurz vor Sonnenuntergang machten wir uns auf den Rückweg. Umringt von den Geräuschen der Affen und der anderen Tiere, die gegen Abend munter werden. Als ich gerade ein paar Affen bewunderte, die hoch oben in einem Baum schaukelten, wäre ich fast mit meinem Rad über eine Schlange gefahren! Ich guckte gerade noch rechtzeitig auf den Boden und kam laut schreiend etwa 50 cm vor der Schlange zum stehen. Offenbar hatte sich die Schlange genauso erschreckt wie ich, denn nachdem er sich einmal zischend aufgerichtet hatte, legte er sich ein Stück weiter weg ins Gras, wo wir dann noch ein paar Fotos machen konnten. Inzwischen fing es an, richtig dunkel zu werden, und kurz bevor die Nacht über uns hereinbrach, kamen wir wieder im Jachthafen an. Heute bin ich mit dem Bus in Colón gewesen um ein paar Einkäufe zu machen. Colón ist nicht gerade die sicherste Stadt um dort allein herumzulaufen. Die Häuser sind verfallen, und die Leute fahren, laufen oder schießen sich gegenseitig über den Haufen. Nach Ordnung kann man in diesem Chaos lange suchen. Es gibt dort nicht einen einzigen Ort, an dem ich mich sicher fühle. Zum Glück war ich nicht allein, und 'Guppy' liegt nicht in Colón.

                Laura

                Thomas Weber
                5. April 2011

                Da bin ich wieder! Tut mir leid, daß ich wieder ein paar Tage zu spät bin. Aber ich erlebe die ganze Zeit so viel! Heute fahre ich als Line Handler [jemand, der während der Durchfahrt durch den Panamakanal die Festmacherleinen bedient] an Bord eines anderen Bootes durch den Kanal um schon mal zu über, hihi, obwohl ich in den Niederlanden schon Erfahrung mit dem Schleusen gesammelt habe. Ich finde es toll, es [die Durchfahrt durch den Kanal] zweimal machen zu können. Und schon zu wissen was mich erwarten wird, ist auch gut. Vorgestern war ich mit ein paar Freunden schon in Panama City. Es ist groß und vor allem hoch! Ich habe mir noch keine richtige Meinung darüber bilden können, außer daß es anders ist als alle Orte, an denen ich bis jetzt war. Wir warten jetzt auf das Signal um die Festmacher loszuwerfen. Angesichts der Tatsache, daß ich in den nächsten zwei Tagen von Schleuse zu Schleuse tuckern und keinen Internetzugang haben werde, kam mir die Idee, mal eben über den Stand der Dinge zu berichten. Na gut. Am 7. April gibt es eine Rib Night [Grillparty] im Hafen, die sie zu meinen Ehren organisieren. Im Gegenzug soll ich einer Lokalzeitung ein Interview geben. Auf diese Art finde ich es ganz gut. Sie respektieren mich und fragen vorher, ob es in Ordnung ist, anstatt am ersten Tag plötzlich vor meiner Nase zu stehen und blöde Fragen zu stellen. In diesem Moment werden die die Autoreifen, die während der Durchfahrt als Fender verwendet werden, auf mein Deck geworfen. Ich selbst werde am 10. und 11. April durchfahren [mit ihrem eigenen Boot], daher wird es noch ein paar Tage dauern, bis ich mit 'Guppy' auf dem Pazifik segeln kann.

                Laura

                Thomas Weber
                8. April 2011

                Die [Rippchen-] Grillparty im Shelter Bay Yachthafen war lustig, und die Rippchen waren echt super lecker! Daher habe ich mich auch richtig vollgefuttert.
                Noch zwei Nächte, dann wird 'Guppy' Kurs auf den Pazifik nehmen. Am Abend des 6. kam ich zurück von meiner Tour durch den Panamakanal als Line Handler an Bord eines anderen Bootes. Wir fuhren mit drei Booten, die vor den Schleusen zusammengetäut werden mussten. Beim ersten Mal mündete das in ein riesiges Chaos. Die meisten [Besatzungsmitglieder] verstanden nicht, was sie zu tun hatten, und sowohl vor als auch hinter uns tuteten Frachtschiffe, damit wir ihnen aus dem Weg gehen. Sobald wir in der Schleuse waren, lief es prima. Auf dem Gatúnsee haben wir bei einem mega großen Ankerplatz übernachtet, und am nächsten Tag sind wir, nach einer Wasserschlacht mit den anderen Yachten, den Rest des Gatúnsees hinaufgefahren. In den anderen Schleusen lief es auch prima. Allein die zwei Yachten vor uns hatten damit Probleme. Sie rollten heftig hin und her; es fehlte nur die Musik, dann hätten sie an einem Tanzwettbewerb für Yachten teilnehmen können (Sowas gibt es ab jetzt... hi hi). Später hörten wir, daß jemand auf einer der Yachten seine Finger verloren hatte, und in der nächsten Schleuse von einem Krankenwagen abgeholt wurde. Mehr Informationen bekamen wir nicht, und ich weiß daher noch immer nicht, was genau passiert ist. Inzwischen habe ich auch meinen Minicat ausprobiert. Es wehte ordentlich und ich fuhr superschnell. Schön, mal wieder mit einem kleinen Boot zu segeln.

                Laura

                Thomas Weber
                13. April 2011

                Die Fahrt durch den Panamakanal war großartig. Vor allem der Lake Gatun war sehr schön. Ich habe gemeinsam mit einem von den Line Handler, mit dem [der?] ich gut befreundet bin, draußen [auf Deck] geschlafen. Am Morgen wurden wir durch das Gebrüll von, wie ich vermute, Brüllaffen geweckt. Es war enorm laut und faszinierend. Ein Affe fängt an [zu brüllen], und dann geht es wie eine Welle durch den ganzen Urwald. Der Lake Gatun war sehr schön, aber den hatte ich natürlich schon gesehen. Die Affen hatte ich voriges Mal nicht gehört. Ich fuhr zusammen mit dem Boot, mit dem ich bereits seit den San Blas Inseln Kontakt habe, durch den Kanal, und es war super lustig. Wir haben eine Wasserschlacht veranstaltet, und sind bei laut aufgedrehter Musik über den Lake Gatun gefahren. Wir hatten wieder großartiges Wetter bis wir aus der letzten Schleuse kamen. Dort begann es zu schütten. Die einzigen zwei Mitglieder meiner Besatzung, die noch nicht meuterten, fingen jetzt auch an zu meutern und gingen nach drinnen. Daher konnte ich dann allein im strömenden Regen zum Ankerplatz fahren. Das fand ich übrigens gar nicht schlecht. Mit einer Besatzung zu fahren ist ziemlich schwierig. Man muß auf jeden, und auf alles, was man tut, acht geben. Alles liegt kreuz und quer, das Boot ist ein einziges Durcheinander, und sie stehen einem ständig vor der Nase herum oder latschen einem vor die Füße. Aber... ...es ist trotzdem ganz lustig. Gestern Abend bin ich mit einer guten Freundin zu einem Konzert von Shakira gegangen. Zwar bin ich nicht der größte Fan von Shakira, aber wir hatten trotzdem eine Menge Spaß. In der riesigen Menschenmenge haben wir auf einmal eine Bekannte von einer Yacht, mit der ich seit Bonaire ein bisschen in Kontakt war, getroffen. Sie hatte den Rest ihrer Familie verloren, und schloß sich uns an. Letztendlich sind wir nach noch sehr viel Spaß um zwei Uhr nachts schlafen gegangen, und haben heute Morgen um sieben Uhr bereits wieder mit der Arbeit an diesem und jenem begonnen.

                Laura

                Thomas Weber
                16. April 2011

                Ich bin sehr beschäftigt mit den Vorbereitungen für den Pazifik. Mit Einkäufen, den MiniCat verstauen und das Boot aufräumen. Nach der Passage durch den Panamakanal mit sechs Leuten an Bord war das Boot ein großer Saustall geworden, und ich war sehr beschäftigt mit aufräumen. Gestern habe ich die großen Einkäufe erledigt. Im Pazifik ist das Essen sehr teuer, daher habe ich Guppy mit Vorräten vollgestopft, welche bis Australien reichen müssten. Guppy liegt deswegen fünf Zentimeter tiefer [im Wasser]. Morgen fahre ich weiter nach Las Perlas, das ist eine Insel, die etwa 40 Seemeilen [74 Kilometer] vor der Küste liegt, daher ist es [die Überfahrt] bequem in einem Tag zu schaffen. Panama City ist sehr groß und voller sehr hoher Gebäude. Aber das Wasser im Ankerplatz ist nicht sehr sauber, und Guppy und ich wollen den schönen blauen Pazifik besegeln!!

                Laura

                Thomas Weber
                Nachtrag:

                12. April 2011

                Hier sind ein paar Fotos vom Panamakanal. Es war wirklich eine großartige Erfahrung, und Guppy liegt nun sicher vor Anker. Ich werde morgen über die Erfahrungen schreiben. Aber jetzt [werde ich] erstmal schlafen und [dann] den neuen Ankerplatz erkunden.

                Anmerkung: Die Fotos sind auf http://www.lauradekker.nl/Basis.aspx?Tid=2&Lid=12&Lit=VIEW oder http://www.solozeilster.hyves.nl/ zu finden.

                Thomas Weber
                19. April 2011

                Der Pazifik ist großartig! Während der Überfahrt zu den Las Perlas Inseln sah ich Delfine, springende Rochen, einen Hai und einen Wal! Das war mehr an einem Tag als in sechs Monaten auf dem Atlantik. Der Ankerplatz und die Umgebung waren nicht so schön, und ich bin am nächsten Tag zusammen mit einem anderen Boot nach La Esmeralda, einem kleinen Dorf an der Südküste der Isla del Rey gefahren. Die Umgebung und der Ankerplatz sind hier besser. Hohe Felsen mit viel Grün. Das Wasser ist hier schon etwas kälter wegen des kalten Golfstroms. Der Ankerplatz selbst ist nicht sehr sauber, hier gibt es auch viele Quallen, und daher habe ich das abschrubben des Bootes von unten ausgelassen. Heute Morgen habe ich die Segel in Richtung Galápagos gesetzt. Am Anfang gab es keinen Wind, inzwischen ist jedoch etwas Wind gekommen. Die Dünung hier ist sanft und lang, und unter Halfwinder, Großsegel und Besansegel laufe ich 4,5 Knoten [8,3 km/h]. Also keine Spitzengeschwindigkeiten...

                Laura


                Thomas Weber
                20. April 2011

                Heute Nacht hat Guppy sich ziemlich beeilt. Ich habe Wind bekommen und inzwischen etwa 140 Seemeilen [259 Kilometer] zurückgelegt. Gestern Abend wurde ich fast zwei Stunden lang durch eine Schule von etwa 30 Delfinen begleitet. Sie spielten mit dem Boot, guckten neugierig herauf und tauchten wieder unter. Heute habe ich noch keine Delfine gesehen, und leider auch keinen Wind. Der gute Wind ist wieder verschwunden, und langsam schaukeln Guppy und ich weiter in Richtung der Galápagos Inseln und des Äquators! Diesen werde ich wahrscheinlich in fünf Tagen passieren.

                Laura

                Thomas Weber
                21. April 2011

                Im Gegensatz zu gestern gab es letzte Nacht überhaupt keinen Wind, und zum Geräusch des Motors glitt Guppy mit 3,5 Knoten [etwa 6,5 km/h] sanft über die vom Mond beleuchte See. Heute Nacht hörte ich einen Knall, was darauf schließen läßt, daß ich etwas gerammt habe. Wahrscheinlich einen Baumstamm, davon treiben hier viele herum. Ich kann keinen sichtbaren Schaden finden, weil, wie ich denke, ich nicht so schnell fuhr. Jetzt gibt nun wieder etwas Wind, und Guppy fährt wieder mit "Sail-power". Zum glück ist es auch etwas bewölkter, da Guppy durch die Sonne, die genau über mir steht, am Tage mittlerweile einem Ofen gleicht.

                Laura

                Thomas Weber
                22. April 2011

                Wind! Nachdem ich eine ganze Nacht mit Motorkraft gefahren bin, ist nun endlich Wind gekommen, und seit heute Morgen segeln wir wieder. Mit einem guten Wind von 8 Knoten [ca. 15 km/h; Windstärke 3 Bft.] von achtern laufen 'Gup' und ich wieder etwa 5,5 Knoten [ca. 10 km/h]. Die Bewölkung ist wieder weg, und langsam verwandelt sich Guppy wieder in einen Backofen; es wird jeden Tag wärmer. Und in vier Tagen sollte ich den Äquator passieren. Gestern hat es etwa zwei Stunden lang geregnet, und ich war damit beschäftigt, Wasser aufzufangen. Jetzt ist es zu warm um irgendwas zu tun, und ich bin vor allem damit beschäftigt, mich mit eimerweise Wasser zu überschütten, und aus dem Schatten heraus den Kurs und die Segel im Auge zu behalten.

                Laura

                Thomas Weber
                23. April 2011

                Der Wind verlor heute Nacht etwas den Mut, kam aber mit dem ersten Tageslicht wieder zurück, und bläst Guppy jetzt mit etwa 6 Knoten [ca. 11 km/h] voran. Von den drei Booten, mit denen ich von den Las Perlas Inseln zusammen die Segel in Richtung Galápagos gesetzt habe, bin ich das mittlere. Eines von den Booten haben wir bereits am ersten Tag aus den Augen verloren, und es liegt jetzt 40 Seemeilen [etwa 74 Kilometer] weit zurück. Das andere Boot, ein Katamaran, ist noch am Horizont zu sehen, und über UKW-Sprechfunk führen wir Unterhaltungen über das Wetter, die zurückgelegte Strecke, und natürlich über das Highlight des Tages: das Essen. Seit den San Blas Inseln fahre ich zusammen mit diesen Booten. Segler sind immer gesellige Menschen, man kann immer mal mit jemandem plaudern, und man hat wenigstens nicht das Gefühl, das einzige Lebewesen zu sein, das in dieser Gluthitze geröstet wird und langsam weiterschaukelt. Abgesehen von den Unterhaltungen über UKW benutze ich auch das Kurzwellen Funkgerät, welches es möglich macht, Boote zu erreichen, die sich außerhalb der UKW-Reichweite befinden. So hatte ich schon Kontakt zu Seglern, die schon auf den Galápagos Inseln liegen, 400 Seemeilen [740 Kilometer] entfernt; darüber hinaus lese ich viel.

                Laura

                Thomas Weber
                24. April 2011

                Noch immer füllt ein guter Seitenwind meine Segel. Ich erwarte, den Äquator zwischen morgen Abend und übermorgen zu überqueren. Über Kurzwelle und UKW-Funk entstehen bereits lebhafte Vorstellungen davon, was die anderen Segler an Neptun geben werden. Einen selbstgefangenen Fisch, Rum, Bananen, eine Taucherbrille...? Heute Morgen war ich bereits in aller Frühe (um 5 Uhr) dabei, Pfannkuchen zu backen. Sobald die Sonne aufgeht ist es zu warm, und ich wollte unbedingt Pfannkuchen zum Frühstück. Gestern bekam ich eine schwere Regenbö ab, und im Gegensatz zu anderen Böen, gab es diesmal keinen Wind, wodurch ich das Boot saubermachen und duschen konnte; ich habe 11 Liter Wasser aufgefangen. In so viel Süßwasser gehüllt zu sein machte mich überglücklich.

                Laura

                Thomas Weber
                25. April 2011

                Nur noch fünfzig Seemeilen [93 Kilometer], und dann lasse ich die nördliche Halbkugel hinter mir. In einem Bereich [des Pazifiks], welcher für Windstille berüchtigt ist, habe ich nun seit etwa 24 Stunden guten Wind! Wahrscheinlich werde ich um etwa 22 Uhr [Galápagos Zeit] den Äquator passieren, wenn ich ihn im dunklen finden kann natürlich... Nach dem Äquator ist es nicht mehr so weit nach den Galápagos Inseln, und ich hoffe, morgen vor Einbruch der Dunkelheit anzukommen. Bis jetzt war es eine herrliche Fahrt, [ich hatte] mehr Wind als erwartet, und keine hohen Wellen. Es steht zwar eine Dünung von drei Metern, jedoch ist diese lang, und Guppy schaukelt wie eine Badeente darüber hinweg.

                Laura

                Thomas Weber
                26. April 2011

                Ha, zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen... äh, mit einem Blog. Ich habe den Äquator UND die Galápagos Inseln gefunden! Es war dunkel am Äquator, aber im Augenblick, als ich ihn erreichte, wurde der Himmel plötzlich durch Blitze erhellt, und Poseidon kam aus dem Wasser um den kleinen Guppy zu bewundern. Das war... der Traum den ich in der Nacht vorher geträumt habe. In Wirklichkeit lief das so: tagsüber habe ich ein anderes Boot getroffen, und um 21 Uhr [Ortszeit] passierten wir swingend zu lauter Musik den Äquator. Ich habe Neptun, nachdem ich aus glaubwürdigen Quellen erfahren hatte, daß er Pfannkuchen mag, einen Spezial-Pfannkuchen gegeben. Den Äquator zu passieren fühlte sich an wie Silvester! Nach ein paar kurzen Nickerchen bin ich heute Morgen auf Santa Cruz, Galápagos, angekommen. Ich liege zurzeit vor Anker, ich sehe wieder einige bekannte Yachten vor Anker liegen, und ich brenne darauf, an Land zu gehen.

                Laura



                28. April 2011

                Mein herrlicher 'Seerhythmus' ist wieder einmal durch das stressige Landleben unterbrochen. Die offiziellen Dinge, einklarieren und Überprüfungen des Bootes, sind hier deutlich strenger als an allen anderen Orten, wo ich bereits gewesen bin. Aber es gibt natürlich auch schöne Dinge. So habe ich am ersten Tag ein paar gute Segelfreunde, die ich seit Panama nicht mehr gesehen hatte, getroffen. Ich habe mir die großen Schildkröten angesehen, und ich habe zum ersten Mal auf Wellen gesurft. Leider musste ich zum Strand und zurück eine Stunde lang laufen, aber es war definitiv die Mühe wert. Es scheint, daß ich nicht nur Talent zum Segeln, sondern auch zum Surfen habe (ähem)... weil es bereits beim ersten Versuch klappte!! Natürlich auf einer Miniwelle, und es war einfach Anfängerglück, da ich danach noch unzählige Male auf die allerdümmsten Arten im Wasser gelandet bin. Aber ich werde das sicher noch mal tun. Die Galápagos Inseln sind großartig. Das Wasser ist klar, und überhaupt nicht so kalt, wie mir das von allen erzählt wurde. Die Insel hat alles, was eine tropische Insel haben muß, viel Grün, Palmen, und es ist ziemlich warm! Auf dem Anleger für Boote liegen einem die Seehunde einfach vor den Füßen, und die einzige Möglichkeit, dort vorbei zu kommen, ist über sie hinweg zu steigen. Dann fangen sie alle an, komische Geräusche zu machen, und sie kommen drohend auf einen zu. Ich habe mich beim ersten Mal ein bisschen erschrocken, aber ich wollte gern an Land gehen, und ich wäre nicht drum herum gekommen, ohne im Wasser zu landen... Der Ankerplatz ist ziemlich holprig; es läuft eine Dünung von einem Meter hinein, und wenn ich in meinem Bett liege habe ich den Eindruck, mitten auf hoher See zu sein... Ich werde von einer Seite zur anderen Seite meiner Koje geschmissen. Für heute Nacht muß ich mir eine Lösung überlegen, denn ich war grün und blau (wie schon öfter während des Segelns) als ich wach wurde... Und das wo ich gehofft hatte, endlich mal eine Nacht an einem Stück schlafen zu können!!

                (Tut mir Leid wegen des Fotos, das auf der Seite liegt; es hat seinen eigenen Willen...)

                Laura

                Thomas Weber
                29. April 2011

                Wieder ein verrückter Tag! Guppy schaukelt und rollt auf dem Ankerplatz (aber das tun Boote ja gewöhnlich...) während ich die Insel erkunde. Heute bin ich an einem See gewesen, der in einem Tal zwischen zwei Felsen liegt, von denen man herunterspringen kann... was ich natürlich sofort getan habe. Danach bin ich zusammen mit ein paar anderen die zweieinhalb Kilometer zum Strand gelaufen um wieder surfen zu können. Heute ging es schon etwas besser, und ich wurde noch nicht von einem Hai verfolgt... Auf dem Fischmarkt haben wir Seehunde und Pelikane beobachtet, die versuchten, Fischreste zu ergattern. Es ist richtig schön zu sehen, wie die Menschen hier zwischen all den Tieren leben!!

                Laura

                Thomas Weber
                30. April 2011

                Nach einem langsamen Start habe ich heute doch noch einiges unternommen. Ich bin wieder in Las Grietas gewesen, um von den Felsen zu springen. Ich konnte es nicht lassen... Ich habe die Krater und die Riesenschildkröten in freier Wildbahn gesehen. Am Nachmittag sind wir durch eine Lavahöhle gegangen. Sowohl die Krater als auch die Lavahöhlen waren megagroß. Alles war jedoch ziemlich touristisch, was mich sehr enttäuschte. Die 'Schildkröten in freier Wildbahn...' waren von etwa 40 Touristen umringt!! Wir versuchten dann auch, so schnell wie möglich wieder wegzukommen. Aber es war doch toll, es gesehen zu haben. Bis jetzt ist das Tiervorkommen rund um das Boot viel schöner als in all den Parks. Das hier ist wirklich etwas ganz Besonderes!

                Laura

                Thomas Weber

                2. Mai 2011

                Gestern habe ich beschlossen, nach all der Hektik einen ruhigen Tag einzulegen. Ich bin wieder nach Las Grietas gegangen, um dort von den Felsen zu springen. Sie fangen schon an, mich dort zu kennen... Den Rest des Tages habe ich mit Wartungsarbeiten auf Guppy verbracht. Um den ruhigen Tag auszugleichen, beschloss ich, heute zusammen mit drei Segelfreunden bei den Gordon Rocks zu tauchen. Zusammen mit Hammerhaien, Weißspitzen-Riffhaien und den Galápagos-Haien. Wir hofften, den Walhai, der gestern gesichtet wurde, zu sehen, aber leider sind wir diesem Meeresgiganten nicht begegnet. Während wir durch die Unterwasserwelt von Galápagos schwebten, sahen wir Schildkröten, Mantas und viele farbige Fische. Und die Haie waren eine hinreichende Entschädigung für den Walhai!! Ich habe endlich meine Hai-Phobie überwunden!! Seit ich acht war habe ich eine extreme Hai-Phobie, aber seit heute ist diese weg!! Es waren genau jene Haie aus meinen Alpträumen, und sie taten mir überhaupt nichts. Es schwammen etwa zehn von ihnen unter mir, und sie waren überhaupt nicht an uns interessiert!! Das Wasser war sehr kalt dort unten, und ich kam fast als Eisklotz wieder nach oben - trotz des 7mm dicken Taucheranzugs. Es dauerte etwa zwei Stunden, bis ich bei einer Außentemperatur von 37° wieder meine normale Körpertemperatur erreicht hatte.... Wenn ich die Augen schloss, hätte ich fast geglaubt, ich wäre wieder in den Niederlanden... es war wirklich SO kalt...

                Laura

                Thomas Weber

                3. Mai 2011

                Genau vor einem Jahr wurde Guppy zu Wasser gelassen und ich fuhr die ersten Meter mit ihr. Jetzt, ein Jahr später, liegt sie mit tausenden von Meilen unter dem Kiel in Galápagos vor Anker!! Das musste gefeiert werden. Gestern bin ich ziemlich beschäftigt gewesen. Nicht nur innen ist sie jetzt blitzblank, - ja, ich bin prima darin, Unordnung zu machen - auch der Rumpf und das Unterwasserschiff sind wieder sauber!! Vor allem die Wasserlinie war ziemlich schmutzig, und am Unterwasserschiff hatte sich Bewuchs gebildet. Bewaffnet mit Taucherbrille und Schnorchel habe ich gestern zwei Stunden unter dem Boot gehangen. Nun ist sie vollkommen klar für die größte Überfahrt, die jetzt bevorsteht und immer näher rückt. Diejenigen Dinge, die unterwegs kaputt gegangen sind, habe ich repariert und alles überprüft. Der Dieseltank ist voll und ich habe reichlich Proviant; ich benötige lediglich noch Frischwasser, und dann ist sie vollkommen seeklar. Heute fahre ich mit einer guten Freundin zur Isla Isabela, eine Insel, die 40 Seemeilen [74 Kilometer] entfernt liegt, und die man nicht ohne Sondererlaubnis mit dem eigenen Boot besuchen darf... Natürlich habe ich eine solche Sondererlaubnis nicht, daher fahren wir mit der Fähre. Es scheint dort wirklich schön zu sein, nicht so touristisch, und auch die [Galápagos] Pinguine sind dort!! Die muß ich unbedingt sehen. Am Donnerstag bin ich wieder zurück, und dann werde ich all meine Erlebnisse mit euch teilen!!

                Laura

                Thomas Weber

                5. Mai 2011

                Ich bin soeben zurück von der Isla Isabela. Dort war es wirklich sehr schön. Es gibt dort ein kleines Dorf, welches nur Sandwege, ein paar Häuser, kleine Restaurants und Hostels aufzuweisen hat. Nach einem zweistündigen Ritt mit einem Speedboot, das mit 15 Leuten vollgestopft war, kamen wir auf Isabela an. Wir kamen am späten Nachmittag an. Nachdem wir die Pinguine, die dort im Hafen zwischen den Seelöwen herumschwimmen, bewundert hatten, haben wir Surfbretter gemietet, und sind noch zwei Stunden surfen gewesen. Wir haben die zwei Nächte unter einem großartigen Sternenhimmel am Strand verbracht! Die meisten Pinguine und Seelöwen schwimmen in dem kleinen Hafen herum, und wir beschlossen, sie dort im flachen Wasser sitzend zu bestaunen. Nach einer Stunde kamen sie immer näher heran, sogar bis in Reichweite!! Auch sind wir zusammen mit den Seelöwen geschwommen. Die Pinguine sind superschnell und klein! Das Wasser schien hier ein Stück kälter zu sein, aber das kam natürlich nur, weil wir viel zu lange im Wasser stillgesessen hatten... Früh heute Morgen um 6 Uhr fuhr unser Boot wieder zurück nach Santa Cruz. Die große Überfahrt zu den Polynesischen Inseln rückt immer näher, und je länger ich an Land bin, desto mehr habe ich Lust darauf, wieder in See zu stechen. Ich denke darüber nach, am Samstag oder Sonntag den Anker zu lichten.

                Laura

                Thomas Weber
                7. Mai 2011

                Ein paar Stunden noch, dann werde ich wieder den Anker lichten, und Guppy wird der längsten Überfahrt, die sie während dieser Reise sehen wird, entgegenfahren. So wie immer habe ich am Tag zuvor große Lust darauf abzulegen, aber ein paar Stunden vorher werde ich immer in bisschen nervös, daß ich auch nichts vergesse. Sobald ich losgesegelt bin, ist alles in Ordnung, und ich segele dem Meer mit einem Lächeln entgegen. Auch muß ich Abschied nehmen von den besten Freunden, die ich während dieser Reise getroffen habe. Und vielleicht werde ich die außergewöhnlichsten Inseln hinter mir lassen. Das Treffen mit einigen Leuten von Sea Shepherd war etwas Besonderes für mich. Aber Guppy und ich sehnen uns nach den Marquesas Inseln! Also fahren wir hin. Wir sind klar. [Wir haben] Wasser, Diesel, Proviant, und - wie es scheint - guten Wind!

                Laura

                Thomas Weber
                8. Mai 2011

                Zum soundsovielten Mal habe ich 'Hallo' und 'Auf Wiedersehen' gesagt. Zum soundsovielten Mal habe ich die Segel gehisst, um Guppy zur nächsten, unbekannten Insel zu bringen. Aber zum ersten Mal fühlte es sich sofort völlig vertraut an. Ich bin wieder auf See, und es fühlt sich an, als hätte ich nie etwas anderes getan. Guppy rast mit 7 Knoten [13 km/h] in Richtung der Marquesas Inseln, während ich jede Welle, die im Cockpit landet, geschickt auffange... Die Galápagos Inseln sind außer Sicht, und ich bin, erstaunlich genug, schon wieder vollkommen in meinem Rhythmus. Ein großartiger Anfang einer - hoffentlich - großartigen Überfahrt.

                Laura

                Thomas Weber
                9. Mai 2011

                Ich bin den Tag ruhig angegangen und habe ein bisschen mit anderen Jachten über Kurzwelle geplaudert. Als ich gerade dabei war, Fliegende Fische und Tintenfische vom Deck zu fegen, stand ich plötzlich Auge in Auge mit einem Vogel! Das Viech saß 10 Zentimeter vor meiner Nase auf der Sprayhood und genoß es, auf den Wellen mitzuschaukeln. Auf der anderen Seite der Sprayhood entdeckte ich noch eines. Angesichts der Tatsache, daß sie keine Anstalten machten, wegzufliegen, habe ich ein Gespräch mit ihnen begonnen und ihnen gesagt, daß sie bleiben dürfen, solange sie nicht auf das Boot kacken... Seitdem haben sie sich keinen Zentimeter bewegt. Guppy genießt es und macht noch immer etwa 7 Knoten [13 km/h] Fahrt bei einem herrlichen Seitenwind - so far so good.

                Laura

                Thomas Weber

                10. Mai 2011

                Eine lange, hohe Dünung rollt unter Guppy hindurch, und manchmal über sie hinweg... dann bin ich, und alles was im Cockpit liegt, naß, und ich verfluche die Welle. Es ist bereits der dritte Tag auf See. Es fühlt sich so vertraut an. Ich schlafe viel besser als auf dem Ankerplatz. Ich werde beim ersten Tageslicht wach und lausche dem Gequassel der anderen Segler über Kurzwelle. Ich mache Essen, lese etwas, und sehe nach, ob schon ein paar Bananen von der großen Staude am Heck gereift sind. Darin habe ich ein seltsames Insekt mit Fühlern gefunden, welches ich aber über Bord geworfen habe. Danach habe ich eine kleine Echse gefunden, aber es hätte mir Leid getan, sie über Bord zu werfen; sie ist entwischt, und ich habe sie seitdem nicht mehr gesehen. Das Leben auf See ist so einfach. Der Tag kommt und geht, und Guppy schaukelt unermüdlich weiter. Es liegen noch 2500 von 2980 Seemeilen [4630 von 5519 Kilometern] vor mir.

                Laura

                Thomas Weber
                11. Mai 2011

                Die Vögel sind heute Morgen wieder weggeflogen. Wahrscheinlich sind sie jetzt gut ausgeruht für ihre nächste Etappe... Daher bin ich wieder ganz allein, weil die Echse sich gut versteckt hat... Die Wetterverhältnisse sind noch immer dieselben - wie herrlich! Ein schöner, kräftiger Seitenwind und ein klarer, blauer Himmel mit einer einsamen Wolke hier und da. Wenn es so bleibt, braucht das Land von mir aus in der nächsten Zeit nicht am Horizont aufzutauchen. Das wird hoffentlich nicht wirklich passieren, denn das würde bedeuten, daß ich irgendwas falsch gemacht habe. Nach der Hektik und den schlechten Nächten auf Galápagos erhole ich mich hier vollkommen, und ich habe auch wieder Zeit für ein paar Schularbeiten. Ich bin bisher keinem Boot oder Delfin begegnet, jedoch erhöht sich die Anzahl der gestrandeten Fliegenden Fische und Tintenfische mit jedem Tag. Wenn ich morgens wach werde gleicht das Deck einem Friedhof!

                Laura

                Thomas Weber
                12. Mai 2011

                Juchhu! Guppy hat Pfeffer im Hintern, und der Wind auch! Inzwischen hat der Wind zugenommen und die Geschwindigkeit hat sich auf 8 Knoten (15 km/h) erhöht. Aber die Windpilot Windfahnen Selbststeuereinrichtung kommt damit prima zurecht. Es sind noch 2140 Seemeilen (3963 Kilometer) zurückzulegen. Unterdessen esse ich Bananen bis mir schlecht wird, da sie plötzlich angefangen haben, alle zur gleichen Zeit zu reifen; gleichzeitig versuche ich, den Wellen, die mich zu überspülen drohen, auszuweichen. Heute lag die rekordverdächtige Anzahl von 20 Fliegenden Fischen auf Deck! Halleluja... Und auf wundersame Weise lagen sie alle in der Mitte des Backbord Wasserganges..., oder kommt das daher, daß dies die einzige Stelle des Bootes ist, über die kein Wasser hinüberspülte...

                Laura

                Thomas Weber
                13. Mai 2011

                Hup, Guppy, Hup!* 'Gup', Du bist die Größte. Yeah! Ich habe einen neuen Rekord aufgestellt: 194 Seemeilen (359 Kilometer) innerhalb eines Tages. Damit habe ich sowohl einen persönlichen Rekord erreicht, als auch den Rekord meines Vaters um eine Meile (1,852 Kilometer) verbessert. Der Wind kommt inzwischen mehr von achtern, und die Wellen haben ihre Besuche im Cockpit eingestellt. Dadurch kann ich nun wieder draußen ein Buch lesen ohne mich mit aneinander klebenden Seiten herumärgern zu müssen! Die Geschwindigkeit liegt jetzt bei etwa 7,5 Knoten [etwa 14 km/h], und es sind noch etwa 450 Seemeilen (833 Kilometer), dann habe ich schon wieder die Hälfte des Weges zurückgelegt!

                Laura

                * “Hup, Holland, Hup!” ist der Schlachtruf der niederländischen Fußballfans.



                14. Mai 2011

                Knarr...Piep...Rausch... Das tägliche Radioprogramm der Segler über Kurzwelle hat wieder angefangen, und aus dem krächzenden Englisch, das aus der schwarzen Kiste vor mir herauskommt, versuche ich herauszuhören, was gesagt wird. Manchmal ist das Signal klar und deutlich, und manchmal nicht. Das eine Boot hört man besser als das andere, und falls man ein Boot nicht direkt erreichen kann, läuft das Gespräch einfach über ein oder zwei andere Boote. Das ist der einzige Weg um herauszufinden, wo sich andere Boote auf diesem Ozean befinden. Nach einer Stunde ist jeder wieder ausgequatscht, der Quasselkasten geht wieder aus, und es kehrt wieder Ruhe ein. Ich habe den Kampf gegen die überreifen Bananen gewonnen. Die Uhr ist wieder um eine Stunde zurück gestellt worden, wodurch der Zeitunterschied zu den Niederlanden jetzt 9 Stunden beträgt [Greenwich Mean Time/UTC - 7 Stunden].

                Laura

                Thomas Weber
                15. Mai 2011

                Klapper... meine Intuition, die jedes Geräusch des Bootes unfehlbar erkennt, weckt mich auf. Da ist ein anderes, unbekanntes Geräusch. Klapper, klapper, seufz... raus aus dem warmen Bett - wenn irgendwas passiert, dann ist das natürlich immer nachts - und die Windfahne kontrollieren. Hmm, die Edelstahlöse, die die Rolle hielt, durch welche die Seile zur Ruderpinne laufen, ist abgebrochen, aber mit einem Stück Seil und ein bisschen Improvisation komme ich gut klar, und kurze Zeit später funktioniert das Ganze wieder. Auf dem Niedergang am Kajüteneingang bleibe ich noch eine Weile stehen um den beinah vollen Mond, welcher einen geheimnisvollen Schein auf die Wellen wirft, anzuschauen, als plötzlich eine unerwartet hohe Welle über Guppy rollt und ich rückwärts den Niedergang hinunterfalle. Auf halbem Weg durch die Kajüte komme ich zum Stillstand; ein heftiger Schmerz kommt von meinem Fuß, der wie verrückt blutet. An meiner Fußsohle sitzt eine große, tiefe Wunde. Nachdem ich ein paar Mal durch die Kajüte gehumpelt bin und den Fuß verbunden habe, ist der Boden der Kajüte mit Blutstropfen und -streifen bedeckt. Na ja, das passt zu Guppy, und es ist meine Lieblingsfarbe... Solange ich nicht auf dem Fuß stehe, ist der Schmerz erträglich, daher übe ich fleißig, wie ein Flamingo auf einem Bein zu stehen. Wieder eine neue Erfahrung, die zeigt, wie unvorhersehbar das Segeln doch ist.

                Laura

                Thomas Weber
                16. Mai 2011

                Ich habe herausgefunden, daß das Hüpfen auf einem Bein in einer Art Langzeit-Kirmesattraktion doch schwieriger ist als ich dachte, und darüber hinaus befürchtete ich, auf diese Weise noch mehr Schaden anzurichten. Angesichts der Wunde unter meinem Hacken kann ich meine Zehen noch prima gebrauchen! Jedoch habe ich jetzt Muskelkater in meinen Zehen! Denen fehlt ganz offenbar Training... aber das wird ab jetzt anders. Heute Nacht habe ich die Hälfte des Weges passiert. Leider konnte ich keinen Freudentanz aufführen, aber meine selbstgebackenen Kekse als Festmahl nach Innen zu verfrachten, klappte noch ganz gut. Des Weiteren steht hier eine mega hohe Dünung, verursacht durch einen Sturm etwas weiter südlich. Zum Glück ist die Dünung sehr lang und daher nicht unangenehm. Aber, oh je! einige der Wellen sind mindestens 7 Meter hoch, und dann bekommt man doch spontan Höhenangst wenn man ganz oben ist.

                Laura

                Thomas Weber
                17. Mai 2011

                Mein Fuß heilt gut, vielen Dank für die vielen guten Ratschläge. Ich denke, daß ich nicht mehr wie ein Flamingo laufen muß wenn ich in etwa acht oder neun Tagen wieder Land erreiche, und bis dahin ist die weiteste Strecke, die ich gehen kann, nicht größer als 12 Meter! Nun werde ich noch etwa acht tage die Einfachheit und Leichtigkeit dieser langen Überfahrt genießen. Keine Inseln, Untiefen oder Riffe, auf die man auflaufen könnte. Und viel Schiffsverkehr gibt es hier auch nicht, wodurch mein Radarsystem prima alleine Wache halten und ich etwas länger schlafen kann. Da ich keinen allzu genauen Kurs halten muß - ungefähr nach Westen ist ausreichend - ist es im Augenblick einfach herrliches Segeln. Diese Herrlichkeit wird allerdings nicht ewig dauern, da ich, nachdem ich die Marquesas Inseln passiert habe, durch ein regelrechtes Minenfeld von Inseln, Riffen und Atollen segeln werde.

                Laura

                Thomas Weber
                18. Mai 2011

                Toink, klap [Geräusch der schlagenden Segel]. Es gibt zwei Windrichtungen, die ich wirklich nicht ausstehen kann: kräftiger Wind direkt von vorn und wenig Wind direkt von achtern. Und jetzt hielt mich genau einer dieser "direkt von achtern"-Winde während der ganzen Nacht beschäftigt! Dadurch, daß 'Guppy' nicht, wie bei Seitenwind, auf die Seite gedrückt wurde, fing sie an zu rollen, was dazu führte, daß die Segel anfingen zu schlagen. Deswegen bin ich die ganze Nacht damit beschäftigt gewesen, den Kurs zu ändern und die Segel zu trimmen, bis das "Toink, klap" endlich aufhörte - wenn ich auch nicht auf dem richtigen Kurs segelte! Nun ja, inzwischen genoß ich den Vollmond und die schöne, leuchtende Phosphorspur, die 'Guppy' in der endlosen Dünung hinterließ. Und dann der Sonnenaufgang - welcher mich daran erinnerte, daß ich die ganze Nacht damit beschäftigt war, mich mit den Segeln herumzuschlagen! Der Wind hat jetzt wieder etwas zugenommen; gerade genug, um das "Toink, klap" aufhören zu lassen. In der Morgensonne aß ich ein paar Cornflakes, während ich gleichzeitig den Geschwindigkeitsmesser im Auge behielt, welcher jetzt wieder eine Geschwindigkeit von 5,5 Knoten [etwa 10 km/h] anzeigt. Hoffentlich bleibt das so, denn dann kann ich noch ein wenig Schlaf nachholen.

                Laura

                Thomas Weber
                19. Mai 2011

                Heute Nacht habe ich zum ersten Mal einen Mondaufgang auf See gesehen! Ich kam nach draußen um meinen Kontrollgang zu machen, als ich einen gelben Schimmer am Horizont sah. Das war so ähnlich wie die Lichtverschmutzung durch die Lichter einer Stadt auf einer Insel. Aber das am nächsten liegende Land ist 1000 Seemeilen [1852 Kilometer] weit weg. Daher musste es wohl ein abgestürztes Flugzeug, oder ein in Brand stehendes Schiff sein. Hmm, nein; vielleicht ein hell erleuchtetes Kreuzfahrtschiff. Ich war dann auch ziemlich überrascht, als ein großer, gelber Ball langsam über den Horizont stieg und 'Guppy' anstrahlte; es schien wie Zauberei, so schön war es! Gegen Ende der Nacht bekam ich noch eine ganze Reihe Regenböen ab, einschließlich der dazugehörigen Windstöße. Aber seitdem fahre ich wieder mit Seitenwind, und 'Gup' und ich schaukeln mit 6,5 Knoten [etwa 12 km/h] weiter. Meinem Fuß geht es immer besser, ich kann sogar wieder ein bisschen darauf stehen!

                Laura

                Thomas Weber
                20. Mai 2011

                Aufgrund von atmosphärischen Gegebenheiten findet die tägliche Funkstunde über Kurzwelle inzwischen um 5 Uhr morgens Ortszeit statt, was meinen ganzen Morgenrhythmus über den Haufen wirft. Nachdem wir gequasselt haben und ich voller Begeisterung zur Kenntnis genommen habe, daß ein 52-Fuß Katamaran, der zwei Tage nach mir abgefahren ist, noch immer zwei Tage zurückliegt, kann ich natürlich nicht mehr weiterschlafen. Sie dachten wohl, 'Guppy' einfach so einholen zu können! Aber 'Guppy' ist nicht 'einfach so' einzuholen, und sie wird auch die 800 Seemeilen [1481 Kilometer], die noch vor ihr liegen, im nu schaffen. Sogar die Fliegenden Fische können offensichtlich nicht mehr mithalten, denn der 'Friedhof' ist seit ein paar Tagen leer. Dadurch, daß eigentlich nichts interessantes passiert, und ich gut schlafen kann, habe ich einen Überschuß an Energie, den ich darauf verwende, wie ein Flamingo von vorn nach achtern zu laufen, die Segel so perfekt wie möglich zu trimmen, und natürlich darauf, Essen zu machen! Das ist oftmals eine Kunst für sich. Wenn man nämlich etwas irgendwo hinlegt, und es nur für zwei Sekunden aus den Augen lässt, kann man sicher sein, daß es wegfliegt und dann mit Karacho wieder auf einen zufliegt! Es wird sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein, daß die Spaghettisauce von der Wand tropft. Aber wenn ich es dann doch geschafft habe, mit dem Topf samt Inhalt sicher nach draußen zu gelangen, schmeckt es umso besser.

                Laura

                Thomas Weber

                21. Mai 2011

                In dem Moment, in dem die meisten Menschen in Europa beim Abendessen sitzen, erwache ich gerade von meinem letzten Nickerchen. Der Wind hat sich wieder für die "zu-wenig-von-achtern" Variante entschieden, daher habe ich den Kampf mit den Segeln wieder aufgenommen. Aus dem Kurzwellenfunkgerät konnte ich heute kein verständliches Wort heraushören. Und während ich dem *piep*, *rausch*, *knatter* lauschte, habe ich den Verband von meinem Fuß abgenommen, da dieser wieder fest zusammenklebte. Ich dachte auch, daß frische Luft gut täte. Drei Minuten später ging ich ein paar Schritte, und die Wunde war dann natürlich wieder halb aufgerissen; gut gemacht, Laura. Folglich musste ich wieder neu verbinden, da die Wunde wieder anfing zu bluten. Als mein Frühstück kurze Zeit später auch noch Flugunterricht nahm, war der Morgen für mich wieder gelaufen. Aber so halte ich mich hier wenigstens schön beschäftigt. Ich versuche auch, das Rollen und die fallende Geschwindigkeit von Guppy zu ignorieren, denn davon abgesehen ist es ein richtig schöner Morgen. Und Guppy ist dem 52-Fuß Katamaran, der 300 Seemeilen [555 Kilometer] hinter mir fährt, noch um weitere 10 Seemeilen [18,5 Kilometer] davongelaufen.

                Laura



                Thomas Weber
                22. Mai 2011

                Wieder ein großartiger, sonniger Morgen; es ist keine Wolke zu sehen! 'Guppy' ist umgeben von dunkelblau, hellblau und noch mehr Variationen von blau. Ich habe meinen Sextanten wieder einmal zur Hand genommen um die Sonne zu 'schießen' um auf diese altmodische Art meine Position ermitteln zu können. Das ist auf einem großen Schiff wie der "Stad Amsterdam" viel einfacher als auf meinem Schaukelpferd. Aber Übung macht den Meister! Guppy hat noch 500 Seemeilen (926 Kilometer) vor ihrem Bug, und wenn der Wind ein bisschen mitspielt, werde ich schon in drei Tagen meinen Anker vor der Insel Hiva Oa fallen lassen können. Ich habe mich noch nicht richtig an diesen Gedanken gewöhnt. Zwar möchte ich gern wieder laufen und rennen, aber es würde wohl nicht sehr klug sein, das schon in drei Tagen zu tun. Mein Fuß möchte gern noch ein bisschen länger auf See bleiben um die Ruhe zu genießen, und ich muß gestehen, er hat damit nicht völlig Unrecht.

                Laura

                Thomas Weber
                23. Mai 2011

                Wuuusch! So, geduscht bin ich nun auch wieder! Während meiner Kontrollrunde hat eine Welle die Gelegenheit ergriffen, mich auf dem Vordeck niederzumähen. Herzlichen Dank, jetzt bin ich hellwach... und salzig! Der Wind hat wieder etwas aufgefrischt, und die Wellen sind gerade so hoch, daß gelegentlich eine von ihnen die Chance wahrnimmt, um aufs Vordeck zu springen. Aber zum Glück springt Guppy meistens über sie hinweg, sodaß ich ruhig mal wieder meine Gitarre mit ins Cockpit nehmen kann. Es klingt draußen nämlich so schön zum murmeln der Wellen, die Guppy durchschneidet, daß ich dabei vollkommen vergesse, daß ich dabei war, ein Spiegelei zu braten. Leider hat der große Katamaran wieder etwas aufgeholt, einholen können sie mich jedoch keinesfalls mehr. Das Land kommt inzwischen immer näher, und es sind nur noch 350 Seemeilen (648 Kilometer) zu segeln. Was für eine kleine Zahl, verglichen mit der Strecke zu Beginn dieser Überfahrt.

                Laura

                Thomas Weber
                24. Mai 2011

                Yes, wieder eine Dusche heute Morgen, und dazu noch süß [mit Süß-/Regenwasser]! Früh heute Morgen bekam ich zwei kräftige Regenböen ab. Natürlich hatte Mutter Natur auch viel Wind mitgeschickt, und als ich damit fertig war, mit den Segeln zu kämpfen und Wasser auffangen wollte, härte der Regen auf. Der Regen ist zwar weitergezogen, aber der Wind und die Wolken, samt den dazugehörigen Wellen, sind geblieben. Ich hätte auf Holz klopfen sollen, als ich gestern berichtete, daß das Cockpit trocken blieb. Tja, nach 17 Tagen herrlichen Segelwetters kann man erwarten, daß man doch einen Schlag in die Magengrube bekommt. Aber Guppy genießt es und segelt schön und schnell. Und so fliegen die Meilen nur so unter ihrem Kiel durch. Ich denke, daß 'Gup' und ich morgen Nachmittag meiner Zeit in Hiva Oa einlaufen werden. Mit meinem Fuß geht es inzwischen wieder besser, so daß ich meinen geliebten Behörden- und Papierkram wieder abklappern kann.

                Laura

                Thomas Weber
                25. Mai 2011

                Die Regenböen haben mich gestern noch ganz schön beschäftigt gehalten, aber genau wie ich waren sie abends müde und verschwanden nach ein paar kleinen Quälereien. Heute Morgen hatte es wieder aufgeklart, und der Schimmer am Horizont wurde immer größer und wirklicher. Es sind noch 16 Seemeilen [30 Kilometer] bis zum Ankerplatz, und ich werde mit jeder Meile ungeduldiger. Das Ankommen ist der schönste, spannendste und zugleich gefährlichste Moment, denn es steht hier eine Dünung von ungefähr vier Metern Höhe. Merkwürdig, 17 Tage lang war nur Wasser um mich herum. Total unvorstellbar, daß diese hohen Klippen wirklich die Marquesas Inseln sind! Bis jetzt war es nur ein vager Traum, der noch so weit weg lag, aber auf einmal ist er real und ganz nah.

                Laura

                Thomas Weber
                26. Mai 2011

                'Guppy' liegt jetzt in einer ruhigen Bucht bei Atuona vor Anker; ich habe die Überfahrt in 17 Tagen und 22 Stunden geschafft! Das ist genau so lang wie ich für die Überfahrt über den Atlantik gebraucht habe, nur waren es diesmal 800 Seemeilen [1482 Kilometer] mehr! Als ich einlief guckten einige Jachtcrews ziemlich verwundert, mich jetzt schon zu sehen. Ein paar Jachten, die zwei Tage vor mir abgefahren waren, sind noch immer nicht eingelaufen! Yes, 'Guppy', you are the best! Hiva Oa ist wirklich ziemlich hoch; in meiner Nähe befindet sich ein Berg, dessen Gipfel ich nicht einmal sehen kann! Deswegen regnet es hier auch sehr viel, und ich bin ziemlich damit beschäftigt, Wasser aufzufangen und das Boot sauberzumachen. Bisher bin ich noch nicht an Land gewesen, es ist vorläufig schon komisch genug, es nur anzusehen. Aber heute möchte ich schon an Land gehen, denn ich muß noch einklarieren.

                Laura




                28. Mai 2011

                Inzwischen ist wieder ein ganzes Leben an Eindrücken und Erfahrungen an mir vorbeigezogen, und ich habe deswegen auch das Gefühl, schon eine Woche lang hier zu sein. Natürlich habe ich das Dorf Atuona besucht, wo ich sofort vom Bürgermeister willkommen geheißen wurde - inzwischen habe ich schon drei Blumenketten gesammelt. Die Menschen hier sind wirklich sehr freundlich und sie finden es ziemlich schade, daß sie keine große Party zu meiner Ankunft organisieren konnten, da sie nicht wußten, wann ich komme. Das ist auch genau der Grund warum ich nicht wollte, daß sie es im Voraus wissen. Auf diese Weise ist meine Reise schöner und spontaner. Heute Morgen [27. Mai] bin ich mit einem Gleichaltrigen von einer anderen Jacht und einer Frau, die hier auf der Insel wohnt, auf Erkundungstour gewesen. Die Insel ist wirklich sehr schön, grün und sehr hoch. Sobald man in den Wolken ist, wird es kälter, und es stehen dort überall Tannenbäume, was mir in diesem Augenblick nicht unbedingt das Gefühl gibt, daß ich mich mitten im Pazifischen Ozean befinde. Jeden Tag kommen neue Jachten herein, und ich lerne ständig mehr Leute kennen. Jeder fragt sich, wie ich die Überfahrt in 17 Tagen und 22 Stunden schaffen konnte. Bis jetzt habe ich keine Jacht finden können, eine große 66-Fuß Jacht ausgenommen, die schneller war als 'Guppy'. Die Gespräche kommen dann auch oft auf das Thema zurück, wie es mir möglich war, so schnell zu sein. Meistens ist die Schlußfolgerung, daß ich von einem Wal gezogen worden sein muß, oder daß ich "The Flying DutchGIRL" sein müsse... Leider hat meine Schnelligkeit nicht verhindern können, daß 'Gup' unterwegs wieder Bewuchs [am Unterwasserschiff] ansetzt. Daher habe ich heute mal wieder den halben Tag unter 'Guppy' verbracht, bewaffnet mit einer Taucherbrille und einem Spachtel.

                Laura

                Thomas Weber
                29. Mai 2011

                Ohne daß ich es wußte, haben die Inselbewohner die Willkommens-Party, die sie bei meiner Ankunft nicht geben konnten, doch noch organisiert. Ich war gerade dabei, zusammen mit einer Freundin von einer anderen Jacht einen Teil von 'Guppy' sauberzumachen, als angeklopft wurde (jedes Mal wenn ich anfange [sauberzumachen], kommt jemand vorbei, aber jetzt bin ich fast fertig). Eine Frau von der Insel bat mich inständig, doch mitzukommen, und da die Menschen hier wirklich so nett sind, kann man eigentlich nicht nein sagen. Auf einem offenen Feld gab es eine Party mit einheimischen Tanzgruppen. Wirklich sehr schön. Mit Trommeln und ihren Stimmen gaben sie die schönsten Auftritte. Inzwischen habe ich vier Blumenketten und drei Bohnen einer haltbaren Sorte gesammelt. Sie gaben uns einen großen Teil des leckeren Essens mit, was wir dann abends mit den anderen Seglern geteilt haben. Das wurde natürlich wieder richtig gemütlich, und so kam ich erst spät in mein Bett. Heute Morgen wurde ich durch die Sonne - anstelle des üblichen Regens - geweckt! Das Wetter ist plötzlich schön geworden, und das obwohl es seit meiner Ankunft eigentlich nonstop geregnet hatte! Wahrscheinlich ist das Wetter jetzt so schön weil es Sonntag ist, oder weil ich gerade damit fertig geworden bin, meine Wassertanks und -flaschen zu füllen. Es ist in jedem Fall gewöhnungsbedürftig, da es jetzt wieder sehr warm ist.

                Laura


                Thomas Weber

                31. Mai 2011

                Der schöne, sonnige Tag ist wieder vorüberi, und wir sind wieder 'back to normal' - mit anderen Worten: Regen und Windstille! Ein idealer Tag, um mit den Nachbarn Filme und Bücher auszutauschen. Das tun wir Segler regelmäßig unter uns, damit man unterwegs immer wieder etwas Neues hat. Deswegen lese ich fast nur noch englische Bücher, was mir inzwischen aber genauso leicht fällt wie das lesen niederländischer Bücher. Heute habe ich auch mal wieder versucht, Brot zu backen; bis jetzt ist mir das nicht wirklich gut gelungen! Aber jetzt - mit dem Rezept und den Zutaten, die ich von einem anderen Segler bekommen habe - habe ich jetzt mein erstes richtiges Brot auf meinem Tisch liegen. Es sieht aus wie Brot und obendrein schmeckt es auch noch so... lecker. Folglich bin ich heute noch nicht an Land gewesen, aber ich werde noch mit ein paar Segelfreunden irgendwo Pizza essen gehen.

                Laura


                Thomas Weber
                1. Juni 2011

                Auch wenn Hiva 'Oa noch so schön ist und die Menschen wirklich sehr freundlich sind, haben 'Guppy' und ich wieder Reiselust. Es gibt nichts, was uns noch aufhält. 'Guppy' fühlt sich wieder sauber und aufgeräumt, der Wassertank ist voll, und - was sicherlich nicht ganz unwichtig ist - es ist echtes französisches Baguette an Bord. Heute werden die Anker wieder gelichtet, um die 770 Seemeilen [1426 Kilometer] nach Tahiti anzugehen. Ein etwas schwierigeres Fahrwasser voller Riffe und Atolle, die gerade bis über die Wasseroberfläche reichen! Die meisten Jachten bleiben hier noch ein wenig hängen, und somit geht jeder seinen eigenen Weg. Es ist daher an der Zeit, wieder neue Menschen kennenzulernen, und mehr Inseln im Pazifik zu besuchen.

                Laura

                Thomas Weber
                2. Juni 2011

                Während mir ein letztes "[Have a] Safe trip" von Bord der anderen Jachten zugerufen wird, verschwinden 'Guppy' und ich in einem gewaltigen Regenvorhang. Es weht nur wenig Wind, und 'Guppy' tuckert friedlich zwischen all den um mich herum treibenden Kokosnüssen hindurch in Richtung offene See. Es ist kalt und naß während ich einen mega-großen Wasserfall passiere. Die Dünung ist nun nicht mehr so hoch wie sie war als ich hier ankam, aber etwas mehr Wind würde ich doch begrüßen. Sobald ich die Segel einhole, frischt der Wind meistens auf, und wenn ich Wasser auffangen will, hört es auf zu Regen. Aber auch das half nichts, denn die Natur macht einfach das was sie will, und heute hat sie beschlossen, 'Guppy' nicht schneller als vier Knoten [7,4 km/h] segeln zu lassen.

                Laura

                Thomas Weber
                3. Juni 2011

                Durch die vielen Schikanen der Regenböen war ich den ganzen Tag mit den Segeln beschäftigt. Aber im Gegensatz zu gestern, ist das Wetter heute wieder schön. Zwischen den einzelnen Regenböen weht ein leichter Wind, und 'Guppy' macht somit wieder fünf Knoten [etwa 9 km/h]. Darüber hinaus versuche ich, so viel Schlaf wie möglich zu bekommen, denn sobald ich durch die Riffe und Atolle fahre, werde ich wieder alle 20 Minuten kontrollieren müssen, ob 'Guppy' nicht genau auf ein Riff zuhält! Diese Atolle und Riffe sind so flach, daß selbst das Radar sie manchmal nicht erkennt! Inzwischen bin ich auch wieder in eine neue Zeitzone gefahren, und der Zeitunterschied zu den Niederlanden beträgt jetzt genau 12 Stunden [UTC/GMT -10 Stunden]. Ich war halb in mein Buch versunken, als mich etwas aufschreckte, das zunächst ein kleiner Wal zu sein schien, sich jedoch als mega-großer Delfin entpuppte! Der Delfin schwamm für ein paar Minuten Seite an Seite mit 'Guppy', um dann seine Reise gleich wieder fortzusetzen. Schade, daß 'Guppy' und der Delfin es nicht miteinander ausgehalten haben. Ich hätte das Tier gern noch länger studiert, da ich einen so großen Delfin noch nie zuvor gesehen habe.

                Laura

                Thomas Weber
                4. Juni 2011

                Heute Morgen habe ich zunächst versucht, irgendwas aus meinen mitgebrachten und mittlerweile steinharten Baguettes zu machen. Das hat nicht geklappt, und darum esse ich jetzt Müsli! Jedes Mal, wenn ich gerade im Bett lag, wurde ich wieder wach. Flapp, flapp, flapp [Geräusch der schlagenden Segel]. Eine Nacht mit Wind von vorn, von hinten, nein, doch wieder von der Seite! Aber gut, durch ständiges trimmen der Segel bei diesen leichten und umspringenden Winden haben wir doch meistens fünf Knoten [etwa 9 km/h] erreicht. Allein der Wind ist jetzt futsch, und ich habe Guppys kleinen Motor ganz lieb um Hilfe gebeten. Damit fahre ich zwar nicht so schnell, aber es spart Brennstoff. Ich erwarte, morgen Abend am Rand des Tuamotus Archipels zu sein. Schön und spannend zugleich, aber wahrscheinlich werde ich nur sehr wenig Schlaf bekommen.

                Laura

                Thomas Weber
                5. Juni 2011

                Wieder ein heißer und windstiller Tag, und ich beobachte den ganzen Tag lang die Stelle des Horizonts, an der Land - mein erstes Atoll - sein müsste. Und dort ist noch immer nichts zu sehen, obwohl Inseln normalerweise in einer Entfernung von 30 Seemeilen [55 Kilometer] zu sehen sind. Aber ein Atoll ist so flach, daß man es erst bei einem Abstand von wenigen Meilen sieht - mit einer Palme als höchstem Punkt! Auf meiner Karte ist auf der Nordseite [des Atolls] ein Wrack eingezeichnet, und die zugehörige Anmerkung lautet: "Falls Sie auflaufen sollten - es gibt es schlechtere Orte als diesen". Tja, so kann man das auch sehen, murmle ich 'Guppy' zu, als letztendlich doch etwas am Horizont auftaucht. Blitzschnell klettere ich den Mast ein Stück hinauf, und tatsächlich, am Horizont an Steuerbord kann ich eine flache, ringförmige Insel erkennen. Für einen Moment bin ich sehr glücklich, gleichzeitig fühle ich mich durch die ganzen Riffe jedoch ziemlich eingesperrt. Im Bewußtsein, daß hier jedes Jahr dutzende Jachten sinken, werde ich auch weiterhin sehr gut aufpassen! Nachdem mich auch noch eine kräftige Regenbö erwischt hatte, wodurch ich wieder etwas Wasser auffangen konnte, habe ich das Inselchen nicht mehr gesehen.

                Laura

                Thomas Weber
                6. Juni 2011

                Der Wind fängt langsam an, bis auf eine Geschwindigkeit von etwa 30 Knoten [55 km/h, Windstärke 7 Bft] zuzunehmen, während ich an den letzten Atollen vorbeirase. Die Wellen werden immer höher, und noch bevor ich am allerletzten Atoll vorbei bin, habe ich das zweite Reff gesteckt und die Sturmfock gesetzt. Alles, was noch lose herumlag, liegt jetzt auf der niedrigen Seite des Bootes. Es ist dunkel, der Himmel ist stark bewölkt, und das Wasser strömt eimerweise über 'Guppy' und mich hinüber! Ich hoffe, Mutter Natur hat ihren Spaß dabei. Bis jetzt sah es so aus, als ob ich während des Tages ankommen würde. Aber da ich so schnell fahre, werde ich wahrscheinlich bereits morgen Abend ankommen! Daher überlege ich jetzt zusammen mit 'Guppy', ob wir die Riffdurchfahrt bei Papeete, Tahiti, bei Nacht passieren sollen. Aber im Moment möchte ich eigentlich nur ein bisschen Schlaf nachholen - wäre da nur nicht dieses große Schiff, das gerade im Radarbereich aufgetaucht ist...

                Laura



                Thomas Weber
                7. Juni 2011

                Nach draußen zu gehen ohne naß zu werden ist mittlerweile unmöglich geworden! Offenbar findet Guppy es lustig, mal wieder U-Boot zu spielen - aber nicht mehr lange, denn Tahiti ist in Sicht! Im Augenblick liegt ein Frachtschiff, das nicht auf meine Anrufe reagiert, auf Kollisionskurs zu uns. Das ist immer ärgerlich, denn ich weiß dann nie, ob sie mich gesehen haben! Aber vorläufig rast Guppy in die Nacht hinein, und Wache zu halten und mir was Wasser aus den Augen zu wischen ist das Einzige was ich tun kann. Es sind noch 35 Seemeilen [55 Kilometer], und Guppy und ich haben beschlossen, doch bei Nacht durch die Riffdurchfahrt bei Papeete zu fahren. Ich hoffe, etwa um Mitternacht einzulaufen, um dann zuerst einmal eine Runde zu schlafen. Morgen fahre ich dann weiter zum Ankerplatz, welcher noch fünf Seemeilen [9 Kilometer] weiter entfernt liegt, und da ich zwischen vielen Riffen durchfahren muß, finden sowohl Guppy als auch ich es keine so gute Idee, das bei Dunkelheit zu tun.

                Laura

                Thomas Weber
                8. Juni 2011

                Nach einer aufregenden Passage durch zwei Riffe mit vielen Lichter und Bojen, lag ich genau um Mitternacht ordnungsgemäß vor Anker. Als ich morgens wach wurde und gesehen habe, wo ich bei Nacht hindurchgefahren bin, mußte ich schlucken... Aber ich bin sofort wieder von allem um mich herum in Beschlag genommen worden. Tahiti ist sehr schön, hoch, grün, und die Menschen sind wirklich sehr freundlich; am Horizont ist die Insel Moorea zu sehen. Jedoch geht es in solch einer großen Stadt natürlich etwas hektischer zu! Nachdem ich morgens einklariert hatte, kam ich schon wieder den ersten Bekannten entgegen, und sofort bekam ich von ihnen zu hören, welche Jachten hier sonst noch liegen. Zusammen mit einem Gleichaltrigen von einer anderen Jacht bin ich dann zum Ankerplatz gefahren, wo wir dann ein paar Runden um das Boot geschwommen sind. Hinter den hohen Bergen ist es so herrlich ruhig und windstill! Es liegen hier sehr viele Jachten vor Anker, wovon ich nur wenige kenne, deshalb werde ich morgen gut zu tun haben. Und heute werde ich nochmal zeitig schlafen gehen.

                Laura



                9. Juni 2011

                Inzwischen habe ich wieder viele neue Leute kennengelernt. Einer von ihnen ist ein gestrandeter Segler, der hier nun arbeiten muß, bevor er wieder weiter kann. Er ist schon sieben Monate hier, und er kennt einen Wasserfall, der abseits der üblichen Touristenroute liegt, und den eigentlich nur Einheimische kennen. Zusammen mit einem Segler-Ehepaar sind wir in seinem Auto dorthin gefahren. Der Wasserfall ist groß und liegt in einem riesigen, grünen Tal; außer uns war niemand dort. Es war soooooooo schön, einfach nur WOW. Wir sind im Wasserfall geschwommen und haben Kokosnüsse gegessen. Und das Auto war wirklich lustig: es fiel fast auseinander, und der uralte Motor, der aber noch prima lief, mußte durch aneinanderhalten von Drähten gestartet werden. Heute Abend gibt es eine Grillparty hier im Jachthafen, da werde ich mal hingehen um noch ein paar Leute kennenzulernen. Es ist ziemlich gewöhnungsbedürftig, wieder an einem Ort zu sein, wo es Mc Donalds, große Straßen, Läden, Staus und Hektik gibt. Aber die Insel ist wahnsinnig schön, und das Wasser ist so klar, daß ich meinen Anker in zehn Metern Tiefe so deutlich sehen kann, als ob er an Deck liegen würde.

                Laura



                  10. Juni 2011

                  We've had an awesome day [Wir hatten einen großartigen Tag]!! Da der gestrandete Segler, mit dem wir gestern zum Wasserfall gefahren sind, für zwei Wochen weg ist, dürfen wir sein Auto ausleihen. Aber nicht bevor er ein Foto von mir und seinem Auto machen durfte. Ja, es ist in der Tat das Schrottauto, whaha!! Zusammen mit einer Freundin von einer anderen Jacht bin ich über die ganze Insel gefahren, sogar fast bis zur Ostküste der kleineren Insel. Es war so schön, WOW. Als wir jedoch wieder mal einen Hügel hinauffuhren, fing der Motor plötzlich an zu kochen. Wir konnten gerade noch bis zu einer im Tal gelegenen Tankstelle fahren. Den Rest des Tages mußten wir alle 20 Kilometer Kühlwasser nachfüllen. Hier ist alles sehr teuer, alles kostet doppelt oder dreimal so viel wie in den Niederlanden. Das ist nicht so abwegig, wenn man bedenkt, daß alles per Flugzeug oder per Boot angeliefert werden muß. Bei unserer Rückkehr war ich so ins Gespräch vertieft, daß ich kurz nicht aufgepasst habe, und... platsch! Alle Leute im Hafen lachten natürlich, und so sind wir gleich schwimmen gegangen. Es war herrlich, nach einer so langen Fahrt mit dem Auto die Hitze des Tages wegzuspülen. Heute Abend bin ich eingeladen, dieses Mal auf eine Mega-Segeljacht von 40 Metern Länge! Ich habe die Leute gestern bei der Grillparty kennengelernt, und sie haben mich heute eingeladen.

                  Laura



                  11. Juni 2011

                  Nach zwei hektischen Tagen habe ich heute ein wenig zurückgeschaltet und habe die alltäglichen Dinge, die mal wieder getan werden mußten, erledigt. Natürlich zuerst wieder mal Kühlwasser ins "Schrottauto" füllen, und danach zum Einkaufen nach Papeete, und dann auf einem Weg zur Immigrationsbehörde um auszuklarieren. Das ist immer eine Angelegenheit für sich. Vor allem weil sie Antworten auf die unmöglichsten Fragen hören wollen. Zum Beispiel wollen sie das Datum und die genaue Uhrzeit der Abfahrt wissen, wohin man dann geht und wann man von dort wieder weggeht, und wohin man danach gehen wird! Wenn ich das nur wüßte... 'Guppy' geht mit dem Wind, und ich gehe dorthin, wo es mir gefällt, und nicht wo irgendein Stück Papier mich hinbefiehlt. Na gut, alle meine Papiere sind wieder mit dicken, fetten Stempel versehen, und ich werde wahrscheinlich irgendwann zwischen Sonntag und Dienstag in Richtung der Insel Moorea segeln. Nachdem ich in der hektischen Stadt gewesen bin, wo man die gleichen Parkprobleme wie in den Niederlanden hat, war ich froh, wieder auf 'Guppy' zu sein, und ich habe sofort einen erfrischenden Sprung ins Wasser gemacht. Ich denke, daß ich heute Abend mal in aller Ruhe einen von den vielen Filmen, die ich mit den anderen Seglern getauscht habe, ansehen werde.

                  Laura



                  12. Juni 2011

                  Obwohl 'Guppy' mit ihrem Ankerplatz mit seinem ruhigen, kristallklaren Wasser rundum zufrieden ist, habe ich doch die Absicht, morgen die 20 Seemeilen [37 Kilometer] zur Insel Moorea zu segeln. Ja, diese Insel liegt in der Tat fast um die Ecke. Aber Französisch-Polynesien ist so schön, daß ich sehr gerne noch mehr Inseln sehen möchte. Es ist alles bereit, da dies vorläufig die letzte große Stadt sein wird, wo ich alles bekommen kann was ich brauche. Heute habe ich noch Frischwasser und Diesel getankt, die Motoren nachgesehen, und das ganze Boot mal wieder aufgeräumt; leider gibt es außer mir keinen, der das tut... Ich habe auch meine Wäsche im Jachthafen gewaschen, denn diese Gelegenheit habe ich nicht allzu oft. Normalerweise tue ich meine Wäsche in einen Eimer und wasche sie dann von Hand, jedoch muß ich aufpassen, um nicht zuviel Trinkwasser dabei zu verbrauchen. So bin ich dann den ganzen Tag prima beschäftigt, und sitze nun auf der wieder wunderbar sauber riechenden 'Gup'. Und nach getaner Arbeit habe ich mich selbst zu selbstgebackenen Pfannkuchen eingeladen.

                  Laura



                    13. Juni 2011

                    Anker auf und nach Moorea. Zuerst wieder durch eine schmale Riffdurchfahrt mit sehr nahen Brechern zu beiden Seiten. Nach drei Stunden wunderbaren Segelns habe ich Guppy wieder durch eine Durchfahrt im Riff hindurchgelotst. 'Gup' gefiel es gar nicht, wieder zwischen den Brechern hindurch zu müssen, aber als sie wieder schön ruhig hinter dem Riff vor Anker lag, war sie wieder glücklich. Auch Moorea ist sehr schön, und ich bin fest entschlossen, morgen auf Erkundungstour zu gehen. Gerade habe ich eine Familie kennengelernt, die per Flugzeug um die Welt reist. Und das einschließlich ihrer vier Kinder im Alter zwischen 11 und 15 Jahren. Als ich über meine Reise erzählte, wollten die Kinder auch gern mal um die Welt segeln. Aber als ihre Eltern ihnen erklärten, daß sie dann allein mit ihnen auf einem Boot sein würden, ohne jede Möglichkeit, ihren Brüdern und Schwestern entkommen zu können, vergaßen sie diese Idee schnell wieder. Der Eigner des Bootes, auf dem ich sie traf, ist ein Französischer Segler, der schon an vielen Rennen teilgenommen hatte, und auch mit einem Hobie-Cat (ein offener, fünf Meter langer Katamaran) den Atlantik überquert hat!! Das klang für mich nicht wie ein Zuckerschlecken, ganz bestimmt nicht, nachdem er uns den Film gezeigt hatte, der damals darüber gemacht wurde. Aber er fand es richtig toll...

                    Laura



                    14. Juni 2011

                    Eigentlich hatte ich geplant, heute die Insel zu erkunden, aber dann wurde es auf einmal morgens so heiß, daß ich wirklich keine Lust mehr darauf hatte. Von 'Guppy' aus habe ich auch eine schöne Aussicht, und so habe ich umso mehr Zeit im Wasser verbracht. Es ist so einladend blau und enorm klar, so klar daß ich beim Schwimmen fast Höhenangst bekomme. Man kann nämlich etwa 30 Meter in die Tiefe blicken! Anfangs habe ich mich schon erschrocken, als ich mit 'Guppy' segelte und den Boden glasklar sehen konnte; es ist dann nämlich sehr schwierig einzuschätzen, wie tief es dann wirklich ist. Hier sollte man daher am besten den Tiefenmesser einschalten, da man den Boden auch dann sieht, wenn es tief genug ist. Wenn ich nicht geschwommen bin, habe ich gelesen, und den Versuch unternommen, Kekse zu backen - jedoch sollte man diese dann nicht vergessen! Denn jetzt sind sie steinhart, schwarz und ungenießbar. Aber die Fische fanden es lecker, also war meine Arbeit nicht völlig umsonst! Als kleines Fitnesstraining bin ich noch durch die gesamte Bucht gerudert, natürlich auch über das in einem halben Meter Tiefe liegende Riff mit all seinen schönen farbigen Korallen.

                    Laura



                    15. Juni 2011

                    Ich wurde heute spät wach, da ich in der Nacht einige Stunden lang versucht habe, Fotos auf die Webseite hochzuladen; leider ohne Erfolg! Als ich erst halb wach war, kam auf einmal ein Segler, den ich in Tahiti kennengelernt hatte, mit seinem Dinghy angebraust. Er sagte, daß er weiter weg in einer anderen Bucht vor Anker liege, und ob ich Lust hätte, zusammen mit noch ein paar anderen Leuten zu einer Stelle zu gehen, an der einem Rochen und Riffhaie aus der Hand fressen. Ja klar! Während ich dort im Wasser stand, schwammen sie einfach um mich herum oder stupsten dich an, selbst wenn man nichts Essbares dabei hatte. Und klein waren sie wirklich nicht! Am Anfang fühlte ich mich nicht wirklich sicher, aber es war in jedem Fall eine großartige Erfahrung! Als ich wieder zurück auf 'Guppy' war, habe ich das Großsegel abgeschlagen, um es überprüfen zu lassen. Jemand, der auf einer Mega-Jacht, die auch hier in der Bucht liegt, arbeitet, hat mir das angeboten, und da es davon bestimmt nicht schlechter wird, habe ich dankbar angenommen. Ihr werdet denken, daß 'Guppys' Segel durch starken Wind beschädigt werden - es ist aber genau umgekehrt. Die Segel verschleißen meistens durch zu wenig oder keinen Wind. Ich habe natürlich sofort eine Führung über die Jacht bekommen. Wow, sie ist mega-groß und wahnsinnig luxuriös! 'Guppys" Mästchen (17 Meter lang) reicht gerade so bis zur untersten der fünf Salinge [http://de.wikipedia.org/wiki/Saling] des Mastes der Mega-Jacht.

                    Laura



                      16. Juni 2011

                      Eigentlich hatte ich geplant, weiter nach Huahine zu fahren, aber die See ist wirklich spiegelglatt! Und die Wetterberichte für die nächsten Tage sind nicht viel besser. Der Internetzugang hier ist superlangsam, daher wird es mit den Fotos nichts werden. Heute Morgen wollte ich gerade mein Fahrrad an Land schleppen, um doch noch meine Tour über die Insel zu machen, als ein Dinghy von der Mega-Jacht vorbeikam. Ob ich es nicht nett fände, rüberzukommen. Nun kenne ich jeden an Bord, ich habe ein bisschen erzählt und bei kleineren Arbeiten mitgeholfen; sie sind wirklich eine nette Mannschaft. Sie fahren um die halbe Welt, werden dafür auch noch bezahlt, und haben die Mega-Jacht meistens für sich, da der Eigner nur selten an Bord ist. Abends bin ich längsseits zu zwei anderen Jachten gegangen, und dann haben wir an Bord gegrillt; es war wirklich mega-lustig. Jemand wurde total betrunken, aber auf eine lustige Art, wodurch wir den ganzen Abend schlapp waren vor lachen. Ich selbst trinke nie so viel, wodurch ich morgen die Einzige sein werde, die kein Kopfweh hat.

                      Laura



                      17. Juni 2011

                      Obwohl nur wenig bis kein Wind wehte, bekam ich doch wieder Reisefieber, und so habe Kurs auf die Leeward Inseln gesetzt. Leider muß ich mit Motorkraft fahren. 'Gup' und ich würden lieber segeln, denn dann kann man das Wasser den Rumpf entlangrauschen hören, und außerdem wären wir dann auch noch schneller. Na ja, so ganz gemütlich mit vier Knoten [7,4 km/h] zu fahren ist auch ganz schön, und die spiegelglatte See ist mal wieder was anderes! Jetzt, da es so ruhig ist, sollte ich eigentlich prima schlafen können, aber dieses Mal wurde das nichts. Der Alarm des Radarsystems ging jedes Mal wieder los, da ständig Schiffe in der Nähe waren, und somit bin ich draußen im Cockpit geblieben. Inzwischen sind die ersten Inseln schon wieder in Sicht, und daher haben 'Gup' und ich beschlossen, direkt nach Bora Bora durchzufahren.

                      Laura




                      18. Juni 2011

                      Nach einer windstillen Überfahrt bin ich auf Bora Bora angekommen. Wie das des Öfteren ist bei diesen Atollinseln, mußte ich zuerst um die ganze Insel fahren, um zu der schmalen Durchfahrt im Riff zu gelangen, durch welche man die Lagune erreichen kann. Von See hatte ich bereits einen großartigen Ankerplatz ausgemacht, und da dort eine große Jacht lag, bin ich davon ausgegangen, daß es dort tief genug sei - weit gefehlt! Ich war bereits auf halbem Wege durch die Korallenriffe um den Ankerplatz zu erreichen und super optimistisch, als ich plötzlich gegen eine mega große Sternkoralle stieß. Obwohl die Kollision sanft verlief, war Guppy mir dafür gar nicht dankbar. Beim Versuch Nummer zwei lief ich wieder auf Grund, und beim dritten Mal habe ich letztendlich aufgegeben, da es anfing, dunkel zu werden. Tschüß, schöner Ankerplatz. Ich konnte dann wählen zwischen einem zu tiefen oder zu seichten Ankerplatz. Der Meeresboden fällt hier nämlich sofort steil ab bis auf eine Tiefe von mehr als 50 Metern, sowohl bei der Insel als auch bei den Korallenriffen! Und da es nun sehr schnell dunkel wurde, habe ich an der nächsten Festmachertonne angelegt. Dies ist nicht meine bevorzugte Art, da ich diesen Tonnen nicht richtig traue. Man weiß nie, wie lange sie dort schon liegen, und ob sie vielleicht schon unter Wasser weggerostet sind. Na ja, vorläufig liegt Guppy sicher, und morgen ist ein neuer Tag um nach einem Ankerplatz zu suchen, vorzugsweise einen Platz, den 'Gup' erreichen kann ohne über Korallen zu stolpern.

                      Laura



                        19. Juni 2011

                        Nach einer ruhigen Nacht an der Festmachertonne, bin ich heute einmal auf Erkundung gegangen. Auf meinem Klappfahrrad bin ich zu ein paar Buchten gefahren, und habe unterwegs auch gleich eingekauft. Nach meiner Erkundungstour habe ich beschlossen, daß diese Festmachertonnen, die auch von einigen anderen Jachten benutzt werden, doch die besten Anlegeplätze sind. Es gibt keine besseren Ankerplätze, und dort, wo die andere Jacht liegt, kann man nicht ohne Risiko hingelangen - und ich werde es bestimmt nicht noch einmal versuchen! Noch stets besorgt [über die Kollisionen mit dem Korallenriff], bin ich, sobald ich wieder zurück auf 'Guppy' war, ins Wasser gesprungen, um mir ihr Unterwasserschiff anzusehen. Aber es ist alles in bester Ordnung; 'Guppy' ist wirklich zäh. Inzwischen habe ich auch ein paar Leute von einer Jacht, die in meiner Nähe liegt, kennengelernt. Sie hatten ein Problem mit ihrem Computer, das ich gelöst habe. Im Gegenzug durfte ich ihren Internetzugang benutzen. Die Festmachertonne, an der 'Guppy' liegt, ist leider nicht kostenlos, jedoch wird sie regelmäßig gewartet. Daher werden 'Guppy' und ich heute Nacht beruhigt schlafen können.

                        Laura



                        20. Juni 2011

                        Als Frühsport bin ich heute Morgen erstmal mit dem Rad um die ganze Insel gefahren. Das ging übrigens leichter als ich dachte, denn die Hauptstraße, die um die ganze Insel herumläuft, verläuft fast durchgehend auf Meeresniveau. Es waren nur wenige Hügel unterwegs zu überwinden, und es hat lediglich drei Stunden gedauert, um die ganze Insel zu fahren. Und da ich schon früh aufgebrochen war, kam ich auch früh wieder zurück. Beim Jachtclub habe ich die Familie kennengelernt, die ihn betreibt. Obwohl sie nur wenig Englisch sprachen und ich nur ein klein bisschen Französisch kann, hatten wir doch eine Menge Spaß. Anschließend boten sie mir an, mir Stellen der Insel zu zeigen, zu denen man besser nicht auf einem Klappfahrrad fahren sollte. Vom Berg herab hatte ich eine tolle Sicht auf 'Guppy'. Man kann von dort oben nicht nur Bora Bora sondern auch die benachbarten Inseln sehen - wirklich super schön. Inzwischen habe ich Guppy an zwei clubeigenen Festmachertonnen festgemacht, und dort fühlt sie sich nun vollkommen sicher. Ich denke, daß ich morgen früh noch eine Runde um die Insel fahren werde, denn ein bisschen körperliche Ertüchtigung kann nie schaden. Mal sehen, ob ich es auch in zweieinhalb Stunden schaffe...

                        Laura





                        21. Juni 2011

                        Wie so oft sind meine Pläne mal wieder über den Haufen geworfen worden. Meine zweite Radrunde um die Insel ist aufgeschoben, denn heute Morgen fragten mich zwei Amerikaner von einer anderen Jacht, ob ich Lust hätte, mit ihnen einen Bergwanderung zu machen. Und so wurde aus Radfahren Wandern, und wir sind ein ziemliches Stück durch die Berge gewandert. Es ist besonders auffallend, daß hier fast jedes Haus in seinem Garten ein Grab aufweist, in welchem die Familienmitglieder begraben liegen; einen öffentlichen Friedhof gibt es hier nämlich nicht. Bei meiner Rückkehr habe ich die Zeit noch für etwas, wie ich denke, sinnvolles genutzt. Da 'Guppy' in der nähe eines Stegs mit Wasseranschluß liegt, habe ich ein paar Wasserschläuche miteinander verbunden bis ich mit ihnen 'Guppy' erreicht hatte. Jetzt kann ich den Wassertank, die Jerrycans [20 Liter Benzinkanister] und die Flaschen füllen, und darüber hinaus kann ich meine Wäsche waschen und das Boot saubermachen. Am Nachmittag fühlte ich mich nicht richtig wohl, und daher habe ich den Rest des Tages draußen im Cockpit gesessen; richtig geholfen hat das allerdings nicht. Nun ja, morgen wird es bestimmt wieder besser gehen. Und heute gehe ich mal früh ins Bett.

                        Laura



                          22. Juni 2011

                          Nach einem langen, erholsamen Nachtschlaf fühlte ich mich heute Morgen schon ein ganzes Stück besser, jedoch noch nicht so richtig fit. Dennoch konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, meinen MiniCat zusammenzubauen und damit zu segeln. Es wehte ein recht kräftiger Wind, und gelegentliche Fallwinde von den Bergen ließen mich ein paar Mal kentern und katapultierten mich über Bord. Deswegen tun mir jetzt der Kiefer und die Zehen weh. Schon wieder meine Zehen... Ah, wann werde ich endlich damit aufhören, mir überall die Zehen zu stoßen? Aber das Segeln selbst war großartig und ich war sehr schnell! Etwas zu schnell, denn nach ein paar Runden erinnerte mich mein Körper daran, daß ich es besser etwas langsamer angegangen wäre! Das habe ich dann auch getan. Normalerweise folge ich nicht so gut, aber offensichtlich kann ich aus meinen Fehlern lernen, und ich glaube, daß das ganz gut ist...

                          Laura



                          23. Juni 2011

                          Eigentlich hatte ich geplant, mal wieder weiterzusegeln, aber die Einwohner hier erzählten mir, daß Freitag und Samstag ein großes traditionelles Tanzfest stattfinden wird, das ich auf keinen Fall verpassen sollte! Da ich es gerne sehen möchte, werde ich wahrscheinlich bis Sonntag bleiben. Der Besitzer des Jachtclubs, mit dem ich inzwischen gut befreundet bin, sagte, daß es wirklich etwas ganz Besonderes ist. Er erzählte mir auch, daß der Jachtclub im vergangenen Jahr durch einen schweren Orkan komplett zerstört wurde, und daß sie jetzt damit beschäftigt sind, ihn wieder aufzubauen. Die Menschen hier sind sehr freundlich und helfen sich gegenseitig. Heute Nachmittag bin ich noch Schnorcheln gegangen, und auch hier sind die Rochen und Riffhaie einigermaßen zahm und schwimmen fröhlich um einen herum. Als ich zurück war auf 'Guppy' glitt mir mein Laptop aus den Händen und fiel ausgerechnet auf meinen bereits schmerzenden Zeh, der jetzt total blau ist! Glücklicher Laptop - im Gegensatz zu mir...

                          Laura



                          24. Juni 2011

                          Heute Morgen habe ich zuerst den Dieseltank, der wegen meiner letzten, windstillen Überfahrt natürlich fast leer war, wieder komplett nachgefüllt. Da ich alles in Jerrycans [20 Liter Treibstoffkanister] zu 'Guppy' bringen mußte, war ich damit eine ganze Weile beschäftigt. Aber am Nachmittag bin ich dann herrlich mit meinem MiniCat gesegelt. Es wehte noch immer ein ziemlich starker Wind, aber ich bin nur einmal richtig gekentert! Und ich werde stets besser darin, dauernd auf nur einem der beiden Rümpfe des MiniCats zu segeln! Das ist eigentlich nicht das, wofür der aufblasbare MiniCat gemacht wurde! Ohne es zu merken, habe ich den halben Ankerplatz und die Leute auf der Terrasse des Jachtclubs zwei Stunden lang mit meinen Segelstunts unterhalten. Als ich etwas später in der Nähe des Jachtclubs angelegt hatte und dabei war, das Boot abzuwaschen, mußte ich mir einige Kommentare anhören. Ob ich den Wind nicht zu stark gefunden hätte für ein Leichtgewicht wie mich und einen aufblasbaren Katamaran. Trotzdem mußten sie zugeben, daß es so aussah, als hätte ich meinen Spaß gehabt. Von dem anstrengenden Segeln war ich ziemlich müde geworden, und als ich wieder zurück war, habe ich meine Hängematte aufgehängt und ein Buch gelesen, bis es zu dunkel zum lesen wurde.

                          Laura





                          25. Juni 2011

                          Nachdem ich gestern Abend noch etwas Obst organisiert hatte, bin ich mit dem Eigentümer des Jachtclubs zu dem Fest gegangen. Für die hiesigen Verhältnisse war es ziemlich kalt und windig, was aber den Tänzen keinen Abbruch tat! Es war ganz anders als alles, was ich bisher gesehen hatte. Es waren etwa 55 Tänzer, was das ganze ziemlich spektakulär machte. Dieser Eindruck wurde noch durch den Klang der durchdringenden Trommeln und der anderen Instrumente, die ich noch nie vorher gesehen hatte, verstärkt. Heute Abend wird es noch eine Aufführung geben, und ich will definitiv noch einmal hingehen und zusehen. Heute Morgen habe ich mir auch noch das traditionelle Kanurennen angesehen. Es war ziemlich spektakulär, und sie fahren mit ihren Kanus superschnell durch die ganze Bucht. Kanurennen ist die wichtigste Sportart hier in Französisch-Polynesien, und es geht dabei ziemlich ruppig zu. Morgen werde ich jedoch mal wieder weiterziehen müssen, sonst würde ich hier für immer bleiben. Das bedeutet, daß ich heute alle Vorbereitungen treffen muß: Ich muß den MiniCat und mein Fahrrad wieder auf 'Guppy' verstauen, den Krempel in der Kabine wieder in die Schränke einräumen und natürlich den Wassertank füllen. Und dann werde ich dorthin gehen wohin mich der Wind bringt... Ich denke nach Niue.

                          Laura



                          26. Juni 2011

                          Alles ist wieder verstaut, der MiniCat und das Dinghy, ich habe mein Fahrrad an Bord gebracht und auf und in 'Guppys' Kabine wieder ein wenig Ordnung geschafft, so daß nicht alles im ganzen Boot herumfliegt sobald ich wieder auf der offenen See bin! Es gibt hier im Jachtclub noch jemanden mit einem Katamaran, aber das ist ein größerer sog. 'Hobiecat' aus Polyester. Am Nachmittag haben wir ihn aufgetakelt und sind mit ihm dann um die ganze Insel gesegelt. Das war echt super cool! Einmal wären wir fast gekentert, aber die meiste Zeit sind wir mega-schnell gesegelt. Bei der Rückkehr war ich dermaßen müde, daß ich letztendlich darauf verzichtet habe, noch einmal zum Tanzfest zu gehen - schließlich hatte ich es am Tag davor schon einmal gesehen. Stattdessen habe ich an Bord noch ein bisschen Gitarre gespielt und gelesen. Heute werde ich in Richtung der Insel Niue aufbrechen, etwa 1050 Seemeilen [1945 Kilometer] entfernt. Aber erstmal muß ich richtig wach werden, dann werde ich ein letztes Mal gemeinsam mit allen Freunden, die ich hier kennengelernt habe, frühstücken, und anschließend werde ich die Leinen losmachen und die Segel setzen.

                          Laura



                          27. Juni 2011

                          Ich bin unterwegs nach Niue. Der Wind und die Wellen sahen so toll aus bei meiner Abfahrt, aber so wie meistens, verfluchte ich sie nach ein paar Stunden schon wieder. Die kurzen, steilen Wellen fingen an, mir auf die Nerven zu gehen, aber das hörte später auf; vielleicht hatte ich mich schon daran gewöhnt? Segeln ist immer eine Art Hassliebe, 90 % davon sind nicht schön, aber die restlichen 10 % entschädigen einen doppelt und dreifach, und es ist dann wirklich alle Mühe wert. Der Wind weht mit einer Geschwindigkeit von 10 Knoten [18,5 km/h] genau von achtern, was keine ideale Windrichtung für eine Ketsch [Zweimaster] ist. 'Guppy' läuft im Augenblick nur 4,5 Knoten [8,3 km/h], was nicht wirklich die Geschwindigkeit ist, die ich eigentlich von 'Guppy' gewöhnt bin - aber ich muß das akzeptieren. Es liegen drei Inseln auf meinem Kurs, und die erste, Maupiti, habe ich schon passiert. Die restlichen zwei sind eigentlich zwei zu viel, da es faktisch zwei super-flache Atolle sind, die man nicht sehen kann bevor man auf ihnen aufgelaufen ist! Aber vor mir in weiter Ferne segelt eine andere Jacht auf dem gleichen Kurs, und sollte die nicht untergehen, wird dieser Kurs auch für mich klargehen, Hi Hi. Ich versuche, diese Jacht einzuholen, aber das klappt noch nicht so richtig, und sie ist die ganze Zeit in der Alarmzone meines Radargerätes. Das Lustige ist, daß ich jetzt mal eine Insel besuchen werde, auf der meine Eltern mit ihrem Boot [auf ihrer Weltumsegelung] nicht gewesen sind. Daher hoffe ich, nicht wieder die vielen Fragen meines Vaters beantworten zu müssen: "Steht das ... noch? Lebt ... noch dort? Wie sieht es dort jetzt aus?" Na ja, manchmal ist das schon ganz witzig.

                          Laura


                          Der Wind weht noch immer schwach und kommt direkt von achtern, aber ich fahre in die richtige Richtung, und auch die Segel schlagen nicht all zu heftig. Das passiert meistens, wenn 'Guppy' schneller hin und her schaukelt als daß die Segel es mitmachen können. Folglich schwingen sie dann kurz zur anderen Seite und werden dann mit einem Schlag wieder mit Wind gefüllt. Seit gestern habe ich Halsschmerzen, und ich bin ziemlich müde, weil ich letzte Nacht kaum geschlafen habe. Dies kam dadurch, daß ich die Jacht, die vor genau vor mir im Alarmbereich meines Radars segelte, doch noch eingeholt habe. Heute Morgen verschwand die Jacht am östlichen Horizont, ohne auch nur auf einen meiner Anrufe über Funk reagiert zu haben. Inzwischen habe ich auch die Atolle passiert ohne auf ihnen aufzulaufen, und ich habe meine Schwester Kim angerufen, um ihr zu ihrem 13. Geburtstag zu gratulieren. Nun sind 'Gup' und ich wieder allein, und daher kann ich ein bisschen Schlaf nachholen. Zumindest dann, wenn das Schlagen der Segel nicht schlimmer wird, denn der Wind fängt langsam an, mich im Stich zu lassen...

                          Laura



                          29. Juni 2011

                          Meine Halsschmerzen sind größtenteils wieder weg, aber ich kann mich nicht erinnern, jemals dermaßen erkältet gewesen zu sein! Ich wußte gar nicht, daß sowas selbst in den Tropen passieren kann. Und ich glaube, ich habe mir in Bora Bora auch noch eine Grippe eingefangen. Nun ja, alles geht einmal vorbei. Inzwischen ist es fast windstill, und die See hat sich in eine endlose blaue, bis an den Horizont reichende Hügellandschaft verwandelt. So wie fast jeden Tag habe ich wieder mit anderen Seglern über Kurzwelle geplaudert, und ich bin zu der Erkenntnis gelangt, daß ich nicht die Einzige bin, die in dieser Windstille festsitzt. Tja, ich habe bereits akzeptiert, daß es eine etwas längere Fahrt werden wird, und solange keine hohe Dünung in Verbindung mit Windstille auftritt, finde ich es eigentlich ganz prima. Die Natur lehrt Dich, Geduld zu haben.

                          Laura




                          30. Juni 2011

                          Heute fühle ich mich bereits etwas besser, und die Dinge entwickeln sich zum Guten. Vom Wind kann ich das leider nicht behaupten. Ich konnte heute zwar für ein paar Stunden unter Segeln mit etwa 4,5 Knoten [8,3 km/h] laufen, aber dann flaute der Wind wieder ab, und 'Mr. Yanmar' trat in Aktion. Nach einer Stunde ging der Bilgewasseralarm für den Maschinenraum los - ein Leck!? Es lag nicht an der Propellerwelle, an den Absperrventilen oder den Kühlwasserleitungen. Nach einer Stunde hatte ich herausgefunden, daß der Edelstahl Auspuff des Motors durchgerostet war! Ich habe immer gedacht, daß Edelstahl nicht rosten kann? Dann habe ich das Ganze fest mit Rescue Tape umwickelt, und jetzt funktioniert es wieder. Danach habe ich die automatische Bilgepumpe auseinandergenommen und herausgefunden, daß eine Kakerlake darin festsaß! Aber jeden Abend werde ich mit großartigen Sonnenuntergängen belohnt. Sie verleihen der Luft orange bis violette Farben, und ein paar einsame Wölkchen runden das Bild ab. Mein Wunsch, daß doch bitte keine Dünung aufkommen soll, wurde nicht ganz erfüllt. Eine lange, zunehmende Dünung rollt unter 'Guppy' durch. Aber noch stört sie mich nicht.

                          Laura



                          1. Juli 2011

                          Endlich weht Wind..., und dieses Mal nicht nur für den Augenblick. Heute Morgen hatte ich etwas Wind, aber als ich alle Segel oben hatte, hatte er sich wieder gelegt. Somit hatte ich alle Hoffnung auf Wind schon wieder aufgegeben. Den Rest des Tages habe ich mehrere Regenböen abbekommen. Eine besonders heftige mit einer Windgeschwindigkeit von mehr als 45 Knoten [83 km/h; Windstärke 9 - 10 Bft.] hatte ich ein wenig zu spät kommen sehen, wodurch ich anschließend mit dem Halfwinder zu kämpfen hatte. Es war nicht leicht, das wild schlagende Segel einzuholen während 'Guppy' bis zu den Wassergängen im Wasser lag und darum bettelte, dieses Ding endlich herunterzunehmen! Aber letztendlich habe ich gewonnen, 'Guppy' schwimmt wieder aufrecht, und der Halfwinder, der alles unbeschädigt überstanden hat, ist wieder im Vordeck verstaut. Seitdem weht der Wind mit einer konstanten Geschwindigkeit von 15 Knoten [28 km/h; Windstärke 4 Bft.], und unsere Geschwindigkeit beträgt mehr als 6,5 Knoten [12 km/h]! In meinem Kampf gegen die Grippe bin auch auf der Gewinnerseite; ich fühle mich heute schon ein ganzes Stück besser, und habe angefangen, ein dickes Buch zu lesen: "Verdammnis" aus der Millennium-Trilogie. Daher bin ich vorläufig wieder mal in einer anderen Welt...

                          Laura




                          2. Juli 2011

                          Yeah! - Noch immer weht der Wind seit gestern, aber er treibt ständig seine Spielchen mit 'Guppy', wodurch ich den ganzen Tag damit beschäftigt bin, die Segel zu setzten und einzuholen und den Kurs zu korrigieren. Manchmal scheint der Wind wieder vollkommen abzuflauen, wodurch die Segel wegen des Rollens von 'Gup' in der fortwährenden Dünung zu schlagen beginnen. Durch das Rollen des Bootes verschleißt alles sehr stark, und ich muß regelmäßig die Schot, die durch den Baum des Spinnakers läuft, mit Klebeband umwickeln um zu verhindern, daß sie durchscheuert; das gleiche muß ich mit den Segeln tun, welche mit der Verstagung in Berührung kommen. Und als ich wieder mal fast alle Hoffnung aufgegeben hatte, kam doch noch Wind auf! Diese Überfahrt wird nicht als die schnellste auf meiner Liste landen, und ich habe bisher weder andere Boote noch einen einzigen Fliegenden Fisch gesehen! Aber letztendlich habe ich den Tag rumgekriegt, und ich habe mit dem dritten Buch der Millennium-Trilogie, "Vergebung", begonnen. Ich bin nicht die einzige Jacht, die die Windstille in ihrem Griff hat, und ich bin froh, daß ich wenigstens noch segle! Über Kurzwelle höre ich viele Kommentare der anderen Segler, zum Beispiel: 'Ich glaube, ich werde hier ewig still liegen bleiben und dabei weichgekocht werden!' Seufz... Wir sprechen uns gegenseitig Mut zu und schaukeln munter weiter. Die Jacht, die mir am nächsten ist, liegt 140 Seemeilen [259 Kilometer] voraus und hat ihren ganzen Dieseltreibstoff verbraucht. Aber gemäß der Wettervorhersage, soll es morgen kräftig wehen. Ich will's hoffen...

                          Laura




                          3. Juli 2011

                          Ich hatte geplant, nah am Palmerston-Atoll [Südliche Cook-Inseln] vorbeizusegeln, damit ich es vielleicht sehen könnte. Aber leider war es schon dunkel geworden, bevor ich es erreicht hatte, und das einzige, was ich sehen konnte, war ein kleines Licht in weiter Ferne. Dann mußte ich mich am Riemen reißen, denn natürlich konnte ich so nah unter Land unmöglich schlafen gehen. Aber das habe ich heute wieder wettgemacht. Es weht jetzt ein etwa 20 Knoten [37 km/h; Windstärke 5 - 6] starker Wind aus Osten, und 'Guppy' saust mit fast 7 Knoten [13 km/h] hindurch. Heute bin ich mit dem Buch nicht sehr viel weiter gekommen - ich bin lesemüde... hihi. Stattdessen habe ich meine täglichen Gespräche über Kurzwelle und bin mit dem Trimmen der Segel und dem Korrigieren des Kurses beschäftigt. Und jetzt gehe ich noch was Leckeres kochen, denn Seeluft macht hungrig - ich weiß allerdings noch nicht, was.

                          Laura



                          4. Juli 2011

                          'Gup' und ich haben beschlossen, doch nicht nach Niue zu segeln, sondern direkt bis nach Tonga durchzufahren. Über Kurzwelle habe ich von allen Seglern, die auf Niue gewesen sind, gehört, daß der Ankerplatz dort ziemlich ungemütlich ist. Und in Tonga liegt man in einer Bucht, umgeben von ruhigem Wasser, anstatt auf offener See. Es klingt so schön, und ich will auch unbedingt die Datumsgrenze sehen... hi hi. Nun werde ich doch wieder zu einer Insel fahren, die meine Eltern bereits besucht haben! ABER... von Tonga kann ich auch sagen, daß ich dort schon einmal gewesen bin. Ich weiß das jedoch nicht mehr so genau, denn es ist schon sehr lange her! 'Guppy' segelt nicht mehr so schnell, und eigentlich könnte ich schon 100 Seemeilen [185 Kilometer] weiter sein, wenn ich damals in Bora Bora doch nur den Bewuchs am Unterwasserschiff entfernt hätte... Am liebsten würde ich von Tonga aus direkt zu meinem Geburtsland, Neuseeland, fahren. Es ist so nah und doch so fern. Wenn sie [das Gericht zu Utrecht] mich mit 13 hätten ziehen lassen, hätte ich es ohne Probleme anlaufen können, aber jetzt muß ich leider aus Zeitmangel daran vorbei fahren.

                          Laura




                          5. Juli 2011

                          Der Wind treibt weiter seine lustigen Spielchen. Heute Nacht drehte er nach Norden, was eigentlich prima war, jedoch mußte ich dann den Spinnakerbaum vom Genua-Segel lösen. An sich ist das kein Problem, aber der Baum war durch das ganze Klebeband, das ich darumgewickelt hatte, um zu verhindern, daß die Schot sich durchscheuert, vollkommen an der Schot festgeklebt. Mit einem Messer habe ich versucht, das meiste Klebeband wegzuschneiden, während ich wie ein Flummi über Deck flog. Mit Hilfe der Winde gelang es mir letztendlich, den Baum zu lösen. Danach drehte der Wind stets weiter auf West, bis ich schließlich auf einen Kurs hart am Wind [diagonal zur Windrichtung] gehen mußte, welcher mich aber zu weit nach Süden bringt! 'Guppy' läuft mit 6,5 Knoten [12 km/h] hart am Wind, und benimmt sich im Augenblick eher wie ein U-Boot. Aber sie schüttelt jedes Mal das überkommende Wasser wieder von sich und segelt weiter. Ich habe auch ein Leck gefunden, genau über meinem Kleiderschrank! Es sind noch 260 Seemeilen [482 Kilometer] bis Tonga.

                          Laura



                          6. Juli 2011

                          Nach mehreren Stunden des hart am Wind Segelns, was sich eher anfühlte, wie auf einem Schaukelpferd zu reiten, wurde es immer ruhiger. 'Guppy' hat prima aufgeholt, und auch der zu weit südliche Kurs ändert sich langsam wieder in Richtung West. Ich konnte die ganze Nacht hindurch segeln, bis der Wind wieder anfing, mich zu ärgern. Da 'Guppy' sich wieder ruhiger bewegte, habe ich herrlich schlafen können, und ich habe auch etwas Leckeres gekocht - ich fühle mich wie neu geboren. Über Kurzwelle habe ich erfahren, daß 'Guppy' und ich uns ganz in der Nähe einer anderen Jacht befanden, mit der ich in den letzten Tagen schon Kontakt gehabt hatte. Während des ganzen Tages haben wir über UKW-Funk Kontakt gehalten, und am Nachmittag tauchte die andere Jacht am Horizont auf. Es war ein niederländischer (!) Solosegler auf einer kleinen Midget 26' Jacht. Wie sind näher zueinander gefahren, und während wir friedlich auf dem Wasser schaukelten, hat mir der schon etwas ältere Mann ein paar Lieder auf seinem Akkordeon vorgespielt. Ich habe noch versucht, ihm eine Tafel Schokolade hinüberzuwerfen, die zwar bei ihm an Bord landete, dann jedoch in Neptuns Reich versank. Dieser Segler ist auch unterwegs nach Tonga, und wir werden uns somit dort wiedersehen. Es sind noch 140 Seemeilen [259 Kilometer], daher nehme ich an, daß ich übermorgen ankommen werde.

                          Laura



                          7. Juli 2011

                          Es weht wieder ein ordentlicher Wind, aber dieses Mal brauche ich ihn nicht, denn 'Guppy' fährt zu schnell! Ich habe noch 35 Seemeilen [65 Kilometer] vor mir, aber ich will Tonga mit all seinen Riffen unter keinen Umständen nachts anlaufen. Daher läuft 'Gup' im Augenblick nur unter dem Genuasegel mit 3,5 Knoten [6,5 km/h]. Ich habe die Absicht, die paar Stunden bis zum Sonnenaufgang langsam entlang der Riffe zu segeln. Inzwischen versuche ich, die Datumsgrenze zu finden, denn meiner Meinung nach müßte ich genau jetzt darüber fahren... hihi. Mit dem angekündigten Tsunami habe ich überhaupt keine Probleme gehabt, was ich eigentlich auch nicht erwartet habe. Tsunamis entstehen erst in seichtem Wasser [vor der Küste], und hier bei mir ist es 3,5 Kilometer tief! Ich hoffe, in dieser Nacht noch etwas schlafen zu können, und Morgen früh werde ich dann mein neues Ziel ansteuern.

                          Laura



                          8. Juli 2011

                          Ich liege auf der Insel Vava'u/Tonga vor Anker. Heute Nacht bin ich ganz langsam gesegelt, jedoch immer noch zu schnell. Letztendlich habe ich das Genua-Segel durch die Sturmfock ausgetauscht, und 'Guppy' lief trotzdem noch mit etwa 3 Knoten [6,5 km/h]! Aber die viel langsamere Midget 26' Jacht konnte mich dadurch wieder einholen, und so fuhren wir bei Sonnenaufgang im Kielwasser eines großen Kreuzfahrtschiffs zusammen zwischen den Felsen und Inselchen hindurch zum Ankerplatz. Das war wirklich die schönste Ansteuerung, die ich je erlebt habe. Die Inseln und Felsen sahen so zauberhaft schön aus im Morgenlicht, die Palmen erhoben sich nur leicht über die anderen Pflanzen, und alles war von einem zarten Nebel umwabert. Tonga ist sehr schön. Ich habe den größten Teil des Tages mit Einklarieren verbracht, was hier nicht ganz einfach ist, jedoch sind die Menschen sehr nett. Ich mußte für die Immigrationsbehörde, den Zoll, wegen der Quarantäne-Bestimmungen usw. einen Haufen Papierkram erledigen - bis sie endlich alle zufrieden waren. Aber ich hab' ja Zeit. Ich habe mal wieder ein Glas eiskalte Cola auf einer Terrasse genossen, während ich zufrieden auf 'Guppy' herabblickte, die zwischen all den anderen Jachten vor Anker lag. Ich habe mir ein bisschen Ruhe nach dieser anstrengenden Überfahrt gegönnt. Eigentlich war ich nicht wirklich müde, was ziemlich verrückt ist, denn ich hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich wollte meinen ersten Tag auf Tonga genießen, und das ist mir auch gelungen. Heute Nacht werde ich wohl gut schlafen können. Und Morgen? Nun, wir werden sehen...

                          Laura





                          9. Juli 2011

                          Heute bin ich den ganzen Tag lang mit verschiedenen Kleinigkeiten an Bord beschäftigt gewesen, zum Beispiel damit, das Boot mal wieder sauberzumachen und das Dinghy aufpumpen - und mit einer Mega-Aufgabe. Mein Kurzwellenfunkgerät hat sich in letzter Zeit etwas merkwürdig benommen, und seit heute tut sich definitiv nichts mehr. Nachdem ich alles überprüft hatte - 'Guppy' wurde dadurch wieder von vorn bis achtern zu einem einzigen Saustall - hatte ich das Problem noch immer nicht gelöst. Schließlich wurde mir klar, daß irgendwas in der Elektronik des Funkgeräts nicht in Ordnung ist, und daß ich es wahrscheinlich nicht reparieren kann. Die Sicherung im Inneren des Geräts war durchgebrannt, und die neu eingesetzte brannte auch sofort durch! Somit bin ich den ganzen Tag damit beschäftigt gewesen, Dinge zu finden, die ich nicht finden wollte. Aber durch die ganze Suchaktion habe ich Sachen wiedergefunden, die ich schon seit geraumer Zeit vermisst hatte - und das Kurzwellenfunkgerät kenne ich mittlerweile in- und auswendig. Das könnte sich vielleicht als nützlich erweisen! Danach habe ich beschlossen, nicht selbst zu kochen, sondern bin zusammen mit Henk [Oosterwijjk] von der Midget-Jacht in das kleine Restaurant, von dem aus man den ganzen Ankerplatz von Vavu'u überblicken kann, gegangen, um dort eine große Burrito zu essen. Ich versuche, im Augenblick nicht weiter über das Problem mit dem Funkgerät nachzugrübeln, aber ich finde es doch sehr schade, daß meine schwarze Quasselkiste, die anfing, sehr wichtig für mich zu werden, nun tot ist. Ein trauriger Tag im Leben einer jungen Soloseglerin.

                          Laura



                          10. Juli 2011

                          Zusammen mit Henk habe ich heute nochmal versucht, mein ICOM 700 PRO SSB Funkgerät wiederzubeleben. Er hat genau das gleiche, und wir haben es probeweise bei mir eingebaut - und es funktionierte einwandfrei! An meinem Antennen-Tuner etc. liegt es somit nicht. Aber bei meinem Funkgerät flog immer wieder die interne Sicherung raus, also ist damit wirklich etwas nicht in Ordnung. Ich habe letzten Endes aufgegeben, und werde warten müssen, bis ich in Darwin, Australien, bin, um dort eine neues Funkgerät zu beschaffen. Dann habe ich einfach meinen Sonntag genossen - während es im überwiegenden Teil der Welt noch Samstag war. Ich bin mit meinem Dinghy durch die ganze Bucht gefahren, und habe mir auf einem schönen Riff mal wieder den Fuß verletzt. Schuhe mitzunehmen ist offenbar das Einzige, was ich nie lernen werde. Aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, haha. Später am Tag fing es an zu regnen, und ich habe versucht, Wasser aufzufangen. Morgen ist hier in Vava'u scheinbar ein Feiertag, und alle Läden werden geschlossen sein. Daher werden die Einkäufe für meine folgende Etappe bis Dienstag warten müssen.

                          Laura



                          11. Juli 2011

                          Danke für all die e-Mails und Ratschläge bezüglich meines SSB Funkgeräts. Von einem anderen Segler habe ich einen kleinen Handsender bekommen, und wenn die Schiffe nicht zu weit weg sind, kann ich ihren Funkverkehr wenigstens mithören. Eigentlich hatte ich geplant, das Unterwasserschiff meines Bootes sauber zu schaben, aber da das Wetter heute sehr dunkel und regnerisch war, werde ich warten bis die Sonne wieder scheint. Schwimmen werde ich nur an sonnigen Tagen, und da ich mich mittlerweile dermaßen an die Wärme gewöhnt habe, erscheint mir eine Wassertemperatur von 28° doch ziemlich frisch... hihi. Daher bin ich in den Maschinenraum abgetaucht und habe die Motoren mal wieder nachgesehen, und habe Öl in den Yanmar Motor nachgefüllt, welcher ziemlich viel Öl verbraucht, im Gegensatz zum Volvo Motor, welcher völlig problemlos funktioniert. Ich habe auch eine tote Kakerlake aus der Bilge geborgen und ihr eine Seebestattung spendiert. Meiner Meinung nach sind alle Kakerlaken mittlerweile tot, denn ich habe seit Monaten kein lebendes Exemplar zu Gesicht bekommen. Da es den ganzen Tag regnete beschloß ich, aus einem Stück Segel, das ich beim Aufräumen gefunden hatte, einen richtigen Regenwasserfänger zu bauen. Als ich damit fertig war hörte es natürlich wieder auf zu regnen, und so konnte ich nur fünf Liter auffangen. Immerhin besser als nichts. Morgen sollte hier alles wieder zu neuem Leben erwachen, und ich werde mal sehen, ob ich Diesel auftreiben und einkaufen kann.

                          Laura



                          - Segel Podcast verschoben nach "Media & News" -



                          12. Juli 2011

                          Letzte Nacht war es vollkommen windstill, und es sind massenweise Mücken zu Besuch gewesen. Deswegen war ich schon um drei Uhr nachts wach und konnte nur schwer wieder einschlafen. Morgens hörte ich dann eine Menge Gemecker von den Booten rings um mich herum - ich bin wohl nicht die Einzige gewesen, die schlecht geschlafen hatte... Da heute der erste Tag war, an dem die Geschäfte wieder geöffnet hatten, bin ich gleich ans Werk gegangen. Zuerst mußte ich noch zum Gesundheitsamt, um die Einklarierungsprozedur damit abzuschließen, und außerdem mußte ich ein Formular zu den Fiji-Inseln schicken. Während ich wartete viel mir ein, daß ich meine Schiffspapiere vergessen hatte, daher mußte ich wieder zurück zu 'Guppy'. Zurück beim Gesundheitsamt wurde mir klar, daß ich 100 Tonga-Dollar [etwa 38 €] bezahlen mußte, die ich nicht bei mir hatte. Hätten sie das nicht etwas früher sagen können? Also mußte ich am Automaten Geld holen - nur um wieder ein blödes Stück Papier dafür zu bekommen. Auf dem Weg zurück zu 'Guppy' fingen plötzlich die Tüten mit meinen Einkäufen an, einzureißen, weswegen ich dann ein bisschen schneller lief, um alles noch heil ins Dinghy zu bekommen. Und meine weniger erfolgreichen Aktionen setzten sich fort: als ich abends zurück auf 'Guppy' war, merkte ich, daß ich wieder etwas vergessen hatte. Ich hatte den Starterschlüssel für das Dinghy verloren. Es war ein Tag voller Hindernisse... hihi. Aber letzten Endes hat doch noch alles geklappt, und ich habe eine Menge geschafft.

                          Laura



                          13. Juli 2011

                          Ich werde heute mal wieder weiterziehen - zu den Fidschi Inseln. Gestern habe ich noch die allerletzten Vorbereitungen getroffen. Es wartete nämlich noch ein Megahaufen Wäsche, und ich habe auf 'Guppy' wieder alles seefest verstaut. Leider habe ich meine Papiere zum Ausklarieren gestern noch nicht bekommen können von dem Zollbeamten, daher werde ich heute Morgen noch mal vorbeigehen müssen; na ja, bei dieser Gelegenheit kann ich auch gleich auf der Terrasse mit Ausblick auf die Bucht frühstücken - und dann werde ich die Segel setzen. Die 'Sogno d' Oro' (die Midget 26' Jacht) wird heute auch in Richtung der Fidschi Inseln segeln, aber sie wird um einiges langsamer sein als 'Guppy'. Und dadurch, daß ich jetzt kein SSB Funkgerät mehr habe, kann ich unterwegs keinen Kontakt mehr zu Henk oder anderen Jachten halten wenn sie weiter als 25 Seemeilen [46 Kilometer] entfernt sind, denn weiter reicht der UKW-Funk nicht. Aber das hat auch seine Vorteile: ich werde schneller in meinen Rhythmus zurückfinden und die Ruhe und die Weite um mich herum genießen können.

                          Laura



                          14. Juli 2011

                          'Guppy' und ich sind wieder unterwegs. Der Wind schien zu Anfang gut mitzuarbeiten, doch dann wurde er wieder schwächer, und mittlerweile weht er wieder direkt von achtern... Dadurch schlingert 'Guppy' ziemlich, was das Leben an Bord nicht gerade bequemer macht. Die Midget Jacht von Henk kam gestern bereits nach wenigen Stunden außer Sicht, und inzwischen ist er auch aus dem Bereich des UKW-Funks heraus. Also bin ich wieder mal abgeschnitten von den Kontakten zu anderen Seglern. Bord ist wieder Ruhe eingekehrt und ich habe in meinem Buch weiter gelesen. Es sind nur noch 340 Seemeilen [630 Kilometer] bis zu den Fidschi Inseln, aber auf dem Weg dorthin liegen zahllose Atolle und Inseln. Daher heißt es morgen wieder viel Ausguck halten und wenig schlafen...

                          Laura



                          15. Juli 2011

                          Nach ein paar Stunden Windstille weht jetzt wieder ein guter Seitenwind, und 'Gup' und ich segeln mit 6,5 Knoten [12 km/h] in Richtung der Atolle. Es scheint wieder ein sehr warmer Tag zu werden. Aber ich amüsiere mich köstlich, zum Bespiel mit öffnen und aufessen meiner mitgebrachten Kokosnüsse und mit Lesen - und dem 'Ausdünnen' meiner Bananenstaude, hihi. Ein schöner Zeitvertreib angesichts der Tatsache, daß das SSB Funkgerät nicht mehr geht. Aber... ICOM America hatte super gute Neuigkeiten für mich. Sie werden mich mit einem neuen SSB Funkgerät sponsern! Ich bin damit wirklich super glücklich, denn dann muß ich während der folgenden Etappen nicht mehr raten wo die anderen Segler sind und wie es ihnen geht.

                          Laura



                          16. Juli 2011

                          'Guppy' und ich sind gestern zwischen den ersten Inseln, Atollen und Riffen durchgefahren. Ich war schon ziemlich verblüfft als ich an der Stelle, wo ich ein Atoll erwartet hatte, einen Berg aufragen sah. Das kam dadurch, daß ich die Hindernisse auf meiner Karte nicht gut genug studiert hatte... Aber im Endeffekt machte es keinen Unterschied - beide liegen im Weg und gehen nicht zur Seite. Nun muß ich nur noch einer Insel, einem Atoll und diversen Fischerbooten ausweichen bevor ich direkten Kurs auf Fidschi setzen kann. Inzwischen haben wir auch den 180. Längengrad passiert, somit sind 'Gup' und ich wieder auf der östlichen Halbkugel. Leider hat der Wind wieder nachgelassen, und 'Guppy' läuft nur noch mit 4,5 Knoten [8,3 km/h], wodurch ich aller Wahrscheinlichkeit nach in der Dunkelheit ankommen werde. Aber das ist nicht so schlimm, denn es ist Vollmond, und soweit ich das auf meiner Karte sehen kann, sollte die Ansteuerung nicht schwierig sein. Ich werde es einfach wagen...

                          Laura



                          17. Juli 2011

                          'Guppy' ist unbeschadet zwischen den Riffen hindurchgekommen, und gegen Mitternacht habe ich vor Suva, Fidschi, den Anker fallen lassen. Danach habe ich den Rest der Nacht wunderbar an einem Stück durchgeschlafen. Suva ist, soweit ich das sehen kann, eine große Stadt, es ist hier bewölkt und es gibt viel Frachtschiffverkehr. Ich werde bald mein Dinghy aufpumpen und dann mit der obligatorischen Einklarierungsprozedur beginnen. Auf Fidschi scheint das nicht allzu einfach zu sein, und ich denke, daß ich damit noch ein paar Stunden beschäftigt sein werde.

                          Laura



                          19. Juli 2011

                          Seit meiner Ankunft habe ich wieder einiges unternommen und viele neue Leute kennengelernt. Während ich dabei war, mein Schlauchboot aufzupumpen, wurde mir von den Besatzungen der anderen Jachten um mich herum mitgeteilt, daß ich auf keinen Fall das Boot zu verlassen sollte bevor nicht der Zoll und die Immigrationsbehörde vorbeigekommen sind. Daher konnte ich das Boot am ersten Tag nicht verlassen, da ich noch auf die Beamten der Immigrationsbehörde warten mußte, welche erst spät am Nachmittag eintrafen. Sie waren sehr freundlich und warteten geduldig, bis ich den Berg von Formularen wahrheitsgemäß ausgefüllt hatte. Als dann alle meine Papiere mit dicken Stempeln versehen waren, tuckerte auch die Sogno d'Oro (die Midget 26' Jacht) herein. Die Beamten wollten sie jedoch nicht mehr am selben Tag einklarieren, und so durfte ich nicht an Bord der Sogno d'Oro gehen. Ich hatte Henk jedoch versprochen, ihm bei seiner Ankunft selbstgebackene Pfannkuchen zu servieren, und daher habe ihm dann trotzdem welche rübergebracht. Ich weiß aus eigener Erfahrung wie schön es ist, nach einer Überfahrt nicht selbst kochen zu müssen. Heute bin ich mit einem Einheimischen, den ich hier kennengelernt habe, in Suva gewesen. Wir haben einen Film in einem Kino angesehen! Mein letzter Kinobesuch ist ziemlich lange her. Suva ist eine große und hektische Stadt; ziemlich gewöhnungsbedürftig, aber auch mal wieder ganz nett. Aber nur für den Augenblick... denn sobald ich wieder Lust darauf habe, werden 'Gup' und ich die Segel setzten.

                          Laura



                          21. Juli 2011

                          ICOM America hat mir mein neues SSB Funkgerät direkt nach Fidschi geschickt. Es kam gestern Nachmittag an, und mit etwas Hilfe von Henk von der Sogno d'Oro habe ich es sofort eingebaut. Es funktioniert wunderbar, und meine Freunde in Tonga baten mich sofort, die Leistung etwas zurückzunehmen, da mein Signal so laut war... Inzwischen bin ich ein paar Mal zur Stadt und zurück gegangen, ich habe einige Einkäufe erledigt, und ich habe sogar den Marktstand gefunden, wo vor vierzehn das Foto von meiner Mutter und mir gemacht wurde [siehe Weblog vom 20. Juli]. Es ist noch genauso wie damals. Hier gibt es wahnsinnig viel Autoverkehr, und das bin ich echt nicht mehr gewöhnt... Sie fahren hier wie die Irren, und sogar noch auf der falschen Straßenseite! Eine Busfahrt hier ist auch ein Erlebnis für sich: überlaute Musik, und von der Federung man wird man ordentlich durchgeschüttelt - aber der Fahrer gibt trotzdem tüchtig Gas. Ziemlich gewöhnungsbedürftig. Besonders dann, wenn man - wie ich - an 5 Knoten Reisegeschwindigkeit gewöhnt ist...

                          Laura



                          22. Juli 2011

                          Mein Leben steckt echt voller Überraschungen... So werde ich in den kommenden Tagen keine Möglichkeit haben, neue Blogs zu posten. Ich bin eingeladen an Bord eines Dreimastschoners, der seit ein paar Tagen neben 'Guppy' vor Anker liegt. Dieses Schiff ist unterwegs zur Nordküste von Fidschi, und ich wurde gefragt, ob ich mitkommen möchte um dort zu tauchen. Da sage ich natürlich nicht nein... Die Nordküste von Fidschi scheint ein wahres Paradies für Taucher zu sein, und ich würde ich gerne mal sehen. Ich werde somit ein paar Tage weg sein, und währenddessen wahrscheinlich keinen Kontakt mit der Außenwelt haben. Aber desto mehr werde ich danach zu erzählen haben. Henk passt inzwischen auf 'Guppy' auf, und zur Sicherheit habe ich noch etwas mehr Ankerkette gestreckt. Den Rest des Tages habe ich mit schwimmen und ein paar kleinen Arbeiten auf 'Gup' verbracht. That's the good life... Wenn ich dann wieder zurück bin, werde ich aller Voraussicht nach wieder Lust haben, die Segel zu setzen. Dann ziehen 'Gup' und ich mal wieder weiter, denn die Sturmsaisonen warten nicht auf mich...

                          Laura



                          26. Juli 2011

                          Ich bin wieder zurück von meinem Abenteuer mit dem Dreimaster 'Alwei', und es war super! Wir hatten leider nicht viel Wind, und daher konnten wir nicht Segeln. Aber die 'Alwei' hat einen mega-großen Zweizylinder SABB Motor, dessen 'Sound' man den ganzen Tag lang genießen kann. Am ersten Tag sind wir zu einer kleinen Insel im Norden von Fidschi gefahren, und auf dem Weg dorthin habe ich die Crew kennengelernt. Eigentlich wollten wir dort Tauchen, aber da ich leicht erkältet war, bekam ich durch den Druckausgleich Ohrenschmerzen. Stattdessen habe ich in dem kristallklaren Wasser geschnorchelt, was mindestens genauso schön war. Ich habe auch zum ersten Mal den traditionellen 'Kava', ein Getränk aus den Wurzeln der Kava-Pflanze, probiert, und bin zu dem Schluß gekommen, daß ich das nicht nochmal tun werde... Bäh! Es schmeckt wie Spülwasser - zumindest so wie ich mir den Geschmack von Spülwasser vorstelle. Gestern Morgen sollte ich dann wieder mit einem Boot die 10 Seemeilen [18,5 Kilometer] zurück zur Hauptinsel fahren, da die 'Alvei' mit den Touristen weiterfuhr. Aber bald wurde klar, daß dieses Boot an diesem Tag nicht fahren würde, sodaß ich auf der Insel festsaß... Zusammen mit drei Crewmitgliedern der 'Alvei' haben ich dann eine große Tour über die Insel gemacht, einen Wasserfall gesucht und letztendlich auch gefunden - und danach mußten wir den Fluß entlang wieder nach unten laufen. Das war leichter gesagt als getan, denn der Fluß floß zwischen hohen Felswänden entlang, und von Zeit zu Zeit mußten wir einen Wasserfall hinunterklettern. Als ich - völlig durchnäßt - wieder zurück am Strand war, sah ich wie gerade ein Boot beladen wurde. Ich bin sofort hingelaufen und habe die Leute gefragt, ob sie zu Hauptinsel fahren würden - und das war tatsächlich der Fall. Nachdem ich mich ausgiebig von den Crewmitgliedern der 'Alvei' verabschiedet hatte, nahm ich mein Gepäck und sprang an Bord. Nach einer langen Busfahrt mit der obligatorischen lauten Musik kam ich wieder in Suva an, wo ich 'Guppy' glücklicherweise noch vor Anker hin und her schaukelnd vorfand. Es war wunderbar, wieder an Bord meines eigenen Zuhauses zu gehen. Der Wetterbericht für die nächsten Tage sieht gut aus, daher werde ich morgen versuchen, auszuklarieren - und dann 'Anker auf!' und Kurs auf Vanuatu.

                          Laura



                          27. Juli 2011

                          Nach einem etwas längeren Zwischenstop als ursprünglich geplant sind 'Guppy' und ich zurück auf See. Als ich bei meiner Rückkehr die Wetterkarten studierte, sollte es für genau fünf Tage günstige Bedingungen für meine Überfahrt nach Vanuatu geben, darum wollte ich auch so schnell wie möglich die Segel setzen. Gemäß der Vorhersage soll ein kräftiger Wind direkt von achtern wehen, und danach soll es wieder windstill werden. Und ich brauche genau fünf Tage nach Vanuatu. Das Ausklarieren schien dadurch noch länger zu dauern, aber nach einem halben Tag und einer Menge Stempel war alles klar und ich bereit zum auslaufen. Zwar regnet es hier an einem Stück und der Himmel ist bewölkt, die Hauptsache ist aber, daß ein guter Wind weht. 'Guppy' bat mich sofort, das Großsegel zu reffen, während sie mutig am Wind segelte und wir gerade eine Insel, die in unserem Weg lag, umrundeten - folglich mußte ich die Schot fieren. Ein Fischerboot, das hinter mir fuhr, drehte dann plötzlich ab, offenbar um wieder den sicheren Hafen anzulaufen. Natürlich fuhr 'Guppy' auf dem ersten Teilstück mehr unter als über Wasser, ich wurde gleich wieder getauft, und alles ist wieder salzig. Nun weht der Wind schräg von achtern, die See ist wild bewegt, und weder sitzen noch lesen im Cockpit ist möglich. Statt dessen versuche ich, etwas Schlaf nachzuholen für die vergangenen, anstrengenden Tage. Aber 'Gup' und ich sind ziemlich glücklich, daß richtig viel Wind weht.

                          Laura



                          28. Juli 2011

                          Es ist mal wieder so weit: der Wind weht genau von hinten und hat sich ziemlich abgeschwächt. Folglich rollt 'Guppy' wieder schwer, und alles, was nicht niet- und nagelfest war, liegt mittlerweile auf dem Boden. An sich ist das nicht schlimm - wäre meine Schüssel voll Cornflakes nicht noch darauf gelandet. Ich habe die Fock wieder durch das ausgebaumte Genua ersetzt, und das Reff aus dem Großsegel genommen. Es ist wunderbar, daß die Luken offen bleiben können, und die Sonne gelegentlich vorbeischaut. Das tut mir echt gut, nur hoffe ich, daß der Wind nicht weiter abnimmt. Wenn 'Guppy' weiterhin mit 6 Knoten segelt [11 km/h], habe ich gute Chancen, bei Tageslicht anzukommen [in Port Vila, Vanuatu]. Abgesehen von einem Frachtschiff letzte Nacht gibt es hier nicht viel zu sehen, keine Vögel oder Fische, und Delfine habe ich das letzte Mal während der großen Überfahrt [von Galápagos zu den Marquesas Inseln] gesehen - wirklich schade. An Neuseeland bin ich nun endgültig vorbei. Ich finde es aber noch immer ärgerlich, daß ich in einem Abstand von nur 1200 Seemeilen [2222 Kilometer] daran vorbei gefahren bin. Aber ich habe 'Guppy' schon gesagt, daß wir uns Neuseeland bestimmt irgendwann zusammen ansehen werden...

                          Laura



                          29. Juli 2011

                          Heute Nacht habe ich ausgezeichnet geschlafen, es gab keinen Alarm, und auch das Alarmsystem, das Schiffe in einem Abstand von mehr als 40 Seemeilen [74 Kilometer] erkennt, blieb ruhig! Jedoch mußte ich sechsmal raus um den Kurs etwas zu korrigieren. Die hohe Dünung hat sich heute etwas beruhigt, und der Wind weht aus einer etwas günstigeren Richtung, schräg von achtern, wodurch 'Guppy' wieder unter Vollzeug segeln kann. Leider wurde die Sonne heute bereits früh von tristen, grauen Regenwolken verdrängt, die, abgesehen von ein paar Spritzern, ihre Arbeit nicht tun wollen, und daher völlig ungeeignet sind, um Wasser aufzufangen. So wie jeden Tag habe ich heute wieder über SSB Funk mit anderen Seglern in Tahiti und Tonga gesprochen, natürlich auch mit Henk, der mit seinem kleinen Bötchen mittlerweile fast 100 Seemeilen [185 Kilometer] hinter mir liegt. Inzwischen habe ich auch angefangen, ein neues Buch zu lesen, 'Der verschenkte Sieg' von Bernard Moitessier, der an einem Nonstop Segelrennen um die Welt teilnahm [Golden Globe Race 1968 - 1969], jedoch dann aus dem Rennen ausstieg um direkt nach Tahiti zu segeln. Das Buch wurde mir von jemandem geschenkt, der meinte, daß das vielleicht das Richtige für mich ist... Es sind noch 115 Seemeilen bis Port Vila, Vanuatu [213 Kilometer], und meine Chancen, bei Tageslicht anzukommen, steigen stetig. Jedoch werde ich an diesem Wochenende nicht mehr einklarieren können, ohne hohe Zusatzgebühren bezahlen zu müssen, daher werde ich mit dem ersten Landgang bis Montag warten müssen. Aber da 'Guppy' und ich gute Freunde sind, sollte das kein Problem sein...

                          Laura




                          30. Juli 2011

                          Im Gegensatz zu gestern habe ich letzte Nacht nicht viel schlafen können. Wir wurden dauernd von Regenböen getroffen, die zusammen mit ein paar Gewittern ein mega-spektakuläres Schauspiel abgaben. Als ich heute Nacht mal wieder ins Cockpit ging um den Kurs für die nächste heranstürmende Regenbö zu ändern, wäre ich fast über einen Vogel gestolpert! Der saß dort ganz ruhig und blieb auch mitten in meinem Weg sitzen. Essen und trinken wollte er nicht, und er machte seinen Schnabel nicht mal für Hering in Tomatensauce auf. Da er ziemlich viel scheißt, habe ich ihn auf den Namen 'Messy' [engl. mess = Sauerei] getauft. Jetzt, viele Regenböen später, liege ich in Vanuatu vor Anker, und 'Messy' ist immer noch da. Wie erwartet kann ich erst am Montag einklarieren, und daher werde ich einen ruhigen Abend an Bord verbringen bei schwächer werdendem Wind und mit einer großartigen Aussicht auf Port Vila.

                          Laura




                          31. Juli 2011

                          Nach dieser Nacht auf See mit Regenböen und Unwettern glaubte ich, daß ich wohl gut schlafen werde können, also bin ich schon früh in mein salziges, klammes Bett hineingeschlüpft. Zwecklos, denn nach zwei Stunden lag ich immer noch wach, und daher bin ich wieder aufgestanden. Danach habe ich den ganzen Abend noch zu den Geräuschen der sich auf dem Strand brechenden Wellen Gitarre gespielt. Auf einmal hatte ich eine schöne Melodie gefunden, aber ich habe sie jetzt wieder vergessen - verdammt... Letztendlich bin ich doch eingeschlafen, aber früh morgens wieder wach geworden, um dann draußen festzustellen, daß 'Messy' davongeflogen war... Am Nachmittag bin ich zusammen mit anderen Seglern zu einer Beachparty gegangen, wo ich wieder viele neue Leute kennengelernt habe. Natürlich mußte ich dort den Vanuatu Kava trinken, der viel stärker und noch ekelhafter ist als der, den ich auf Fidschi getrunken habe! Dann sah ich vom Strand aus in der Ferne die Sogno d'Oro einlaufen. Aber da ich erst spät wieder zurück an Bord war, dachte ich, daß henk lieber schlafen würde. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag, und dann fängt das Einklarierungsfest an...

                          Laura




                          1. August 2011

                          Der Tag fing wunderbar sonnig an. Ich habe früh morgens direkt die Zollbehörde angerufen, und da ich letzte Nacht viel Wasser aufgefangen hatte, habe ich auch gleich meine Wäsche gewaschen. Der Zoll, die Immigrations- und die Quarantänebehörde, das alles lief wie am Schnürchen, hätte ich nicht wieder für jeden Zettel und jeden Stempel bezahlen müssen... Davon werde ich immer ein bisschen grantig, aber das kam vielleicht auch dadurch, daß es zwischenzeitlich angefangen hatte zu regnen. Da hing meine fast trockene Wäsche nur um sofort wieder naß zu werden während ich in der Stadt war... Aber irgendwann gibt es wieder einen sonnigen Tag... Nach dem Einklarieren bin ich ein wenig durch die Stadt gelaufen, und abends haben wir wieder mit den Einheimischen und vielen Seglern zusammen am Strand Kava getrunken. Ich habe Henk dieses Mal mitgeschleift, aber er wußte nicht, ob er es schön finden sollte. Ich trinke wirklich nicht gerne Kava, aber es ist wirklich mega-gemütlich, und man muß es einfach mögen. Ich habe inzwischen wieder Internet Zugang gehabt, und einen Haufen Ärger mit dem Hochladen der Bilder gehabt. Aber... letzten Endes habe ich gewonnen. Und nun genießt bitte die Fotos von 'Messy', meinen schönen Sonnenuntergang und die Ausfahrt zwischen den Riffen bei Fidschi mit der Sogno d'Oro in der Ferne.

                          Laura




                          3. August 2011

                          Während der Strandparty habe ich ein sehr schönes Musikinstrument gesehen - eine 12-saitige Gitarre. Ein Junge spielte darauf, und ich fragte, ob ich es auch einmal ausprobieren könne. Der Klang dieser Gitarre war so wahnsinnig schön, daß er mein Innerstes berührte und mich nicht mehr losgelassen hat... Während ich die Stadt durchstreifte, sah ich in einem kleinen Laden die gleiche Gitarre, und nachdem ich zwei Tagen hin und her überlegt hatte, habe ich sie heute gekauft. Natürlich habe ich den ganzen Tag lang darauf gespielt. Die Spieltechnik ist ziemlich gewöhnungsbedürftig, aber der Klang ist so schön, daß ich einfach nicht aufhören konnte... Gestern sind 'Guppy' und ich umgezogen; sie liegt nun nicht mehr vor Anker sondern hat einen Ehrenplatz am Kai bekommen. Da ich mein Dinghy jetzt nicht mehr brauche um an Land zu gehen, habe es sicher verstaut. Die Menschen hier in Vanuatu sind sehr freundlich, und ich lerne ständig mehr Segler kennen, die ebenfalls nach Darwin, Australien, segeln wollen. Das ist prima, denn wir werden uns bestimmt dort wiedersehen. Ich warte nun noch auf günstiges Wetter für den 'Sprung' zur Torres-Straße, und dann geht es weiter nach Darwin.

                          Laura




                          5. August 2011

                          Der Wind pfiff durch das Rigg und es war kalt - 22 ° C - als ich aufwachte. Wie auf allen Ankerplatzen ist es auch hier ein ständiges Kommen und Gehen, und einige Jachten sind schon wieder weitergefahren, unter anderen die Sogno d'Oro. Ich gewähre Henk ein paar Tage Vorsprung, und habe ins Auge gefasst, am nächsten Montag auszuklarieren und loszusegeln. Heute weht ein kräftiger Wind von etwa 35 Knoten [65 km/h, Windstärke 7 Bft.], und inzwischen hatte ich wieder mega-große Probleme mit dem Internet. Internet ist eigentlich immer eine Katastrophe soweit ich das beurteilen kann - bisher war es mir nie freundlich gesinnt. Vielleicht passen Jachten und Internet einfach nicht zusammen... Die Verbindung bricht ständig zusammen oder ist so langsam, daß es unmöglich ist, damit zu arbeiten. Aber es gibt für alles eine Lösung, und selbst das Internet kommt nicht gegen 'Guppy-Power' an. Daher bin ich zu einem etwas entfernt liegenden Cafe gegangen, von dem ich sicher wußte, daß sie dort Zugang zum Internet anbieten. Sie öffneten gerade, als ich dort ankam, aber leider hatten sie vergessen, den Internetzugang zu aktivieren. Leider kam ich erst eine halbe Stunde später dahinter, nachdem ich an allen Einstellungen des Computers herumprobiert hatte... aber schließlich stand das neue Blog auf meiner Website. Seit kurzem habe ich auch einen Sprecher (siehe 'Contact' für mehr Informationen), der die Medienkontakte für mich regeln soll, da ich den Journalisten nicht dauernd Rede und Antwort stehen kann. Ich habe wirklich viel für meine Reise zu regeln. Wartungsarbeiten an 'Guppy' beispielsweise, Proviant einkaufen, Diesel tanken, die Frischwassertanks nachfüllen, den Kurs für die nächste Etappe bestimmen, die Wettervorhersagen auswerten und noch viel mehr. Und so kann ich mich besser auf meine Reise konzentrieren... etwas, das mir wichtiger ist.

                          Laura




                          6. August 2011

                          Während der paar Tage, die ich hier in Vanuatu bin, habe ich wieder viele Einheimische kennengelernt, darunter auch eine nette Familie, die hier seit mehreren Jahren lebt. Sie fragten mich, ob ich Lust hätte, mit ihnen eine Inselrundfahrt zu machen - na klar! Es war sehr nett, und wir waren unter Anderem auf einem Berg, von wo aus wir die großartige Aussicht genossen. Ich konnte 'Guppy' unten vor Anker liegen sehen, und auch alle Farben des Wassers, von hellblau bis dunkelblau. Anschließend haben wir noch auf der Terrasse ihres Hauses zu Abend gegessen. Heute Morgen bin ich auf 'Guppy' wieder an die Arbeit gegangen. Der Auspuff des Yanmar Motors war schon wieder undicht, aber dieses Mal an einer anderen Stelle, das Hecklicht funktionierte nicht - es lag nicht an der Lampe! -, und ich mußte die Steuerleinen der Winsteuereinrichtung ersetzen. Ich habe auch das Dinghy verstaut, wobei ich fast ins Wasser gefallen wäre... Ich hatte das große Dinghy aufgebaut und vergessen, daß es nicht so leicht wieder an Deck zu heben ist. Daher hätte das Dinghy beinah gewonnen, aber mit Hilfe der Winde und eines Seils hatte es dann schließlich doch verloren. Dann kam das nächste Problem: das Achterschiff... Das ist meine 'Rumpelkammer', da ich muß dort nicht allzu oft hinein muß. Dadurch wurde es im Laufe der Zeit zu... äh... ...einem ziemlichen Durcheinander. Aber trotz allem ziehen, zerren und drücken - das Dinghy passte nicht mehr hinein. Das konnte nur eines bedeuten: aufräumen - mal wieder! Wird das jemals ein Ende nehmen?! Während ich mit Aufräumen beschäftigt war, kam ein Journalist vorbei, der eine ganze Zeit lang geduldig wartete, den ich aber letzten Endes doch enttäuscht habe... Ansonsten habe ich noch einige der Jerrycans [Treibstoffkanister] in den Tank entleert, damit ich sie, sobald ich ausklariert habe, wieder mit Diesel füllen kann. Wenn man ausklariert hat, kann man nämlich duty-free tanken. Nachdem ich mit dem Aufräumen fertig war, habe ich mich zu selbstgebackenen Keksen eingeladen, und danach habe ich Reis mir Hähnchen und Gemüse gekocht. Ich muß noch etwas üben, den Vanuatu-Reis richtig zu kochen, na ja... Zum Glück bin ich die Einzige, die ihn essen mußte...

                          Laura




                          7. August 2011

                          'Guppy' ist in letzter Zeit durch Bewuchs an ihrem Unterwasserschiff etwas langsamer geworden, und um sie wieder schneller zu machen, bin ich heute ins Wasser gesprungen und habe 'Gup' von unten blitzblank geputzt. Es saß zwar nicht wirklich viel Bewuchs unter der Wasserlinie, aber trotzdem macht das schon mehr als einen halben Knoten [etwa 1 km/h] aus. Ich hatte das zwar in Tonga zum letzten Mal gemacht, aber in diesen warmen tropischen Gewässern vermehrt sich der Bewuchs mega-schnell. Ich habe geplant, morgen auszuklarieren, jedoch sagt der Wetterbericht nur schwachen Wind voraus, und darauf bin ich nicht wirklich scharf... Na ja, wenig Wind ist besser als gar kein Wind. Seit gestern habe ich ein bisschen Kopf- und Halsschmerzen, daher bin ich es nach dem Tauchgang etwas ruhiger angegangen; ich habe auf meiner neuen Gitarre gespielt und gelesen. Meine Halsschmerzen sind inzwischen etwas weniger geworden, und ich hoffe, daß die Kopfschmerzen auch schnell vorüber gehen. Ich habe richtig Lust darauf, wieder auf See zu sein und die Freiheit zu spüren - nur 'Guppy', die Natur und ich... Es wird eine lange Überfahrt von 2400 Seemeilen [4445 Kilometer] bis nach Darwin werden, und dazwischen liegt die berüchtigte Torres Straße. Gleichzeitig verlasse ich dann auch den Pazifischen Ozean - ein weiterer Meilenstein meiner Reise.

                          Laura




                          8. August 2011

                          Ich stand heute Morgen schon zur Öffnungszeit vor der Tür des Zollamts, und nach vielem hin- und herlaufen zwischen den einzelnen Behörden, war ich gegen Mittag mit allem fertig. Man wird einfach von einem zum anderen Ende der Stadt geschickt. Bezahlen mußte ich zum Beispiel in einem Gebäude am anderen Ende der Stadt, und dann mußte ich wieder zurück zum Zoll und zur Immigrationsbehörde. Wenn man dann auch noch ein Duty-Free Formular haben möchte, muß man natürlich wieder ganz woanders hin... Als ich danach Diesel getankt hatte, wurde mir klar, daß ich nicht mit meiner Karte würde zahlen können. Wohlgemerkt: ich hatte vorher danach gefragt! Und so mußte ich wieder in die Stadt und Geld am Automaten holen. Aber als ich den Diesel bezahlt hatte, fanden sie, daß es für mich viel zu schwer wäre, das alles zurückzuschleppen, und sie boten mir an, mich und meine Jerrycans zurück zu 'Guppy' zu fahren - echt nett. Letzten Endes ist alles klar gegangen. Nun sind 'Guppy' und ich wieder auf See. Viel Wind ist nicht vorausgesagt worden, aber bis jetzt läuft das Segeln noch prima - obwohl der Wind langsam zu schwächeln anfängt...

                          Laura






                          9. August 2011

                          Es weht nur sehr wenig Wind, und ich versuche, jeden Windhauch auszunutzen um weiterzusegeln, aber die Geschwindigkeit geht nicht über 3,5 Knoten [6,4 km/h] hinaus. Das Wetter war heute großartig, und ich habe in aller Ruhe gelesen und versucht, den optimalen Trimm für jedes Segel zu finden, um so schnell wie möglich zu sein. Ich bin und bleibe ein Segler - ich versuche mit dem langsamsten Fahrzeug der Welt so schnell wie möglich zu sein... Aber der Wind scheint mittlerweile seien letzten Atem ausgehaucht zu haben, was höchstwahrscheinlich in einer Nacht mit Motorenlärm enden wird. Andererseits hat das den Vorteil, daß ich den elektrischen Autopiloten [Selbststeuereinrichtung] benutzen kann, denn der Motor liefert dann genug elektrische Energie hierfür. Bei so wenig Wind funktioniert die Windfahnen Selbststeuereinrichtung nicht mehr richtig gut, so daß ich regelmäßig eingreifen müßte. Aber solange die Segel nicht anfangen zu schlagen und wir mit mehr als 2,5 Knoten laufen [4,6 km/h], schaukel ich friedlich weiter... Natürlich werde ich die Sogno d'Oro, die 320 Seemeilen [593 Kilometer] vor mir liegt, auf diese Weise nicht einholen können. Aber 'Guppy' ist natürlich viel schneller, und es wird sicher klappen bevor wir die Torres-Straße erreicht haben.

                          Laura





                          11. August 2011

                          Der Wind bessert sich. Heute Nacht habe ich den Motor für ein paar Stunden laufen lassen, und den restlichen Tag sind wir mit ungefähr 3,5 Knoten [etwa 6,4 km/h] gesegelt. Ich hatte auch mal wieder Besuch von einem Vogel, und dieses emsige Exemplar konnte nicht widerstehen, seine 'Visitenkarte' zu hinterlassen. Gestern hat er das ganze Vordeck und das Großsegel vollgeschissen, und heute Nacht hat er sein Werk vollendet indem er auch dem Besan und das Achterschiff von oben bis unten vollschiß. Zum Glück hat das Sonnensegel dafür gesorgt, daß wenigstens das Cockpit verschont blieb. 'Guppy' holt nicht wirklich zu Henk auf, und ich wage gar nicht, nach dem Etmal [zurückgelegte Strecke in 24 Stunden] zu sehen; ich kann mir denken, daß es sehr wenig ist... Aber ich verbringe hier eine schöne Zeit mit lesen, kleineren Arbeiten auf dem Boot und... mit dem wegputzen von Vogelmist. Gestern Abend habe ich einen Film gesehen, den ich mit einer anderen Jachtcrew getauscht hatte, und natürlich rede ich jeden Tag mit meinen Leidensgenossen über SSB Kurzwelle. Die meisten meiner Bekannten liegen noch immer irgendwo in Französisch-Polynesien oder auf Tonga. Die Jacht, die mir am nächsten ist, ist Henks 'Sogno d'Oro', die noch immer etwa 260 Seemeilen [482 Kilometer] vor mir segelt und auch nur wenig Wind hat. Aber es sieht so aus, daß ich morgen wirklich Wind bekommen werde. Dann kann ich endlich 'Meilen machen' und näher an die berüchtigte Torres Straße herankommen. Denn je mehr ich meine Karte und all die Riffe, Inseln und Strömungen darauf studiere, desto mehr wünsche ich mir, es schon hinter mir zu haben...

                          Laura




                          12. August 2011

                          Schaukel, Flapp [Geräusch der schlagenden Segel] 2 Knoten - 2,5 Knoten - und wieder zurück auf 2 Knoten... Es weht noch immer kein Wind, aber der Himmel ist etwas bewölkter, und ich habe den ganzen Tag lang nach oben geguckt um zu sehen, ob sich die Wolken bewegen - Fehlanzeige... Laut Wetterbericht sollte ich eigentlich Wind haben, und gegen Mittag dachte ich, daß ich verrückt werde, da 'Guppy' anfing, durch die geringe Geschwindigkeit aus dem Ruder zu laufen - oh, oh. Offensichtlich muß ich mich noch mehr in Geduld fassen. Da jetzt nicht viel Wind weht und auch kein Wasser über das Deck strömt, kann ich mich den verschiedensten Arbeiten an Bord widmen. Das Ruderrad hat in seinem Achslager zu viel Spiel bekommen, ich habe mein Möglichstes versucht, um das Problem zu lösen, aber es ist und bleibt unzuverlässig. Zum Glück hat 'Guppy' auch eine Ruderpinne, mit der ich sie auch sehr gut steuern kann. Das Unterliek des Genuasegels gibt dank der Sonneneinstrahlung langsam den Geist auf; es wird löchrig, und ich versuche, die Löcher zuzunähen oder mit Klebeband zu überkleben. Für das bekannte Problem, daß die Genuaschoten an der Stelle, wo sie mit dem Spinnakerbaum in Berührung kommen, durchscheuern, habe ich auch eine Lösung gefunden. Nach meinen Erfahrungen mit dem Duct Tape kurz vor Fidschi, mit dem ich den ganzen Spinnakerbaum versehentlich festgeklebt hatte, bin ich auf die Idee gekommen, Lappen herumzuwickeln und diese dann mit dem Tape vorn und hinten festzukleben. Wie es scheint, geht das etwas besser. Es sind noch 1873 Seemeilen bis Darwin [3469 Kilometer], und die 'Sogno d'Oro' läuft mir davon, da sie Wind hat... Aber irgendwann bekomme auch ich wieder Wind, und ich habe noch immer die Absicht, ihn [Henk] vor der Torres Straße einzuholen.

                          Laura




                          13. August 2011

                          Endlich - nach fünf Tagen des Umhertreibens habe ich wieder Wind! Die Regenböen, die den ganzen Tag drohend am westlichen Horizont aufzogen, fingen am Abend plötzlich an, mit einem Höllentempo auf 'Gup' zuzustürmen. Ich habe schnell den Besan niedergeholt und das Genua eingerollt, und bevor ich noch irgendetwas tun konnte, wurden wir von einer kräftigen Bö getroffen, wodurch sich unsere Geschwindigkeit bis auf fast 8 Knoten [15 km/h] erhöhte. Und das allein mit dem Großsegel! Der Wind schien danach - nachdem er fünf Tage geschlafen hatte - noch ein wenig aus der Übung zu sein, denn er drehte in alle Richtungen. Aber nach der halben Nacht stabilisierte er sich und weht jetzt aus Süd-Südost. Dadurch haben wir den Wind schräg von achtern und laufen - rasen! - unter Vollzeug. 'Guppy' läuft mit 7 Knoten [13 km/h] auf einem schnurgeraden Kurs, wodurch ich nur zweimal die Windfahne nachzustellen hatte. So ist Segeln echt mega-geil! Ich habe mir auch zum ersten Mal auf dieser Etappe unsere bisher zurückgelegte und die noch zu segelnden Strecken angesehen. Der Eingang zur Torres Straße ist bereits weniger als 1000 Seemeilen [1852 Kilometer] entfernt! Jedoch werde ich dort wahrscheinlich nur sehr wenig Mondlicht haben - schade. Letzte Nacht war Vollmond, und trotz des bewölkten Himmels war es sehr hell.

                          Laura



                          14. August 2011

                          Es weht noch immer ein kräftiger Wind schräg von achtern, und ich schwanke noch immer ob ich das Genua ausbaumen soll oder nicht. Damit halte ich mich noch eine Weile beschäftigt. Die Dünung hat auch zugenommen und es gibt gelegentlich Kreuzseen. Heute Morgen spülte wie aus heiterem Himmel eine riesige Welle über uns, wodurch das ausgebaumte Genua zur Seite geschlagen wurde und das Cockpit auf seiner tief liegenden Seite völlig unter Wasser gesetzt wurde. Es lagen ein paar Sachen im Cockpit herum, Badetücher, Bücher, Tassen und viele Dinge, die ich nächste Woche schmerzlich vermissen werde. Ich hoffe nur, daß Neptun seinen Spaß damit haben wird! In diesem Moment als es passierte saß ich in der Kabine und wurde auf die tief liegende Seite geworfen. Aber die Windfahne bekam alles sofort wieder unter Kontrolle, so als wäre überhaupt nicht passiert. Jedoch frage ich mich no0ch immer, was diese riesige Welle wohl verursacht haben könnte. Davon abgesehen läst alles großartig, 'Guppy' fliegt nur so über die Wellen. Sie läuft noch immer mit 7 Knoten [13 km/h], wodurch die Torres Straße schnell näher kommt. Ich habe deswegen ziemlich gemischte Gefühle. Ich werde den schönen Pazifik und damit eine wichtige Etappe hinter mir lassen und ein neues Kapitel meiner Reise beginnen. Ich werde dann wahrscheinlich für 48 Stunden nicht schlafen können, und ich bin neugierig, wie die Torres Straße wirklich ist nachdem ich so viel über sie gelesen habe. Es sind noch 700 Seemeilen [1296 Kilometer] bis zu den ersten Riffen, genug Zeit also, um meiner Fantasie noch ein paar Tage freien Lauf zu lassen.

                          Laura




                          15. August 2011

                          Es gibt hier noch immer Kreuzseen, aber 'Guppy' donnert ungerührt mit 7 Knoten [13 km/h] mitten durch sie hindurch. Heute Morgen kam auch das erste Frachtschiff in Sicht, und je näher ich an die Torres Straße komme, desto mehr wird der Schiffsverkehr zunehmen. Das Wetter ist herrlich, sonnig mit nur ein paar vereinzelten Wolken bei angenehmen 28° C. Ich bin ein Stück weit auf den Mast geklettert um von dort ein Foto zu machen - und um zu entdecken, daß mein gefiederter Besuch von vor ein paar Tagen noch mehr Sauerei hinterlassen hat! Das Viech hat die gesamte Oberfläche der Sonnenkollektoren auf dem hinteren Geräteträger vollgeschissen - es war wirklich kein bisschen Solarzelle mehr zu sehen... Jedenfalls hatte ich wieder was zu tun, denn so liefern die Sonnenkollektoren keinen Strom den ich so dringend für meine Geräte und die Beleuchtung brauche. Während ich auf der Reling balancierte, konnte ich gerade so herankommen und habe jeden Quadratzentimeter wieder sauber geschrubbt. Als ich gerade mit meiner Arbeit fertig war und mich herumdrehte, sah ich eine Boje vorbeiziehen... Eine Boje? Vielleicht noch mit einem Fischernetz dran?! Aber zum Glück passierte 'Guppy' die Boje in 10 Metern Abstand, und sie verschwand danach schnell wieder am Horizont...

                          Laura




                          16. August 2011

                          Die Wellen sind heute höher und kommen noch immer aus zwei verschiedenen Richtungen! 'Guppy' verhält sich wie ein wird gewordenes Schaukelpferd, in welchem natürlich auch gekocht, geschlafen, navigiert und auch alle anderen notwendigen Dinge erledigt werden müssen. Aber sie sprintet noch immer mit 7 Knoten [13 km/h] vorwärts, und das macht vieles wett. Der Schiffsverkehr nimmt immer mehr zu; heute Morgen kam wieder ein großes Schiff vorbei, und ich habe noch drei weitere auf dem Radarschirm. Ich muß aufpassen! Inzwischen habe ich ein gutes Stück zur Sogno d'Oro aufgeholt, so daß unser Abstand jetzt 110 Seemeilen [204 Kilometer] beträgt. Mal sehen, ob ich es noch vor der Torres Straße schaffe, sie einzuholen. Zufällig habe ich gerade meinen Kühlschrank aufgemacht und dort eine vergessene Gurke, oder, um genauer zu sein, deren Reste entdeckt... Das kam dadurch, daß ich diesen Stromfresser immer ausschalte sobald ich einen Hafen verlasse. Auf See brauche ich den Strom für meine Navigationsgeräte. Davon abgesehen läuft alles prima, es nieselt ein wenig, aber ab und zu scheint auch die Sonne - und die Seeluft tut natürlich immer gut...

                          Laura




                          17. August 2011

                          Nach einer ziemlich ruhigen Nacht wollte es am nächsten Morgen nicht hell werden. Der Grund dafür waren die pechschwarzen Wolken, die drohend über 'Guppy' hingen. Die erwartete Mega-Regenbö blieb zwar aus, aber nicht die um 180° drehenden Winde, die durch Böen weiter weg verursacht wurden! Nach einem Kampf mit dem Spinnakerbaum und einem Sonnentanz auf dem Vordeck, verschwanden die Wolken langsam, und ich konnte wieder die herrliche Sonne genießen. Der Wind hat mittlerweile auf meine weniger bevorzugte Richtung - genau von hinten - gedreht! Auch hat er etwas nachgelassen, und beides sorgt nun dafür, daß 'Guppy' nun rund 1,5 Knoten langsamer ist [2,8 km/h]... Aber sie läuft noch immer gute 5,5 Knoten [10 km/h], daher habe ich keinen Grund, mich zu beschweren. Inzwischen liegt 'Gup' nur noch 75 Seemeilen [139 Kilometer] hinter der 'Sogno d'Oro', und daher ich werde ich Henk wahrscheinlich morgen Nacht einholen. Danach werde ich auch in die Nähe des Schifffahrtsweges und der ersten Riffe der Torres Straße gelangen. Ich bin sehr gespannt wie es dort sein wird in dieser Gegend, in der es vor Riffen wimmelt und zwei aufeinandertreffende Ozeane eine starke Strömung verursachen... Wenigstens hoffe ich, die Kreuzseen hinter diesen Riffen los zu sein, und sie auch in der nächsten Zeit nicht mehr wiedersehen zu müssen...

                          Laura






                          18. August 2011

                          Der Wind ist zurückgekehrt und 'Guppy' galoppiert mit satten 7 Knoten [13 km/h] vorwärts. Es sind noch 50 Seemeilen bis zum Schifffahrtsweg und den ersten Riffen. Von dort sind es noch 100 Seemeilen [185 Kilometer] bevor ich in die 'richtige' Torres Straße, welche 170 Seemeilen [315 Kilometer] lang ist, hineinsegeln werde. Aber auch dort ist Vorsicht geboten. Wenn ich meine Karte betrachte, dann sehe ich eigentlich mehr Riffe als Wasser, und dir Riffe sind übersät mit Schiffswracks... Hinzu kommt, daß in diesem Gebiet eine starke Strömung steht und es oft von heftigen Regenböen heimgesucht wird... Der Wind weht noch immer genau von hinten, aber unter dem ausgebaumten Genua läuft 'Guppy' ganz prima. Ich versuche, da ich es jetzt noch kann, so viel zu schlafen und auszuruhen wie nur irgend möglich, denn ich werde während der kommenden drei Tage nur wenig Gelegenheit dazu haben... Nachdem ich all die Horrorgeschichten von anderen Seglern gelesen habe, bin ich sehr gespannt, wie die Torres Straße sein wird. Aber gleichzeitig freue ich mich und habe wirklich große Lust darauf...

                          Laura




                          19. August 2011

                          Ich bin von Riffen umzingelt, wovon ich die meisten noch nicht einmal sehen kann... 'Guppy' segelt nun ziemlich hoch am Wind, und 'Gup' und ich werden ständig eimerweise mit Wasser überschüttet - und das obwohl wir bald noch weiter nach Süden drehen müssen. Ich habe zum x-ten Mal die Löcher in der Genua zugenäht und hoffe, daß sie die 900 Seemeilen [1667 Kilometer] nach Darwin noch überlebt. Letzte Nacht habe ich auch die Sogno d'Oro passiert, und inzwischen liegt Henk schon wieder 23 Seemeilen [43 Kilometer] hinter mir. Leider war es dunkel als ich ihn passierte, und das einzige was wir voneinander sehen konnten, waren unsere Mastlichter. Ich sehne mich im Augenblick danach, hier wieder heraus zu sein, und die offene See vor mir und, noch wichtiger, unter 'Guppys' Kiel zu haben... Hier ist es ab und zu sehr eng und es fahren große Frachtschiffe herum, die kein Wort Englisch sprechen! Es ist dann nicht möglich, uns gegenseitig unsere Absichten ausreichend deutlich zu machen. Ich habe den Pazifik nun wirklich hinter mir gelassen, den größten aller Ozeane mit seinen wunderschönen Inseln, zu dem ich bestimmt noch einmal zurückkehren werde. Wie werden wohl die Arafurasee und der Indische Ozean sein?

                          Laura




                          20. August 2011

                          'Guppy' und ich rasen weiter mit 7,5 Knoten [14 km/h] die Torres Straße entlang! Überall sind Riffe, aber ich sehe nichts, da es anfängt, dunkel zu werden. In der Ferne sehe ich die erste Insel, die umrunden muß. Danach muß ich noch näher an den Wind gehen als bisher - ob das gut geht? Unter gerefftem Großsegel und Genua kracht 'Guppy' mitten durch die Wellen. Die Genua hat es schwer; ich habe vorher alle Risse mit Klebeband abgedichtet, aber wird sie noch die ganze Nacht lang halten? Rrrrrrrratsch! Ohne hingucken zu müssen wußte ich die Antwort. Optimistisch greife ich zu meiner Kamera, und als ich gerade anlegte, reißt das Segel noch weiter. Also rolle ich die Genua ein- und die Sturmfock aus, denn ich muß hart am Wind zwischen all den Riffen hindurchsegeln. Die Geschwindigkeit fällt zwar ein wenig, aber 'Guppy' findet schnell in einen neuen Rhythmus und donnert immer noch mit 6 Knoten [11 km/h] weiter. So segeln wir hart am Wind weiter von Insel zu Insel, von Riff zu Riff und von Licht zu Licht. Am nächsten Morgen sah ich überall um mich herum Inseln aus der Dunkelheit auftauchen, um mich herum hellblaues Wasser! Das kommt daher, daß das Wasser hier nur 13 Meter tief ist! Währenddessen krame ich die Reserve Genua aus dem stampfenden Bugraum hervor. Aber die zerrissene Genua ist inzwischen dermaßen verheddert in einem Gewirr aus Segelfetzen und läßt sich nicht mehr ausrollen. Ich denke mir, 'laß es', setzte zusätzlich noch den Besan und segle mit einer etwas geringeren Geschwindigkeit als gewöhnt weiter. Aber das alles macht eigentlich nichts. Ich bin durch die Torres Straße hindurch! Ich habe die Australische Küste gesehen und bin auf einem neuen Ozean angekommen. In meinem Kopf dreht sich alles, und mit dem letzten Rest Energie - ich habe 48 Stunden nicht geschlafen - mache ich einen Freudentanz und frage 'Guppy' wie sie sich fühlt. WUNDERBAR! sagt sie. Aber jetzt werde ich erstmal schlafen... und es macht überhaupt nichts, daß die Genua durchgerissen ist, daß sich der Abwasch ungefähr einen Meter hoch stapelt, daß mein Bett salzig und feucht ist, das Steuerrad fast abfällt und eine Tüte Saft im Vorratsschrank undicht ist... Morgen ist ein neuer Tag.

                          Laura




                          21. August 2011

                          Nachdem ich die ganze Nacht geschlafen hatte, fühle ich mich zwar immer noch müde, aber in jedem Fall besser. Hier gibt es viel Schiffsverkehr, und inzwischen habe ich schon sechs dieser Monster an mir vorbeifahren sehen. Die Rollgenua habe ich wieder in Ordnung gebracht und das zerrissene Genua abgenommen. Es hat wohl nicht sollen sein... Die Reservegenua, die ich irgendwann mal von einer anderen Jacht geschenkt bekommen habe, und von der ich glaubte, daß sie passen würde, scheint doch ein zu dickes Fall zu haben, wodurch es nach wenigen Metern festklemmte. Aber die Wettergötter sind 'Guppy' wohlgesonnen, und ich kann die Genua bei diesem kräftigen Wind trotzdem gebrauchen, und gut vorwärts kommen. Inzwischen habe ich den Abwasch erledigt, den Schrank, worin die Safttüte ausgelaufen war, saubergemacht, und 'Guppys' Kabine riecht lecker nach frischgebackenem Brot. Henk ist mit seiner 'Sogno d'Oro' mittlerweile auch durch die Torres Straße hindurch und liegt 85 Seemeilen [157 Kilometer] hinter mir. Durch die Passage durch die Torres Straße bin ich vollkommen aus meinem Rhythmus, und es fällt mir etwas schwer, wieder hinein zu kommen. Die Arafurasee ist flach, und daher sind die Wellen kurz und steil, wodurch ich mich ein wenig wie ein Flummy fühle. Aber in den letzten Tagen war der Pazifik mit seinen Kreuzseen auch nicht viel besser - was kann ich also tun außer mit den Schultern zu zucken und weiterzuschaukeln...

                          Laura






                          22. August 2011

                          Während ich im Eingang zum Cockpit sitze, halte ich ein Fischerboot, das schon den halben Tag lang 2 Seemeilen [3,7 Kilometer] hinter mir fährt, im Blick. Endlich sehe ich auf dem Radar, daß das Schiff sich langsam entfernt. Plötzlich geht der Alarm für die 'Zone 1' los! Wie kann das sein? Ein Boot muß doch zuerst durch 'Zone 2', und dieser Alarm ist nicht losgegangen... Auf dem Radar kann ich nur einen langen Strich sehen, und kurz darauf wieder dasselbe - aber dieses Mal sehe ich auch den Grund dafür. Es ist ein niedrig fliegendes Flugzeug des Zolls. 'Sailing ketch, Sailing ketch...' höre ich über UKW-Funk. Das bin ich... Es ist schon das zweite Mal, daß ein Flugzeug des Australischen Zolls über mich hinwegfliegt. Das ist hier völlig normal. Sie fragen einen nach dem Namen des Bootes und einigen weiteren Daten. Unerkannt in Australische Gewässer zu segeln scheint praktisch unmöglich zu sein. Da ich alle Daten bereits während der Durchfahrt durch die Torres Straße durchgegeben hatte, muß ich nur den Namen meines Bootes angeben; den Rest kennen sie bereits. Nach einem kurzen, netten Gespräch mit Ihnen, wobei sie mir noch eine gute Reise wünschen, dreht das Flugzeug wieder ab, und 'Guppy' segelt in die Nacht hinein. Ich habe letzte Nacht gut schlafen können da hier etwas weniger Schiffsverkehr herrscht, und daher fühle ich mich heute viel besser als gestern. Das ist auch dringend nötig, denn der nächste Hindernislauf wartet schon auf mich... Ich muß 100 Seemeilen [185 Kilometer] zwischen Sandbänken mit enormen Strömungen hindurchsegeln bei einem Tidenhub von gut sieben Metern...

                          Laura





                          23. August 2011

                          Bam, platsch - herzlichen Glückwunsch! Liebe Wellen, ich weiß, daß ihr mein Leben hier an Bord auf den Kopf stellen könnt, aber ginge das auch etwas ruhiger? WHAM - nein, offenbar nicht! Die Wellen haben sich von ärgerlich nach ultra-ärgerlich gesteigert. Sie sind höher, und da die See hier sehr flach ist, ist die Dünung steil und kurz. Regelmäßig surft 'Guppy' die Wellen hinunter, und wenn sie im Wellental ist, knallt eine andere Welle, die manchmal bis halb den Mast hinaufreicht, auf sie drauf! Auch das Cockpit bekommt eine volle Ladung, wodurch der Eingang geschlossen bleiben muß und es in der Kabine stickig und heiß wird! Aber während das Wasser nach allen Seiten von 'Guppy' abläuft, segelt sie noch etwa 7 Knoten [13 km/h]. Jedoch sieht das Wasser heute merkwürdig aus: es treibt eine seltsame braune Substanz darauf, ganze Felder davon. Es scheint Sand oder Matsch zu sein. Sollte das etwa Sand aus Australien sein? Ich werde das alles wieder saubermachen müssen, denn herumfahren würde etwas schwierig werden... Es sind noch 280 Seemeilen [519 Kilometer] bis Darwin, ein echter Mega-Meilenstein, und ich kann es immer noch nicht richtig fassen. Ich habe mich immer so auf den Pazifik gefreut und nun habe ich ihn schon hinter mir gelassen. Wow...

                          Laura




                          24. August 2011

                          Leider hatte ich letzte Nacht kaum die Möglichkeit, zu schlafen. Der Wind steigerte sich auf fast 30 Knoten [56 km/h; Windstärke 8 Bft.] und ich mußte den Besan einholen und danach das Großsegel noch weiter reffen. Seit gestern bin ich wieder zweimal über Funk von einem Flugzeug des Australischen Zolls angerufen worden, ganz nett eigentlich. Im Augenblick segeln Guppy und ich hart am Wind wegen einer Kurskorrektur nach Süd - in Richtung Land! 'Gup' steckt ihre Nase langsam in den Van Dieman Golf, der mit seiner starken Strömung als ein rauhes Plätzchen für Segler gilt. Die Geschwindigkeit sinkt auf 6, dann 5, und schließlich von 4 auf 2 Knoten [11 - 3,7 km/h]! Ich habe die Strömung gegen mich; natürlich, wie könnte es auch anders sein... Eigentlich ist der Van Dieman Golf so etwas wie eine Großausgabe des Wattenmeers, worin ich dann noch eine weitere Nacht zwischen Sandbänken hindurchfahren muß. Wenn alles glatt geht, werde ich morgen in Darwin ankommen... Ich freue mich sehr darauf, und vor allem auf den Augenblick, endlich schlafen zu können...

                          Laura




                          25. August 2011

                          Zum schlafen bin ich bisher noch nicht gekommen, und es scheint, als wäre wieder ein ganzes Leben voller Erfahrungen an mir vorbeigezogen seitdem ich in Darwin bin. Ich bin wohlbehalten angekommen, aber leider gilt das nicht für die Segel... Das Großsegel ging durch das hart am Wind Segeln durch den Van Diemen Golf auch in Fetzen. Natürlich mußte ich zuerst einklarieren, was dieses Mal irgendwo an der Pier erfolgen mußte. Ich füllte ein Formular nach dem anderen aus und beantwortete die Fragen während die Buchstaben in meinem Kopf zu tanzen anfingen. Inzwischen war es in der Kabine ziemlich warm geworden, sicher weil ich noch immer meine Segelkleidung trug. 'Guppy' lag jetzt ganz ruhig, aber das Land schien sich zu bewegen! Der Mann von der Quarantänebehörde ließ sich anderthalb Stunden lang Zeit für das ausfüllen der Formulare und das durchsuchen des Bootes. Schließlich nahm er eine Konservendose mit - wie es schien - Fleisch und meinen Müll mit sich. Als ich wieder von der Pier ablegte, war ich kurz davor, vor Müdigkeit umzufallen, aber als ich schließlich vor Anker lag, wollte ich doch noch eine schöne Dusche nehmen und danach schlafen gehen! Aber eine kalte Cola mit Eiswürfeln wäre auch ganz lecker, und mit ein paar Leuten reden zu können wäre auch nicht schlecht. Also machte ich mich doch daran, mein Dinghy aufzubauen... Der Eigentümer des Jachtclubs brachte es an Land, wo es leichter aufzubauen war. Das war genau der Moment, an dem ich mich besser in mein Bett gelegt hätte, denn ich vergaß natürlich den Außenbordmotor, und so mußte ich wieder zu 'Guppy' zurückgebracht werden. Aber mein eigener Außenborder machte plötzlich Mucken, die Räder unter dem Dinghy, womit ich es auf den Strand ziehen kann, waren ohne Luft, und mein Klappfahrrad hatte sich irgendwo verfangen - und auch dessen Reifen waren platt... Ich versuchte, alles in Ordnung zu bringen, aber mein Körper, dem ich in den letzten 48 Stunden nicht mehr als eine halbe Stunde Ruhe gegönnt hatte, protestierte heftig - und gewann. Morgen, morgen ist ein neuer Tag schoss es mir durch den Kopf. Ja, aber heute, heute ist noch nicht vorbei. Aber dann ging ich doch schlafen; durchschlafen - an einem Stück. Eine Nacht ohne reißende Segel, ohne Inseln, Riffe, Sandbänke, Bojen und Schiffe... Wie wunderbar! Aber mein Hirn lief noch auf vollen Touren, aber langsam fiel auch dieser letzte aktive Teil von mir in Schlaf - einen sehr langen, tiefen Schlaf...

                          Laura






                          28. August 2011

                          Nun, da ich wieder richtig ausgeschlafen bin, geht alles auf einmal viel besser. Mein Fahrrad war in 'no time' klar zum Gebrauch, und auch mein Außenborder funktioniert wieder normal. Durch den großen Tidenhub hier liege ich nämlich weit von der Küste entfernt vor Anker, folglich ist es ein weites Stück bis zum Jachtclub zu fahren. Aber es ist wunderschön hier; ich liege zwischen ungefähr 100 anderen Jachten. Inzwischen habe ich hier auch wieder einige Leute kennengelernt. Die Menschen sind sehr freundlich, jeder hat ein eigenes Boot und ist ein aktiver Segler! Im Jachtclub ist es einfach mega gemütlich. An diesem Wochenende findet eine Regatta statt, und ich darf einen Laser [kleines Segelboot] leihen und mitsegeln - endlich kann ich wieder mal wettsegeln. Heute bin ich nicht schlecht gesegelt, aber trotzdem könnte ich morgen noch als Letzte die Ziellinie überqueren. Das würde eigentlich nicht viel ausmachen - it's just for fun! Aber gewinnen würde ich natürlich schon gerne... Danke, Abby, für Deine netten Worte [siehe Abby Suderlands Blog vom 23. August]; ich habe die Passage durch die Torres Straße auch als einen Höhepunkt meiner Reise empfunden und hoffe, daß auch Du in Deinem Leben noch viele Höhepunkte erreichen wirst. Es ist so wie Du schriebst: "you feel on top of the world".
                          Laura





                          29. August 2011

                          Es wehte ein kräftiger Wind während der Regatta, und schon kurz nach dem Start hatte ich Probleme, das Boot gerade zu halten. Selbst mit einem Radialsegel [Sonderversion des Segels eines Laser-Bootes]... und das alte Boot lief langsam voll mit Wasser, wodurch es ständig instabiler wurde! Als wir den Wind auf einem Teilstück der Regatta schließlich schräg von hinten hatten, kenterte ich. Und ich kenterte nochmal. Und nochmal, und nochmal... Da das Wasser im Laser zur tiefen Seite lief, kenterte ich immer wieder. Aber obwohl ich das Rennen doch nicht mehr gewinnen konnte, hatte ich meinen Spaß daran. Nachdem ich das zwanzigste Mal gekentert war, gelang es mir schließlich, vorsichtig über die Ziellinie zu segeln, denn ich mußte ohnehin finishen - wenn auch ein paar Minuten später... Ich kam mit einem halb gesunkenen Boot wieder zurück zum Strand, aber es war trotzdem echt lustig gewesen. Und dann kam die große Überraschung: da ich gestern so gut gefahren war, bin ich trotz allem noch Zweite geworden! Inzwischen ist auch die Sogno d'Oro hereingedampft und liegt nun in meiner Nähe vor Anker. Zusammen mit Henk bin ich zu dem Schluß gekommen, daß die letzte Überfahrt einen Platz in der Top 5 der schwierigsten Überfahrten verdient hat. Sie kommt bei mir auf Platz 2, denn Platz 1 belegt die Überfahrt von Bora Bora nach Tonga mit ihren Windstillen, zu starken und umspringenden Winden und Kreuzseen, während deren ersten Woche ich krank war. Die Überfahrt über den Atlantik steht für mich auf dem wohlverdienten 3. Platz...

                          Laura



                          31. August 2011

                          Die Tage fliegen vorbei, und ich habe mich noch keine einzige Sekunde gelangweilt. Es ist eine Menge Arbeit an 'Guppy' zu tun, und die Reparatur des Steuerrades läuft nicht gut. Die Bolzen aus Edelstahl sitzen so im Aluminium [der Steuersäule?] fest, daß ich sie selbst mit eigens dafür geliehenem Werkzeug nicht heraus bekomme. Und ich muß sie doch unbedingt öffnen um das Problem zu beseitigen. Aber diese Sache habe ich nun beiseite gelegt, denn heute Morgen ist meine Freundin Jillian [Schlesinger], die meine Reise filmt [http://maidentrip.com/], angekommen. Wir sind gemütlich durch die Stadt gegangen, haben Eis gegessen, viel gelacht und ich bin nun um eine Australische SIM-Karte reicher. Die alten Segel habe ich inzwischen zu einem Segelmacher gebracht um sie flicken zu lassen; ich werde sie als Reservesegel behalten. Und... nun ist es endgültig! In eineinhalb Wochen wird mich mein Vater besuchen kommen! Wir werden zusammen meinen 16. Geburtstag feiern, worauf ich mich riesig freue. Nun muß ich nur noch die hundert anderen Arbeiten erledigen. Dafür muß ich mir echt Zeit nehmen, na ja... Zum Glück bleibe ich hier noch ein paar Wochen, das sollte also klappen.

                          Laura



                          4. September 2011

                          Die letzten Tage waren ziemlich anstrengend, und das wird auch in nächster Zeit so bleiben. Ich habe auch wieder Probleme mit dem Ruder, das sich immer schwerer bewegen lässt, je länger 'Guppy' still liegt. Ich fürchte, daß 'Guppy' aus dem Wasser herausgehoben werden muß. Nachdem sie um die halbe Welt gesegelt ist, hat sie wirklich eine Generalüberholung nötig - und die hat sie auch verdient! Jedes Mal, wenn ich sicher in ihr schlief oder draußen im Cockpit saß um zu lesen, segelte 'Guppy' unermüdlich weiter. Ich habe die Segel zum Segelmacher gebracht, mit dem Ruder gekämpft, und habe versucht herauszufinden, wo, wann und wie 'Gup' am besten aus dem Wasser gehoben werden kann, und natürlich auch, wie viele Dollars ich dafür hinlegen muß. Ich habe an meinem Buch gearbeitet, wir haben Aufnahmen für den Film gemacht, eine Präsentation für die Beschaffung von Geld [Für 'Guppy'? Für den Film?] zusammengestellt, und daneben habe ich noch tausend andere Dinge auf 'Gup' erledigt. Das lose Steuerrad ist auf meiner To-Do-Liste weiter nach unten gesackt. Dies ist ein echter Tiefpunkt für meine Schiffskasse. Ich sehne mich schon wieder danach, in See zu stechen, aber mit einem Boot, das man nicht steuern kann, kommt man leider nicht weit... Das muß zuallererst gelöst werden, und schließlich wird für alles eine Lösung zu finden sein. Die Menschen hier sind sehr, sehr freundlich, somit stehe ich nicht allein da. Auch die Einträge in meinem Gästebuch helfen mir, mich daran zu erinnern. Herzlichen Dank dafür. Tja, ich werde mein Bestes tun, um öfter von mir hören zu lassen. Aber - wie heißt das doch so schön? - kauf Dir ein Boot, und Du kaufst Dir Arbeit!!!

                          Laura




                          8. September 2011

                          Nachdem ich seit etwa zwei Wochen in Darwin bin, ist endlich auch mein Vater hier angekommen. Ich konnte es nicht abwarten, und zusammen mit Jillian habe ich ihn heute Nacht um 4 Uhr vom Flughafen abgeholt. Das hatte er überhaupt nicht erwartet, und er war ziemlich überrascht und hat sich sehr gefreut. Wir hatten uns so viel zu erzählen, so daß die paar Stunden, die wir schlafen konnten, schon wieder vorbei waren, und Darwin sich wieder in Tageslicht hüllte, bevor wir es so richtig merkten... Danach haben wir 'Guppys' Wehwehchen begutachtet, und Papa fand, daß ich die meisten Probleme gut gelöst habe. Das ist doch ein guter Anfang.

                          Laura



                          9. September 2011

                          Gestern Abend habe ich im Darwin Sailing Club einen Vortrag gehalten. Zuerst vor einer Gruppe Kinder, und danach vor einer großen Gruppe Erwachsener. Und natürlich mußte ich meinen Vortrag auf Englisch halten, aber ich bekam danach so viele nette Reaktionen, daß ich denke, daß ich das wohl ganz gut gemacht habe. Inzwischen segeln immer mehr Boote weg in Richtung des Roten Meeres und Südafrika. Wir haben wieder ein SSB Funknetz aufgebaut für Segler, die in westlicher Richtung über den Indischen Ozean segeln. Leider habe ich im Augenblick so viel zu tun, daß ich das meistens vergesse. Aber sobald ich wieder auf See bin, wird es wieder ganz schön sein, Kontakt mit anderen Jachten halten zu können.

                          Laura



                          10. September 2011

                          Nachdem ich meinen Vortrag gehalten hatte, war meine Überraschung riesengroß. Der Carbon Club Darwin wird die Kosten für die Reparatur meiner alten Segel sponsern. Ich bin darüber sehr glücklich, denn jetzt kann ich ruhigen Herzens daran gehen, all die anderen kleinen Problemchen auf 'Guppy' zu lösen. Zusammen mit meinem Vater habe ich mit der Arbeit am Auspuff des Yanmar Motors, der noch immer undicht ist, begonnen. Aber bevor wir damit anfangen konnten, mußte zunächst alles an Bord aufgeräumt werden. Ich habe nämlich herausgefunden, daß, wenn man in einem Durcheinander arbeitet, es nur noch mehr Durcheinander und noch mehr Arbeit ergibt. Also habe ich die Kabine von vorn bis achtern aus- und wider eingeräumt, mit dem Unterschied, daß ich jetzt genau weiß, was ich alles an Bord meines sauberen Bootes habe. Das Resultat davon war mein mit vier prallvollen Müllsäcken beladenes Dinghy - laut Jillian und meinem Vater befand sich in den Müllsäcken überflüssiger Abfall... Ich habe immer ein bisschen Schwierigkeiten damit, Dinge wegzuwerfen. Wenn man dauernd beschäftigt ist, fliegen die Tage nur so vorbei, und der Tag, an dem ich wieder die Segel setzen werde, rückt stets näher. Ich habe heute schon mal ein paar Einkäufe erledigt, und morgen werde ich die Dieseltanks auffüllen. Inzwischen habe ich mich auch für die Route entschieden, die mich wieder in den Atlantik bringen wird. Leider kann ich Euch darüber noch nichts sagen, denn auch die Piraten arbeiten mit dem Internet...

                          Laura




                          11. September 2011

                          Nach und nach fahren alle Segler aus der Fannie Bay ab. Henk ist mit seiner 'Sogno d'Oro' bereits vor zwei Tagen in Richtung der Cocos Keeling Inseln oder der Weihnachtsinsel aufgebrochen. Aber ich werde sicherlich noch bis zu meinem Geburtstag hierbleiben. Darüber bin ich sehr froh, denn ich finde Darwin prima. Daneben muß 'Guppy' auch noch aus dem Wasser heraus, und jedes Mal, wenn wir etwas auf unserer Liste abgehakt haben, finden wir etwas Neues, woran wir noch arbeiten müssen. Aber allmählich verwandelt sich 'Guppy' wieder in ein seetüchtiges Boot. Inzwischen hat es hier auch zum ersten Mal seit meiner Ankunft geregnet! Eine Windhose kam ganz nah vorbei. Das bedeutet, daß die Regenzeit bevorsteht. Aber zum Glück ist es im Allgemeinen noch immer trocken und heiß...

                          Laura



                          13. September 2011

                          Als mir der Wecker in den Ohren dröhnt, ist es 4 Uhr morgens und eiskalt bei 18° Außentemperatur! Wir holen den Anker auf, und ich manövriere 'Guppy' langsam zwischen den vor Anker liegenden Booten hindurch und näher zum Strand. Noch zehn Zentimeter, noch fünf... Grundberührung. Zehn Minuten später liegt 'Guppy' felsenfest an zwei Pfählen, die dafür da sind, um mit Yachten, die einen Kiel haben, trockenzufallen. Das Wasser sinkt immer weiter und gibt allmählich den Blick auf das Unterwasserschiff frei. Ich habe eine preiswertere Lösung gefunden, um 'Guppy' aus dem Wasser herauszuholen. Der Tidenhub beträgt hier 7 Meter, und die dadurch entstehenden Strömungen können sehr ärgerlich sein, aber man natürlich auch Vorteile daraus ziehen. Bei Sonnenaufgang beginnen wir mit der Arbeit. Zunächst muß der Bewuchs mit Hilfe von Spachteln komplett abgeschabt werden. Das geht viel einfacher als wir gedacht haben, und wir können sogar schon eine Schicht Antifouling auftragen. Nachdem wir neun Stunden lang schwer gearbeitet haben, kommt die Flut, und wir müssen gut aufpassen, damit 'Guppy' nicht durch die Dünung und den Wind gegen die Pfähle knallt. Wir können schnell etwas essen und die Wäsche waschen bevor die Ebbe wieder einsetzt, und wir eine weitere Schicht Antifouling aufbringen können. Es ist schon mitten in der Nacht, als ich in mein Bett krieche. Das vertraute Plätschern des Wassers gegen den Rumpf ist nicht zu hören, und Guppy wiegt mich nicht, wie sonst immer, in den Schlaf. Sie steht hoch und trocken auf dem Strand, 100 Meter vom Wasser entfernt. Ich fühle mich wie ein Fisch auf dem Trockenen... Aber gegen 5 Uhr am nächsten Morgen schwimmt sie zum Glück wieder, und wir gehen vor Anker. Es ist das erste Mal seit einem Jahr, daß 'Guppy' aus dem Wasser heraus war. Ich bin froh, daß ich das nun hinter mir habe, denn ich war doch ein bisschen nervös, als 'Guppy' auf dem Trockenen stand. Aber die Mühe hat sich gelohnt, denn nun kann sie es wieder für eine Weile mit der See aufnehmen.

                          Laura






                          14. September 2011

                          Heute bin ich eingeladen worden, um mir das Niederländische Solarauto, das an dem berühmten, 3000 Kilometer langen Rennen von Darwin nach Adelaide [World Solar Challenge] teilnehmen wird, anzusehen. Abgesehen davon, daß ich das natürlich sehr gern getan habe, war es eine schöne Abwechslung zu all der Arbeit an Guppy. Das aus Karbon gefertigte Auto ist noch leichter als ich dachte. Es sind erstaunlich viele Faktoren, die mit im Spiel sind, um ein solches Auto so schnell wie nur möglich zu machen, und es war wirklich sehr interessant. 'Guppys' ganze Bordelektrik ist auch solarbetrieben, aber das hier ist doch etwas ganz Anderes... Es ist richtige High Tech, und ich bin noch immer ziemlich beeindruckt. Aber ebenso geheimnisvoll wie das Auto für mich war, so geheimnisvoll war meine Reise für sie, und folglich haben wir uns gegenseitig viele Fragen gestellt. Daher weiß ich nun etwas besser bescheid, wie ein solches Auto funktioniert, und was zu so einem Rennen dazugehört. Im Gegenzug wissen sie jetzt mehr über meine Weltreise.

                          Laura

                          Mehr Informationen: http://www.nuonsolarteam.nl/



                          16. September 2011

                          Während mein Vater damit beschäftigt war, ein Problem im elektrischen System zu lösen, bin ich guten Mutes daran gegangen, die Filter beider Motoren auszutauschen und das Öl zu wechseln. Auf halbem Wege merkte ich, daß ich gar keine Ersatzfilter für den Volvo Motor an Bord hatte! Aber für den Yanmar habe ich drei Stück! Hm... wahrscheinlich habe ich letztes Jahr einen kleinen Blackout gehabt. Hier an neue Filter zu kommen schien nicht ganz einfach zu werden. Auch die reparierten Segel sind wieder an Bord, aber als wir sie heute genauer ansahen, wurde uns klar, daß sie nicht gut repariert worden waren. Also mußten sie wieder zurück zum Segelmacher... Zum Glück hat die Firma Zwaan Sails in den Niederlanden neue Segel angefertigt, die mein Vater nach Darwin mitgebracht hat. Damit habe ich jetzt wieder einen neuen Satz Segel, werde aber zum Grück die alten als Reservesegel behalten können. Mit einem großen Seufzer sah ich meine 'To-Do' Liste immer länger anstatt kürzer werden... Bis ich jemanden mit einem Auto und genug Zeit fand. Die Tour zu den Filtern im Volvo Marine Shop wurde so viel einfacher. Eineinhalb Stunden landeinwärts wohlgemerkt! Die Landschaft ähnelte mehr einer Wüste. Aber sie hatten meine Filter. Und so ist auch dieses Problem wieder gelöst, und ganz nebenbei habe ich wieder etwas mehr von Australien gesehen.

                          Laura



                          18. September 2011

                          Nun, da alle bekannten Probleme gelöst sind, ging ich auf die Suche nach den versteckten Problemen, und ich entdeckte, daß eines der Achterstags das Deck ein wenig angehoben hatte. Aber mit einer Stahlplatte, die unter Deck montiert wird, sollte das Problem zu lösen sein. Einfach ein Stück Winkeleisen, die gewöhnlich auf Schrottplätzen oder Werften zu finden sind. Natürlich nicht, wenn man sowas dringend braucht... Daher waren Papa und ich 10 Minuten später auf dem Weg zum Baumarkt, wo wie mit dem Bus ganz einfach hinkommen werden, wie wir glaubten... Wegen eines Marktes etwas weiter weg, war der Busverkehr am Morgen [in der Nähe des Jachtclubs] eingestellt worden, und so mußten wir zur nächsten Bushaltestelle laufen. Dort angekommen wurde uns klar, daß der Bus gerade abgefahren war, und wir eine halbe Stunde auf den nächsten warten müssten. OK, dann doch lieber laufen... und natürlich kam, nachdem wir 200 Meter die Straße hinunter gelaufen waren, der Bus vorbeigefahren! Nachdem wir ein paar Kilometer in all der Hitze gelaufen waren, hatten wir die Hälfte des Weges geschafft, und glücklicherweise sah ich ein 'M' von McDonalds durch die Büsche blitzen. Dort haben wir Rast gemacht und herrliche Milchshakes genossen. Nach ein paar weiteren Kilometern waren wir endlich dort, wo wir hin mußten, und nachdem wir zehnmal den ganzen Baumarkt abgesucht hatten, fanden wir schließlich eine Eisenplatte, die ganz genau passte. Als wir aus dem Baumarkt herauskamen, sahen wir den Bus ankommen, und mit einem kurzen Sprint haben wir ihn ganz knapp erwischt. Als wir dort so schön und bequem saßen, vergaßen wir, beim Jachtclub auszusteigen; wir haben dann beschlossen, bis zum Supermarkt durchzufahren. Dort angekommen haben wir ein paar Einkäufe erledigt - und natürlich die Eier für die Pfannkuchen fürs Abendessen vergessen. Zum Glück war das Restaurant am Jachtclub so freundlich, uns ein paar Eier zu überlassen, so daß wir abends doch noch ein paar Pfannkuchen im Cockpit genießen konnten.

                          Laura




                          21. September 2011

                          Nach der riesigen Menge Torte und den Donuts gestern, hatte ich den heutigen Tag zum verdauen nötig... Es passiert nicht alle Tage, daß ich so viele Köstlichkeiten vor meiner Nase stehen habe, und ich hatte einen guten Grund, mir einen großen Teil davon zuzueignen... Heute hatten wir die allerletzten Donuts zum Frühstück... Zusammen mit ein paar Freunden und meinem Vater hatte ich doch noch einen super 16. Geburtstag hier am anderen Ende der Welt - meinen zweiten und, wenn alles gut geht, letzten Geburtstag während meiner ersten Weltumsegelung. Eigentlich wollte ich hier auch gleich meinen Autoführerschein machen. Schade, daß dafür jetzt keine Zeit mehr ist, denn innerhalb einer Woche werde ich 'Guppys' Nase auf den Indischen Ozean richten. Sie ist wieder in einem guten Zustand, und ich kann langsam mit den normalen Vorbereitungen beginnen: Wasser holen, 'Guppy' aufräumen, alles nochmal kontrollieren und dann in ein paar Tagen ausklarieren. Meine Freundin Jillian sitzt schon wieder im Flugzeug und ist auf dem Weg nach Hause, und auch mein Vater wird nur noch für zwei Tage das warme Wetter hier genießen können. Dann wird es auch für mich wirklich an der Zeit sein, Darwin und Australien hinter mir zu lassen.

                          Laura



                          23. September 2011

                          Zu allererst möchte ich mich bei allen, die mir per Telefon, SMS, e-Mail, Postkarte oder durch einen Eintrag in mein Gästebuch zu meinem Geburtstag gratuliert haben, bedanken. All die Geselligkeit hier, die Torte und die mit Ballons verzierte 'Guppy' - wirklich, dieser Tag war sehr festlich für mich. Jetzt stehe ich mit meinen Schiffspapieren und meinem Pass beim Zoll in der Stadt, um noch mehr Papierkram zu erledigen. Mein geplantes Abreisedatum? Hmm... morgen. Geplantes Ankunftsdatum? Keine Ahnung... Neben mir steht jemand, der auch ausklarieren möchte um danach nach Indonesien zu segeln. Das soll seine erste große Reise werden, erklärt er mir stolz. Wie lange ich denn schon unterwegs bin, möchte er wissen. Ähh... seit mehr als einem Jahr. Von Holland bis hierher? Ja... das verschlägt ihm erst mal die Sprache, aber dann fragt er mich, wie alt ich eigentlich bin. 'Fünfzehn', sage ich stolz, korrigiere mich aber sofort selbst - ich bin ja schon 16. Daran muß ich mich erst noch gewöhnen... Mein Vater sitzt inzwischen wieder im Flugzeug nach Holland. Die Wasser- und Dieseltanks sind voll, und ich bin klar zur Abreise. Noch eine Nacht, und dann werde ich Darwin wieder hinter mir lassen. Die Zeit ist wirklich vorbeigeflogen. Ich habe sehr viele nette Menschen kennengelernt, und ich war sehr erstaunt, daß Segeln hier ein ganz normales Schulfach ist. Des Weiteren möchte ich dem Darwin Sailing Club und insbesondere David herzlich für alles, was sie für mich getan haben, danken. Ich werde Alles und Jeden hier vermissen. Tja, das gehört nun mal dazu, wenn man um die Welt reist. Vor mir liegen wieder viele Meilen, die mich zu meinem nächsten, schönen Ziel bringen werden. Ich würde zwar gern darüber berichten, aber leider kann ich das nicht...

                          Laura



                          26. September 2011

                          Nach einer letzten, guten Nachtruhe habe ich im ersten Morgengrauen Darwin in meinem Kielwasser nachgeblickt, bis außer Wasser nichts mehr zu sehen war - und vor mir lag noch mehr Wasser... und ein Containerschiff! Und noch eins, und noch eins, und noch eins, aber allmählich wird es doch ein wenig ruhiger. Alles läuft wunderbar! Ich fange langsam an, mich wieder an das Leben auf dem Wasser anzupassen, und auch die Ruhe ist zurück an Bord von 'Guppy'. Jedoch könnte der Wind aus einer günstigeren Richtung wehen, trotzdem bin ich froh, daß überhaupt Wind weht... Im Augenblick kann ich zu meinem Erstaunen gut damit umgehen, und wir segeln mit einer Geschwindigkeit von 2 Knoten [3,7 km/h] auf einem Kurs, der weit davon entfernt ist, ideal zu sein, wie ich auf dem GPS sehen kann. Wenn ich eines während meiner Reise gelernt habe, dann das, es nicht eilig damit haben zu dürfen, mein nächstes Ziel zu erreichen. Und daher sind wir letzte Nacht immer weiter und weiter von unserem Kurs abgetrieben, haben es aber schließlich doch noch geschafft, ein wenig in die richtige Richtung zu segeln - zumindest habe ich gut geschlafen...

                          Laura




                          27. September 2011

                          Tja, und dann verließ mich der Wind endgültig... und darum werfe ich den kleinen Motor an, und zum ersten Mal seit der Abfahrt aus Darwin steuere ich 'Guppys' Nase in die richtige Richtung. Ich hole alle Segel ein und rolle die Genua ein. Aber... Moment mal, warum will sich die Genua denn nicht einrollen lassen? Oh nein... Der einzige Grund, den ich mir denken kann, ist, daß sich die Schot der Genua im Vorstag verfangen hat. Da es aber es mitten in der Nacht ist, kann ich das Problem selbst mit Hilfe meines Scheinwerfers nicht finden. Na ja, heute Nacht wird wohl kein Wind mehr kommen, daher kann das Problem ruhig bis morgen warten. Früh am nächsten Morgen stehe ich bereits wieder auf dem Vordeck in der brütend heißen Sonne - nicht ein Lüftchen weht, um mich etwas abzukühlen -, und starre nach oben, während ich so lange an der Genua und dem Fall zerre, bis alles wieder dort ist, wo es hingehört. Nachdem ich das Fall gut festgezurrt habe, scheint das Problem gelöst zu sein. Dann strecke ich mich im Cockpit aus und genieße die aufgehende Sonne - im Schatten, wohlgemerkt! Dieser komische, treibende 'Sand', dem ich schon in der Arafurasee begegnet bin, treibt auch jetzt wieder um mich herum; große, gelbbraune Felder, die das endlose Blau des Meeres unterbrechen... Und das, wo ich 'Guppys' Rumpf doch gerade blitzblank geputzt hatte! Davon abgesehen ist die See ein einziger, großer Spiegel ohne ein Anzeichen von Wind. Es wird wohl ein heißer Tag werden...

                          Laura



                          28. September 2011

                          Ich strecke mich während ich von der heißen Morgensonne nach draußen gejagt werde. Natürlich hat das Fahren mit Motorkraft auch seine Vorteile: ich kann den elektrischen Autopiloten einschalten, und das Boot liegt ruhig und gerade im Wasser. Aber ich will doch endlich wieder segeln können. Und warum brennt die Sonne denn so heiß?! Während ich in der Kombüse dabei bin, mein Frühstück zuzubereiten, weht mir ein fauliger Lufthauch um die Nase. Und der wird noch kräftiger als ich die Tür meines nicht angeschlossenen Kühlschranks öffne. Nein, nicht schon wieder! Ich habe mal wieder etwas in meinem Kühlschrank, der schon seit ein paar Tagen abgeschaltet ist, vergessen. Letztes Mal war es eine Gurke, die kaum wiederzuerkennen war, und jetzt sind ein paar Scheiben Schinken die Opfer. Es weht noch immer kein Wind, und während der Yanmar Motor brav weitertuckert, wandere ich weiter im Cockpit herum und versuche dabei, im Schatten zu bleiben. Und so kriecht ein weiterer Tag vorbei...

                          Laura



                          29. September 2011

                          Piep, piep, piep... Schon wieder werde ich [vom Alarmsystem] aus dem Schlaf gerissen, aber dieses Mal ist es nicht wegen eines Schiffs. Als es langsam hell wird und ich meine Kontrollrunde mache, kann ich eine Bohrinsel am Horizont sehen, die quälend langsam näher kommt. Vom Wind ist noch immer nichts zu sehen, und wenn sich nachts die Sterne im Wasser spiegeln, scheint es, als würden wir durch den Weltraum schweben... Nun spiegeln sich die Wolken in dem sich leicht kräuselnden Wasser. Die Bohrinsel ist schon wieder achteraus außer Sicht gekommen, als ich einen Windhauch spüre, der sich langsam zu einer leichte Briese steigert. Und anstelle des Motorenlärms ist da jetzt das Geräusch der Wellen, die von 'Guppys' Bug zerteilt werden. Leider weht der Wind nicht aus der richtigen Richtung. Wir in segeln zwar, aber in die falsche Richtung. Aber im Augenblick bin ich einfach nur froh, daß überhaupt Wind weht. Mir bleibt nur zu hoffen, daß der Wind irgendwann aus der richtigen Richtung wehen wird...

                          Laura



                          30. September 2011

                          Der Wind wehte die ganze Nacht hindurch und fing sogar an, auf eine günstigere Richtung zu drehen. Ich begann, ein bisschen Hoffnung zu bekommen, daß 'Gup' endlich den Wind gefunden hat, als ich schließlich doch wieder mit flatternden Segeln bei einer Geschwindigkeit von 0,0 Knoten im Stich gelassen wurde... Diese Gegend ist berüchtigt für wenig Wind, und daher habe ich den Motor wieder angeworfen um einen Ort zu finden, an dem es Wind gibt. Aber als der Wind von seinem Morgenschlaf erwachte, brachte er auch eine ärgerliche Dünung mit, die 'Guppy' bei jeder zweiten Welle zum Stillstand brachte, und zusammen mit zu wenig Wind bedeutete das, daß ich doch wieder den Motor starten mußte! Ich ärgere mich schwarz darüber, daß ich schon während der ersten Tage den Dieseltank leeren muß, und ich hoffe wirklich, bald Wind zu finden. Davon abgesehen geht alles seinen gewohnten Gang; ich finde langsam wieder in meinen Bordrhythmus und habe ein SSB-Funknetz gefunden, um mit anderen Seglern sprechen zu können. Zumindest kann ich meine schlechte Laune mit jemandem teilen...

                          Laura



                          1. Oktober 2011

                          Endlich habe ich WIND - Hurra! Sicher, es gibt günstigere Richtungen, aus denen der Wind wehen könnte, aber immerhin weht Wind und 'Guppy' läuft wieder unter Segeln und doppelt so schnell [als mit Motorkraft]. Dadurch, daß 'Gup' hart am Wind segelt, werde ich an Bord ziemlich hin- und hergeschubst. Aber ich habe mich trotzdem nicht davon abhalten lassen, leckere Kekse zu backen und den Rest des Tages damit zu verbringen, sie zu essen und die Wellen zu beobachten. In einer feierlichen Zeremonie habe ich auch einen meiner Kekse für Neptun geopfert... Jetzt habe ich endlich das Gefühl, wieder unterwegs zu sein! Heute bin ich auch einem anderen Schiff begegnet. Es schien ein altes, ganz aus Holz gebautes Fischerboot zu sein. Ich glaube nicht, daß sie mich gesehen haben, und auf meine Anrufe über UKW-Funk haben sie auch nicht reagiert. Daher hab ich einen großen Bogen um sie gemacht und war froh zu wissen, daß ich besser im Ausguck halten bin als sie...

                          Laura



                          2. Oktober 2011

                          So langsam bekomme ich Hoffnung, daß der Wind bleiben wird, und auch irgendwann auf die richtige Richtung drehen wird. Das ist nun noch immer nicht der Fall, und hart am Wind pflügt sich 'Guppy' durch das endlose Blau... Ich stehe mit dem Rücken zur eingeholten Großschot und beobachte die See. Es steht eine hohe, lange Dünung, die man, wenn man nicht hinsieht, gar nicht bemerken würde. 'Guppy' ist zu klein um diese Dünung zu bemerken und geht wie eine Badeente darüber hinweg. Hinauf und wieder hinunter. Im Wellental schwächt sich der Wind etwas ab, und oben angekommen legt sich 'Gup' ein wenig mehr über. Inzwischen reißt mich mein knurrender Magen aus meinen Tagträumen. Yes! Ich habe endlich richtig Hunger und Lust auf leckeres Essen - das ist ein gutes Zeichen. Während der ersten Tage hatte ich nur wenig Hunger und war an Essen nicht so interessiert. Aber mittlerweile kenne ich mich gut genug um zu wissen, daß mein wachsendes Interesse daran ein Zeichen meines sich einstellenden Seerhythmus' ist. Tja, dafür ist nun mal Wind nötig...

                          Laura



                          3. Oktober 2011

                          Die Sonne scheint bereits hell vom Himmel als ich wach werde. Letzte Nacht konnte ich nicht viel schlafen. Ich hatte bereits zwei kleine Lichter - von Schiffen, wie ich dachte - passiert, als ich plötzlich überall am Horizont Lichter sah. Ich habe acht Lichter ausgemacht, aber das Radar zeigte kaum etwas an, und sie schienen sich auch nicht zu bewegen. Positionslichter konnte ich nicht entdecken, und ich fing an mich zu fragen, ob es überhaupt Boote waren, denn über UKW-Funk bekam ich keine Antwort. Nach einer langen Nacht die ich mit dem umsegeln dieser Lichter verbracht habe, wurde es endlich hell. Die schweren nächtlichen Wolken hingen noch in einiger Entfernung um mich herum, und am Horizont konnte ich eine Menge Regenvorhänge sehen. Aber das Geheimnis der Lichter ist gelöst: es war eine Gruppe Fischerboote. Noch bevor das letzte über den Horizont geglitten war, hatte ich mein Fernglas zur Hand genommen und herausgefunden, daß es doch ein Boot gewesen ist. Während 'Guppy' noch immer hart am Wind, aber mittlerweile auf dem richtigen Kurs segelt, habe ich ein wenig Schlaf nachgeholt. Ich genieße das Segeln nun mit vollen Zügen, denn ich habe keinen Grund mehr, mich zu beklagen...

                          Laura



                          4. Oktober 2011

                          Flatter - kloink, flatter - kloink... Hä? Ich bin sofort hellwach; das Boot liegt aufrecht und bewegt sich in den steilen Wellen enorm auf und ab. Der Wind hat sich vollkommen gelegt - er ist einfach futsch. Vom Mond und den Sternen ist nichts mehr zu sehen, dafür aber pechschwarze Wolken. Der Wind bleibt für ein paar Stunden aus und auch die Regenböen lassen noch auf sich warten. Schlafen kann ich ohnehin nicht mehr, und deshalb warte ich auf die erste Regenbö und den zugehörigen Wind. Als die Sonne über den Horizont steigt, sind die Regenböen und die aus allen Richtungen kommenden Winde wieder weg, und mein geliebter, konstanter Wind ist wieder zurück. Wir sind wieder unterwegs. Gut so! Dann kann ich wieder in Ruhe weiterschlafen. Während meiner Kontrollrunde auf Deck entdecke ich, daß sich die Refftrommel der Sturmfock ein wenig nach oben verschoben hat. Eigentlich geht das überhaupt nicht - es sei denn, irgendetwas ist abgebrochen oder die Lager sind nicht in Ordnung. Die Sturmfock läßt sich noch immer problemlos ein- und ausrollen, und ich verstehe noch immer nicht, was passiert ist. Aber ich werde es ganz sicher im Auge behalten. Davon abgesehen schlägt 'Guppy' sich gut. Während mein Leben seinen gewohnten Gang geht, bleibt sie unerschütterlich auf Kurs. Heute habe ich was Schönes gekocht: Braune Bohnen mit Champignons, Speckwürfeln und Schnittbohnen. Mal wieder was anderes als Spaghetti und Reis. Normalerweise koche ich nicht gern, aber ab und zu tut es dem Menschen doch gut, was Leckeres zu essen...

                          Laura



                          5. Oktober 2011

                          Es scheint so als ob der Wind wartet bis ich eingeschlafen bin: 'Ja, sie schläft fast, einen Augenblick noch...' Und dann ist der Wind wieder weg und die Hin-und-Her-Rollparty auf den aus allen Richtungen kommenden Wellen geht wieder los. Ich bin sofort wieder wach und stehe wieder an Deck. Nachdem ich ein paar Stunden mit den Segeln gekämpft hatte, konnte ich das Geräusch ihres hin- und herschlagens nicht mehr ertragen. Die arme 'Gup' winselte bei jedem Schlag, und es tat mir in der Seele weh zu wissen, daß so alles kaputt gehen wird... Also habe ich die Genua halb eingerollt, sodaß sie nirgendwo gegenschlagen kann, habe danach das Großsegel in die Mittelstellung gebracht und festgezurrt, und schließlich 'Mr. Yanmar', meinen kleinen Motor, wieder in Tätigkeit gesetzt. Natürlich kommen wir so nicht wirklich voran... 'Guppy' rollt noch immer heftig, ist aber auf diese Weise weniger ein Spielball der Wellen. Den Rest des Tages war es bewölkt, und erst am Nachmittag kam ein bisschen Wind um die Ecke. Es steht noch immer eine hohe und steile Dünung, aber solange Wind weht, kann ich damit leben. Davon abgesehen geht alles an Bord seinen gewohnten Gang. Von Zeit zu Zeit spreche ich über SSB Funk mit anderen Seglern und habe während der letzten Tage sehr viel gelesen. Es gibt noch immer Bücher an Bord, die ich noch nicht kenne, darunter auch ein paar über meine weniger geliebten Schulfächer der 5. Klasse HAVO [letztes Schuljahr für Laura]. Danach werde ich wieder mit den Büchern anfangen müssen, die ich schon gelesen habe...

                          Laura


                           
                          6. Oktober 2011

                          Aufgrund der Gefahr, daß meine Position durch die Informationen aus meinen Blogs ermittelt werden könnte, werde ich meine Blogs von jetzt an mit einiger Verzögerung veröffentlichen.

                          Laura

                          9. Oktober 2011

                          'Gup' und mir geht es gut. Ab jetzt werde ich regelmäßig in aller Kürze wissen lassen, wie es mir geht. Wie ich bereits geschrieben habe, werde ich die Blogs über meine Erlebnisse erst zu einem späteren Zeitpunkt posten.

                          Laura

                          12. Oktober 2011

                          Bei mir läuft es prima...

                          Laura


                            20. Oktober 2011

                            Es ist traurig, daß ich nicht über alles schreiben kann, denn es gibt Personen, die anhand der Erlebnisse, über die ich berichte, herausfinden könnten, wo ich mich jetzt befinde. Daher hebe ich alle meine Blogs auf und verspreche, sie zu einem späteren Zeitpunkt zu posten. Abgesehen davon bin ich super glücklich über meine Nominierung für den Conny van Rietschoten Preis. Allein dadurch fühle ich mich bereits sehr geehrt.

                            Laura

                            Anmerkung: Der Conny van Rietschoten Preis ist eine der bedeutendsten Auszeichnungen für Segler in den Niederlanden. Die Preisverleihung wird am 17. November stattfinden. Siehe http://www.vanrietschotentrofee.nl/ für mehr Informationen.



                            22. Oktober 2011

                            Die Neuigkeit hat sich inzwischen auch zu mir herumgesprochen, und daher möchte ich dem Niederländischen Nuon Solar Team mit ihrer 'Nuna 6', das ich in Darwin kennengelernt habe, herzlich zu ihrem zweiten Platz gratulieren. Mit einem Auto, das allein mit Sonnenenergie angetrieben wird, innerhalb von einer Woche 3000 Kilometer zurückzulegen, ist schon eine großartige Leistung! In Kürze werde ich das erste fehlende Blog auf meiner Internetseite posten und danach jeden Tag ein weiteres, sodaß jeder meine Erlebnisse wieder verfolgen kann.

                            Laura 


                            24. Oktober 2011

                            Nachtrag vom 6. Oktober 2011

                            Yes! Endlich weht Wind, und obendrein noch aus der richtigen Richtung. Die Dünung hat etwas nachgelassen während der Wind zugelegt hat - in Verbindung mit Sonnenschein machte das die ganze Angelegenheit sofort um einiges angenehmer. Meine Stimmung war nach zwei Nächten mit nur wenig Schlaf ziemlich abgesackt. Aber... eine gute Nachtruhe wirkt Wunder. Ich habe jetzt einen herrlichen Seitenwind, der 'Guppy' mit 7 Knoten [13 km/h] über die Wellen rasen läßt. Ich mußte letzte Nacht nur einmal mein Bett verlassen, und habe daher einiges an Schlaf nachholen können. Folglich hatte ich am anderen Morgen eine völlig neue Sicht auf die Welt und den Horizont. 'Guppy' segelt wieder wunderbar, und ich hoffe, daß das vorläufig so bleibt...

                            Laura



                            25. Oktober 2011

                            Nachtrag vom 7. Oktober 2011

                            Zu früh gefreut... Der Wind ist wieder 'back to normal', sprich: kein Wind, Gegenwind oder umlaufende Winde. Während der letzten zwölf Stunden hatte ich Winde aus allen Richtungen in allen Stärken von 0 bis 10 Knoten [0 - 22 km/h; bis Stärke 4 Bft.]. Na gut, von den 12 Tagen, die ich wieder auf See bin, habe ich gut 24 Stunden gesegelt und konnte eine ganze Nacht lang gut schlafen. Bis jetzt macht diese Überfahrt keine Anstalten, die schönste meiner Reise zu werden. Heute hat es an einem Stück genieselt, und von Zeit zu Zeit gab es kräftige Schauer. Dazwischen wehte manchmal der Wind und 'Guppy' kam etwas voran. Während der restlichen Zeit schaukelte sie nur auf dem Wasser. Aber alles in allem war es ein perfekter Tag, um mich mal wieder in meine Schulbücher zu vertiefen. Das Geräusch der auf das Deck fallenden Regentropfen und das hin- und herrollen des Bootes während ich drinnen las und mir Essen einverleibte, hatte schon etwas für sich. Aber ich hoffe, daß sich das bald bessert, denn sonst gehen mir während dieser Überfahrt wirklich die Bücher aus...

                            Laura


                            26. Oktober 2011

                            Nachtrag vom 8. Oktober

                            Natürlich habe ich noch immer keinen Wind, zumindest aber ein wenig Sonnenschein. Obwohl... ich sollte den Tag nicht vor dem Abend loben, denn am Horizont hängen schon wieder die ersten Regenböen bereit, um über mich herzufallen. Ich bin froh, daß wenigstens die Sonne scheint, denn dann können die Solarzellen die Akkus mal wieder gut aufladen. Im Moment weht auch etwas Wind. Aber so ganz bin ich nicht davon überzeugt, daß das so bleiben wird. Vielleicht ist der Gott des Windes so gnädig, mir eine gute Nachtruhe zu gönnen, damit ich morgen wieder fit bin für den Kampf. Ich habe auch wieder blinde Passagiere an Bord - dieses Mal sind es Ameisen! Das ist nicht so abwegig, denn in Darwin wimmelte es nur so von Ameisen. Zum Glück ist es eine kleine Ameisenart, die nicht beißt. Ab und zu rennt eine von ihnen über die Anrichte. Jedenfalls sorgen sie dafür, daß ich die Küche megasauber halte und den Abwasch beizeiten erledige, denn ich habe wirklich keine Lust auf einen Ameisenhaufen...

                            Laura


                            27. Oktober 2011

                            Nachtrag vom 9. Oktober

                            Tja, ich habe noch immer keinen Wind. Daher habe ich heute Nacht den Motor angeworfen und bin mit gemächlichen 3 Knoten weitergefahren um zu verhindern, daß 'Guppy' sich quer zur Dünung legt. Jedenfalls habe ich dadurch einigermaßen schlafen können. Mitten in der Nacht gab es eine Stunde lang viel Wind, verursacht durch eine Bö mit Regen und Unwetter. Nach einigem Zögern habe ich aber doch beschlossen, alles beim Alten zu belassen, denn eine zusätzliche Stunde Schlaf ist viel mehr wert als die paar Seemeilen, die ich unter Segeln hätten zurücklegen können. Am Tag schaukele ich weiter und versuche, mit den Segeln spielend, auch den kleinsten Windhauch auszunutzen. Heute war das Wetter wunderbar, die Sonne schien und es war nicht zu warm. Die Zeit fängt langsam an, zu zerfließen. Ich habe mich damit abgefunden, daß kein Wind weht, und ich genieße es im Augenblick noch. Ich würde ohnehin nicht schnell wieder Land zu sehen bekommen, egal ob Wind weht oder nicht. Und solange keine hohe Dünung steht, ist das Leben an Bord sehr bequem...

                            Laura

                            Zeilmeisje Laura Dekker

                            8. September 2011

                            Nachdem ich seit etwa zwei Wochen in Darwin bin, ist endlich auch mein Vater hier angekommen. Ich konnte es nicht abwarten, und zusammen mit Jillian habe ich ihn heute Nacht um 4 Uhr vom Flughafen abgeholt. Das hatte er überhaupt nicht erwartet, und er war ziemlich überrascht und hat sich sehr gefreut. Wir hatten uns so viel zu erzählen, so daß die paar Stunden, die wir schlafen konnten, schon wieder vorbei waren, und Darwin sich wieder in Tageslicht hüllte, bevor wir es so richtig merkten... Danach haben wir 'Guppys' Wehwehchen begutachtet, und Papa fand, daß ich die meisten Probleme gut gelöst habe. Das ist doch ein guter Anfang.

                            Laura

                              Zeilmeisje Laura Dekker
                              9. September 2011

                              Gestern Abend habe ich im Darwin Sailing Club einen Vortrag gehalten. Zuerst vor einer Gruppe Kinder, und danach vor einer großen Gruppe Erwachsener. Und natürlich mußte ich meinen Vortrag auf Englisch halten, aber ich bekam danach so viele nette Reaktionen, daß ich denke, daß ich das wohl ganz gut gemacht habe. Inzwischen segeln immer mehr Boote weg in Richtung des Roten Meeres und Südafrika. Wir haben wieder ein SSB Funknetz aufgebaut für Segler, die in westlicher Richtung über den Indischen Ozean segeln. Leider habe ich im Augenblick so viel zu tun, daß ich das meistens vergesse. Aber sobald ich wieder auf See bin, wird es wieder ganz schön sein, Kontakt mit anderen Jachten halten zu können.

                              Laura


                                Zeilmeisje Laura Dekker
                                10. September 2011

                                Nachdem ich meinen Vortrag gehalten hatte, war meine Überraschung riesengroß. Der Carbon Club Darwin wird die Kosten für die Reparatur meiner alten Segel sponsern. Ich bin darüber sehr glücklich, denn jetzt kann ich ruhigen Herzens daran gehen, all die anderen kleinen Problemchen auf 'Guppy' zu lösen. Zusammen mit meinem Vater habe ich mit der Arbeit am Auspuff des Yanmar Motors, der noch immer undicht ist, begonnen. Aber bevor wir damit anfangen konnten, mußte zunächst alles an Bord aufgeräumt werden. Ich habe nämlich herausgefunden, daß, wenn man in einem Durcheinander arbeitet, es nur noch mehr Durcheinander und noch mehr Arbeit ergibt. Also habe ich die Kabine von vorn bis achtern aus- und wider eingeräumt, mit dem Unterschied, daß ich jetzt genau weiß, was ich alles an Bord meines sauberen Bootes habe. Das Resultat davon war mein mit vier prallvollen Müllsäcken beladenes Dinghy - laut Jillian und meinem Vater befand sich in den Müllsäcken überflüssiger Abfall... Ich habe immer ein bisschen Schwierigkeiten damit, Dinge wegzuwerfen. Wenn man dauernd beschäftigt ist, fliegen die Tage nur so vorbei, und der Tag, an dem ich wieder die Segel setzen werde, rückt stets näher. Ich habe heute schon mal ein paar Einkäufe erledigt, und morgen werde ich die Dieseltanks auffüllen. Inzwischen habe ich mich auch für die Route entschieden, die mich wieder in den Atlantik bringen wird. Leider kann ich Euch darüber noch nichts sagen, denn auch die Piraten arbeiten mit dem Internet...

                                Laura

                                Zeilmeisje Laura Dekker

                                11. September 2011

                                Nach und nach fahren alle Segler aus der Fannie Bay ab. Henk ist mit seiner 'Sogno d'Oro' bereits vor zwei Tagen in Richtung der Cocos Keeling Inseln oder der Weihnachtsinsel aufgebrochen. Aber ich werde sicherlich noch bis zu meinem Geburtstag hierbleiben. Darüber bin ich sehr froh, denn ich finde Darwin prima. Daneben muß 'Guppy' auch noch aus dem Wasser heraus, und jedes Mal, wenn wir etwas auf unserer Liste abgehakt haben, finden wir etwas Neues, woran wir noch arbeiten müssen. Aber allmählich verwandelt sich 'Guppy' wieder in ein seetüchtiges Boot. Inzwischen hat es hier auch zum ersten Mal seit meiner Ankunft geregnet! Eine Windhose kam ganz nah vorbei. Das bedeutet, daß die Regenzeit bevorsteht. Aber zum Glück ist es im Allgemeinen noch immer trocken und heiß...

                                Laura


                                  Zeilmeisje Laura Dekker
                                  13. September 2011

                                  Als mir der Wecker in den Ohren dröhnt, ist es 4 Uhr morgens und eiskalt bei 18° Außentemperatur! Wir holen den Anker auf, und ich manövriere 'Guppy' langsam zwischen den vor Anker liegenden Booten hindurch und näher zum Strand. Noch zehn Zentimeter, noch fünf... Grundberührung. Zehn Minuten später liegt 'Guppy' felsenfest an zwei Pfählen, die dafür da sind, um mit Yachten, die einen Kiel haben, trockenzufallen. Das Wasser sinkt immer weiter und gibt allmählich den Blick auf das Unterwasserschiff frei. Ich habe eine preiswertere Lösung gefunden, um 'Guppy' aus dem Wasser herauszuholen. Der Tidenhub beträgt hier 7 Meter, und die dadurch entstehenden Strömungen können sehr ärgerlich sein, aber man natürlich auch Vorteile daraus ziehen. Bei Sonnenaufgang beginnen wir mit der Arbeit. Zunächst muß der Bewuchs mit Hilfe von Spachteln komplett abgeschabt werden. Das geht viel einfacher als wir gedacht haben, und wir können sogar schon eine Schicht Antifouling auftragen. Nachdem wir neun Stunden lang schwer gearbeitet haben, kommt die Flut, und wir müssen gut aufpassen, damit 'Guppy' nicht durch die Dünung und den Wind gegen die Pfähle knallt. Wir können schnell etwas essen und die Wäsche waschen bevor die Ebbe wieder einsetzt, und wir eine weitere Schicht Antifouling aufbringen können. Es ist schon mitten in der Nacht, als ich in mein Bett krieche. Das vertraute Plätschern des Wassers gegen den Rumpf ist nicht zu hören, und Guppy wiegt mich nicht, wie sonst immer, in den Schlaf. Sie steht hoch und trocken auf dem Strand, 100 Meter vom Wasser entfernt. Ich fühle mich wie ein Fisch auf dem Trockenen... Aber gegen 5 Uhr am nächsten Morgen schwimmt sie zum Glück wieder, und wir gehen vor Anker. Es ist das erste Mal seit einem Jahr, daß 'Guppy' aus dem Wasser heraus war. Ich bin froh, daß ich das nun hinter mir habe, denn ich war doch ein bisschen nervös, als 'Guppy' auf dem Trockenen stand. Aber die Mühe hat sich gelohnt, denn nun kann sie es wieder für eine Weile mit der See aufnehmen.

                                  Laura



                                    Zeilmeisje Laura Dekker

                                    14. September 2011

                                    Heute bin ich eingeladen worden, um mir das Niederländische Solarauto, das an dem berühmten, 3000 Kilometer langen Rennen von Darwin nach Adelaide [World Solar Challenge] teilnehmen wird, anzusehen. Abgesehen davon, daß ich das natürlich sehr gern getan habe, war es eine schöne Abwechslung zu all der Arbeit an Guppy. Das aus Karbon gefertigte Auto ist noch leichter als ich dachte. Es sind erstaunlich viele Faktoren, die mit im Spiel sind, um ein solches Auto so schnell wie nur möglich zu machen, und es war wirklich sehr interessant. 'Guppys' ganze Bordelektrik ist auch solarbetrieben, aber das hier ist doch etwas ganz Anderes... Es ist richtige High Tech, und ich bin noch immer ziemlich beeindruckt. Aber ebenso geheimnisvoll wie das Auto für mich war, so geheimnisvoll war meine Reise für sie, und folglich haben wir uns gegenseitig viele Fragen gestellt. Daher weiß ich nun etwas besser bescheid, wie ein solches Auto funktioniert, und was zu so einem Rennen dazugehört. Im Gegenzug wissen sie jetzt mehr über meine Weltreise.

                                    Laura

                                    Mehr Informationen: http://www.nuonsolarteam.nl/

                                    Zeilmeisje Laura Dekker
                                    16. September 2011

                                    Während mein Vater damit beschäftigt war, ein Problem im elektrischen System zu lösen, bin ich guten Mutes daran gegangen, die Filter beider Motoren auszutauschen und das Öl zu wechseln. Auf halbem Wege merkte ich, daß ich gar keine Ersatzfilter für den Volvo Motor an Bord hatte! Aber für den Yanmar habe ich drei Stück! Hm... wahrscheinlich habe ich letztes Jahr einen kleinen Blackout gehabt. Hier an neue Filter zu kommen schien nicht ganz einfach zu werden. Auch die reparierten Segel sind wieder an Bord, aber als wir sie heute genauer ansahen, wurde uns klar, daß sie nicht gut repariert worden waren. Also mußten sie wieder zurück zum Segelmacher... Zum Glück hat die Firma Zwaan Sails in den Niederlanden neue Segel angefertigt, die mein Vater nach Darwin mitgebracht hat. Damit habe ich jetzt wieder einen neuen Satz Segel, werde aber zum Grück die alten als Reservesegel behalten können. Mit einem großen Seufzer sah ich meine 'To-Do' Liste immer länger anstatt kürzer werden... Bis ich jemanden mit einem Auto und genug Zeit fand. Die Tour zu den Filtern im Volvo Marine Shop wurde so viel einfacher. Eineinhalb Stunden landeinwärts wohlgemerkt! Die Landschaft ähnelte mehr einer Wüste. Aber sie hatten meine Filter. Und so ist auch dieses Problem wieder gelöst, und ganz nebenbei habe ich wieder etwas mehr von Australien gesehen.

                                    Laura



                                      Zeilmeisje Laura Dekker

                                      18. September 2011

                                      Nun, da alle bekannten Probleme gelöst sind, ging ich auf die Suche nach den versteckten Problemen, und ich entdeckte, daß eines der Achterstags das Deck ein wenig angehoben hatte. Aber mit einer Stahlplatte, die unter Deck montiert wird, sollte das Problem zu lösen sein. Einfach ein Stück Winkeleisen, die gewöhnlich auf Schrottplätzen oder Werften zu finden sind. Natürlich nicht, wenn man sowas dringend braucht... Daher waren Papa und ich 10 Minuten später auf dem Weg zum Baumarkt, wo wie mit dem Bus ganz einfach hinkommen werden, wie wir glaubten... Wegen eines Marktes etwas weiter weg, war der Busverkehr am Morgen [in der Nähe des Jachtclubs] eingestellt worden, und so mußten wir zur nächsten Bushaltestelle laufen. Dort angekommen wurde uns klar, daß der Bus gerade abgefahren war, und wir eine halbe Stunde auf den nächsten warten müssten. OK, dann doch lieber laufen... und natürlich kam, nachdem wir 200 Meter die Straße hinunter gelaufen waren, der Bus vorbeigefahren! Nachdem wir ein paar Kilometer in all der Hitze gelaufen waren, hatten wir die Hälfte des Weges geschafft, und glücklicherweise sah ich ein 'M' von McDonalds durch die Büsche blitzen. Dort haben wir Rast gemacht und herrliche Milchshakes genossen. Nach ein paar weiteren Kilometern waren wir endlich dort, wo wir hin mußten, und nachdem wir zehnmal den ganzen Baumarkt abgesucht hatten, fanden wir schließlich eine Eisenplatte, die ganz genau passte. Als wir aus dem Baumarkt herauskamen, sahen wir den Bus ankommen, und mit einem kurzen Sprint haben wir ihn ganz knapp erwischt. Als wir dort so schön und bequem saßen, vergaßen wir, beim Jachtclub auszusteigen; wir haben dann beschlossen, bis zum Supermarkt durchzufahren. Dort angekommen haben wir ein paar Einkäufe erledigt - und natürlich die Eier für die Pfannkuchen fürs Abendessen vergessen. Zum Glück war das Restaurant am Jachtclub so freundlich, uns ein paar Eier zu überlassen, so daß wir abends doch noch ein paar Pfannkuchen im Cockpit genießen konnten.

                                      Laura


                                        Zeilmeisje Laura Dekker

                                        21. September 2011

                                        Nach der riesigen Menge Torte und den Donuts gestern, hatte ich den heutigen Tag zum verdauen nötig... Es passiert nicht alle Tage, daß ich so viele Köstlichkeiten vor meiner Nase stehen habe, und ich hatte einen guten Grund, mir einen großen Teil davon zuzueignen... Heute hatten wir die allerletzten Donuts zum Frühstück... Zusammen mit ein paar Freunden und meinem Vater hatte ich doch noch einen super 16. Geburtstag hier am anderen Ende der Welt - meinen zweiten und, wenn alles gut geht, letzten Geburtstag während meiner ersten Weltumsegelung. Eigentlich wollte ich hier auch gleich meinen Autoführerschein machen. Schade, daß dafür jetzt keine Zeit mehr ist, denn innerhalb einer Woche werde ich 'Guppys' Nase auf den Indischen Ozean richten. Sie ist wieder in einem guten Zustand, und ich kann langsam mit den normalen Vorbereitungen beginnen: Wasser holen, 'Guppy' aufräumen, alles nochmal kontrollieren und dann in ein paar Tagen ausklarieren. Meine Freundin Jillian sitzt schon wieder im Flugzeug und ist auf dem Weg nach Hause, und auch mein Vater wird nur noch für zwei Tage das warme Wetter hier genießen können. Dann wird es auch für mich wirklich an der Zeit sein, Darwin und Australien hinter mir zu lassen.

                                        Laura


                                        Zeilmeisje Laura Dekker
                                        23. September 2011

                                        Zu allererst möchte ich mich bei allen, die mir per Telefon, SMS, e-Mail, Postkarte oder durch einen Eintrag in mein Gästebuch zu meinem Geburtstag gratuliert haben, bedanken. All die Geselligkeit hier, die Torte und die mit Ballons verzierte 'Guppy' - wirklich, dieser Tag war sehr festlich für mich. Jetzt stehe ich mit meinen Schiffspapieren und meinem Pass beim Zoll in der Stadt, um noch mehr Papierkram zu erledigen. Mein geplantes Abreisedatum? Hmm... morgen. Geplantes Ankunftsdatum? Keine Ahnung... Neben mir steht jemand, der auch ausklarieren möchte um danach nach Indonesien zu segeln. Das soll seine erste große Reise werden, erklärt er mir stolz. Wie lange ich denn schon unterwegs bin, möchte er wissen. Ähh... seit mehr als einem Jahr. Von Holland bis hierher? Ja... das verschlägt ihm erst mal die Sprache, aber dann fragt er mich, wie alt ich eigentlich bin. 'Fünfzehn', sage ich stolz, korrigiere mich aber sofort selbst - ich bin ja schon 16. Daran muß ich mich erst noch gewöhnen... Mein Vater sitzt inzwischen wieder im Flugzeug nach Holland. Die Wasser- und Dieseltanks sind voll, und ich bin klar zur Abreise. Noch eine Nacht, und dann werde ich Darwin wieder hinter mir lassen. Die Zeit ist wirklich vorbeigeflogen. Ich habe sehr viele nette Menschen kennengelernt, und ich war sehr erstaunt, daß Segeln hier ein ganz normales Schulfach ist. Des Weiteren möchte ich dem Darwin Sailing Club und insbesondere David herzlich für alles, was sie für mich getan haben, danken. Ich werde Alles und Jeden hier vermissen. Tja, das gehört nun mal dazu, wenn man um die Welt reist. Vor mir liegen wieder viele Meilen, die mich zu meinem nächsten, schönen Ziel bringen werden. Ich würde zwar gern darüber berichten, aber leider kann ich das nicht...

                                        Laura


                                        Zeilmeisje Laura Dekker
                                        26. September 2011

                                        Nach einer letzten, guten Nachtruhe habe ich im ersten Morgengrauen Darwin in meinem Kielwasser nachgeblickt, bis außer Wasser nichts mehr zu sehen war - und vor mir lag noch mehr Wasser... und ein Containerschiff! Und noch eins, und noch eins, und noch eins, aber allmählich wird es doch ein wenig ruhiger. Alles läuft wunderbar! Ich fange langsam an, mich wieder an das Leben auf dem Wasser anzupassen, und auch die Ruhe ist zurück an Bord von 'Guppy'. Jedoch könnte der Wind aus einer günstigeren Richtung wehen, trotzdem bin ich froh, daß überhaupt Wind weht... Im Augenblick kann ich zu meinem Erstaunen gut damit umgehen, und wir segeln mit einer Geschwindigkeit von 2 Knoten [3,7 km/h] auf einem Kurs, der weit davon entfernt ist, ideal zu sein, wie ich auf dem GPS sehen kann. Wenn ich eines während meiner Reise gelernt habe, dann das, es nicht eilig damit haben zu dürfen, mein nächstes Ziel zu erreichen. Und daher sind wir letzte Nacht immer weiter und weiter von unserem Kurs abgetrieben, haben es aber schließlich doch noch geschafft, ein wenig in die richtige Richtung zu segeln - zumindest habe ich gut geschlafen...

                                        Laura


                                        Zeilmeisje Laura Dekker

                                        27. September 2011

                                        Tja, und dann verließ mich der Wind endgültig... und darum werfe ich den kleinen Motor an, und zum ersten Mal seit der Abfahrt aus Darwin steuere ich 'Guppys' Nase in die richtige Richtung. Ich hole alle Segel ein und rolle die Genua ein. Aber... Moment mal, warum will sich die Genua denn nicht einrollen lassen? Oh nein... Der einzige Grund, den ich mir denken kann, ist, daß sich die Schot der Genua im Vorstag verfangen hat. Da es aber es mitten in der Nacht ist, kann ich das Problem selbst mit Hilfe meines Scheinwerfers nicht finden. Na ja, heute Nacht wird wohl kein Wind mehr kommen, daher kann das Problem ruhig bis morgen warten. Früh am nächsten Morgen stehe ich bereits wieder auf dem Vordeck in der brütend heißen Sonne - nicht ein Lüftchen weht, um mich etwas abzukühlen -, und starre nach oben, während ich so lange an der Genua und dem Fall zerre, bis alles wieder dort ist, wo es hingehört. Nachdem ich das Fall gut festgezurrt habe, scheint das Problem gelöst zu sein. Dann strecke ich mich im Cockpit aus und genieße die aufgehende Sonne - im Schatten, wohlgemerkt! Dieser komische, treibende 'Sand', dem ich schon in der Arafurasee begegnet bin, treibt auch jetzt wieder um mich herum; große, gelbbraune Felder, die das endlose Blau des Meeres unterbrechen... Und das, wo ich 'Guppys' Rumpf doch gerade blitzblank geputzt hatte! Davon abgesehen ist die See ein einziger, großer Spiegel ohne ein Anzeichen von Wind. Es wird wohl ein heißer Tag werden...

                                        Laura


                                        Zeilmeisje Laura Dekker
                                        28. September 2011

                                        Ich strecke mich während ich von der heißen Morgensonne nach draußen gejagt werde. Natürlich hat das Fahren mit Motorkraft auch seine Vorteile: ich kann den elektrischen Autopiloten einschalten, und das Boot liegt ruhig und gerade im Wasser. Aber ich will doch endlich wieder segeln können. Und warum brennt die Sonne denn so heiß?! Während ich in der Kombüse dabei bin, mein Frühstück zuzubereiten, weht mir ein fauliger Lufthauch um die Nase. Und der wird noch kräftiger als ich die Tür meines nicht angeschlossenen Kühlschranks öffne. Nein, nicht schon wieder! Ich habe mal wieder etwas in meinem Kühlschrank, der schon seit ein paar Tagen abgeschaltet ist, vergessen. Letztes Mal war es eine Gurke, die kaum wiederzuerkennen war, und jetzt sind ein paar Scheiben Schinken die Opfer. Es weht noch immer kein Wind, und während der Yanmar Motor brav weitertuckert, wandere ich weiter im Cockpit herum und versuche dabei, im Schatten zu bleiben. Und so kriecht ein weiterer Tag vorbei...

                                        Laura


                                        Zeilmeisje Laura Dekker
                                        29. September 2011

                                        Piep, piep, piep... Schon wieder werde ich [vom Alarmsystem] aus dem Schlaf gerissen, aber dieses Mal ist es nicht wegen eines Schiffs. Als es langsam hell wird und ich meine Kontrollrunde mache, kann ich eine Bohrinsel am Horizont sehen, die quälend langsam näher kommt. Vom Wind ist noch immer nichts zu sehen, und wenn sich nachts die Sterne im Wasser spiegeln, scheint es, als würden wir durch den Weltraum schweben... Nun spiegeln sich die Wolken in dem sich leicht kräuselnden Wasser. Die Bohrinsel ist schon wieder achteraus außer Sicht gekommen, als ich einen Windhauch spüre, der sich langsam zu einer leichte Briese steigert. Und anstelle des Motorenlärms ist da jetzt das Geräusch der Wellen, die von 'Guppys' Bug zerteilt werden. Leider weht der Wind nicht aus der richtigen Richtung. Wir in segeln zwar, aber in die falsche Richtung. Aber im Augenblick bin ich einfach nur froh, daß überhaupt Wind weht. Mir bleibt nur zu hoffen, daß der Wind irgendwann aus der richtigen Richtung wehen wird...

                                        Laura


                                        Zeilmeisje Laura Dekker
                                        30. September 2011

                                        Der Wind wehte die ganze Nacht hindurch und fing sogar an, auf eine günstigere Richtung zu drehen. Ich begann, ein bisschen Hoffnung zu bekommen, daß 'Gup' endlich den Wind gefunden hat, als ich schließlich doch wieder mit flatternden Segeln bei einer Geschwindigkeit von 0,0 Knoten im Stich gelassen wurde... Diese Gegend ist berüchtigt für wenig Wind, und daher habe ich den Motor wieder angeworfen um einen Ort zu finden, an dem es Wind gibt. Aber als der Wind von seinem Morgenschlaf erwachte, brachte er auch eine ärgerliche Dünung mit, die 'Guppy' bei jeder zweiten Welle zum Stillstand brachte, und zusammen mit zu wenig Wind bedeutete das, daß ich doch wieder den Motor starten mußte! Ich ärgere mich schwarz darüber, daß ich schon während der ersten Tage den Dieseltank leeren muß, und ich hoffe wirklich, bald Wind zu finden. Davon abgesehen geht alles seinen gewohnten Gang; ich finde langsam wieder in meinen Bordrhythmus und habe ein SSB-Funknetz gefunden, um mit anderen Seglern sprechen zu können. Zumindest kann ich meine schlechte Laune mit jemandem teilen...

                                        Laura


                                        Zeilmeisje Laura Dekker
                                        1. Oktober 2011

                                        Endlich habe ich WIND - Hurra! Sicher, es gibt günstigere Richtungen, aus denen der Wind wehen könnte, aber immerhin weht Wind und 'Guppy' läuft wieder unter Segeln und doppelt so schnell [als mit Motorkraft]. Dadurch, daß 'Gup' hart am Wind segelt, werde ich an Bord ziemlich hin- und hergeschubst. Aber ich habe mich trotzdem nicht davon abhalten lassen, leckere Kekse zu backen und den Rest des Tages damit zu verbringen, sie zu essen und die Wellen zu beobachten. In einer feierlichen Zeremonie habe ich auch einen meiner Kekse für Neptun geopfert... Jetzt habe ich endlich das Gefühl, wieder unterwegs zu sein! Heute bin ich auch einem anderen Schiff begegnet. Es schien ein altes, ganz aus Holz gebautes Fischerboot zu sein. Ich glaube nicht, daß sie mich gesehen haben, und auf meine Anrufe über UKW-Funk haben sie auch nicht reagiert. Daher hab ich einen großen Bogen um sie gemacht und war froh zu wissen, daß ich besser im Ausguck halten bin als sie...

                                        Laura


                                        Zeilmeisje Laura Dekker
                                        2. Oktober 2011

                                        So langsam bekomme ich Hoffnung, daß der Wind bleiben wird, und auch irgendwann auf die richtige Richtung drehen wird. Das ist nun noch immer nicht der Fall, und hart am Wind pflügt sich 'Guppy' durch das endlose Blau... Ich stehe mit dem Rücken zur eingeholten Großschot und beobachte die See. Es steht eine hohe, lange Dünung, die man, wenn man nicht hinsieht, gar nicht bemerken würde. 'Guppy' ist zu klein um diese Dünung zu bemerken und geht wie eine Badeente darüber hinweg. Hinauf und wieder hinunter. Im Wellental schwächt sich der Wind etwas ab, und oben angekommen legt sich 'Gup' ein wenig mehr über. Inzwischen reißt mich mein knurrender Magen aus meinen Tagträumen. Yes! Ich habe endlich richtig Hunger und Lust auf leckeres Essen - das ist ein gutes Zeichen. Während der ersten Tage hatte ich nur wenig Hunger und war an Essen nicht so interessiert. Aber mittlerweile kenne ich mich gut genug um zu wissen, daß mein wachsendes Interesse daran ein Zeichen meines sich einstellenden Seerhythmus' ist. Tja, dafür ist nun mal Wind nötig...

                                        Laura


                                        Zeilmeisje Laura Dekker
                                        3. Oktober 2011

                                        Die Sonne scheint bereits hell vom Himmel als ich wach werde. Letzte Nacht konnte ich nicht viel schlafen. Ich hatte bereits zwei kleine Lichter - von Schiffen, wie ich dachte - passiert, als ich plötzlich überall am Horizont Lichter sah. Ich habe acht Lichter ausgemacht, aber das Radar zeigte kaum etwas an, und sie schienen sich auch nicht zu bewegen. Positionslichter konnte ich nicht entdecken, und ich fing an mich zu fragen, ob es überhaupt Boote waren, denn über UKW-Funk bekam ich keine Antwort. Nach einer langen Nacht die ich mit dem umsegeln dieser Lichter verbracht habe, wurde es endlich hell. Die schweren nächtlichen Wolken hingen noch in einiger Entfernung um mich herum, und am Horizont konnte ich eine Menge Regenvorhänge sehen. Aber das Geheimnis der Lichter ist gelöst: es war eine Gruppe Fischerboote. Noch bevor das letzte über den Horizont geglitten war, hatte ich mein Fernglas zur Hand genommen und herausgefunden, daß es doch ein Boot gewesen ist. Während 'Guppy' noch immer hart am Wind, aber mittlerweile auf dem richtigen Kurs segelt, habe ich ein wenig Schlaf nachgeholt. Ich genieße das Segeln nun mit vollen Zügen, denn ich habe keinen Grund mehr, mich zu beklagen...

                                        Laura


                                        Zeilmeisje Laura Dekker
                                        4. Oktober 2011

                                        Flatter - kloink, flatter - kloink... Hä? Ich bin sofort hellwach; das Boot liegt aufrecht und bewegt sich in den steilen Wellen enorm auf und ab. Der Wind hat sich vollkommen gelegt - er ist einfach futsch. Vom Mond und den Sternen ist nichts mehr zu sehen, dafür aber pechschwarze Wolken. Der Wind bleibt für ein paar Stunden aus und auch die Regenböen lassen noch auf sich warten. Schlafen kann ich ohnehin nicht mehr, und deshalb warte ich auf die erste Regenbö und den zugehörigen Wind. Als die Sonne über den Horizont steigt, sind die Regenböen und die aus allen Richtungen kommenden Winde wieder weg, und mein geliebter, konstanter Wind ist wieder zurück. Wir sind wieder unterwegs. Gut so! Dann kann ich wieder in Ruhe weiterschlafen. Während meiner Kontrollrunde auf Deck entdecke ich, daß sich die Refftrommel der Sturmfock ein wenig nach oben verschoben hat. Eigentlich geht das überhaupt nicht - es sei denn, irgendetwas ist abgebrochen oder die Lager sind nicht in Ordnung. Die Sturmfock läßt sich noch immer problemlos ein- und ausrollen, und ich verstehe noch immer nicht, was passiert ist. Aber ich werde es ganz sicher im Auge behalten. Davon abgesehen schlägt 'Guppy' sich gut. Während mein Leben seinen gewohnten Gang geht, bleibt sie unerschütterlich auf Kurs. Heute habe ich was Schönes gekocht: Braune Bohnen mit Champignons, Speckwürfeln und Schnittbohnen. Mal wieder was anderes als Spaghetti und Reis. Normalerweise koche ich nicht gern, aber ab und zu tut es dem Menschen doch gut, was Leckeres zu essen...

                                        Laura


                                        Zeilmeisje Laura Dekker
                                        5. Oktober 2011

                                        Es scheint so als ob der Wind wartet bis ich eingeschlafen bin: 'Ja, sie schläft fast, einen Augenblick noch...' Und dann ist der Wind wieder weg und die Hin-und-Her-Rollparty auf den aus allen Richtungen kommenden Wellen geht wieder los. Ich bin sofort wieder wach und stehe wieder an Deck. Nachdem ich ein paar Stunden mit den Segeln gekämpft hatte, konnte ich das Geräusch ihres hin- und herschlagens nicht mehr ertragen. Die arme 'Gup' winselte bei jedem Schlag, und es tat mir in der Seele weh zu wissen, daß so alles kaputt gehen wird... Also habe ich die Genua halb eingerollt, sodaß sie nirgendwo gegenschlagen kann, habe danach das Großsegel in die Mittelstellung gebracht und festgezurrt, und schließlich 'Mr. Yanmar', meinen kleinen Motor, wieder in Tätigkeit gesetzt. Natürlich kommen wir so nicht wirklich voran... 'Guppy' rollt noch immer heftig, ist aber auf diese Weise weniger ein Spielball der Wellen. Den Rest des Tages war es bewölkt, und erst am Nachmittag kam ein bisschen Wind um die Ecke. Es steht noch immer eine hohe und steile Dünung, aber solange Wind weht, kann ich damit leben. Davon abgesehen geht alles an Bord seinen gewohnten Gang. Von Zeit zu Zeit spreche ich über SSB Funk mit anderen Seglern und habe während der letzten Tage sehr viel gelesen. Es gibt noch immer Bücher an Bord, die ich noch nicht kenne, darunter auch ein paar über meine weniger geliebten Schulfächer der 5. Klasse HAVO [letztes Schuljahr für Laura]. Danach werde ich wieder mit den Büchern anfangen müssen, die ich schon gelesen habe...

                                        Laura


                                        Zeilmeisje Laura Dekker
                                        6. Oktober 2011

                                        Aufgrund der Gefahr, daß meine Position durch die Informationen aus meinen Blogs ermittelt werden könnte, werde ich meine Blogs von jetzt an mit einiger Verzögerung veröffentlichen.

                                        Laura

                                        9. Oktober 2011

                                        'Gup' und mir geht es gut. Ab jetzt werde ich regelmäßig in aller Kürze wissen lassen, wie es mir geht. Wie ich bereits geschrieben habe, werde ich die Blogs über meine Erlebnisse erst zu einem späteren Zeitpunkt posten.

                                        Laura

                                        12. Oktober 2011

                                        Bei mir läuft es prima...

                                        Laura


                                        Zeilmeisje Laura Dekker
                                        20. Oktober 2011

                                        Es ist traurig, daß ich nicht über alles schreiben kann, denn es gibt Personen, die anhand der Erlebnisse, über die ich berichte, herausfinden könnten, wo ich mich jetzt befinde. Daher hebe ich alle meine Blogs auf und verspreche, sie zu einem späteren Zeitpunkt zu posten. Abgesehen davon bin ich super glücklich über meine Nominierung für den Conny van Rietschoten Preis. Allein dadurch fühle ich mich bereits sehr geehrt.

                                        Laura

                                        Anmerkung: Der Conny van Rietschoten Preis ist eine der bedeutendsten Auszeichnungen für Segler in den Niederlanden. Die Preisverleihung wird am 17. November stattfinden. Siehe http://www.vanrietschotentrofee.nl/ für mehr Informationen.




                                        Zeilmeisje Laura Dekker
                                        22. Oktober 2011

                                        Die Neuigkeit hat sich inzwischen auch zu mir herumgesprochen, und daher möchte ich dem Niederländischen Nuon Solar Team mit ihrer 'Nuna 6', das ich in Darwin kennengelernt habe, herzlich zu ihrem zweiten Platz gratulieren. Mit einem Auto, das allein mit Sonnenenergie angetrieben wird, innerhalb von einer Woche 3000 Kilometer zurückzulegen, ist schon eine großartige Leistung! In Kürze werde ich das erste fehlende Blog auf meiner Internetseite posten und danach jeden Tag ein weiteres, sodaß jeder meine Erlebnisse wieder verfolgen kann.

                                        Laura


                                        24. Oktober 2011

                                        Nachtrag vom 6. Oktober 2011

                                        Yes! Endlich weht Wind, und obendrein noch aus der richtigen Richtung. Die Dünung hat etwas nachgelassen während der Wind zugelegt hat - in Verbindung mit Sonnenschein machte das die ganze Angelegenheit sofort um einiges angenehmer. Meine Stimmung war nach zwei Nächten mit nur wenig Schlaf ziemlich abgesackt. Aber... eine gute Nachtruhe wirkt Wunder. Ich habe jetzt einen herrlichen Seitenwind, der 'Guppy' mit 7 Knoten [13 km/h] über die Wellen rasen läßt. Ich mußte letzte Nacht nur einmal mein Bett verlassen, und habe daher einiges an Schlaf nachholen können. Folglich hatte ich am anderen Morgen eine völlig neue Sicht auf die Welt und den Horizont. 'Guppy' segelt wieder wunderbar, und ich hoffe, daß das vorläufig so bleibt...

                                        Laura



                                        25. Oktober 2011

                                        Nachtrag vom 7. Oktober 2011

                                        Zu früh gefreut... Der Wind ist wieder 'back to normal', sprich: kein Wind, Gegenwind oder umlaufende Winde. Während der letzten zwölf Stunden hatte ich Winde aus allen Richtungen in allen Stärken von 0 bis 10 Knoten [0 - 22 km/h; bis Stärke 4 Bft.]. Na gut, von den 12 Tagen, die ich wieder auf See bin, habe ich gut 24 Stunden gesegelt und konnte eine ganze Nacht lang gut schlafen. Bis jetzt macht diese Überfahrt keine Anstalten, die schönste meiner Reise zu werden. Heute hat es an einem Stück genieselt, und von Zeit zu Zeit gab es kräftige Schauer. Dazwischen wehte manchmal der Wind und 'Guppy' kam etwas voran. Während der restlichen Zeit schaukelte sie nur auf dem Wasser. Aber alles in allem war es ein perfekter Tag, um mich mal wieder in meine Schulbücher zu vertiefen. Das Geräusch der auf das Deck fallenden Regentropfen und das hin- und herrollen des Bootes während ich drinnen las und mir Essen einverleibte, hatte schon etwas für sich. Aber ich hoffe, daß sich das bald bessert, denn sonst gehen mir während dieser Überfahrt wirklich die Bücher aus...

                                        Laura 

                                        26. Oktober 2011

                                        Nachtrag vom 8. Oktober

                                        Natürlich habe ich noch immer keinen Wind, zumindest aber ein wenig Sonnenschein. Obwohl... ich sollte den Tag nicht vor dem Abend loben, denn am Horizont hängen schon wieder die ersten Regenböen bereit, um über mich herzufallen. Ich bin froh, daß wenigstens die Sonne scheint, denn dann können die Solarzellen die Akkus mal wieder gut aufladen. Im Moment weht auch etwas Wind. Aber so ganz bin ich nicht davon überzeugt, daß das so bleiben wird. Vielleicht ist der Gott des Windes so gnädig, mir eine gute Nachtruhe zu gönnen, damit ich morgen wieder fit bin für den Kampf. Ich habe auch wieder blinde Passagiere an Bord - dieses Mal sind es Ameisen! Das ist nicht so abwegig, denn in Darwin wimmelte es nur so von Ameisen. Zum Glück ist es eine kleine Ameisenart, die nicht beißt. Ab und zu rennt eine von ihnen über die Anrichte. Jedenfalls sorgen sie dafür, daß ich die Küche megasauber halte und den Abwasch beizeiten erledige, denn ich habe wirklich keine Lust auf einen Ameisenhaufen...

                                        Laura


                                        27. Oktober 2011

                                        Nachtrag vom 9. Oktober

                                        Tja, ich habe noch immer keinen Wind. Daher habe ich heute Nacht den Motor angeworfen und bin mit gemächlichen 3 Knoten weitergefahren um zu verhindern, daß 'Guppy' sich quer zur Dünung legt. Jedenfalls habe ich dadurch einigermaßen schlafen können. Mitten in der Nacht gab es eine Stunde lang viel Wind, verursacht durch eine Bö mit Regen und Unwetter. Nach einigem Zögern habe ich aber doch beschlossen, alles beim Alten zu belassen, denn eine zusätzliche Stunde Schlaf ist viel mehr wert als die paar Seemeilen, die ich unter Segeln hätten zurücklegen können. Am Tag schaukele ich weiter und versuche, mit den Segeln spielend, auch den kleinsten Windhauch auszunutzen. Heute war das Wetter wunderbar, die Sonne schien und es war nicht zu warm. Die Zeit fängt langsam an, zu zerfließen. Ich habe mich damit abgefunden, daß kein Wind weht, und ich genieße es im Augenblick noch. Ich würde ohnehin nicht schnell wieder Land zu sehen bekommen, egal ob Wind weht oder nicht. Und solange keine hohe Dünung steht, ist das Leben an Bord sehr bequem...

                                        Laura


                                        28. Oktober 2011

                                        Nachtrag vom 10. Oktober

                                        Endlich weht etwas Wind, jedoch ist es draußen so dunkel und grau, daß es fast scheint, als wollten die Wolken 'Guppy' im nächsten Moment verschlucken. Es steht eine Dünung von über vier Metern und seit zwei Wochen fegt eine Regenbö nach der anderen über mich hinweg. Ich habe schon wieder ein Buch ausgelesen, das mir dabei half, alles um mich herum zu vergessen. Während der Überfahrt von Galápagos zu den Marquesas-Inseln hatte ich in der gleichen Zeit fast 2800 Seemeilen [5186 Kilometer] zurückgelegt, und jetzt nur 1500 [2778 Kilometer]! Dieser Ozean hat mir bisher nicht viel Gutes gebracht, und ich werde froh sein, wenn ich ihn hinter mir gelassen habe. Es war echt merkwürdig, daß ich heute zwar den ganzen Tag lang von Regenwolken und -böen umzingelt war, jedoch keinen einzigen Regentropfen abbekommen habe um duschen oder die Wassertanks auffüllen zu können... Na ja, irgendwann wird das Wetter besser werden; ich habe nun auf alle Fälle Wind und werde die bedrohlichen Wolken einfach ignorieren.

                                        Laura


                                        29. Oktober 2011

                                        Nachtrag vom 11. Oktober

                                        Endlich Wind! Ein herrlicher Wind, 'Guppy' fliegt voraus und zum ersten Mal seit wir aus Darwin abgereist sind, haben wir eine ordentliche Strecke zurückgelegt. Heute Morgen mußten mich die Regenböen noch ein wenig ärgern, denn der Wind kam zuerst genau von hinten, dann plötzlich von der Seite und schließlich direkt von vorne... um sich letztendlich doch vollkommen zu legen. In Verbindung mit der hohen Dünung und den Kreuzseen war das überhaupt nicht angenehm. Aber jetzt läuft es prima. Heute konnte ich mich wieder dem Reinigen der Solarzellen widmen. Wie es scheint, entwickelten sie sich zu einer gut besuchten Toilette für Vögel... Das ist überhaupt nicht praktisch, denn dadurch, daß der Himmel während der letzten Tage ziemlich bewölkt war, konnten die Akkus nicht optimal aufgeladen werden. Zumindest habe ich dadurch wieder etwas zu tun.

                                        Laura

                                        30. Oktober 2011

                                        Nachtrag vom 12. Oktober

                                        Heute gab es weder Vogelmist noch Regenböen, dafür aber einen kräftigen Wind. So mögen wir das! Es ist noch immer stark bewölkt, aber ich habe auch die Sonne für ein paar Stunden sehen können, was mich wirklich aufgeheitert hat. Da der Wind weht nun schräg von hinten kommt, habe ich die Genua wieder ausgebaumt. Ich habe mir was Neues ausgedacht, um zu verhindern, daß die Genuaschot vom Spinnakerbaum durchgescheuert wird. Ich habe einfach eine Art 'Opferleine' am Auge und an der Schot der Genua befestigt, die den Spinnakerbaum auf Abstand hält. Diese Leine wird natürlich mit der Zeit durchscheuern, aber das ist nicht so schlimm als wenn die Schot durchscheuern würde. Bis jetzt klappt dieses Experiment prima, aber das habe ich während der ersten Tage auch von den anderen Dingen, die ich ausprobiert habe - Duct Tape, Rescue Tape und um die Schot herumgewickelte Lappen - geglaubt... Aber theoretisch kann es funktionieren. Die Dünung wird immer höher und höher, und ein paar gewaltige Wellen sind schon im Cockpit gelandet - natürlich genau dann, als ich gerade draußen war. Auch bin ich mit ein paar lose herumliegenden Sachen durch das ganze Boot geflogen. Es ist also in 'Guppyland' alles wieder so, wie es sein sollte...

                                        Laura
                                        Thomas Weber
                                        31. Oktober

                                        Nachtrag vom 13. Oktober

                                        Der Wind wird ein wenig zu enthusiastisch für meinen Geschmack... Er weht kräftig und läßt die See toben. Im Gegensatz zum Pazifik sind die Wellen hier steil und hoch, was durch eine enorme Dünung, die aus einer völlig anderen Richtung kommt, verursacht wird. 'Guppy' wird vom Wind vorangetrieben während eine Menge Wellen über das Vordeck spülen. Ich kann den Kajüteneingang nicht länger offen lassen, und wenn ich nach draußen schaue, sehe ich regelrechte Wände aus Wasser vorbeifliegen. Aber 'Guppy' schlägt sich wacker. Ich bin wirklich stolz auf sie und weiß ganz sicher, daß sie weiter durch die Wellen donnern wird bis sich die See irgendwann wieder etwas beruhigt. Für mich bleibt nicht viel mehr zu tun als das Segel im Auge zu behalten [Een oogje in het zeil houden - ein Niederländisches Sprichwort, das in etwa 'wachsam bleiben' bedeutet]. Inzwischen bin ich wieder seit 18 Tagen auf See, und von jetzt an ist diese Überfahrt nach Tagen offiziell die längste meiner Reise.

                                        Laura

                                        Thomas Weber
                                        1. November 2011

                                        Nachtrag vom 14. Oktober

                                        Gestern Abend und heute Nacht hatte ich das Gefühl, Achterbahn zu fahren, denn die Dünung ist mittlerweile höher als sechs Meter. Ich wundere mich noch immer über die Wellen hier. Sie sind total anders als die, denen ich im Atlantik und im Pazifik begegnet bin; sie sind sehr hoch und insbesondere viel steiler. Bislang hatte ich noch nie das Gefühl, daß 'Guppy' von einer Welle erschlagen werden könnte. Aber hier wäre das ohne Weiteres möglich! Das wurde mir gestern Abend drastisch vor Augen geführt, denn auf einmal kam ein riesiger Brecher von der Seite, der brutal über 'Guppy' hinwegrollte. Die arme 'Gup' wurde inmitten eines Berges Gischt mitgeschleift und legte sich auf die Seite! Vom Kajüteneingang aus konnte ich sehen, wie der halbe Ozean in das Cockpit hineinströmte. Während ein paar herumliegende Sachen davon schwammen, richtete 'Guppy' sich wieder auf, und die Windfahnen Selbststeuereinrichtung brachte uns zurück auf Kurs. Die Situation hat sich mittlerweile ein wenig gebessert, und sogar das Cockpit kann gelegentlich trocknen. Aber insgesamt bin ich während der letzten Tage gut vorangekommen und nähere mich schnell meinem nächsten Ziel.

                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        2. November 2011

                                        Nachtrag vom 15. Oktober

                                        Der Wind hat wieder sich wieder gelegt und wir gehen einem weiteren grauen, verregneten Tag entgegen. Ich bin immer noch ziemlich müde, da ich während der vergangenen Tage kaum geschlafen habe, und außerdem vermisse ich die Sonne. Inzwischen kann ich nicht einmal mehr sagen, wann ich die Sonne zum letzten Mal gesehen habe. Alles hier wird mehr und mehr zeitlos. Ich glaube, daß ich mein Zeitgefühl vollkommen verlieren würde, wenn ich nicht jeden Tag mein Tagebuch führen würde. Was macht es denn schon aus, ob ich seit 20 oder 25 Tagen auf See bin? Sonst sind schon ein bis fünf Tage ein gewaltiger Unterschied. Aber ich fühle mich unendlich glücklich hier an Bord von 'Guppy' zwischen all den Wellen, die heute zum Glück nicht mehr ganz so hoch sind. Natürlich gibt es diese Augenblicke, in denen ich lieber an Land wäre, aber auch wenn ich an Land bin gibt es wiederum genug Momente, in denn ich am liebsten wieder auf See wäre. Und so treibt mich meine Neugier auf all die Dinge, die jenseits des Horizonts liegen, ständig weiter voran.

                                        Laura

                                        Nachtrag vom 16. Oktober

                                        Zur Abwechslung wurde ich heute von der Sonne geweckt. Sie hat 'Guppy' und mich den ganzen Morgen über gewärmt und uns Gelegenheit gegeben, ein bisschen zu trocknen. Aber danach ist sie wieder verschwunden und hat den Wind, der uns während der vergangenen Tage gut voran gebracht hat, gleich mitgenommen. Unsere Geschwindigkeit ist auf unter 3 Knoten [unter 5,5 km/h] gefallen, und manchmal dümpelt 'Guppy' einfach nur herum. Es nieselt es ab und zu, und die See sieht aus wie ein unendliches blaugraues Wellental. Aber so wie immer wird irgendwann wieder Wind kommen und natürlich auch wieder abflauen... An sich ist es aber ganz schön, über das Deck gehen zu können, ohne eine Welle abzubekommen, und in einem trockenen Cockpit sitzen zu können.

                                        Laura

                                        Thomas Weber
                                        3. November 2011

                                        Nachtrag vom 17. November

                                        Wie ist es möglich nur, drei Wochen auf See zu sein und nicht einmal an zwei Tagen hintereinander Wind zu haben? Die Wetterverhältnisse hier haben sich nicht wirklich verbessert. Es weht nur ein schwacher Wind und es nieselt den ganzen Tag lang. Heute ist es noch schlimmer als gestern, der Horizont ist nur 500 Meter weit entfernt und 'Guppy' ist von einem unheimlichen, grauweißen Nieselregen umgeben. Das reicht, um alles klatschnaß zu machen, ist aber trotzdem zu wenig, um Regenwasser aufzufangen. Wie sollte ich das auch machen, denn 'Guppy' segelt noch immer langsam weiter, ihre Segel flattern nicht, und durch das trostlose Wetter draußen ist es drinnen richtig gemütlich geworden. Ich habe auch ein neues Hobby entdeckt: Flöte spielen. Die Blockflöte lag zusammen mit einem Haufen unnützen Krams schon eine ganze Weile an Bord herum. Aber spielen konnte ich sie bisher nicht, da ich mich mehr für meine Gitarre interessiert habe. Aber ich habe herausgefunden, daß eine Flöte an Bord eines hin und her schaukelnden Bootes einfacher zu benutzen ist als eine Gitarre. Und inzwischen fange ich an, das Flötespielen ganz gut in den Griff zu bekommen...

                                        Laura

                                        Nachtrag vom 18. November

                                        Wieder ein grauweißer, verregneter Tag in 'Guppyland'. Zumindest weht ein herrlicher Wind, wodurch wie endlich wieder Segeln können. Heute Nacht wurde der Wind ein wenig zu enthusiastisch, blies mit 35 Knoten [65 km/h; Windstärke 8 Bft.] und brachte eine Menge Regen mit. Beim Gefecht mit dem Wind habe ich leider einen Eimer mit herrlichem, frischem Regenwasser verloren... Nicht nur der Wind ist manchmal übermütig, heute kam auch eine einzelne Welle vorbei, die aus ihrem Rhythmus ausbrechen wollte. Ich war gerade in der Kombüse dabei, Essen zu bereiten, als der Kamm einer Welle beschloß, über 'Guppy' hinweg zu gehen anstatt unter ihr durchzulaufen. Die Plastikklappe, die den Kajüteneingang verschließt, ist eigentlich dazu da, Gischt abzuhalten und wurde nicht dafür gemacht, solchen Wassermassen standzuhalten. Folglich floß die Hälfte der Welle nach drinnen und natürlich über mich. Na ja... Ansonsten war ich heute ein bisschen träge. Die Hälfte des Tages war schon vorüber bevor ich es richtig merkte. Ich habe ein Buch gelesen und darüber ganz vergessen, zu essen und meinen Standort einzutragen. Ach ja, ein fehlender Tag ab und zu tut niemandem weh...

                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        4. November 2011

                                        Nachtrag vom 19. Oktober

                                        Endlich ein sonniger Tag! Das tut den Akkus und mir mal richtig gut. Auch der Wind und die Wellen sind heute wunderbar - ausgezeichnete Segelbedingungen. 'Guppy' und ich genießen es in vollen Zügen und kommen im Augenblick gut voran. Inzwischen habe ich eine Menge Seemeilen zurückgelegt, werde aber trotzdem noch eine Weile segeln müssen... Heute habe ich ein Brot gebacken, und zu meinem Erstaunen ist mir das gut gelungen. Ein leckeres, frisches Brot mitten auf hoher See ist schon ein Genuss. Da es nicht mehr regnet und die Wellen sich halbwegs zurückhalten, kann ich auch endlich den Kajüteneingang ein Stück weiter öffnen. Es ist mal wieder schön, gut durchlüften zu können und ein paar Sonnenstrahlen in der Kajüte zu haben.

                                        Laura

                                        Nachtrag vom 20. Oktober

                                        Noch immer scheint die Sonne und es weht ein toller Wind. Alles auf 'Guppy' bekommt endlich die Chance zum Trocknen, und die Akkus können mal wieder ordentlich nachgeladen werden. Nach den vielen verregneten Tagen war das auch bitter nötig, und daneben ist die Sonne auch gut für die Moral an Bord. Nach 24 Tagen auf See habe ich jetzt 3000 Seemeilen [5556 Kilometer] zurückgelegt. Bei der Überfahrt von den Galápagos Inseln zu den Marquesas Inseln hatte ich das in 18 Tagen geschafft... Aber alles in allem habe ich einige Tage segeln können, und an Bord ist alles wohlauf. Abgesehen von der Refftrommel der Sturmfock und der Sprayhood, die durch eine Welle ziemlich aus der Facon geraten ist, läuft an Bord alles perfekt.

                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        5. November 2011

                                        Nachtrag vom 21. Oktober

                                        Es weht nur noch wenig Wind, aber wir kommen noch immer voran. Nach einem verheißungsvollen Start heute Morgen hat die Sonne sich leider wieder verzogen. Aber da wir noch immer mit 3,5 Knoten [6,4 km/h] segeln, habe ich keinen Grund, mich über den schwachen Wind und die verwässerte Sonne zu beklagen. Ich habe diesen ruhigen Tag für Wartungsarbeiten genutzt und alles an Bord nachgesehen. Das Ruder ist wieder gut geschmiert. Das mache ich regelmäßig, aber während der letzten Tage ließen das die überkommenden Wellen und die sich aufbäumende 'Guppy' nicht zu. Meine 'Opferleinen' für die Schot der Genua nutzen sich schneller ab als ich dachte, und deswegen habe ich jetzt Ringe aus Edelstahl daran befestigt. Die Sprayhood habe ich mit viel Mühe wieder halbwegs gerade gebogen, und den Niederholer, der wegen eines fehlenden Splints heruntergekommen war, ist wieder in Betrieb. Folglich habe ich einen sehr produktiven Tag verlebt. Nun bleibt nur zu hoffen, daß sich der Wind nicht vollkommen legt, und wir weitersegeln können.

                                        Laura

                                        Nachtrag vom 22. Oktober

                                        Unsere Geschwindigkeit ist inzwischen auf 1 bis 2 Knoten gesunken [1,8 bis 3,6 km/h]. Das ist nicht wirklich eine Geschwindigkeit, die ich gern nach Hause berichte. Tja, aber ich mache das trotzdem, denn davon abgesehen passiert nicht besonders viel 'out here'. Heute Nacht war ich vollauf mit den Segeln beschäftigt, um bei umspringenden Winden so gut wie möglich voran zu kommen. Nun ja, wenn kein richtiger Wind weht, kann man eben nicht segeln, und es hilft auch nicht, hunderte Male den Segeltrimm zu verändern. Mitten in der Nacht fegte eine gigantische Regenbö über uns hinweg, aber ich hatte keine Lust, aus der gemütlichen Kajüte in die dunkle, nasse Nacht hinauszugehen und den Regen zu genießen. Jetzt, da es vollkommen windstill ist, habe ich das Großsegel niedergeholt, um einen Riß in dessen Kopf zu nähen. Danach habe ich mich noch ein paar Stunden hingelegt, denn letzte Nacht hatte ich nicht viel Schlaf bekommen.

                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        6. November 2011

                                        Nachtrag vom 23. Oktober

                                        Heute Nacht habe ich gut geschlafen, und es weht noch immer etwas Wind. Gerade genug, um das Boot auf Kurs zu halten und ein bisschen voranzukommen. Heute Nacht habe ich einen atemberaubenden Sternenhimmel gesehen. Es ist schon eine Weile her, daß ich sowas zum letzten Mal gesehen habe. Meistens ist es ziemlich bewölkt, aber heute war auch am Tag kaum eine Wolke am Himmel. Daher habe ich die Gelegenheit, um eine schöne Salzwasserdusche zu nehmen. LOL, ich habe nicht gemerkt, daß das Wasser hier viel kälter ist, und war ziemlich überrascht, als ich mit einen Eimer Wasser über den Kopf schüttete... Ansonsten habe ich den sonnigen Tag genossen, dabei meistens die Musik laufen lassen, und gelegentlich die Wetterberichte über SSB Funk gehört. Viele Verbesserungen wird es leider nicht geben. Aber vorläufig geht es zumindest voran.

                                        Laura

                                        Nachtrag vom 24. Oktober

                                        Heute ist es wieder etwas bewölkter, aber dafür habe ich Wind! Unsere Geschwindigkeit liegt wieder bei 4 bis 4,5 Knoten, und gestern stieg sie sogar bis auf 5 Knoten [7,4 bis 9,2 km/h]! 'Guppy' blieb die ganze Nacht hindurch brav auf Kurs, was ich ein bisschen unwirklich fand. Jedes Mal wenn ich wach wurde fürchtete ich, daß wir in die falsche Richtung segeln, oder daß sich der Wind um 180 Grad gedreht hat, und konnte dann kaum glauben, daß wir noch immer wunderbar auf Kurs waren. Ich dachte die ganze Zeit, daß sich der Wind wohl einen Scherz erlaubt. Aber das war nicht so, denn es weht noch immer etwas Wind. Da ich während der letzten Nacht etwas unruhig geschlafen hatte, habe ich heute etwas mehr Zeit mit Tagträumen im Cockpit verbracht um ein paar Stunden verlorenen Schlaf aufzuholen. So lange keine Wellen überkommen, muß ich das genießen.

                                        Laura 


                                        Thomas Weber
                                        7. November 2011

                                        Nachtrag vom 25. Oktober

                                        Heute Nacht wurde ich schon früh von Regenschauern, umspringenden Winden und kräftigen Regenböen aus dem Schlaf gerissen. Ich war bis zum Morgen beschäftigt, während es heftig an einem Stück regnete. Aber als sich alle Wolken endlich ausgeregnet hatten, kam doch ein etwas beständigerer Wind, der zwar noch immer die Tendenz hatte, umzuspringen, aber zum Glück nicht von jener Sorte war, die innerhalb einer Stunde nach allen Richtungen dreht. Nun sitze und liege ich in der Kajüte während ich den Kurs und die Regenböen im Auge behalte. Ich bin heute unglaublich müde, obwohl ich letzte Nacht doch noch ein paar Stunden schlafen konnte. Aber es ist ziemlich ermüdend, wegen des sich dauernd verändernden Windes ständig die Segel trimmen zu müssen. Vielleicht kann ich heute Nacht besser schlafen, vorausgesetzt, der Wind ändert seine Richtung nicht. Na ja... ich will mich wirklich nicht beschweren, aber wenn die Sonne scheinen würde, würde es natürlich noch mehr Spaß machen... Hihi...

                                        Laura

                                        Nachtrag vom 26. Oktober

                                        Ich segle inzwischen hart am Wind und kann leider den Kurs nicht mehr halten, wodurch wir zu weit nach Süden von unserem Kurs abweichen. Aber wenigstens habe ich Wind. Davon abgesehen ist heute wohl der wolkenloseste Tag dieser Überfahrt; es hängen nur ein paar grauweiße Wölkchen am Himmel während die Sonne heiß brennt. Meine Akkus sind wieder randvoll geladen und ich nutze die übrige Sonnenergie um alles aufzuladen, was aufgeladen werden kann. Lang lebe die Sonne! Kurzum, heute ist ein herrlicher Tag, und nachdem ich letzte Nacht gut geschlafen habe, fühle ich mich wieder prima. Abgesehen davon, daß ich den Kurs aufgrund von Gegenwind nicht halten kann, läuft hier an Bord alles perfekt.

                                        Laura

                                        Thomas Weber
                                        9. November 2011

                                        Nachtrag vom 29. Oktober

                                        Nachdem ich dachte, daß der Wind ein wenig schwächer wird, bekam 'Guppy' noch mehr Wind um die Ohren. Mit einer kurzen Sicherheitsleine angeleint habe ich eine zeitlang die noch immer über uns hereinbrechenden phosphoreszierenden Wellen, die Sterne, die schmale Mondsichel, das Pfeifen des Windes und die tobende See genossen. Ich begriff, wie stark und mächtig die Natur ist, und wie winzig 'Guppy' im Verhältnis zu diesem Ozean ist. Aber sie trotzt den Wellen und dem Wind, taucht in eine Welle, schüttelt das Wasser ab und segelt weiter als wäre nichts passiert. Man kann die See lieben oder man kann sie hassen, nur vertrauen darf man ihr nie. Und vielleicht ist es das, was die Sache so interessant macht. 'Guppy' segelt noch immer scharf am Wind, jedoch auf einem günstigeren Kurs. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, herumgeschubst zu werden, jedoch ist es fast unmöglich, sich gut festzuhalten. Trotzdem fange ich an, besser darin zu werden mir möglichst wenig blaue Flecken einzufangen. Bis jetzt habe ich nur eine komische Beule am Kopf und ein paar blaue Flecken an den Beinen; es geht offenbar ganz gut...

                                        Laura

                                        Nachtrag vom 30. Oktober

                                        Endlich hat der Wind nachgelassen! Darüber hinaus weht er jetzt aus einer günstigeren Richtung, wodurch 'Guppy' weniger stampft und wieder schneller geworden ist. Heute habe ich zum ersten Mal seit drei Wochen ein Frachtschiff gesehen. Es war zwar weit weg und fuhr in die entgegengesetzte Richtung, aber es war zumindest ein Zeichen von Leben auf diesem riesigen, leeren Ozean. Als ich kurz darauf das schöne Wetter genießen wollte, froh darüber, nach draußen gehen zu können ohne naß zu werden, sah ich plötzlich einen großen Delfin hoch über eine Welle springen. Es war wirklich ein großartiger Anblick. Ich habe gewartet, ob vielleicht noch mehr kommen würde, aber das Kunststück wurde nicht wiederholt. Dieser Delfin war der erste lebende Meeresbewohner, den ich zu Gesicht bekam seit ich Darwin verlassen habe, was meinen ohnehin schon schönen Tag noch schöner machte. Es sind noch 1500 Seemeilen [2778 Kilometer] zu segeln bis ich wieder an Land komme, und wie es scheint, werden mir auch diese Meilen nicht in den Schoß fallen, folglich werde ich noch eine Weile auf meine kalte Cola warten müssen. Aber auch nach fünf Wochen auf See fühle ich mich noch immer prima und auch 'Guppy' hält sich gut.

                                        Laura

                                        Nachtrag vom 31. Oktober

                                        Nach der Wetterfront, die mir von Mutter Natur tagelang gewalttätig um die Ohren gehauen wurde, scheint sie es wieder gutmachen zu wollen. Heute habe ich nämlich wunderbares Segelwetter. Die Wellen haben sich wieder etwas beruhigt und der Wind ist ein ganzes Stück abgeflaut. Heute Nacht wehte auf einmal so wenig Wind, daß ich schon fürchtete, wieder in eine Flaute geraten zu sein. Aber nach einer kurzen Auszeit fing der Wind wieder an zu wehen. 'Guppy' donnert unter voll gesetztem Großsegel und der Genua auf Halbwindkurs mit 6 Knoten [11 km/h] voran, eine Geschwindigkeit, die ich eigentlich von ihr gewöhnt bin, die zu erreichen mir auf diesem Ozean allerdings nicht geschenkt wird. Davon abgesehen scheint die Sonne und es herrscht etwas Schiffsverkehr. Heute Nacht habe ich wieder ein Schiff gesehen, na ja, zumindest dessen Lichter, und das Echomax [Radargerät] piepte wie verrückt, was bedeutet, daß ein Schiff in der Nähe war. Heute Morgen hat mich plötzlich eine wahnsinnige Putzwut gepackt. Das war auch bitter nötig, denn das raue Wetter der letzten Tage hat das Boot in ein salziges, schmutziges Chaos verwandelt, und eine ganze Menge Geschirr wartete darauf, abgewaschen zu werden. Nun ist 'Guppy' wieder einigermaßen bewohnbar. Das finden die Ameisen, die ich ein paar Tage lang nicht gesehen hatte, offenbar auch, denn inzwischen kommen sie aus allen Löchern und Ritzen gekrochen. Sobald sie in mein Blickfeld geraten, leben sie meistens schon nicht mehr. Aber ich habe bisher nicht den Eindruck, daß sie weniger werden oder daß sie sich vermehren. Sie laufen im Augenblick wirklich an den merkwürdigsten Stellen herum, zum Beispiel über meine Tastatur oder die Seekarten... Argh! Aber trotzdem habe ich nicht viel Ärger mir ihnen, und sie sind mir etwas lieber als die Kakerlaken...

                                        Laura



                                        ThomasWeber
                                        10. November 2011

                                        Nachtrag vom 1. November

                                        Es läuft wunderbar, es weht ein großartiger Seitenwind, der ab und zu ein wenig dreht und dann von vorn kommt. Aber ich kann den Kurs noch immer halten, und darüber bin ich sehr froh. 'Guppy' segelt pfeilschnell, und zum ersten Mal seit langem habe ich in 24 Stunden wieder 140 Seemeilen [259 Kilometer] zurückgelegt, eine Tagesleistung, die ich eigentlich von 'Guppy' gewöhnt bin. Aber noch immer sind die Wetterbedingungen alles andere als konstant. Der Wind springt noch immer hin und her, wodurch ich heute Morgen erwog, das Segel zu reffen. Inzwischen segeln wir aber wieder fröhlich unter Vollzeug. Es ist ziemlich anstrengend, 'Guppy' die ganze Zeit über auf Kurs zu halten, nicht zu viel oder zu wenig Segelfläche zu setzten und dabei keinem geregelten Schlafrhythmus folgen zu können. Nachts versuche ich, so viel wie möglich zu schlafen, und am Tag hole ich den verlorenen Schlaf nach, wodurch mein Tag hauptsächlich aus schlafen, dem Korrigieren des Kurses und dem Trimmen der Segel besteht. Aber insgesamt gelingt es mir, 'Guppy' und mich bei Laune zu halten. Wir kommen dem Land immer näher und müssen noch 1250 Seemeilen [2315 Kilometer] segeln.

                                        Laura

                                        Nachtrag vom 2. November

                                        Und da ging er hin, mein schöner Nordwind... Regen und umspringende Winde nahmen seinen Platz ein, und seit heute Morgen habe ich viel zu oft den Kurs korrigieren und die Segel trimmen müssen. Aber zumindest geht es noch ein bisschen voran, und die Segel schlagen nicht. Heute Morgen haben wir endlich einen kräftigen Regenguss abbekommen, und ich konnte eine wunderbare Süßwasserdusche nehmen und Regenwasser in ein paar Töpfen auffangen. Danach kam der wohlbekannte Nieselregen zurück und es blieb regnerisch und trüb für den Rest des Tages. Während ich versuchte, von Zeit zu Zeit zu schlafen oder zu lesen, behielt ich das GPS im Auge. Na ja, offenbar muß ich mich noch gedulden...

                                        Laura
                                        Nachtrag vom 3. November

                                        Nachdem ich wieder einen ganzen Tag lang mit den Segeln und unserem Kurs gekämpft hatte, wollte ich gern ein bisschen schlafen, der Wind war jedoch anderer Meinung und schraubte den Reizgrad noch eine Stufe höher. Der Wind drehte nach allen Richtungen und legte sich, um dann in Beleitung von Unwettern zurückzukommen. Als ich nach der halben Nacht meine Augen kaum noch aufhalten konnte, habe ich alle Segel heruntergerissen und bin für zwei Stunden schlafen gegangen. Jetzt geht es etwas besser. Ich habe zwar wieder Gegenwind und kann dadurch meinen Kurs nicht halten, aber wir machen Fahrt. Da der Wind heute Morgen sehr beständig wehte, konnte ich auch ein paar Stunden Schlaf nachholen. Die Bewölkung von gestern ist vollkommen verschwunden und die Sonne scheint. Gestern regnete es an einem Stück, und wenn ich in der Kajüte ein Buch lesen wollte, mußte ich sogar das Licht einschalten.

                                        Laura
                                        Thomas Weber
                                        11. November 2011

                                        Nachtrag vom 4. November

                                        Noch immer kein Wind, seufz... Aber das Wetter ist trotzdem herrlich. Ich war schon früh wach, und als ich die Bilge [Raum oberhalb des Kiels] auspumpen wollte merkte ich, daß der Wasserspiegel nicht sank. Nachdem ich alles auseinandergenommen hatte, funktionierte es wieder, und bei dieser Gelegenheit habe ich auch gleich Öl in den Yanmar Motor nachgefüllt. Danach wollte ich eigentlich in aller Ruhe den Morgen genießen, fand aber dann heraus, daß alle Sachen in meinem Kleiderschrank naß und salzig waren. Offenbar hat die See während der letzten Sturmfront irgendwie einen Weg nach drinnen gefunden. Und so habe ich den heutigen sonnigen und ruhigen Tag dazu genutzt, alles zu trocknen, während ich mit Minimalgeschwindigkeit weitersegelte. Meine gute Laune wurde mal wieder getrübt, als ich eine mit Schädlingen befallene Packung Spaghetti fand. Nachdem ich eine Weile in meinem Proviant gekramt hatte war klar, daß alle Packungen mit Spaghetti aus Darwin - fast mein ganzer Vorrat - befallen waren. Nach einem sinnlosen Versuch, noch genießbare Spaghetti herauszufischen, habe ich schließlich alles über Bord geworfen. Es war eine regelrechte Spaghetti-Katastrophe. Mein Vorrat, der eigentlich für einige Wochen gereicht hätte, ist auf wenige Packungen zusammengeschmolzen. Ich habe zwar noch genug Reis und Dosen an Bord, aber auf Spaghetti legte ich doch großen Wert. Folglich bin ich daran gegangen, Reis zu kochen. Beim vorigen Mal endete das in einem Desaster, und es ist daher eine ziemliche Weile her, seit ich zum letzten Reis gegessen habe. Aber ich bin inzwischen eine bessere Köchin geworden, denn der Reis ist mir gut gelungen und war durchaus genießbar. Tja, aus Fehlern lernt man, und das war's auch schon für heute.

                                        Laura

                                        Nachtrag vom 5. November

                                        ARGH, der Wind weiß wirklich nicht, was er will und schwankt ständig zwischen viel zu viel und überhaupt nichts. Inzwischen habe ich wieder das volle Programm durchlaufen. Ich hatte Wind bekommen, der sich zu einer schönen Briese verstärkte und letztendlich zu viel des Guten wurde. Letzte Nacht erreichte der Wind eine Geschwindigkeit von 30 Knoten [56 km/h, Windstärke 7 Bft.], und blies schräg von achtern, wodurch 'Guppy' wie ein durchgehendes Pferd vorangaloppierte. Morgens ließ der Wind dann mehr und mehr nach und drehte immer weiter gegenan, bis wir schließlich wieder am Wind und in die verkehrte Richtung segelten. Ich erwarte, daß sich der Wind sehr bald legen wird. Aber insgesamt sind es nur noch 800 Seemeilen, 1482 Kilometer], somit müßte ich in einer guten Woche wieder an Land sein! Nach etwa sechs Wochen auf See allein mit den Wellen, dem Horizont und den Wolken wird das wohl wieder ziemlich gewöhnungsbedürftig werden. Auch an den ständigen Schiffsverkehr um mich herum, meistens Frachtschiffe oder Fischerboote, muß ich mich erst wieder gewöhnen. Gestern entdeckte ich zwischen all den weißen Schaumköpfen der Wellen einen etwas höheren weißen Schaumkopf, der sich nach ausgiebiger Beobachtung als Segel entpuppte. Als wir näher kamen, entdeckte ich an diesem Segel auch das zugehörige Boot, und so begegnete ich dem ersten Segelboot seit meiner Abreise aus Darwin. Vor Freude sprang ich auf dem Dach der Kajüte auf und ab, lief dann schnell nach drinnen und versuchte, das Boot über UKW-Funk zu rufen. Nichts... Die Stunden verstrichen und das Boot wurde immer besser sichtbar, bis ich auf einmal ein "*krach*...*krach*... Sailing Vessel ...*krach*" aus dem Funkgerät hörte. Wir hatten eine nette Unterhaltung und ich habe herausgefunden, daß das andere Boot in etwa so groß ist wie 'Guppy'. Mittlerweile liegen sie schon 40 Seemeilen [74 Kilometer] weit hinter mir... Tja, 'Guppy' läßt sich nicht so leicht einholen. *zwinker*

                                        Laura

                                        Nachtrag vom 6. November

                                        Meine Voraussage, daß sich der Wind legen wird, ist leider eingetroffen. Etwa um Mitternacht legte sich der Wind. Ich bin dann schlafen gegangen, um mich für den Kampf mit dem bisschen Gegenwind, das schon angefangen hatte zu wehen, auszuruhen. Gegen Mittag wurde der blaue Himmel auf einmal pechschwarz, und eine Mega-Regenbö mit heftigem Regen und viel Wind fegte über uns hinweg. Zum Glück ging das Meiste achtern an uns vorbei, und nachdem der Wind sich wieder um alle 360 Grade gedreht hatte, blieb er auf Süd-Süd-West hängen, wodurch wir wieder am Wind segeln müssen. Mit den zur Abwechslung auf die andere Seite getrimmten Segeln können wir halbwegs auf dem richtigen Kurs bleiben. Aber die Regenbö hat 'Guppy' ordentlich eins reingepfeffert - im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Dose mit Pfeffer ist durch das ganze Boot geflogen! All die klitzekleinen Körner aufzusammeln ist nicht gerade einfach... HATSCHI!

                                        Laura

                                        Thomas Weber
                                        12. November 2011

                                        Nachtrag vom 7. November

                                        Endlich konnte ich wieder eine Nacht lang schlafen! Es wehte ein herrlicher Wind aus Süd, der ’Guppy’ mit 6,5 Knoten [12 km/h] voranzog. Jetzt weht der Wind etwas schwächer, aber es geht noch immer gut, und das Beste ist, daß der Wind konstant weht! Daher muß ich nicht jede Stunde den Kurs korrigieren. Heute Morgen war ich mit drei Frachtschiffen beschäftigt, die gleichzeitig in meiner Nähe fuhren, und von denen eines auf Kollisionskurs zu mir war. Als ich sie über Funk rief und fragte, ob sie mich sähen, antworteten sie ‘Yes, no problem.’ [Ja, kein Problem]. OK, prima, sie haben mich gesehen. Aber 10 Minuten später war das Schiff noch immer auf Kollisionskurs und inzwischen so nah, daß ich seinen Namen durch das Fernglas gut lesen konnte. Das war nun wirklich zu nah. Nachdem sie mich wieder über Funk gerufen hatten und wir beide zu dem Ergebnis gekommen waren, daß wir einander zu nah waren, wollten sie, daß ich Leine ziehe. Meine Frage ’How about YOU alter course?’ [Vielleicht sollten SIE den Kurs ändern] wurde mit ’What?! We?’ [Warum wir?] beantwortet. Nach einer kurzen Stille antworteten sie ’Oh, OK, yes we will alter course’ [Ja, in Ordnung, wir ändern unseren Kurs], und dann fuhr das riesige Schiff schließlich um mich herum, na ja... Das ist ungefähr so, als würde ein Autofahrer einer Schildkröte sagen, sie solle aus dem Weg gehen. Davon abgesehen war eine vorbei treibende Boje das einzige Spannende heute, die zweite in drei Tagen! Was machen diese Dinger hier? Meistens hängen noch alte Taue und allerhand Müll daran, aber zum Glück sind sie bisher alle in geringer Entfernung an mir vorbeigetrieben.

                                        Laura

                                        Nachtrag vom 8. November

                                        Gestern schwächte sich mein schöner südlicher Wind ab und wurde zu einem Ostwind, der genau von hinten wehte, wodurch ’Guppy’ die ganze Nacht lang heftig in der hohen Dünung hin und her rollte. Viel Schlaf habe ich daher nicht bekommen. Aber jetzt ist diese Dünung so gut wie verschwunden und es weht ein schöner Nordwind mit 15 Knoten Geschwindigkeit [28 km/h; Windstärke 4 Bft.], und ‘Guppy’ gleitet wie ein Speer bei 7,5 Knoten [14 km/h] unter Vollzeug durch die Wellen, was das Segeln sehr angenehm macht. Wirklich ideal - ich frage mich nur, wie lange es diesmal anhält. Ich genieße es in vollen Zügen, denn schnell zu segeln ohne daß Wellen im Cockpit landen, kommt nicht allzu häufig vor. Die Sonne scheint wunderbar, und obwohl ich nur noch 450 Seemeilen [833 Kilometer] vor mir habe, habe ich überhaupt keine Lust, wieder an Land zu gehen! Ich könnte noch wochenlang weitersegeln und alle Häfen links liegenlassen. Vorausgesetzt, ich müsste keinen Diesel und kein Trinkwasser nachtanken, keinen Proviant einkaufen und das Wetter wäre gut, würde ich es machen. Die Tage verlaufen mit ziemlicher Regelmäßigkeit, ich habe mich vollkommen an die Bewegungen des Bootes und an meinen unterbrochenen Schlafrhythmus gewöhnt, und ungeachtet dessen, daß Mutter Natur es mir nicht leicht gemacht hat, habe ich mich nie zuvor in solcher Harmonie mit meiner Umgebung gefühlt. Die herrliche Ruhe, nur ‘Guppy’, die Wellen, der Wind und der Horizont. Keine Menschen, die irgendwas von mir wollen, kein Stress, kein Internet, kein usw., usw...

                                        Laura

                                        Nachtrag vom 9. November

                                        'Guppy' und ich wurden heute Nacht wieder kräftig durchgerüttelt. Der Wind weht jetzt mit 25 Knoten [46 km/h; Windstärke 6] von der Seite, was ich eigentlich nicht als zu viel ansehen würde, jedoch machen die Wellen das ganze zu einer sehr ärgerlichen Angelegenheit. Schlafen konnte ich letzte Nacht nicht viel, wodurch ich heute Morgen nicht in bester Stimmung war. Nach einiger Grübelei über die Tatsache, daß ich schnell in die Nähe von Land komme und ob ich mich darüber freuen soll oder nicht, beschloß ich, im Cockpit ein bisschen Luft zu schnappen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Ach, was für eine wunderbare... WHAMM! ARGH, grmpbl hmpf - sch**ß Welle! Nachdem ich heftig mit der See, den Wellen, dem Wind und allem, was mir gerade verhasst war, geschimpft hatte, fühlte ich mich wieder obenauf. Wütend zu sein macht die Situation nicht besser. 'Guppy' schießt schnell wie ein Speer voraus, und mir dieser Geschwindigkeit kommt die Küste sehr schnell näher.

                                        Laura
                                        Thomas Weber
                                        13. November 2011

                                        Nachtrag vom 10. November

                                        Fast... Nur noch ein kleines Stückchen, während es so scheint, als würde sich jede Stunde endlos dehnen. Von den beinah 6000 Seemeilen [11112 Kilometer], die ich von Darwin bis hierher segeln mußte, liegen nur noch lächerliche 100 [182,5 Kilometer] vor mir. Aber der Wind mußte mich doch noch ärgern, indem er letzte Nacht dauernd hin und her drehte bei einer ständig zwischen 0 und 25 Knoten [0 - 46 km/h; Windstärke 6] schwankenden Geschwindigkeit, und nun weht er direkt von vorn. Das Land ist so nah und doch so fern... 'Guppy' segelt ruhig am Wind und läßt sich von den dunklen Wolken und den umspringenden Winden nicht beeindrucken. Langsam, ganz, ganz langsam wird mir bewußt, daß morgen Südafrika vor dem Bug auftauchen kann. Und ich fange an, mich darauf zu freuen, eine Nacht lang in einem nicht schaukelnden, nicht salzigen und nicht nassen Bett durchschlafen kann, und vielleicht nehme ich vorher noch eine warme Dusche. Frisches Fleisch und Fisch! Eigentlich esse ich niemals Fisch, aber nach sieben Wochen auf See ohne frische Lebensmittel würde ich alles essen, was nicht aus Spaghetti, Reis oder Dosenbohnen gekocht worden wäre. Andererseits hätte es mir auch nichts ausgemacht, wenn es noch ein paar Wochen länger gedauert hätte. Auf See macht man sich nicht andauernd Gedanken über den Kurs oder darüber, wie schnell man segelt, aber jetzt halte ich dauernd den Kurs und die Geschwindigkeit im Auge. Die ganze Zeit über versuche ich, meine Ankunftszeit zu berechnen, während der Schiffsverkehr mit jeder Minute zunimmt und die Karte immer mehr Symbole, Linien und Zahlen aufweist. Darüber hinaus tut der Wind nicht das, was die Wetterkarten versprochen hatten, wodurch ich langsamer vorankomme als ich gedacht hatte - und zum ersten Mal seit sechs Wochen ärgert mich das maßlos.

                                        Laura
                                        Thomas Weber
                                        14. November 2011

                                        Nach fast 47 Tagen auf dem Indischen Ozean sind 'Guppy' und ich im Südafrikanischen Durban angekommen. Während meiner letzten Nacht auf See nahm der Schiffsverkehr ständig zu, und da der Südwind noch immer mit 25 Knoten [46 km/h; Windstärke 6 Bft.] wehte, wurden die Wellen immer höher und steiler je näher wir dem nördlichen Agulhasstrom [Meeresströmung im südwestlichen Indischen Ozean] kamen, aber zum Glück wurde der Wind langsam schwächer. Nach der Hälfte der Nacht konnte ich schon den ersten Afrikanischen Sender empfangen, und für einen kurzen Moment ein paar kleine Lichter sehen, bevor es neblig wurde - ziemlich neblig. Während eine Bö nach der anderen mit Nieselregen über uns hinwegwehte, zeigte mein Radargerät fortlaufend Schiffe in unserer Nähe an, wovon ich aber kein einziges sehen konnte. In zehn Seemeilen Abstand [18,5 Kilometer] war von Durban noch nichts zu sehen, und auch bei fünf Seemeilen war es noch dasselbe. Noch drei Meilen... Ja, ich sehe was! Ich seufze... und lachte und führte einen Freudentanz auf, aber trotzdem wollte es noch nicht so ganz zu mir durchdringen. Wie sollte es auch, denn dafür war ich schließlich viel zu lange auf See gewesen. Normalerweise springe ich ein Loch in die Luft vor Freude, und bin noch zwei Tage lang überglücklich. Natürlich war ich froh, keine Frage, aber auch nicht mehr, denn mit der Ruhe an Bord und dem Gefühl, Eins zu sein mit der Natur würde es bald vorbei sein. Langsam tauchte ein Wolkenkratzer nach dem anderen aus dem Nebel auf, während wir uns einem großen Industriehafen näherten. Als es nur noch eine Meile bis zum Anleger war, rief ich die Hafenbehörde über Funk. Sie teilten mir mit, daß gerade ein anderes Schiff dabei wäre, einzulaufen, und so wartete ich bis dieses Seeungeheuer an mir vorbei war, um dann in den Hafen hinein und zum ich zum Jachthafen zu fahren. Als ich später zum Büro des Hafenmeisters ging, mußte ich mich äußerst konzentrieren, um nicht ins Wasser zu laufen. Die Pier und alles an Land schien sich zu bewegen! Als ich zum ersten Mal einen Fuß auf den Anleger setzte, flüchtete ich mich sofort wieder zurück auf 'Guppy', in meine gewohnte Umgebung. Nach einer Weile versuchte ich es noch einmal, mich an der Reling festhaltend als würde ich zum ersten Mal versuchen, zu gehen! Unglaublich, wie sehr ich aus der Balance geraten war. Nachdem ich dreimal auf dem Anleger auf und ab gegangen war, ging es schon viel besser. Das Einklarieren ging prima, allerdings fiel der Zollbeamte fast in Ohnmacht, als ich im sagte, daß ich den ganzen Weg von Darwin bis hierher einhand gesegelt bin. Er glaubte mir nicht und ich mußte ihm erst meine Webseite zeigen, bevor er dann murmelnd meine Schiffspapiere zu stempeln begann. Seitdem ist wieder ein ganzes Leben voller Erfahrungen an mir vorbeigezogen. Ich habe die erste warme Dusche seit langem genossen, frische Hamburger gegessen und eine Nacht an einem Stück durchgeschlafen. Ich habe 'Guppy' entsalzt und aufgeräumt und gewöhne mich allmählich wieder an das Leben an Land. Obwohl ich am liebsten wieder irgendwo auf See herumschaukeln würde... Was ist das doch für eine Unruhe hier, so viele Menschen und soviel Gequatsche! Wirklich gewöhnungsbedürftig. Im Augenblick brauche ich ans Auslaufen überhaupt nicht zu denken, denn ein südlicher Wind weht mit 35 Knoten [65 km/h; Windstärke 8 Bft.] in den Hafen hinein, und auf See wird es bestimmt noch heftiger wehen. Puh, ich könnte wirklich noch hunderte Geschichten erzählen. Im Gegensatz zum Leben auf hoher See passiert hier jede Sekunde so viel, daß ich wirklich nicht alles behalten kann. Auf See waren essen, schlafen, eine hohe Welle zu überwinden, eine merkwürdige Wolke zu beobachten oder ein vorbeifahrendes Schiff zu entdecken herausragende Ereignisse. Ich war und bin dankbar für alle diese kleinen Dinge, die meinen Tag verschönerten. Jeden Tag aufs Tag Neue... Das ist jetzt vollkommen anders, essen und schlafen sind Nebensächlichkeiten. Eine Welle, eine seltsam geformte Wolke? Go on living, girl! Wer würde sich hier über eine Wolke freuen? Nein, hier rennen wir alle von Pontius zu Pilatus und es werden mir Löcher in den Bauch gefragt. Aber zum Glück habe ich 'Guppy', meinen Zufluchtsort, wohin ich mich flüchten kann, um nicht total verrückt zu werden - oder bin ich das etwa schon?? Ha Ha...

                                        Laura



                                        Thomas Weber
                                        18. November 2011 (später geändert in 17. November)

                                        Als ich nach meiner Tour durch die Berge wieder zurück auf 'Guppy' war, stellte ich fest, daß sich für die nächsten Tage ein günstiges Wetterfenster öffnen würde. Vor lauter Freude über das gute Wetter hätte ich beinah sofort wieder die Segel gesetzt und stand schon fast in den Startlöchern. Aber dann überlegte ich, daß es vielleicht doch besser wäre, noch eine Nacht zu schlafen, denn entlang der Küste zu segeln und zu schlafen schließt sich gegenseitig aus. Und morgens noch auf einem Pferd durch die Berge geritten zu sein und abends schon wieder auf See zu sein - das erschien mir doch als etwas zu viel des Guten... Aber schon mit der ersten Morgendämmerung manövrierte ich 'Gup' aus dem Hafen hinaus. Zur Abwechslung war das Wetter diesmal ausgezeichnet, und als 'Guppy' den Agulhasstrom erreicht hatte, lief sie konstant mit 10 Knoten [18,5 km/h]! Damit hat 'Gup' alle ihre eigenen Geschwindigkeitsrekorde gebrochen - natürlich mit ein bisschen Nachhilfe durch die Strömung. Während die Küste vorbeiflog, dachte ein Wal, daß es wohl ganz spaßig wäre, zehn Meter vor 'Guppys' Bug aufzutauchen! Ich bin wahnsinnig erschrocken als das riesige Tier, das länger war als 'Guppy', plötzlich einen halben Ozean über uns ausspuckte. Ich habe mich schnell nach drinnen geflüchtet und den Autopilot ausgeschaltet, aber als ich mit meiner Kamera zurückkam, war eine braune Masse, die unter 'Guppys' Kiel verschwand, das Einzige, was ich noch von dem Wal zu sehen bekam. Noch Stunden danach glaubte ich, daß jede Welle ein Wal sein könnte, aber zum Glück waren es nur ganz normale Wellen. Heute Morgen legte sich der Wind, kam dann aber zurück und wehte mit 20 Knoten aus Süd [37 km/h, Windstärke 5 Bft.]! Gegenwind und eine der Windrichtung entgegenstehende Strömung von fünf Knoten ergeben keine optimalen Segelbedingungen. In null Komma nichts hatten sich die Wellen aufgetürmt, 'Guppy' mußte hinaufklettern und fiel auf der anderen Seite wieder hinunter ins Wellental... und noch mal... und wieder von vorn... Ich hatte die Wetterberichte genauestens studiert, aber keine meiner Wetterkarten zeige irgendwelche Anzeichen eines südlichen Windes. Stürme aus Südwest können hier wegen des Agulhasstroms riesige und gefährliche Wellen verursachen, die schon manches Schiff hinab in den 'Keller' gerissen haben. Ich hoffe, morgen in Port Elizabeth anzukommen. Schlafen ist zurzeit kaum möglich, denn ich muß die ganze Zeit über den Kurs, den Schiffsverkehr und die Felsen und noch einiges mehr im Blick behalten. Das wird schon wieder die zweite Nacht in Folge, und allmählich sehne ich mich wieder nach mehr als nach zehnminütigen Nickerchen...

                                        Laura




                                        Thomas Weber
                                        17. November 2011 (später geändert in 16. November)


                                        Danke für all die netten Reaktionen und die Fragen nach neuen Fotos. Leider ist der Internetzugang hier im Hafen dermaßen langsam, daß ich es auch nach mehreren Stunden nicht geschafft hatte, neue Fotos auf meine Webseite hochzuladen - vielleicht geht das im nächsten Hafen? Der Hektik von Durban konnte ich zum Glück schnell entfliehen, aber nicht auf See wohlgemerkt, denn am Tag nach meiner Ankunft wehte der Wind mit 40 Knoten [74 km/h; Windstärke 8 Bft.] in den Hafen hinein. Ich bin von einer Familie aus Neuseeland, die mit ihren zwei acht und zehn Jahre alten Kindern auf einem 40-Fuß langen Boot die Welt umsegelt, auf eine Tour durch die Berge eingeladen worden. Sie hatten ein Auto gemietet um sich ein paar Tage lang das Landesinnere anzusehen. Innerhalb von drei Minuten hatte ich meine Sachen zusammengepackt, 'Guppy' abgeschlossen und war bereit, die salzige Seeluft gegen Bergluft zu tauschen. Wir ließen die hektische Stadt schnell hinter uns, und während es immer kälter wurde wurden die Hügel allmählich zu Bergen. Wir bezogen Quartier auf einem schönen Campingplatz, wo es Kaninchen, Pferde, Hühner, Gänse und Hunde gab, und daneben hielten mich die zwei Kids ordentlich auf Trab. Es war lustig zu sehen, daß sie richtige Bootskinder sind: beim Abwasch versuchten sie, so wenig Wasser wie möglich zu verbrauchen, obwohl das dieses Mal überhaupt nicht nötig war. Es war herrlich, in den Bergen zu sein, aber trotz allem war ich doch ziemlich erleichtert, als auf dem Rückweg hinter den Hügeln wieder das Meer auftauchte. Ich finde die Berge zwar auch schön, aber ich werde wohl niemals weit vom Meer entfernt leben können. Vielleicht könnte ich oben auf einem Berg mit Aussicht auf das Meer wohnen - oder am Meer mit Blick auf die Berge... Hmm, das ginge natürlich auch. Na ja, vorläufig habe ich noch genug Zeit, um darüber nachzudenken.

                                        Laura
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                                        28. August 2009

                                        Hallo allerseits,

                                        über dieses Weblog werde ich über meine Abenteuer berichten. Ich muß jedoch erst auf das Urteil der Richter Ende Oktober warten.
                                        Willst Du reagieren? Dann nutze das Gästebuch!

                                        Bis bald!

                                        Laura

                                        Thomas Weber
                                        27. Februar 2010

                                        In der Rubrik "Neuigkeiten" habe ich kürzlich berichtet, daß ich auf der Suche nach einem neuen Boot bin, da ich nun so viele Anforderungen erfüllen muss, daß die "Harley 800" hierfür wirklich zu klein geworden ist.
                                        Ich kann nun mit sehr viel Freude bekanntgeben, daß ich ein anderes Boot für meine Reise bekommen habe. Ich werde nun mit einer "Jeanneau Gin Fizz" Ketsch um die Welt fahren. Das Boot ist 11,50 Meter lang. Dies ist gewöhnungsbedürftig im Vergleich zur Hurley 800 (8,5 Meter). Auch an die Tatsache, daß dieses Boot zwei Masten hat anstelle von einem, muß ich mich erst noch gewöhnen. Aber ich bin schon öfter mit einem 13,5 Meter langen Boot gesegelt, und das hat mit eigentlich sehr gut gefallen. Schließlich bin ich auch auf einem Zweimaster geboren. Die Breite dieses Bootes ist auch enorm, nämlich 3,76 Meter, Tiefgang 1,90 Meter.
                                        Das Boot steht nun noch an Land, aber sobald wir das Unterwasserschiff und den Rumpf neu gestrichen haben, ein neues Ruder installiert ist und noch eine Vielzahl anderer kleinerer Arbeiten am Unterwasserschiff erledigt sind, ist er klar um zu Wasser gelassen zu werden. Und dann kann ich das erste Mal damit segeln.
                                        Ich kann jetzt noch keine Fotos auf meine Seite laden aber ich werde in Kürze Fotos von meiner Neuanschaffung auf die Seite stellen.
                                        Ich bin sehr glücklich mit dem Boot. Natürlich ist an diesen Boot wieder ein Haufen Arbeit zu erledigen bevor ich damit auf die Reise gehen kann. Voll guten Mutes habe ich mit meinem Vater bereits begonnen, das Boot abzuschleifen, woran ich auch gut merken kann, daß das Boot größer ist. Aber offenbar liegt mir das.
                                        Sobald es wärmer wird und es aufhört zu regnen, werde ich sofort damit anfangen, das Boot weiter für meine Weltreise herzurichten. Ich werde von jetzt an auch mehr auf meiner Seite schreiben und in einem Blog über die neuesten Geschehnisse berichten.

                                        Laura

                                        Thomas Weber
                                        12. März 2010

                                        Ich werde mein Weblog aktualisieren, falls etwas neues passiert.
                                        Ich habe gemerkt, daß ich noch immer nicht ganz aus den Nachrichten verschwunden bin. Da steht man irgendwo und wartet, und es läuft jemand mit einer Zeitung vorbei. Kaum zu glauben aber wahr: "Laura Dekker nach Zeeland umgezogen" stand da. Zuerst dachte ich, daß ich nicht richtig gesehen habe. Als ich später die Zeitung sah, habe ich nachgesehen. Es stand da wirklich. Und dann kam ich dahinter, daß das nicht die einzige Zeitung war, in der es stand.
                                        Na gut, mein Leben weiter und ich mache mir nichts daraus. Da mein Sprecher jetzt selbst auf eine Reise geht, muß ich nun selbst was für die Medien tun.
                                        Vorige Woche Sonntag war ich auf der HISWA, da bin ich schon eine zeitlang nicht mehr gewesen. Es war schön, wieder einmal dort zu sein. Ich habe auch mit vielen Firmen über mein Sponsoring gesprochen.
                                        Weiterhin bin ich natürlich sehr mit meinem Boot beschäftigt. Es ist komplett abgeschliffen, und ich plane, das Boot rot zu streichen. Vorne am Boot wird ein großer Guppy angebracht werden (PS.: Ich suche noch jemanden, der einen schönen entwirft)
                                        Ich habe beschlossen, daß das Boot doch wieder "Guppy" heißen soll, ich will doch gern mit einem "Guppy" um die Welt, nur daß jetzt ist etwas größer.
                                        Des Weiteren sind wir dabei, ein neues Ruder anzufertigen, für eine bessere Balance des Bootes.
                                        Ich hoffe, daß er innerhalb einiger Wochen zu Wasser gelassen werden kann. Hoffentlich wird das Wetter dann besser, so daß ich schön segeln kann.

                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        17. März 2010

                                        Endlich ist es etwas wärmer.
                                        Gestern habe ich die Farbe für mein Boot bestellt, da geht schon einiges an Farbe auf so ein großes Boot. Gut 10 Kanister!!! Und das ist lediglich die rote Farbe. Hoffentlich kann er nächste Woche gestrichen werden, das ist nämlich ein bisschen langweilig mit dem abgeschliffenen Rumpf. Innen habe ich auch schon mit abschleifen begonnen, es muß nämlich vieles neu lackiert werden. Das ist eine ziemliche Sauerei, aber es muß sein, bevor es schön werden kann.
                                        Das neue Ruder ist auch fast fertig, es müssen noch neue Lager gedreht werden, dann kann es montiert werden.
                                        Ich gewöhne mich langsam an das zeeländische Leben, hier ist es schon ein ganzes Stück ruhiger als mitten im Land [Wijk bij Duurstede bzw. Maurik]. Aber das ist richtig schön.
                                        Mit dem Sponsoring geht es auch gut, ich habe einen kompletten Satz Segel von Zwaan Sails gesponsert bekommen. Darüber bin ich sehr froh.
                                        Die Segel, die zum Boot gehörten, waren nicht mehr allzu gut. Auch wurden mir ein Schlauchboot von Rien de Wolf und ein Außenbordmotor von Mercury gesponsert.
                                        Natürlich bin ich auch mit den Vorgaben des Gerichts beschäftigt. Nach dem Willen der Richter muß ich einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren. Ich bekomme von "Iedereen E.H.B.O." einen Kurs gesponsert, in dem ich lerne, wie ich mir selbst helfen kann, wenn etwas passiert. Dafür mussten sie ein spezielles Programm zusammenstellen. Das kommt daher, daß man in einem normalen Kurs lediglich lernen würde, wie man anderen hilft.

                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        24. März 2010

                                        Ich musste dieses Wochenende wieder ein Boot abliefern, wie schon so oft. Dieses Mal nach Friesland.
                                        Samstag hatte ich leider viel Regen, sodaß ich total durchweicht und auch noch in der Dunkelheit in Lelystadt ankam. Und am Sonntag dann hatte ich natürlich Gegenwind. Aber das gehört nunmal dazu. Mein Telefon hat die Reise leider nicht überlebt. Ich war nämlich so dumm, es mitten auf dem Ijsselmeer ins Wasser fallen zu lassen. Leider war es am Sonntag wieder etwas kälter. Ich sehne mich wirklich danach, in wärmeren Gebieten zu segeln, die Kälte ist wirklich nichts. Glücklicherweise ist die Wärme wieder ein bisschen in die Niederlande zurückgekehrt und ich hoffe, nicht mehr durch einen halben Meter Schnee zur Schule fahren zu müssen. Das Boot kann dann auch in Kürze endlich gestrichen werden. Ich habe inzwischen mit meinem Erste-Hilfe-Kurs via Internet angefangen. Und meine neuen Solarzellen habe ich auch abgeholt.

                                        Laura

                                        Thomas Weber
                                        Die ersten zwei Schichten Farbe sind aufgetragen. Das Boot ist knallrot geworden. Alle meine anderen Boote, ausgenommen mein "Optimist", waren weiß, darum jetzt mal was anderes. Aber es sieht richtig toll aus. Ich hoffen, daß sich das Wetter in Kürze bessert, sodaß die anderen Farbschichten aufgebracht werden können.
                                        Das neue Ruder ist inzwischen auch eingebaut. Nun müssen wir nur noch eine Ruderpinne als weitere Steuermöglichkeit herstellen.
                                        Wir haben einen Generator eingebaut, welcher auch, sollte der Hauptmotor ausfallen, als Reservemotor eingesetzt werden kann. Dann kann ich in jedem Fall sicher einen Hafen anlaufen.

                                        Laura

                                        Thomas Weber
                                        10. April 2010

                                        Die Berufung [gegen das Urteil des Gerichts zu Utrecht vom 30.10.2009, welches die Vormundschaft über Laura bis zum 1. Juli 2010 anordnet] ist auf dem Weg. Nun müssen wir auf das Urteil warten. Ich würde es großartig finden, wenn die Vormundschaft damit vorbei sein sollte, dann kann ich mich endlich hundertprozentig auf meine Schularbeiten und die Reise konzentrieren. Auf das Boot wurden zwischenzeitlich vier Lagen Farbe aufgetragen. Normalerweise sollte das genug sein, aber sie deckt noch immer nicht. Das liegt natürlich am Farbton. Ich gewöhne mich inzwischen daran, wie es ist, meine Hausaufgaben ständig auf dem Boot zu machen. So kann ich schön auf meinem Boot sein und bin auch mit meinen hausaufgaben fertig. Zwischenzeitlich habe ich damit begonnen, das Deck abzuschleifen, weil ich das auch gerne neu gestrichen haben möchte. Zwischen dem Segeln und dem Arbeiten spiele ich noch das Spiel "Sail Simulator 2010". Das ist echt toll gemacht, aber es ist ganz anders am Computer zu segeln.

                                        Laura

                                        Thomas Weber
                                        18. April 2010

                                        Endlich haben wir schönes, windstilles Wetter. Wir haben den Rumpf fertig lackiert, nun müssen nur noch die Streifen und der "Guppy" aufgeklebt werden. Das Deck haben wir auch komplett neu gestrichen. Das Boot sieht aus wie neu!! Ich habe heute meinen Erste Hilfe Theoriekurs abgeschlossen. Und ich habe bestanden!! Des Weiteren habe ich an diesem Wochenende mal wieder schön segeln können, jedoch mit einem anderen Boot. Mein Boot liegt ja noch nicht im Wasser. Aber das rückt näher! Ich sehne mich sehr danach, mit meinem eigenen Boot segeln zu können. Inzwischen habe ich auch fast alle Anforderungen des Gerichts erfüllt und dies schriftlich dargelegt. Wirklich eine Menge Arbeit. Und viele Anforderungen haben rein gar nicht mit meiner Reise zu tun.

                                        Laura

                                        Thomas Weber
                                        25. April 2010

                                        An diesem Wochenende ist wieder eine Menge passiert. Wir haben einen schwarzen Streifen auf das Boot aufgemalt und auch die Streifen an der Wasserlinie sind angebracht. Ich habe die Antifouling Beschichtung selbst aufgetragen, ich hatte sogar schwarze Streifen auf meinem Gesicht!! Es scheint so, als ob das Skeg, welches durch [die Firma] Nimbus [-Kunststof] angebracht wurde, schon immer am Boot war. Das Wochenende wurde großartig als ich hörte, daß ein neuer Motor in mein Boot eingebaut werden soll. Am Sonntag wurde mein alter Motor aus dem Boot geholt. Wir passen zurzeit das Fundament an, damit der Motor sofort eingebaut werden kann. Ich hoffe, daß das Boot nächste Woche zu Wasser gelassen werden kann. Der Name wird diese Woche aufgeklebt. Ein schöner "Guppy" wurde entworfen, welcher auf den Bug meines Bootes kommt. Dann ist es bereit, um ins salzige Nass einzutauchen. In Kürze werde ich auch mein Schlauchboot abholen, dann kann ich mit meinem brandneuen Mercury Motor. Es ist schade, daß die Medien es so darstellen, als hätte Abby Sunderland aufgegeben. Abby setzt ihre Weltreise fort, jedoch nicht mehr nonstop. Nun macht sie dasselbe wie ich. Ich muß jetzt schnell losfahren um den Rekord noch zu holen.

                                        Laura

                                        Thomas Weber
                                        30. April 2010

                                        Am Sonntag geht das Boot ins Wasser!!

                                        Endlich wird mein Boot zu Wasser gelassen. Der "Guppy", speziell für mich entworfen, ist angebracht, die schwarzen Zierstreifen sind auch aufgemalt. Auch die letzten Arbeiten sind abgeschlossen. Am Sonntag gegen 14 Uhr soll mein Boot in Den Osse zu Wasser gelassen werden. Ich habe jetzt Ferien, und ich sehne mich wirklich danach, mit meinem eigenen Boot zu fahren.
                                        Gestern habe ich ein Boot von Loosdrecht nach Zeeland gefahren. Es war eine Reise mit Hindernissen. Gleich zu Beginn wollte der Motor nicht achteraus laufen. Im Leerlauf wollte er auch nicht anspringen. Zum Glück musste ich voraus fahren, und da lief er dann. Das ist ein bisschen schwierig beim schleusen und beim anlegen. Aber mal so gesehen: das ist eine gute Übung für meine Fähigkeiten zur Lösung von Problemen. Als ich endlich bei der Krammerschleuse ankam, weigerte sich der Motor zu starten. Nach ein paar Versuchen kam Rauch. Tja, was nun? Ich denke, daß der Anlasser hin ist und versuchte, den Motor von Hand zu starten. Das klappte und so fuhr ich die letzte Strecke. Zum Glück war das ein sehr altertümlicher Dieselmotor mit Ventilaushebern, den man auch von Hand ankurbeln kann. Das ist einer von den Gründen, warum mein Boot zwei Motoren hat. Dann habe ich wenigstens dieses Problem nicht.

                                        Laura

                                        Thomas Weber
                                        4. Mai 2010

                                        Am Sonntag ist mein Boot zu Wasser gelassen worden. Und natürlich auch getauft. Es war schlechtes Wetter, viel Wind und Regen, und doch waren ein paar Leute da um zu gucken. Danach haben wir mit Bekannten gemütlich aus "Guppy" angestoßen. Es liegt nun schön längsseits des Bootes auf welchem ich wohne. Durch die Bullaugen im Wohnzimmer kann ich ihn gut sehen. Im Wasser sieht er noch viel schöner aus, Boote gehören schließlich ins Wasser. Es wurden neue Bordverschlüsse eingebaut, welche zum Glück auch wasserdicht sind. Auch die neue Propellerwelle und das Ruder sind wasserdicht. Gestern habe ich mein Schlauchboot und die neuen Taue abgeholt, alles gesponsert. Das Wetter war nicht wirklich einladend um am Boot zu arbeiten. Heute ist es sehr windig, aber zum Glück scheint auch die Sonne. Ein schöner Tag um mein Dinghy und den Motor auszuprobieren. Leider kann ich mit meinem Boot noch nicht fahren, da der Hauptmotor noch nicht eingebaut ist. Das Getriebe ist auf dem Prüfstand durchgefallen und muß nun revidiert werden. Allein mit dem zweiten Motor fährt er sich zwar auch gut, jedoch bei so viel Wind fahre ich lieber nicht mit einem Boot von fast 12,50 Metern Länge und lediglich mit einem 10 PS Hilfsmotörchen auf dem Grevelinger Meer herum.

                                        Laura

                                        Thomas Weber
                                        8. Mai

                                        Gestern bin ich wieder schön mit meinem Boot gefahren. Er fährt wirklich fantastisch. Er segelt sehr schnell. Schade, daß ich noch nicht mit ihm auf der offenen See fahren kann. Das Boot fährt so schnell, daß das Grevelinger Meer ein bisschen zu klein wird.

                                        Laura


                                        13. Januar 2012

                                        Die Wellen haben sich innerhalb kurzer Zeit aufgebaut und sind inzwischen sehr hoch und steil geworden, wodurch sich die See in eine Art Kochtopf verwandelt hat und ich mich an Bord von ’Guppy’ wie in einer Waschmaschine fühle. Den ganzen Tag lang flog eine Gruppe Vögel um ‘Guppy’ und über die Wellenkämme hinweg. Offenbar hatten sie dabei mehr Spaß als ich, denn es war alles andere als bequem. Die Wellen bremsen ’Guppy’ stark ab, aber sie schlägt sich wacker durch und wir kommen noch immer gut voran. Es gibt sogar Augenblicke, wo das Cockpit nicht von Wellen geflutet wird, so daß ich nicht jedes Mal eine abkriege wenn ich versuche, mich abzukühlen. ;-)

                                        Laura




                                        Thomas Weber
                                        12. Januar 2012

                                        ‘Gup’ und ich haben den Passatwind wiedergefunden, einen guten Seitenwind von 20 Knoten, der wieder mal nonstop Wellen über das Deck jagt. Es ist noch immer ziemlich warm, und ich habe lediglich die Wahl zwischen einem Salzwasserbad im Cockpit und im kräftigen Wind zu frieren oder in der Kabine zu sitzen, in der es stickig und heiß ist, da ich alle Luken wegen des überkommenden Wassers dicht halten muß. Ich wechsle mich mit beidem ab... ’Guppy’ genießt es, wieder mit 6,5 Knoten [12 km/h] durch die Wellen zu schießen. Die Anzahl Seemeilen [bis St. Maarten] ist inzwischen auf 1450 [2685 Kilometer] gesunken. Davon abgesehen geht alles an Bord seinen gewohnten Gang. Wir werden von den Wellen wieder hin und her geworfen, aber alles in allem kommen wir gut voran.

                                        Laura 




                                        Thomas Weber
                                        11. Januar 2012

                                        Ich hatte letzte Nacht und heute guten Wind. Der Tag wurde richtig sonnig und auch schnell brütend heiß. Aber wie es scheint haben wir das schlimmste der Doldrums schon hinter uns gelassen. ’Wind Dancer’, das Boot aus Neuseeland, das eine Woche nach uns aus Kapstadt abgefahren ist, und noch immer 950 Seemeilen [1759 Kilometer] hinter uns liegt, segelt noch immer mit dem südatlantischen Passatwind. Das ist eigentlich die einzige andere Jacht, mit der ich ab und zu Kontakt über SSB Funk habe. Das ist im Augenblick auch genug, denn ich versuche, die Ruhe und die Weite um mich herum so intensiv wie möglich zu genießen. Es sind noch 12 Tage bevor meine Einheit mit der Natur jäh unterbrochen werden wird... Anders als bei meiner Ankunft in Durban werde ich mich nun nicht wieder während der ersten beiden Tage langsam an das Leben an Land gewöhnen können. Ab und zu ängstigt mich der Gedanke an meine Ankunft. Natürlich freue ich mich darauf, mein Ziel erreicht zu haben, obwohl es sich so anfühlt, als hätte ich das schon vor sehr langer Zeit. Ich habe mich selbst kennengelernt und auch sonst sehr viel gesehen und gelernt, und viele Menschen und andere Länder kennengelernt. Der Pazifik hat mir all die schönen unentdeckten Inseln, die ich in meinen Träumen gesehen habe, gezeigt. Der Indische Ozean gab mir eine Ohrfeige, um mich wieder aus meiner Traumwelt zurückzuholen, andererseits aber auch das schlechte Wetter, die Stürme, Windstillen und langen Überfahrten, die ich wollte. Und der Südatlantik gab mir den sanften Passatwind, der mir die Gelegenheit gab, alle Erfahrungen zu verarbeiten und zu verinnerlichen. Aber die Zeit vergeht zu schnell. Bald wird meine Welt, die im Augenblick nur aus ’Guppy’, meinen schönen Erinnerungen und Lebenserfahrungen besteht, abrupt durch Hektik und Medien ersetzt werden. Ich bin so froh, daß ich noch 12 Tage auf dem Nordatlantik vor mir habe um mich daran zu gewöhnen, denn Hektik ist etwas, das in meinen Träumen niemals vorgekommen ist...

                                        Laura     




                                        Thomas Weber
                                        10. Januar 2012

                                        Nach einer weiteren heftigen Bö mit etwa 40 Knoten Wind und strömendem Regen wurde es in der Nacht endlich etwas ruhiger. Ein herrlicher Tag ohne Regenböen und mit einem wunderbaren Seitenwind von 10 bis 15 Knoten folgte. Ich habe sogar die Sonne für eine Weile sehen können. Es ist aber noch immer bewölkt und der Wind weht etwas unbeständig mit nur wenig umspringender Tendenz. Heute Morgen durchpflügte 'Guppy' wieder fröhlich die Wellen, und da wir darüber hinaus mit dem Strom segeln, kommen wir auch gut voran. Die Anzahl der Seemeilen bis nach Sint Maarten ist auf 1750 [3241 Kilometer] gesunken.

                                        Laura  




                                        Thomas Weber
                                        9. Januar 2012


                                        Einer windstillen Nacht mit ein paar Regenböen folgte ein bewölkter Tag mit noch mehr Regenböen. Seit heute Mittag ist es nicht mehr trocken gewesen. Inzwischen habe ich alle Eimer, Flaschen und die Frischwassertanks gefüllt, aber es regnet noch immer. Und so heftig, daß ich die Luke des Kajüteneingangs geschlossen halten muß, wenn ich drinnen kein Wasserballett tanzen will. Dadurch wird es in der Kajüte leider ziemlich warm. Der Wind dreht noch immer und ich hatte heute Wind aus allen möglichen Richtungen und mit allen Geschwindigkeiten zwischen 0 und 30 Knoten, sogar einzelne Böen von 40 Knoten [74 km/h; Windstärke 8 Bft.]. Ich werde wieder wie verrückt herumgeschleudert, vermisse den Südatlantik jetzt schon und hoffe, bald aus den ‘Doldrums’ heraus zu sein. Heute wurde ich zumindest durch eine große Schule Delfine aufgeheitert, die plötzlich während einer heftigen Regenbö vor dem Bug auftauchte. Während ’Guppy’ mit 7 Knoten [13 km/h] durch die Wellen stampfte und der Regen auf die Schaumkämme der Wellen prasselte, sprangen die Delfine aus dem Wasser und tauchten wieder hinein. Ich habe schon oft Delfine gesehen, aber dieses Mal war es wirklich am schönsten.

                                        Laura        
                                         




                                        Thomas Weber
                                        8. Januar 2012

                                        Heute war es stark bewölkt und abgesehen von ein paar Squalls bekam ich alle naselang einen Regenschauer ab, was die ersten paar Mal eine willkommenen Abkühlung bedeutete. Aber die Böen wurden immer heftiger und aus den kurzen, heftigen Regenschauern wurde schließlich Dauerregen mit gar keinem oder kräftigem Wind. Dann drehte der Wind schließlich in alle Richtungen wodurch ’Guppy’ durch die Wellen heftig hin und her geworfen wurde und ich mich fragte, ob es überhaupt Sinn macht, die Segel zum soundsovielten Mal auf die andere Seite zu trimmen oder einfach zu warten, bis der Wind wieder aus der richtigen Richtung weht. Wie es scheint sollte ich doch noch ein paar Erinnerungen an die ’Doldrums’ mitnehmen, obwohl wir im Allgemeinen gut vorangekommen sind.

                                        Laura  





                                        Thomas Weber
                                        7. Januar 2012

                                        'Guppy' und ich haben wieder den Äquator passiert und damit die Südhalbkugel verlassen. Gleichzeitig haben wir den Sommer mit dem Winter getauscht, denn auf der Nordhalbkugel herrscht nun eigentlich Winter, was aber nicht für die Tropen gilt. Die Eier sind mir ausgegangen, und daher konnte ich leider keinen Pfannkuchen für Neptun backen. Ich habe ihm deshalb eine kurze Rede gehalten und ihm für das großartige Segelwetter auf dem Südatlantik gedankt. Auch jetzt habe ich noch immer einen guten 10 bis 15 Knoten [18 bis 28 km/h] starken Wind aus Süd-Süd-Ost. Heute Morgen war es sehr stark bewölkt, aber trotzdem bekamen wir nur ein paar Regentropfen ab. Danach wurde es noch heißer als an den Tagen zuvor, so heiß daß ich mich den ganzen Tag lang eimerweise mit Wasser überschütten mußte. Die Vögel waren heute Nacht natürlich auch wieder da, aber ich denke, daß sie vom Blitzlicht meiner Kamera noch immer so beleidigt sind, daß kein Piep mehr aus ihren Schnäbeln kommt. Finde ich übrigens gar nicht so schlimm. ;-)

                                        Laura  





                                        Thomas Weber
                                        6. Januar 2012

                                        So wie in den zwei Nächten zuvor sangen meine zwei nächtlichen Besucher auch diese Nacht wieder Lieder auf dem Solarzellenträger. Aber ich habe inzwischen herausgefunden, daß sie sofort verstummen und so dermaßen irritiert sind, daß sie für eine Weile ihren Schnabel halten, sobald ich versuche sie zu fotografieren oder zu filmen. Das ist wirklich eine sehr willkommene Abwechslung. Sie sind aber ein wenig höflicher geworden, denn sie scheißen nicht mehr auf die Solarzellen sondern auf das Achterschiff, was etwas besser ist. Heute Morgen habe ich auch zum ersten Mal nach langer Zeit wieder ein Frachtschiff am Horizont gesehen. Das hatte ich eigentlich schon länger erwartet, da wir nun dichter bei der Küste segeln. Ansonsten kann ich nur berichten, daß es wieder ein warmer tag ist und daß wir immer näher zum Äquator und Sint Maarten kommen. Heute habe ich auch ein paar Delfine gesehen, aber leider waren sie so schnell wieder verschwunden wie sie gekommen waren. Schade, denn es ist ein Weilchen her, daß mir Delfine Gesellschaft geleistet haben.

                                        Laura     




                                        Thomas Weber
                                        5. Januar 2012

                                        Die bedrohlichen Wolken brachten mir gestern nur etwas Regen und sind danach noch etwas geblieben ohne mir weiter lästig zu fallen. Der Wind hat noch mehr nachgelassen, reicht aber noch aus um zu segeln - die gefühlte Temperatur wird davon jedoch nicht besser. Letzte Nacht ist wieder so ein Unglücksrabe von Fliegendem Fisch in die Kajüte geflogen und hat wieder nur knapp mein Bett verfehlt. Dieses Mal habe ich das zappelnde Geräusch sofort erkannt, und ich denke, der Fisch ist noch lebend ins Wasser zurückgekommen. Die schwarzen Vögel haben wieder im Chor gesungen und mir die ganze Nacht Gesellschaft geleistet. Kurzum - es geht noch immer alles seinen Gang, 'Guppy' hält sich unglaublich gut und der Äquator kommt immer näher.

                                        Laura  



                                        Thomas Weber
                                        4. Januar 2012


                                        Wie zu erwarten war weht der Wind noch immer ziemlich genau von hinten, hat aber inzwischen etwas abgenommen. Zum Glück reicht es noch zum segeln. Die Anzahl der Seemeilen, die wir bis nach Sint Maarten noch zurücklegen müssen, ist auf 2.600 [4.815 Kilometer] gesunken. Letzte Nacht wurde ich von einem tschilpenden Geräusch geweckt, das aus den Schnäbeln zweier pechschwarzer Vögel zu kommen schien, die auf den Solarzellen saßen. Sie haben die ganze Nacht hindurch weitergesungen, und obwohl sie nicht mal sehr schief gesungen haben, hatte ich am Morgen ziemlich die Nase voll... Aber als ich in ihre Nähe kam, zwitscherten sie nur noch lauter - und natürlich haben sie auch meine Solarzellen vollgeschissen. Na ja, es war zwar eine nette Abwechslung, aber allmählich frage ich mich doch, was Vögel an 'Guppy' wohl finden mögen. Während ich noch darüber nachdachte, warum Vögel über 'Guppy' herrschen, kühlte sich die Luft langsam wieder ab und es zogen dunkle Wolken auf - zu dunkel für meinen Geschmack. Was dann passierte kann ich noch nicht sagen, denn ich warte im Augenblick selbst noch gespannt darauf. Übrigens, vielen Dank für all die supernetten Einträge in meinem Gästebuch!



                                        Laura  




                                        Thomas Weber
                                        3. Januar 2012


                                        Die Wellen haben sich zum Glück gebessert, aber da der Wind nun direkt von hinten kommt, hat das Boot noch nicht aufgehört hin und her zu rollen. Aber ich habe noch immer einen guten Wind von 15 Knoten [28 km/h], was außergewöhnlich ist, da wir uns den 'Doldrums' [windstille Zone] nähern. Am Tag gleicht 'Guppy' mehr und mehr einem Backofen, daher schlafe ich am Tag und bleibe nachts wach. Das ist eine prima Abwechslung, und die mondhelle See und die vielen tausend Sterne sind so schön anzusehen. Durch den guten Wind, der 'Guppy' und mich schon eine ganze Weile begleitet, haben wir schon 3000 Seemeilen [5556 Kilometer] zurückgelegt, was mehr als die Hälfte dieser Überfahrt ist. Hoffentlich wird die zweite Hälft genauso gut...



                                        Laura




                                        Thomas Weber
                                        2. Januar 2012
                                        Der Wind und die Wellen sind wieder ein bisschen zu enthusiastisch geworden, was das Leben an Bord etwas weniger angenehm macht. Unser guter Fortgang und das wunderbare Wetter machen das aber wieder wett. Es wird mit jedem Tag wärmer, und heute habe ich eimerweise Wasser über mich geschüttet um mich abzukühlen... Die Fliegenden Fische sind ziemlich geschrumpft. Es springen nur noch sehr kleine Fische an Bord, aber dafür wahnsinnig viele. Da sie schnell austrocknen ist es sehr einfach, sie wieder über Bord zu werfen. Des Weiteren geht hier alles seinen gewohnten Gang. ’Guppy’ benimmt sich prima und ich habe nur wenig zu reparieren. Manchmal können die Wellen ziemlich nervig sein, aber da ein Ozean ohne Wellen nun mal ein Ding der Unmöglichkeit ist, werde ich lernen müssen, mit ihnen zu leben.

                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        1. Januar 2012
                                        Ich habe einen schönen Silvesterabend bei Musik und ein paar Knicklichtern verbracht. Der Mond und die Sterne waren ein guter Ersatz für das Feuerwerk. Da es auf See keine ‘Lichtverschmutzung’ [Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen] gibt, ist der Sternenhimmel sehr klar und schön. Ich habe in der Zeitzone, in der ich mich im Augenblick befinde, Silvester gefeiert, das ist zwei Stunden später als die Niederlande. Die ersten Stunden von 2012 konnte ich leider nicht schlafend verbringen, da der Wind sich etwas gelegt hatte, wodurch ’Guppy’ wieder anfing heftig hin und her zu rollen. Gegen Morgen frischte der Wind dann endlich auf und ich konnte schlafen gehen. Den größten Teil des 1. Januar 2012 habe ich daher schlafend im Cockpit verbracht. Nun bin ich wieder vollkommen ausgeruht, die schlimmste Hitze ist vorüber für heute, und ich habe ‘Guppy’ mal wieder eine gründliche Reinigung gegönnt. Jetzt kann sie aufgeräumt und sauber ins neue Jahr segeln ;-)

                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        31. Dezember 2011
                                        Der Wind ist noch immer sehr nett zu ‘Guppy’ und mir, aber die Wellen hätten wieder mal ein bisschen Erziehung nötig, denn sie gehen nicht gerade sanft mit ’Guppy’ um. Der Wind hat letzte Nacht etwas nachgelassen, wodurch ’Guppy’ bis zu den Wassergängen hin und her rollte. Zu allem Überfluss kam auch noch ein Frachtschiff vorbei, wodurch ich nicht viele Gelegenheiten hatte, zu schlafen. Zum Glück habe ich heute etwas Schlaf nachholen können, denn ich will natürlich an Silvester nicht vor Mitternacht einschlafen ;-) Signalraketen abzufeuern scheint mir keine gute Idee zu sein, und daher werde ich mich an ein paar verschiedenfarbigen Knicklichtern erfreuen. Vom Südatlantischen Ozean möchte ich allen ein Frohes neues Jahr wünschen und mich herzlich für alle Neujahrsgrüße bedanken. Lasst 2012 ein schönes Jahr werden.

                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        30. Dezember 2011

                                        Heute Morgen war ich eine ganze Weile mit ein paar Böen beschäftigt, die eine Menge Regen und umspringende Winde mitgebracht hatten. Danach sah die Kurslinie auf meinem Plotter wieder ziemlich interessant aus... Aber schließlich verschwanden die dunklen Wolken doch, und im Verlauf des Tages wurde es wieder brütend heiß, sodaß ich die meiste Zeit damit verbrachte, im Schatten zu sitzen, Musik zu hören und an meinem Buch weiterzuschreiben; das ist übrigens ein schöner Zeitvertreib. 'Guppy' läuft noch immer prima und wir haben nur noch 3200 Seemeilen [5926 Kilometer] bis zur Ziellinie auf Sint Maarten zurückzulegen. Aber vorher müssen wir noch über den Äquator und durch die sogenannten 'Doldrums' [Intertropische Konvergenzzone], die immer näher kommen, was leider auch deutlich zu spüren ist. Die Temperaturen zwischen 18° und 15° südlicher Breite waren ideal, aber langsam wird es 'Guppy' und mir doch echt zu warm...
                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        29.Dezember 2011

                                        Wir haben wieder einen herrlichen und sonnigen Tag hier. Und nun, da das Wasser auch anfängt, wärmer zu werden, habe ich heute ausgiebig geduscht. Es war ziemlich warm und die kleine Abkühlung war mir sehr willkommen. Ich habe jetzt über SSB-Funk Kontakt mit einer anderen Jacht, die eine Woche nach mir aus Südafrika losgesegelt ist, und die auch in Richtung Karibik fährt. Es ist ganz schön, Informationen auszutauschen. Sie durchsegeln das gleiche Windsystem wie ich, und es ist ganz nett, ihnen von meinen Erfahrungen zu berichten und ihnen versprechen zu können, daß es bald wärmer werden wird. Sie segeln nämlich 940 Seemeilen [1741 Kilometer] hinter ‘Guppy’, und dort ist es noch ein ganzes Stück kälter. Die Fliegenden Fische lassen sich nur noch selten blicken - offenbar ist meine Botschaft angekommen... Ab und zu finde ich noch ein paar Schuppen auf Deck, und heute habe ich, versteckt zwischen ein paar Tauen, einen total ausgetrockneten Tintenfisch gefunden. Das war überhaupt nicht lustig, denn das Vieh stank zum Himmel. Die Wellen sind endlich etwas freundlicher und ’Guppy’ läuft mit schönen 6 Knoten [11 km/h]. Und so kommen ’Guppy’ und ich unserem Ziel schnell näher.
                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        28. Dezember 2011
                                        Der Passatwind leistet mir noch immer Gesellschaft, und das ist herrlich. Heute habe ich ein Buch von Isabel Allende, "Mayas Notizbuch" ['El Cuaderno de Maya', 2011], ausgelesen, in das ich mich wirklich vertieft hatte. Danach habe ich die leckeren Pfannkuchen, die ich heute Morgen gebacken hatte, zum Frühstück gegessen, und danach ein paar Wartungsarbeiten an 'Guppy' durchgeführt. Ich habe die Steuerleinen der Windfahne erneuert und die zugehörigen Blöcke und Seilzüge wieder gängig gemacht. Daneben bin ich mal wieder ins Achterschiff hinabgetaucht um dort die Ruderanlage nachzusehen und alle Lager und Blöcke zu schmieren. Während die Wolken immer dunkler und größer werden fängt es nun langsam an, abzukühlen. Meistens sorgen sie nachts für ein paar merkwürdige Änderungen der Windrichtung, was mir aber egal ist, und ich 'Guppy' einfach vor dem Wind weiterlaufen lasse, auch wenn wir dabei eine Stunde lang nicht ganz auf dem richtigen Kurs bleiben... Morgens verschwinden die Regenvorhänge wieder und die Sonne kommt vorbei, um uns einen Guten Morgen zu wünschen. Die Tage scheinen stets schneller vorbeizugehen und ich versuche, jeden von ihnen zu genießen. Es ist herrlich, mit dem Passatwind zu segeln, gut voranzukommen und zu wissen, daß man noch eine zeitlang die See und die Ruhe genießen kann.

                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        27. Dezember 2011
                                        ‘Guppy’ segelt bei einem schönen Wind schräg von achtern unter Vollzeug unermüdlich voran. Heute ließ sich auch die Sonne wieder sehen, was herrlich war. Es wird nun mit jedem Tag ein bisschen wärmer, woran ich mich erst wieder gewöhnen muß. Aber im Augenblick ist mir das sehr recht, obwohl ich im Laufe der nächsten Zeit sicherlich anders darüber denken werde... Im Gegensatz zu den Weihnachtstagen sind die Wellen auch ein wenig freundlicher geworden, und heute Morgen hatte ich plötzlich Lust darauf, mir etwas Leckeres zu machen. Somit habe ich heute nach kurzem Zögern, was es denn sein soll, beschlossen, Kekse zu backen - die ich dann am Nachmittag, während ich lesend in der Sonne saß, genossen habe. In den letzten Tagen ist ‘Gup’ gut vorangekommen, und wir haben schon etwa 2000 Seemeilen [3704 Kilometer] zurückgelegt.

                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        26. Dezember 2011

                                        Ich war gerade wieder in meine warme Koje gestiegen und eingeschlafen, als ein merkwürdiges Geräusch meine Aufmerksamkeit auf sich zog... Irgendwas in der Kajüte machte ziemlichen Krawall. Ich knipste das Licht an und wäre fast auf ein Riesending von Fliegendem Fisch getreten, der einige Sekunden vorher einen Luftangriff auf 'Guppy' geflogen war. Offenbar war er auf dem Mülleimer gelandet und neben meinem Bett zum stehen gekommen, wo er nun mit aller Macht versuchte, wieder zu starten - was nicht wirklich gut klappte. Tote Fliegende Fische zurück ins Wasser zu schmeißen gehört nicht gerade zu meinen Lieblingsaufgaben, aber einen lebenden Fliegenden Fisch zu fangen bedeutet eine Menge Elend. Aber das Viech mußte nun mal zurück ins Meer. Ich habe ihn ordentlich verflucht, denn sie sind ziemlich glitschig und lassen darüber hinaus auch viele klebrige Schuppen zurück. Ich denke, daß er nun um eine unangenehme Erfahrung reicher ist, und ich hoffe, daß er auch seinen Artgenossen darüber berichtet, damit keiner von ihnen jemals wieder so dumm ist, in meine Kajüte zu fliegen. Das war übrigens der erste Fliegende Fisch, den ich seit dem Beginn meiner Überfahrt über den Indischen Ozean gesehen habe; ein sicheres Zeichen, daß das Wasser wieder wärmer wird. =D
                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        25. Dezember 2011

                                        Es weht ein schöner Wind von etwa 20 Knoten [37 km/h; Windstärke 5 Bft.], der 'Guppy' mit 6,5 Knoten [12 km/h] in Richtung Horizont schiebt. Als eine Art Weihnachtsgeschenk hat die Sonne sich heute den ganzen Tag lang gezeigt, obwohl der Himmel jetzt wieder anfängt, sich zu beziehen. Aber es war herrlich heute; endlich mal ein Tag ohne schwere Bewölkung und Regen. Leider kann ich nicht dasselbe über die Wellen von heute sagen. Sie sind zwar nicht höher als drei Meter, aber es sind unangenehme steile Kreuzseen. Ein 5-Gänge Menü auf See ist zwar ein Ding der Unmöglichkeit, aber ich fürchte, der Seegang wird mich dazu zwingen, mein Weihnachtsessen aus dem Einfachsten zuzubereiten, das ich an Bord habe: aus Konserven. Macht mir aber überhaupt nichts aus. Es ist eigentlich wunderbar, ganz unkompliziert Weihnachten zu feiern. Keine Pflichtbesuche bei der Familie, wo man wahnsinnig höflich sein muß, all das leckere Essen, das man nicht auf dem Teller lassen darf, obwohl man keinen Bock darauf hat, und immer wird geredet und geredet... 'Guppy' hört immer gut zu und widerspricht mir nie. ;-) Ich kann essen was und wann ich will und muß nirgendwo hin. Und trotzdem bringen mich mein kleiner Weihnachtsbaum mit seinen Lichtern, meine Weihnachtsmütze und die Weihnachtsgirlanden bringen in Weihnachtsstimmung. =D
                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        24. Dezember 2011

                                        Heute Morgen hatte ich endlich mal ein bisschen mehr Sonne und ich dachte, daß heute ein wolkenloser Tag werden würde. Ich hätte auf Holz klopfen sollen, denn mittlerweile ist 'Guppy' wieder von Regengardinen und dunklen Wolken umzingelt. Ich könnte stundenlang damit verbringen, den Himmel zu beobachten. Es waren dort dunkle und bedrohliche Wolken nebst weißen Wolken und grauen Wolken, und dazwischen vereinzelt blauer Himmel. Abends sorgt das regelmäßig für einen spektakulären Sonnenuntergang mit wunderschönen Sonnenstrahlen. Gestern hing ein Bogen aus Wolken über dem Horizont, der bis zum Wasser hinabreichte, und als die Sonne genau dahinter unterging, sah das wie ein Tunnel aus Licht aus - es war wirklich wunderschön. Die Wellen sind inzwischen sehr unangenehm geworden, denn der Wind, der gedreht hat, verursacht nun Kreuzseen, die uns ab und zu heftig schlingern lassen. Gelegentlich ist es für eine halbe Stunde ruhig, jedoch darf man sich dann nicht verleiten lassen, einen Gegenstand gedankenverloren irgendwo hinzustellen... Wusch! Ja klar, schon wieder eine Megawelle... und dann muß man vor der Pfanne, die einen Mordanschlag auf einen verüben will, in Deckung gehen, oder ein Paket Reis fällt aus einem Schrank. Ihr dürft dreimal raten, womit ich den Rest des Tages verbracht habe ;-)
                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        23. Dezember 2011
                                        Die dunklen Wolken hatten heute Morgen ihren Höhepunk erreicht und ließen alles fallen, was sie dabei hatten, nämlich Wind und Regen. Das sorgte für sehr ärgerliche umspringende Winde, und als ich 'Guppys' Kurs auf dem Plotter betrachtete fragte ich mich, ob 'Herr Windpilot' vielleicht betrunken ist... Vermutlich schwebte er nur auf Wolke sieben wegen der vielen Weihnachts- und Neujahrsgrüße, die wir bekommen haben. Herzlichen Dank dafür! Ich könnte mir kein schöneres Weihnachtsfest vorstellen als mit 'Guppy' über den Südatlantik zu segeln und zu wissen, daß es so viele Menschen gibt, die an uns denken. Sogar die dunklen Wolken sind mittlerweile weggezogen. Und obwohl es heute Morgen dunkel und regnerisch war, schien am Nachmittag die Sonne! Was für ein schönes Wiedersehen. Und natürlich möchten 'Guppy' und ich allen ein Merry Christmas [Frohe Weihnachten] wünschen.

                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        22. Dezember 2011
                                        Zum zweiten Mal während meiner Reise sind 'Guppy' und ich über die imaginäre Grenze zwischen Östlicher und Westlicher Länge gesegelt. Das erste Mal war kurz nach meiner Abfahrt aus den Niederlanden, als wir durch den Ärmelkanal segelten. Nun rasen 'Gup' und ich bei einer leichten Briese genau von achtern auf unser nächstes Highlight zu, dem Übergang von Südlicher zu Nördlicher Breite. Aber zum Glück dauert das noch eine ganze Weile, denn 'Gup' hat noch etwa 2.300 Seemeilen [4260 Kilometer] Südatlantik vor ihrem Bug. Dieser Ozean war 'Gup' und mir bislang freundlich gesinnt, und mit ein wenig Glück bleibt das auch so. Wir befinden uns nun in den sogenannten Passatwinden, jenen Winden, die normalerweise andauernd mit 10 und 20 Knoten wehen, und kommen gut voran. Die Tage sind noch immer sehr wolkenreich, und ohne Mond und Sterne scheinen die Nächte noch dunkler zu sein - sehr viel dunkler! Meistens kann ich noch nicht einmal zwischen Himmel und Wasser unterscheiden, was mich ziemlich aufregt, denn ich sehe gern, was um mich herum passiert. Aber auch tagsüber wirken die Wolken bedrohlich, obwohl sie am Himmel hängen bleiben und mir nichts tun. Nicht, daß mich das sonderlich beruhigt, denn obwohl die Wolken auf See ruhig und friedlich aussehen, habe ich inzwischen gelernt, wie schnell sich das ändern kann.

                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        21. Dezember 2011
                                        Gestern wurde mir klar, daß ich zwei Besonderheiten erlebt hatte. Zum einen bin ich über den Längengrad der Niederlande gesegelt, und zum anderen habe ich auch den Wendekreis des Steinbocks passiert, und zwar zufällig am 20. Dezember, als die Sonne bei ihrem Lauf über den Himmel um 12 Uhr Mittags scheinbar genau über mir stand. Auf der Südhalbkugel ist das ist der längste Tag. Nicht, daß ich die Sonne gesehen habe, denn der Himmel ist schon seit ein paar Tagen bewölkt. Das ist aber nicht mehr so schlimm, denn es wird endlich ein bisschen wärmer. Es weht ein Wind aus Süd mit etwa 10 bis 15 Knoten [18 bis 28 km/h; Windstärke 3 bis 4 Bft.], genug um 'Guppy' schaukelnd voranzubringen und mich nachts zwischen meinen nicht so aufregenden Wachen gut schlafen zu lassen. Ich wundere mich eigentlich darüber, daß ich mich noch immer nicht langweile. Normalerweise lief immer irgendetwas schief: 'Gup' wurde von einer plötzlichen Regenbö auf die Seite geworfen, es musste irgendwas repariert werden, oder es war fast unmöglich zu schlafen, oder alles in der Kabine war naß und salzig geworden. Und jetzt? Nichts von alledem. Aber ich glaube, ich soll jetzt genug Zeit bekommen um zu erkennen, daß ich mir jetzt, nach allem, durch das ich mich im letzten Jahr habe hindurchkämpfen müssen, die Zeit nehmen kann, um die Ruhe noch etwas zu genießen. Es ist herrlich. Jetzt, da das Boot ruhig weiterschaukelt, kann ich Brot backen, endlich wieder ein paar Bücher lesen und meine Kochkünste verbessern - was mir eigentlich erstaunlich gut gelingt...

                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        20. Dezember 2011
                                        Heute hat 'Guppy' den Längengrad der Niederlande [5 ° Ost] passiert, und das bedeutet, daß ich alle Längengrade der Erde habe vorbeiziehen sehen - das ist so amazing [großartig]. Nun sind es noch 4.800 Seemeilen [8.890 Kilometer] bis zur Karibik, und dann habe ich offiziell die Welt umsegelt. Verglichen mit der Anzahl Meilen, die wir schon unter dem Kiel haben, klingt das erschreckend nah, und andererseits auch noch so weit weg. Ich segele übrigens noch immer auf der südlichen Halbkugel. Der herrliche Wind, den ich gestern hatte, ist etwas schwächer geworden, aber trotzdem habe ich noch keinen Grund, mich zu beschweren, denn ich brauche den Segeltrimm und den Kurs kaum zu verändern. Jedoch habe ich während der letzten Tage die Sonne vermisst, wodurch es vor allem nachts sehr kalt ist. Die Tintenfische sind offenbar der gleichen Meinung und versuchen dauernd, sich auf 'Guppys' Deck aufzuwärmen. Mich wärmt der Anblick eines toten Tintenfischs ganz bestimmt nicht. Einen ausgetrockneten Fliegenden Fisch über Bord zu schmeißen ist viel leichter als einen Tintenfisch. Die kleben nämlich ziemlich fest, und beim Versucht, sie zu entfernen, reiße ich sie oft auseinander, wodurch ich dann noch mehr sauberzumachen habe. Auch das kleine Schild mit 'Kein Zutritt für Tintenfische', das ich aufgestellt hatte, hat nicht geholfen ;-) Na ja, das wären im Augenblick die dringendsten Probleme an Bord - mit anderen Worten: es läuft großartig.

                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        19. Dezember 2011
                                        Ein herrlicher Wind hat mich gestern Abend überrascht und letzte Nacht stark aufgefrischt. Auch die Wellen sind dadurch höher geworden, und mit dem Wind schräg von achtern sausten wir mit 7 Knoten [13 km/h] durch die holprige See. Der Wind kam und die Sonne ging - das Öl in meinem Außenbordmotor übrigens auch! Als ich zum Achterdeck lief um unseren Kurs zu ändern, war meine ganze Schwimmplattform voll Öl, das normalerweise im Außenborder sein sollte. Jedes Mal, wenn ich unseren Kurs verändern will, muß ich auf die Schwimmplattform steigen um die Windfahne neu einzustellen. Die Schwimmplattform ist sowieso immer naß und glitschig, aber unter diesen Umständen schätzte ich meine Chancen, dabei über Bord zu gehen, auf etwa 99%. Und wieder einmal wurde eine leichte Aufgabe zu einer Herausforderung. Ich habe zunächst herauszufinden versucht, warum das Öl ausgelaufen war. Nach einer kurzen Untersuchung stellte ich fest, daß sich die Ablaßschraube gelöst hatte, was sich dann auch als der Grund für meine Ölkatastrophe herausstellte. Da ich nun die Ursache gefunden hatte, kam der weniger angenehme Teil: Saubermachen! Und ich mußte noch immer unseren Kurs ändern...

                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        18. Dezember 2011
                                        Heute war wieder ein heiterer Tag mit sehr wenig, aber dennoch genug Wind um ‘Guppy’ vorangleiten zu lassen - aber das war’s dann auch schon. Unglaublich, daß ich schon wieder fast eine Woche lang auf See bin; die Zeit vergeht so schnell. Zum Glück habe ich noch eine Menge Meilen vor dem Bug, und mit unserer derzeitigen Geschwindigkeit werde ich noch ziemlich viel Zeit auf See verbringen können. Ich habe den Tag mit sehr viel lesen und dem essen des Obstes, das sowieso nicht mehr lange zu leben gehabt hätte, verbracht. Als eine leichte Briese aufkam habe die Segel ein paarmal getrimmt, um so gut wie möglich voranzukommen, und ab und an habe ich mich aufs Deck gesetzt, um den endlosen wogenden Horizont zu genießen.

                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        17. Dezember 2011
                                        Aufgeweckt durch den Wecker liege ich in meinem warmen, noch immer völlig trockenen und nicht salzigen Bett, und lausche auf die vertrauten Geräusche von 'Guppy'. Das Plätschern der kleinen Wellen entlang ihres Rumpfs, wodurch ich ganz genau hören kann, wie schnell sie ist. Das vertraute Knarren des Besan, das langsame auf und nieder des Spinnakerbaums - ich muß gar nicht nach draußen gehen um zu wissen, daß alles in Ordnung ist. Daß sich 'Guppys' Bewegungen nicht verändert haben sagt mir, daß der Wind etwas schwächer geworden ist, daß wir noch immer mit etwa 3 Knoten [5,6 km/h] laufen und noch auf dem richtigen Kurs sind. Trotzdem stehe ich auf und mache meine übliche Kontrollrunde. Alles läuft prima, ganz so wie ich dachte. Sanft schaukelnd gleitet 'Gup' unter einem großartigen Sternenhimmel dahin, und zufrieden krieche ich wieder zurück in mein Bett. Abends nimmt der Wind meistens zu und wir machen etwas mehr Fahrt, tagsüber jedoch weht gerade genug Wind um die Segel zu füllen. Ab und zu versuche ich, den Segeltrimm zu verändern, damit wir schneller segeln, aber normalerweise genieße ich einfach nur die unglaublich glatte See und die Ruhe, die sie ausstrahlt...

                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        16. Dezember 2011
                                        Nach einem hoffnungsvollen Start fiel ‘Guppys’ Geschwindigkeit dramatisch... von 5 auf 4 und dann auf 3 Knoten, und schließlich blieb sie bei 2,5 Knoten hängen [4,6 km/h]. Der Wind kommt genau von hinten und scheint dadurch noch schwächer zu wehen. Aber die Sonne scheint, die Segel flattern kaum im Wind, und die Windfahnen-Steuerung hält ‘Guppy’ gut auf Kurs - also läuft eigentlich alles prima. Darüber hinaus segeln wir mit unseren mageren 2,5 Knoten auch noch in die richtige Richtung! Kurzum: an Bord ist alles wohl. Jetzt, da ich nicht mehr dauernd hin und her geworfen werde, nicht mehr naß, salzig und müde bin, und nicht mehr versuchen muß, so viel wie möglich von meinem Hab und Gut zu retten, habe ich plötzlich sehr viel Zeit auszufüllen. Daran muß ich mich erst noch gewöhnen. Ich habe wieder etwas Schlaf nachgeholt, konnte mir ein normales Frühstück bereiten und habe meinen kleinen Weihnachtsbaum mit Lichterkette aufgestellt. OK, das ist nicht besonders aufregend, aber wie es scheint kommen ’Guppy’ und ich wieder in die Zone der warmen Passatwinde, und danach sehne ich mich nach dem ungestümen und kalten Wetter der letzten Monate wirklich sehr.

                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        15. Dezember 2011
                                        ‘Guppy’ und ich haben bereits die dritte Nacht auf See hinter uns. Leider hat sich der Wind gelegt. Wir hatten einen guten Start bei viel, eigentlich zu viel Wind für meinen Geschmack, der auch nicht aus einer optimalen Richtung wehte, wodurch ich ‘Guppy’ nicht mehr auf Kurs halten konnte. Bis jetzt segelten wir hart am Wind, und trotz des eimerweise über Deck spülenden Wassers kamen wir gut voran. Bis jetzt... Der Wind ist weg und wir rollen in der übriggebliebenen Dünung hin und her. Na ja, zumindest bin ich wieder gut ‘eingeschaukelt’... Draußen ist es grau, es nieselt und die Segel schlagen, was mich ein bisschen verrückt macht. Dann werde ich besser mal was dagegen unternehmen. Die Windfahnensteuerung funktioniert bei Windstille auch nicht, wodurch wir im Augenblick nach überall und nirgends fahren. Ach, es wird schon wieder Wind kommen... Irgendwann...

                                        Laura


                                        Thomas Weber
                                        13. Dezember 2011

                                        Nachdem ich den in Richtung Süden abfahrenden Volvo Booten nachgewunken hatte, haben auch 'Guppy' und ich Kapstadt und seinen markanten Tafelberg verlassen. Während der nächsten Zeit werden wir wieder auf See sein. Wir hatten einen herrlichen Wind, der uns auf einem Kurs nah am Wind gut und in die richtige Richtung voranbrachte. Mittlerweile hat der Wind leider gedreht und zugenommen und weht jetzt direkt von vorn mit einer Geschwindigkeit von 25 Knoten [46 km/h; Windstärke 6 Bft.], wodurch wir gerefft und auf einem nicht optimalen Kurs und bei ständig überkommenden Wellen segeln müssen. Na gut, wir kommen wenigstens voran, und es war mir klar, daß sie ersten 500 Seemeilen ab Kapstadt kein Zuckerschlecken werden würden. Danach, so hoffe ich, sollte es besser werden, und bis dahin werde ich durchhalten müssen. Hier gibt es viel Schiffsverkehr, wodurch ich nur wenig schlafen konnte und daher noch ziemlich müde bin. Ich hoffe, heute ein paar Nickerchen machen zu können und den versäumten Schlaf dadurch nachholen zu können. Des Weiteren ist an Bord alles wohl und so wie immer brauche ich etwas Zeit, um meinen gewohnten Seerhythmus wieder aufzunehmen. Aber ich fühle mich super und werde mich von selbst wieder an die überkommenden Wellen und die Nässe gewöhnen.
                                         

                                        Laura



                                        Thomas Weber
                                        10. Dezember 2011

                                        Gestern war ich eingeladen, das Pro AM Rennen des Volvo Ocean Race auf der 'Camper' mitzufahren. Es war wirklich amazing [fantastisch]! Das war ganz bestimmt das schnellste Boot mit dem ich jemals gefahren bin, und es war sicherlich der Höhepunkt meines Aufenthalts in Kapstadt, wenn nicht sogar der Höhepunkt meiner ganzen Reise. Die Chance, auf einem Volvo Ocean Race Boot mitzufahren, bekommt man nicht so oft geboten. Ich bin noch immer ganz durch den Wind und ich werde diese Erfahrung sicherlich für den Rest meines Lebens nicht mehr vergessen. Es war atemberaubend zu sehen, wie die Boote mit 21 Knoten [39 km/h] durch, und eigentlich eher über das Wasser flogen! Mich hat vor Allem die Teamarbeit interessiert. Während ich alles allein mache und es mich nicht sonderlich interessiert, wenn ich einen Knoten zu langsam bin, hat hier ein Besatzungsmitglied ständig den Segeltrimm im Auge, und wenn auch nur die leiseste Chance besteht, noch einen halben Knoten mehr herauszuholen, wird diese sofort ergriffen. Heute habe ich die Rennboote von 'Guppy' aus bewundert. Die In Port Races waren echt cool, und da die Ergebnisse für das Rennen mitzählen, wurde wirklich wieder alles aus den Booten herausgeholt. Die Halfwinder wurden gesetzt und der Konkurrenz auch nicht ein einziger Millimeter geschenkt. Letztendlich kam 'Telefonica' auf den ersten Platz, dicht gefolgt von der 'Camper'. Es wehte ein großartiger Wind und ich habe es sehr genossen. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die sich schnell beeindrucken lassen - aber dieses Mal war ich wirklich tief beeindruckt!

                                        Laura




                                        Thomas Weber
                                        9. Dezember 2011


                                        Nach einer kurzen Flugstunde ist 'Guppy' heute am frühen Morgen wieder sicher ins Wasser geglitten. Herzlichen Dank an die Werft des Royal Cape Yachtclub, die die Kosten für das Kranen übernommen hat und mir darüber hinaus sehr viel geholfen hat. Inzwischen liegt Guppy wieder am Anleger, leicht im Wind schaukelnd, umgeben vom vertrauten Geräusch der Wellen. Die letzten zwei Tage haben wir hart gearbeitet und Guppy sieht wieder tadellos aus, sodaß ich sie mit einem sicheren Gefühl über den Atlantik steuern kann. Die Vorräte sind aufgestockt und das Nachtanken von Frischwasser ist kein Problem; darüber hinaus habe ich es sogar geschafft, den Abfall hinauszuschaffen... Es sieht so aus als ob ich meine restlichen Tage hier in Kapstadt etwas ruhiger angehen kann, und daher werde ich mir die Zeit nehmen, um die Volvo Boote anzusehen, deren Start zur nächsten Etappe auch immer näher rückt. Heute war ich auf die 'Groupama' eingeladen und habe festgestellt, daß die Boote zwar alle gleich aussehen, aber trotzdem sehr unterschiedlich sind. Es ist interessant, die Unterschiede in den Details zu erkennen, wodurch jede Besatzung natürlich glaubt, daß gerade dies ihr Boot zum schnellsten machen wird. Ich bin inzwischen wieder zurück auf 'Guppy' und es weht wieder ein kräftiger Wind. Der Wind kann sich hier von einer Minute zur anderen verändern. Heute hatten wir ein paar Mal Windstille, aber mittlerweile fegt der Wind wieder mit 25 Knoten über den Hafen. Genau das richtige Wetter, um in der Kajüte eine leckere warme Tasse Kakao zu genießen, denn warm ist es hier wirklich nicht. Obwohl ich einen Pullover und meine Segeljacke darüber trage, friere ich! Von der Wassertemperatur ganz zu schweigen...


                                        Laura




                                        Thomas Weber
                                        6. Dezember 2011

                                        Ich habe mal wieder Zeit gefunden, um ein Blog zu schreiben. Nachdem ich hunderte Male zu hören bekam, daß ich wirklich noch auf den Tafelberg hinauf muß, habe ich mit ein paar Freunden gestern Morgen definitiv beschlossen, dort hinaufzusteigen. Aber nicht mit der Seilbahn; nein, wir haben uns den steilsten Wanderweg ausgesucht, um hinaufzuklettern. Als ich endlich oben war erwartete ich, daß der Gipfel des Tafelbergs flach ist. Weit gefehlt - und das Klettern ging weiter. Der Wanderweg verlief über weite Strecken wellenförmig, was sehr schön und auch außergewöhnlich war. Da wir bereits um 5 Uhr aufgebrochen waren, erreichten wir den Gipfel schon früh am Morgen. Das Wetter war herrlich und außer uns waren noch keine Touristen da. Ich bin froh, daß ich es so erleben konnte, denn eine Stunde später strömten mit der Seilbahn, die gerade den Betrieb aufgenommen hatte, hunderte Menschen auf den Gipfel. Auch behinderten die Wolken dann die Sicht auf Kapstadt. Die Wolken, die sich über dem Gipfel kräuselten, waren auch sehr schön anzusehen. Danach bin ich zum zweiten Mal einkaufen gegangen und ich glaube, daß ich nun wieder mit genügend Proviant ausgerüstet bin. 'Guppy' wird heute für einen gründlichen Check und zwecks kleinerer Reparaturen aus dem Wasser gehoben. Ich habe bereits in Darwin ein paar Probleme festgestellt, konnte dort aber nicht daran arbeiten.

                                        Laura






                                        Thomas Weber
                                        4. Dezember 2011

                                        Heute bin ich am Kap der Guten Hoffnung gewesen, dieses Mal aber nicht mit 'Guppy' sondern mit dem Auto - und mit Papa am 'Ruder'. Nun konnte ich mir endlich den Weg, den ich hierher gesegelt bin, von oben ansehen. Die Aussicht war großartig, und auch der Weg dorthin über Küstenstraßen und endlang endloser Strände war die Mühe wert. Abgesehen davon bin ich mit einkaufen, kleineren Reparaturarbeiten und Sightseeing in Kapstadt beschäftigt.

                                        Laura

                                        Die Fotos von 'Guppy' auf See im letzten Blog wurden von Uwe Moser von Bord der 'Momo', einem der Boote, die gleichzeitig mit uns Port Elizabeth verlassen haben, gemacht. http://www.momos-meilen.de/



                                        Thomas Weber
                                        1. Dezember 2011

                                        In den Tagen, die ich hier bin, habe ich schon wieder eine Menge erlebt. Ich habe schön ausgeschlafen, ausgezeichnet gegessen, den meisten Müll aus 'Guppys' Kabine herausgeschafft und alles abgewaschen, damit sie wieder halbwegs bewohnbar ist. Bei meiner Ankunft schwammen ein paar meiner Sachen im Salzwasser herum... Die Crew des Volvo Ocean Race Bootes 'Camper' hat mich erkannt und mich an Bord eingeladen. Das Rennboot zu besichtigen war das absolut Coolste. Der Unterschied zu 'Guppy' ist gewaltig. Trotzdem das Boot ungefähr zweimal so groß ist wie 'Guppy' wiegt es in Etwa genauso viel! Es ist überhaupt keine Einrichtung an Bord und alles ist ultra-leicht und aus Karbon gefertigt. Während 'Guppy' vor allem auf Sicherheit hin konstruiert wurde, sind die Volvo Boote auf maximale Geschwindigkeit ausgelegt. Ich war tief beeindruckt und habe auch noch mitgeholfen, den Mast abzubauen. Die Boote stehen mittlerweile an Land für eine gründliche Inspektion nach drei Wochen auf See. Vorgestern habe ich [von einem Boot aus] die 'Groupama' einlaufen sehen, das letzte von den dreien sich noch im Rennen befindlichen Booten. Es wehte nur wenig Wind, wodurch wir [mit unserem Boot] kaum mithalten konnten, und als der Wind nur ganz leicht auffrischte, schoß die 'Groupama' davon, legte auf dem letzten Stück noch einen schönen Sprint ein und liegt mittlerweile sicher im Hafen von Kapstadt. 'Guppy' liegt in einem großen Jachthafen zwischen ihren Artgenossen und fühlt sich pudelwohl. Auch mir gefällt es hier in Kapstadt, und da ein bisschen Ruhe nichts schadet, werde ich noch bleiben um mir den Start des Volvo Ocean Race [am Sonntag, dem 11. Dezember] anzusehen. Ich habe es also nicht eilig, weiterzusegeln, und so kann ich in aller Ruhe einen Milchshake auf der Terrasse mit einem Blick auf Guppy und den Jachthafen genießen.

                                        Laura



                                        Thomas Weber
                                        28
                                        November 2011
                                        Das letzte Stück nach Kapstadt war sehr rau. Während der Nacht mußte ich erst einmal, dann zweimal, und dann viermal reffen, und schließlich segelte 'Guppy' nur unter der Sturmfock mit 8 Knoten [ca. 15 km/h] um das Kap der Guten Hoffnung herum und durch die tosenden fünf Meter hohen Wellen rings um uns herum. Aus den vorausgesagten 35 Knoten Wind [65 km/h; Windstärke 8 Bft.] wurden allmählich 40, 45 und schließlich 50 Knoten, mit einzelnen Ausreißern von bis zu 55 Knoten [74 - 102 km/h; Windstärke 8 bis 10 Bft.]! Das wurde selbst der Sturmfock zuviel, aber einrollen konnte ich sie nicht mehr, da sie sich aus irgendeinem Grund verklemmt hatte. Und selbst mit diesem kleinen bisschen Segelfläche lief ich Gefahr zu kentern. Als es langsam hell wurde, konnte ich den Tafelberg als riesenhafte schwarze Masse neben mir ausmachen, dessen Gipfel in schwarzen Wolken verschwand. Trotzdem - die Sturmfock mußte herunter. Also hangelte ich mich aufs Vordeck und schaffte es, während ich andauernd mit eiskaltem Wasser überschüttet wurde, das Segel endlich zu bergen. Seitdem wir das Kap Agulhas passiert haben, ist die Wassertemperatur stark gesunken, und zum ersten Mal seitdem wir die Galápagosinseln verlassen haben, schwimmen Pinguine und Seehunde um uns herum. Nachdem ich das Segel vorläufig auf dem Vordeck festgebunden hatte, holte 'Guppy' trotz ihrer kahlen Masten immer noch stark über. Auf dem letzten Wegstück zum Hafen schien mir die aufgehende Sonne direkt in die Augen, und durch das überkommende Wasser konnte ich überhaupt nichts sehen. Aber irgendwie habe ich es dann doch geschafft, 'Guppy' in den Hafen zu manövrieren, und als die Wellen endlich niedriger wurden, konnte ich endlich sehen, wo ich gelandet war: mitten zwischen den Booten des Volvo Ocean Race! Ich durfte dort anlegen, und nach einiger Zeit kehrte wieder Gefühl in meine kalten Hände und Zehen zurück. Kurze Zeit später sah ich, wie die 'Camper' in den Hafen einlief. Mittlerweile liegt 'Guppy' im Jachthafen von Kapstadt, da mir der andere Platz zu überlaufen war, und 'Guppy' liegt hier viel schöner. Nach einer guten Nachtruhe fühlte ich mich wieder soweit fit, daß ich den Kampf gegen die Unordnung in 'Guppys' Kabine aufnehmen konnte, denn durch den Wassereinbruch und die raue See hatte sich das Boot in ein einziges Chaos verwandelt...

                                        Laura



                                        Thomas Weber
                                        26 November 2011
                                        Zum ersten Mal seitdem wir die Niederlande verlassen haben, segelt 'Guppy' auf einem nördlichen Kurs. Wir haben 25 Knoten Wind [46 km/h; Windstärke 6 Bft.] im Rücken und haben Kurs auf das Kap der Guten Hoffnung gesetzt. Es ist heute ziemlich bewölkt und ich kann die Küste in sechs Seemeilen [9 Kilometer] Entfernung kaum noch erkennen. Aber das passt eigentlich ganz gut zu meiner Vorstellung vom Kap. Es ist für mich ein ganz besonderes Gefühl, fast am Kap vorbei zu sein. Ich habe dieser Etappe immer mit gemischten Gefühlen entgegengesehen, aber gleichzeitig habe ich ihr auch entgegengefiebert... Heute Nachmittag tauchte plötzlich ein Helikopter aus den Wolken auf und umkreiste 'Guppy' für eine halbe Stunde, erst hoch und dann wieder in niedriger Höhe. Aber jetzt bin ich wieder mit 'Guppy' und den ständig höher werdenden Wellen allein. Die Vorhersagen sagen uns noch eine unruhige Nacht mit 35 Knoten Wind [65 km/h; Windstärke 8 Bft.] und fünf Meter hohen Wellen voraus, also sollte ich mich besser nicht zu früh freuen. Zumindest habe ich heute ein wenig Schlaf nachholen können, und darüber hinaus habe ich das Kap Agulhas passiert und somit den Indischen Ozean hinter mir gelassen. Vielen Dank an Abby [Sunderland] für ihre Glückwünsche zu meiner Überfahrt - 'Gup' und ich halten die Ohren steif. Laura

                                        Thomas Weber
                                        26 ( dated 25) November 2011
                                        Der Wind legte sich schnell, wodurch ich die Gelegenheit bekam, 'Guppy' wieder ein bisschen in Ordnung zu bringen. Ich habe den Poller auf Deck, der stark leckte, mit Kitt neu eingedichtet und damit das Problem hoffentlich soweit gelöst, daß wir die 30 Knoten Wind [56 km/h; Windstärke 7 Bft.], die für morgen auf dem Programm stehen, ohne weitere Wassereinbrüche hinter uns bringen können. Die anderen Jachten sind mittlerweile außer Sicht, und trotz des vielen Schiffsverkehrs hier habe ich letzte Nacht zum Glück ein bisschen schlafen können. Vorher hatte ich mir draußen das Meeresleuchen angesehen. Das Wasser enthält sehr viel Phosphor, wodurch wir nicht nur eine helle Spur hinter uns durch das Wasser zogen, sondern auch die kleinen Spitzen der Wellen leuchteten. Ich habe es selten so hell und so schön gesehen. Wir nähern uns immer mehr dem Kap Agulhas, dem südlichsten Punkt Südafrikas, obwohl die meisten Menschen glauben, daß das Kap der Guten Hoffnung der südlichste Punkt sei; aber das liegt schon wieder etwas weiter nördlich. Von morgen an werden 'Guppy' und ich zum ersten Mal während unserer Reise auf einen nördlichen Kurs gehen, und das wird so bleiben bis wir unsere 'Runde' beendet haben.

                                        Laura




                                        Thomas Weber

                                        25 (dated 24). November 2011

                                        Und wieder einmal schreibe ich ein Blog von hoher See. Endlich war ein günstiges Wetterfenster vorausgesagt worden, und daher habe ich heute Morgen die Trossen wieder losgemacht. Zusammen mit vier anderen Jachten haben 'Guppy' und ich den Hafen von Port Elizabeth verlassen und sind unterwegs nach Westen. Als wir aus der Bucht hinaussegelten, wurde es ziemlich rau. Es wehte ein Wind von 25 Knoten [46 km/h; Windstärke 6 Bft.] und die Wellen waren ziemlich hoch, wodurch 'Guppy' mehr unter als über Wasser fuhr. Aber schon bald begleitete mich eine große Schule Delfine, die hoch aus den Wellen sprangen und, eine Menge Kunststücke vollführend, wieder ins Wasser tauchten. Wirklich wunderschön anzusehen. Obwohl die anderen Boote alle genauso groß oder sogar noch größer sind als 'Gup', lagen wir doch schnell an der Spitze unserer kleinen Flotte... Als die Bucht endlich hinter uns lag, lief es großartig, der Wind verringerte sich ein wenig und kam mehr von der Seite. Aber die paar Stunden des Segelns unter rauen Bedingungen hatten bereits ihren Preis gefordert. Der mittlere Festmacher auf Deck ist bei dem Sturm im Hafen von Port Elizabeth so überlastet worden, daß er undicht geworden ist. Und da das Deck dauernd unter Wasser stand, lief eine Menge Wasser in die Kabine hinein. Zuerst über die Bücher, dann in die Schränke, in mein Bett und schließlich noch in meinen Schlafsack... Da ich die Ursache des Wassereinbruchs finden wollte, mußte ich einen Teil der Deckenverkleidung entfernen, und um zu retten was noch zu retten war, habe ich die meisten Sachen einfach auf die andere Seite des Bootes geworfen, wodurch das ganze Boot jetzt ein heilloses, salziges und nasses Durcheinander ist. Aber wenigstens segelten wir schön schnell, ich liege immer noch an der Spitze, und hier auf See, dieses Mal mit dem Ziel, das Kap [Kap Agulhas/Kap der Guten Hoffnung?] zu umrunden, fühle ich mich wieder einfach nur großartig. Wie es scheint nimmt der Wind ab, somit werde ich in den nächsten Tagen wieder genug zu tun haben; und ich weiß auch schon, was mich nach meiner Ankunft erwartet...

                                        Laura






                                        Thomas Weber
                                        22. November 2011

                                        Heute weht wieder ein kräftiger Wind über den frisch renovierten [Jacht] Hafen von Port Elizabeth. Vor einiger Zeit [im Oktober 2009] hat ein schwerer Sturm den Hafen verwüstet, und es wird intensiv daran gearbeitet, die vergammelten Anleger wieder schwimmfähig zu machen und schwimmfähig zu halten. Im Hafen steht eine enorme Dünung, wodurch die Boote heftig an ihren Leinen zerren. Da der Wind mittlerweile etwas gedreht hat, hat die Dünung etwas abgenommen, trotzdem weht noch immer mehr als genug Wind. Geradeaus über den Anleger zu gehen ist ziemlich schwierig. Gestern zeigte der Windmesser 45 Knoten an [83 km/h; Windstärke 9 Bft.] - und das im Hafen! Wie es scheint werde ich wohl noch eine paar Tage hier festsitzen, denn laut der Wetterkarten hat der Wind vorläufig offenbar keine Lust darauf, auf die richtige Richtung zu drehen und etwas weniger heftig zu wehen. Aber mit den Besatzungen der anderen Jachten, die ebenfalls auf besseres Wetter warten, verbringe ich hier eine schöne Zeit. Zumindest habe ich jetzt genug Zeit, um 'Guppy' in aller Ruhe wieder in Ordnung zu bringen. In Durban war ich von allen neuen Eindrücken um mich herum so überwältigt, daß ich das nur teilweise erledigen konnte.

                                        Laura



                                        Thomas Weber
                                        20. November 2011 (später geändert in 19. November)

                                        Mittlerweile sind 'Guppy' und ich sicher in Port Elizabeth angekommen. In der Nacht vor meiner Ankunft hatte ich wohl etwas Falsches gegessen, denn auf einmal wurde es mir schlecht. Ich habe die ganze Nacht gebrochen und fühlte mich richtig krank. Gegen Morgen ging es zum Glück etwas besser, und ich schaffte es, 'Guppy' sicher in den Hafen zu bringen und anzulegen. Danach taten mir ein paar Stunden Schlaf richtig gut, und am anderen Morgen fühlte ich mich fast schon wieder vollkommen fit. Die Leute vom Nachbarboot fragen mich, ob ich Lust hätte, mit auf eine Tour durch den Addo Elephant Park zu kommen, einem Naturpark etwas 50 Kilometer von Port Elizabeth entfernt. Vom einen auf den anderen Moment stand ich vor einer Gruppe Elefanten, gefolgt von all jenen Tieren, die ich aus 'König der Löwen' kannte. Großartige Nashörner, Straußen, Hirsche, Kudus, Büffel, Zebras und noch viele andere Tierarten. Aber der Höhepunkt der Tour waren zweifellos die Elefanten, die ganz nah ans Auto herankamen und erstaunlich groß waren. Irgendwann im Laufe des Tages haben wir sogar eine Herde mit hundert oder noch mehr Elefanten an einem Schlammloch stehen sehen. Es war wirklich beeindruckend, und ich bin sehr froh, daß ich die Tour mitgemacht habe. Zwischenzeitlich ist wieder ein heftiger Wind mit 40 Knoten [74 km/h; Windstärke 8 Bft.] über den Hafen hinweggefegt, und ich mußte 'Guppy' mit ein paar zusätzlichen Leinen sichern, damit sie sich nicht losreißt. Im Augenblick sieht es so aus, daß ich noch etwas Geduld aufbringen muß bevor ich weitersegeln kann.

                                        Laura

                                        Nach dem letzten Interview für eine deutsche Fernsehshow auf Gran Canaria [ZDF Frühlingsshow, Sendetermin 9. April 11 - 13 Uhr] bin ich wieder zurück auf 'Guppy'. Meine Rückkehr verlief jedoch nicht so glatt wie geplant. Ich habe meine Zeit auf Gran Canaria genossen und ein paar Freunde, die ich letztes Jahr kennengelernt hatte, wiedergetroffen. Am Freitag dem 30. März bin ich in ein Flugzeug Richtung Madrid gestiegen. Der Flug hatte eine Stunde Verspätung, und folglich habe ich auch meinen Anschlußflug nach Amsterdam verpasst. Der nächste Flug wäre erst am nächsten Morgen gegangen, und somit hätte ich auch meinen Flug von Amsterdam nach Bonaire verpasst! Zu allem Überfluss gab es keine Flüge mehr [von Amsterdam] nach Bonaire für die restliche Woche. Also habe ich mich entschlossen, nach Flügen zu suchen, die als Alternative in Frage kämen, und zum Glück habe ich einen Flug gefunden... nach Curacao. Wenigstens wäre ich dann näher bei meinem zu Hause als jetzt. Ich buchte den Flug und rannte zum anderen Ende des Flughafens um ihn noch zu erreichen.

                                        Zehn Stunden später kam ich auf Curacao an, erleichtert, wieder näher bei 'Guppy' zu sein. Alles, was jetzt noch zu tun war, war einen Flug nach Bonaire zu bekommen - ein Leichtes, wie ich glaubte. Natürlich hatte der letzte Flug gerade abgehoben, und so mußte ich weitere zehn Stunden warten. Aber auch diese Zeit ging vorüber, und nach dem einchecken war ich innerhalb von 15 Minuten auf Bonaire. Zuerst konnte ich nur Land sehen, aber als wir uns der Insel näherten, konnte ich 'Guppys' Masten sehen.

                                        Drei Tage des Reisens bei nur sechs Stunden Schlaf forderten ihren Tribut, aber ich war froh, wieder zu Hause zu sein. Meine Erleichterung währte nicht lange, denn mein Gepäck kam erst mit dem nächsten Flugzeug an. Zum Schlafen bestand noch keine Möglichkeit, aber vier Stunden später konnte ich endlich mein Gepäck abholen.     

                                        Nach alldem habe ich 20 Stunden am Stück geschlafen und mir danach ein ordentliches Essen gegönnt; eine willkommene Abwechslung zu dem Essen im Flugzeug, wovon ich [die letzten drei Tage] leben musste. Neben der Arbeit an meinem Buch und Schularbeiten bin ich damit beschäftigt, an 'Guppy' zu arbeiten um sie wieder seeklar zu machen.

                                        Laura



                                        Thomas Weber
                                        19. März 2012

                                        Ich bin seit vierzehn Tagen in den - für meinen Geschmack noch immer sehr kalten - Niederlanden. Aber in diesen vierzehn Tagen bin ich nicht gerade faul gewesen. Die HISWA (eine großen Bootsausstellung in Holland), [die Talkshows] De Laatste Show in Belgien und Gottschalk [Live] in Deutschland liegen hinter mir, und am vergangenen Samstag habe ich einen Vortrag in Drimmelen gehalten, den vorerst letzten übrigens. Alles ist gut gelaufen und ich bekam eine Menge positive Reaktionen. Insbesondere die HISWA war sehr anstrengend. Es war schön, Leuten die wirklich zuhörten und interessiert waren, meine Geschichte zu erzählen. Aber nachdem ich sechs Tage lang immer dieselbe Geschichte erzählt und eine Menge Fragen beantwortet hatte, war ich froh, mal einen Tag lang nichts zu tun. Die Talkshows in den Niederlanden, Belgien und Deutschland waren auch sehr nett. Was mir besonders gefiel waren die positiven Reaktionen und die Tatsache, daß ich die Leute nicht mehr davon überzeugen mußte, daß ich es [die Weltumsegelung] schaffen kann, denn das habe ich bewiesen. Das ist etwas, das ich noch immer nicht ganz begriffen habe. Obwohl die letzten vierzehn Tage sehr nett waren, hat es mich doch weit mehr angestrengt als das Segeln. Ich bin wirklich froh, daß ich nun eine Woche frei habe und meine Familie besuchen kann, bevor ich zurück nach Hause, zu ‘Guppy’, zurückfliege, die immer noch brav in Bonaire auf mich wartet. Sobald ich wieder dort bin werde ich an meinem Buch weiterarbeiten und hoffentlich bald die Segel in Richtung Neuseeland setzen können.

                                        Laura          



                                        Thomas Weber
                                        1. März 2012

                                        Vielen Dank für die Titelvorschläge für mein Buch. In der Zwischenzeit habe ich mich entschieden und werde es [den Buchtitel] auf der HISWA [Amsterdam] Boat Show [6. bis 11. März 2012; Laura wird vom 7. bis zum 11. März sowohl Vorträge halten als auch Segelkurse geben. Siehe www.hiswarai.nl] in Holland bekanntgeben. Ich werde Bonaire noch für ein paar Tage genießen bevor ich in die Kälte aufbrechen werde - dieses Mal mit dem Flugzeug. Ich habe mir eine zweitägige Schreibpause gegönnt und bin mit meinem MiniCat segeln gegangen. Es war sehr windig in den letzten Tagen, und so machte das großen Spaß. Das Buch zu schreiben macht auch großen Spaß. Wenn ich all die Texte lese, die ich unterwegs geschrieben habe, habe ich wieder große Lust, die Segel zu setzen. Zumindest meistens...

                                        Laura  



                                        Thomas Weber
                                        February 25, 2012

                                        Ich bin schon eine Weile in Bonaire. Die Zeit fliegt vorbei, und ich bin sehr damit beschäftigt, ‘Etwas’ aus meinen Tagebucheintragungen zu machen, das ich hoffentlich bald ein Buch nennen kann. Ich muß auch anfangen, mir einen Titel zu überlegen. Irgendwelche Vorschläge? [siehe Anmerkung unten] Ansonsten läuft hier alles prima. Während der ersten Tage auf Bonaire kam ich schier um vor lauter Insekten in meinem Boot, und schließlich mußte ich nach über eineinhalb Jahren wieder Moskitonetze vor den Luken anbringen. Das klappt ausgezeichnet. Es hat mir gezeigt, wie gut es mir [auf See] ging, denn ich hatte [dort] niemals so viele Mücken.

                                        Laura

                                        Quelle: http://www.lauradekker.nl/Basis.aspx?Tid=2&Lid=12&Lit=VIEW


                                        Anmerkung: Da Lauras Gästebuch noch immer geschlossen ist, können Titelvorschläge auf Zeilmeisje Laura Dekker auf Facebook

                                        http://www.facebook.com/pages/Zeilmeisje-Laura-Dekker/129715607107698

                                        als Kommentar zum Beitrag vom 16. Februar, oder auf Solozeilster auf Hyves

                                         http://solozeilster.hyves.nl/forum/5650608/pc2y/LAURA_S_BOEK_DOE_EEN_VOORSTEL_VOOR_EEN_TITEL/

                                        abgegeben werden.  



                                        Thomas Weber
                                        6. Februar 2012

                                        Hier ein kurzes Update nach meiner Ankunft auf Sint Maarten [am 21. Januar 2012], 366 Tage nachdem ich es hinter dem Horizont verschwinden sah [am 20. Januar 2011]. Es war wirklich schön, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Sie haben das warme Wetter genossen und all meinen Geschichten [von der Reise] zugehört, und ich mußte mir im Gegenzug ihre Geschichten anhören. Nach zehn schönen Tagen sind alle wieder nach Hause geflogen, mit Ausnahme meines Vaters, der mit mir nach Bonaire gesegelt ist. Es wehte eine gute Brise und wir haben die 470 Seemeilen [870 Kilometer] in zwei Tagen und 21 Stunden abgelegt. Es war schön, zur Abwechslung mit jemand anderem zu segeln, aber ich mußte mich auch erst daran gewöhnt. Meinem Vater hat es Spaß gemacht, alles [an Geschwindigkeit] aus 'Guppy' herauszuholen, viel mehr als ich normalerweise tun würde. Ich habe genug gesegelt im letzten Jahr und insbesondere während der letzten Monate - zwei Ozeane in vier Monaten. Wahrscheinlich werde ich die See schon bald vermissen und wieder die Segel setzen wollen.

                                        Laura



                                        Thomas Weber
                                        23. Januar 2012

                                        Die Dunkelheit und der atemberaubende Sternenhimmel meiner letzten Nacht auf See verschwinden langsam und die einzelnen Lichter am Horizont verwandeln sich in Inseln. Weit in der Ferne erkenne ich voraus Sint Maarten, St. Eustatius liegt hinter mir, die Insel Saba querab und St. Bath steuerbord voraus. Die Brückenöffnung ist für 15 Uhr geplant, und um pünktlich dort zu sein, darf ich höchstens mit vier Knoten [7,4 km/h] segeln. Aber 'Guppy' läuft unter dem Besan, dem gerefften Hauptsegel und der fast ganz eingerollten Genua immer noch 5,5 Knoten [10,2 km/h]. Vor 366 Tagen segelte ich an der entgegengesetzten Seite der Inseln vorbei in Richtung Süden und sah Sint Maarten hinter dem Horizont verschwinden. Ich erkenne die Formen der Inseln wieder und langsam begreife ich, daß ich wieder Sint Maarten vor mir habe - und daß ich in einem Jahr die Welt umsegelt habe... allein. Eine heftige Regenbö zieht auf und ich beschließe, mit 'Guppy' beizudrehen, da sie ohnehin viel zu schnell ist. Die Inseln verschwinden hinter einer schweren Regengardine und ich ärgere mich, daß ich Sint Maarten zwar sehen kann aber noch warten muß, bevor ich hinsegeln kann. Andererseits, was sind zwei Stunden gemessen an 41 Tagen auf See? Letztendlich stoppe ich Guppy für eine Stunde vor der Insel St. Barth und warte auf das Signal von Sint Maarten, um weitersegeln zu können. Daß ich die Welt umsegelt habe begreife ich zwar, aber es erscheint mir so unglaublich normal zu sein. Als 'Guppy' unter Vollzeug auf die Simpson Bay zustürmt, werde ich von immer mehr Booten begleitet. Auf einem der Boote kann ich meinen Vater und meine Mutter erkennen, aber ich muß zweimal hingucken, um meine Schwester mit ihren feuerrot gefärbten Haaren zu erkennen. Gefolgt von einer Flottille steuere ich 'Guppy' langsam zum zweiten Mal unter der Brücke durch, hin zu den unglaublich vielen Menschen, die alle gekommen sind, um mich zu sehen! Es ist überwältigend, fantastisch, und ungefähr die Hälfte der Zeit realisiere ich nicht, daß das alles wirklich geschieht. Umarmungen, Interviews - alles geht wahnsinnig schnell vorbei. Aber nachdem ich eine Nacht gut geschlafen habe, sehe ich die Welt wieder klar. An meinem Gefühl, diesem unglaublich normalen Gefühl, daß ich die Welt umsegelt habe, ändert das trotzdem nichts. Übrigens finde ich es nicht so schlimm, daß ich nicht ins Guinness Book of Records aufgenommen werde. 2009 wurde Mike Perham als Letzter in die Kategorie Jüngster Weltumsegler aufgenommen. Ich habe diese Reise niemals wegen eines Rekords unternommen, sondern vor allen Dingen für mich selbst. Aber es ist ganz schön, daß ich nicht sofort weitersegeln muß, nicht wieder alles in Ordnung bringen muß und meine Eltern sehen kann, wenn ich das will. Trotzdem muß ich mich erst noch daran gewöhnen. Ich weiß noch nicht, wie lange ich hierbleiben werde und wohin ich dann gehen werde. Vorläufig entspanne ich mich und genieße die Zeit mit meiner Familie, und werde Anfang März zur HISWA [HISWA Amsterdam Boat Show, 6. bis 11. März www.hiswarai.nl] in die Niederlande zurückkehren. Und schließlich will ich mit 'Gup' wieder wahnsinnig gern weitersegeln, noch einmal durch den Panamakanal, wieder über den Pazifik mit Neuseeland als meinem endgültigen Ziel. Ich bin unzählige Male gefragt worden, ob ich mein Blog weiterschreiben werde. Das werde ich sicher, aber ich werde nicht mehr so oft schreiben wie im vergangenen Jahr. Da ich an Bord kein Internet habe, möchte ich meinen Vater nicht weiter damit belästigen, dauernd meine Blogs auf meine Seite zu setzen. Aber sobald ich wieder an Land bin, werde ich bloggen, aber nicht mehr auf Niederländisch. Die meisten Menschen können Englisch, jedoch kein Niederländisch. Ein Blog in nur einer Sprache zu schreiben ist nur die Hälfte an Arbeit, und da ich während meiner Reise kein Niederländisch spreche, fällt das 'umschalten' von Englisch nach Niederländisch schwer. Durch all den Widerstand [seitens der Behörden 2009 und 2010] hatte sich der Sponsor meiner Hurley 800 wieder zurückgezogen, und ich stand plötzlich ohne ein geeignetes Boot da. Dank meiner Familie, die all ihr Geld zusammengekratzt hatte, konnte ich mir das Boot kaufen, das ich so wunderschön fand, eine 33 Jahre alte Jeanneau Gin Fizz, an der noch viel Arbeit zu verrichten war. Und mein Vater hat mir geholfen, sie wieder in Schuss zu bringen. Ich möchte auch gerne jedem, der mich unterstützt und mir geholfen hat, meinen Sponsoren, meiner Familie, meinen Freunden und vor allem meinem Vater für alle Unterstützung herzlich danken. Ohne sie hätte ich nicht das tun können, was ich getan habe: mich selbst und die Welt kennenzulernen und mir meinen lebenslangen Traum zu erfüllen. Vielen Dank auch für die Kommentare in einem Gästebuch in zig Sprachen - amazing [fantastisch]!    

                                        Laura & Guppy



                                        Thomas Weber
                                        20. Januar 2012

                                        Es sind nur noch 160 Seemeilen [296 Kilometer] und die erste Insel ist in Sicht Guadeloupe versteckt sich noch immer hinter dem Horizont, wird aber wohl bald in Sicht kommen. Genau vor 364 Tagen segelte ich an der anderen Seite von Guadeloupe und in entgegengesetzter Richtung entlang, und hatte einen Haufen alter Fischerbojen und -netze im Schlepp, durch die ich einen Augenblick zuvor gefahren war. Seitdem ist ein ganzes Leben an Erfahrungen an mir vorbeigezogen. Manchmal fühlt es sich so an, ob es gestern gewesen wäre, und manchmal als ob es eine Ewigkeit her ist. Damals hatte ich nicht die leiseste Ahnung, daß ich jemals hierhin zurückkehren würde, jetzt, ein Jahr später mit einer menge mehr Lebenserfahrung und weiteren 27.000 Seemeilen [50.004 Kilometer] unter dem Kiel. Aber jetzt bin ich hier und habe fast die ganze Welt umsegelt. Ja, so langsam fange ich an, es zu begreifen, wenn auch noch immer nicht so ganz...

                                        Laura  



                                        Thomas Weber
                                        19. Januar 2012

                                        Heute ist ein schöner sonniger Tag mit etwas weniger Wind als gestern, wodurch wir schön ruhig segeln. 'Guppy' läuft noch immer schnell genug um am 21. in Sint Maarten zu sein. Es sind noch 280 Seemeilen [519 Kilometer] und ich hoffe, daß morgen die ersten Inseln in Sicht kommen werden. Das bedeutet aber auch, daß dies der letzte Tag meiner Reise ist, der mit einem Blick auf eine endlose blaue Wellenlandschaft beginnt und genau so endet. Ich habe mich noch immer nicht an den Gedanken gewöhnt, in zwei Tagen die jüngste Weltumseglerin zu sein. Aber inzwischen freue ich mich etwas mehr auf meine Ankunft. Und auf frisches Essen, und darauf, wieder laufen und rennen zu können und auf das Wiedersehen mit meiner Familie. Und meine 33 Jahre alte 'Gup' hat nach zwei Überfahrten von je fast 6000 Seemeilen [11112 Kilometer] kurz hintereinander auch ein wenig Ruhe verdient. Sie schlägt sich unglaublich gut und braucht kaum Unterhalt.

                                        Laura   



                                        Thomas Weber
                                        17. Januar 2012

                                        Die Regenböen haben mich letzte Nacht wieder ziemlich lange wach gehalten und eine Menge Himmelswasser auf 'Guppy' geworfen, was mir aber sehr recht war, denn es spülte das meiste Salz von 'Gup' herunter. Aber keine Stunde später rollte natürlich wieder eine schöne salzige Welle über 'Guppy' hinweg, und so hatte ich nicht wirklich viel davon. Die Regenböen verschwanden heute Morgen, und mit nur ein paar Wölkchen, gutem Wind und freundlichen Wellen wurde es einer der schönsten Tage seit wir den Südatlantik verlassen haben. 'Winddancer', das Boot aus Neuseeland, liegt inzwischen 1130 Seemeilen [2093 Kilometer] hinter mir und hat gerade den Äquator erreicht. Ich habe während der letzten Tage keinen Kontakt zu ihnen gehabt weil irgendwas mit dem Mikrofon ihres SSB Funkgerätes nicht in Ordnung war. Aber aus irgendwelchen geheimnisvollen Gründen funktioniert es wieder und wir können jeden Tag wieder miteinander sprechen, was eine schöne Abwechslung zu der endlosen Wellenlandschaft um 'Guppy' herum ist. Es sind noch 610 Seemeilen [1130 Kilometer] und bei gleichbleibendem Wind sollte es in vier Tagen zu schaffen sein. Es ist beängstigend, daß meine Ankunft immer näher rückt, und ich kann meine Gedanken daran nicht mehr so leicht verdrängen.

                                        Laura    



                                        Thomas Weber
                                        16. Januar 2012

                                        Die Wellen sind noch etwas flacher und vor allem länger geworden, was mein Leben an Bord viel bequemer macht. Heute haben mich ein paar kleine Böen, die einmal viel Wind, dann wieder Seitenwind oder Gegenwind, aber keinen Regen brachten, den ganzen Tag lang geärgert. Daher war ich ziemlich mit den Segeln und dem Kurs beschäftigt. Aber 'Guppy' segelt noch immer wunderbar. Es sind noch 780 Seemeilen [1445 Kilometer], und ich erwarte, vorausgesetzt, daß wir unsere Geschwindigkeit halten können, am 21. [Januar] auf Sint Maarten anzukommen. Es ist noch immer nicht ganz zu Mir durchgedrungen, daß ich mehr als die ganze Welt umsegelt habe. Es ist ein total verrückter Gedanke, daß mein Traum, den ich schon mit acht Jahren geträumt habe, Wirklichkeit geworden ist, und daß das alles schon fast hinter mir liegt.

                                        Laura  




                                        Thomas Weber
                                        15. Januar 2012

                                        Der Wind hat sich endlich etwas gelegt und ich kann den Kajüteneingang wieder offen lassen. Es ist herrlich, auf dem 'Brückendeck' im Eingang zu sitzen und von dort alles überblicken zu können, ohne eine Welle um die Ohren zu bekommen. Das gilt leider nicht für die Fliegenden Fische, denn die springen noch immer über und auf 'Guppy'. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was ich ihnen getan habe, denn sie attackieren mich immer wieder! Als ich heute in der Sonne saß, sprang mir ein Riesending von Fliegendem Fisch an den Kopf, und wenn ich dort nicht gesessen hätte, wäre er wieder in der Kajüte gelandet! Die Wellen sind zwar noch immer hoch, aber 'Guppy' hat Mega-Spaß mit ihnen, und wie es scheint, werden wir früher als erwartet in Sint Maarten ankommen.

                                        Laura     




                                        Thomas Weber
                                        14. Januar 2012

                                        Dem Wind gefällt es noch immer, uns voranzuschieben. Die Wellen sind zum Glück etwas flacher geworden, wodurch nicht mehr so viele im Cockpit landen, was mein Leben an Bord viel angenehmer macht. Unter der Sturmfock, dem gerefften Großsegel und dem Besan schießt ’Guppy’ noch immer wie ein Speer voran, und morgen wird die Anzahl der Meilen bis Sint Maarten in den dreistelligen Bereich kommen... Die Vögel haben sich wohl in ruhigere Gefilde verzogen, aber dafür sehe ich eine Menge Fliegender Fische. Ein paar sind im Cockpit gelandet, und eine andere Gruppe wurde von einem großen Fisch, wahrscheinlich einer Goldbrasse, verfolgt. Ich schätze, einige aus dieser Gruppe werden nicht überleben, denn die Goldbrasse war ihnen dicht auf den Flossen. Leider ist es ziemlich schwierig, Meereslebewesen zu beobachten, da die See sehr schaumig ist und dauernd Wellen über ‘Gup’ schlagen.

                                        Laura      




                                        Thomas Weber



                                        Thomas Weber
                                        11. Mai 2012


                                        Wir sind seit zwei Tagen auf der Pazifischen Seite [von Panama]. Die Durchfahrt [durch den Panamakanal] verlief wunderbar. Es fiel kein einziger Regentropfen und wir mußten jedes Mal weniger als zehn Minuten warten, um in die Schleusen gelassen zu werden. Es ging alles so schnell, daß wir durch [den Panamakanal] waren bevor ich das überhaupt begriffen hatte. Ich hatte wieder denselben [Kanal] Lotsen wie letztes Jahr, was sehr merkwürdig ist, denn es gibt sehr viele Lotsen – wirklich lustig. Genau wie letztes Jahr hatte er nicht viel zu tun. Er trank Wasser und aß das Essen, das Bruno gemacht hatte. Lotsen sind nur an Bord um Anweisungen zu geben, doch faktisch muß man [als Schiffsführer] alles selbst tun und hat die volle Verantwortung für das Boot und die Besatzung. Wenn er [der Lotse] der Ansicht ist, daß man etwas falsch macht, dann sagt er es. Aber nach vier Kanaldurchfahrten wußte ich gut, wie alles läuft, und so war die Durchfahrt für ihn und für uns ziemlich einfach. Gestern Morgen war ich beim Zahnarzt. Er hat ein paar kleine Kariesstellen gefüllt und alles ist wieder in Ordnung, somit habe ich das für die nächste Zeit hinter mir. Heute werden wir sehen, ob wir Wasser und Diesel finden können um alles nachzufüllen und wieder klar werden, um die Segel zu setzen. Ich habe genug Zeit in diesem feuchten Klima mit seinen Gewittern verbracht. Und obwohl die Skyline [von Panama City] sehr schön ist, freue ich mich darauf, wieder nach Französisch-Polynesien zu segeln.
                                        Laura   



                                        Thomas Weber
                                        27. April 2012

                                        Wir haben [die] San Blas [Inseln] schnell wieder verlassen, als es überhaupt keinen Wind gab und uns die Moskitos und Käfer bei lebendigen Leib fraßen und die Gewitter ganz nah um ’Guppy’ herumtobten. Einmal war es so nah, daß ich eine Erschütterung, die durch das ganze Boot ging, fühlen konnte. Nach zwei Tagen segelten wir los in Richtung Colon und kamen dort am Sonntagnachmittag an. Als wir gerade auf der Pier standen, wurden wir gefragt, ob wir als Line Handler auf einem anderen Boot mitfahren könnten, das am nächsten Tag durch den [Panama] Kanal fahren würde. Da das eine gute Erfahrung für Bruno sein würde, haben wir Ja gesagt. Ich hatte noch nicht einmal Zeit, die Leute, die ich letztes Jahr hier in Colon kennengelernt hatte, zu begrüßen, und schon war ich an Bord eines Bootes und fuhr zum dritten Mal in meinem Leben durch den Kanal. Es regnete während der ganzen Kanaldurchfahrt, aber wir hatten trotzdem großen Spaß und wir haben in den letzten Tagen viele Leute kennengelernt. Wir sind jetzt wieder zurück auf ‘Guppy’ in Shelter Bay Marina, so wie letztes Jahr, dieses Mal wohl aber für sehr viel länger. Die Warteliste für den Panama Kanal ist ziemlich lang und es gibt nicht genug Lotsen. Unsere Durchfahrt ist vorläufig für den 7. [Mai] angesetzt, also müssen wir noch 10 Tage hier rumhängen. Aber es gibt viele coole Leute hier, einen Swimmingpool und warme Duschen, und es gibt immer Arbeit an ’Guppy’ zu tun. Wir werden einfach rumhängen und warten bis wir durch den Kanal fahren können.

                                        Laura   



                                        Thomas Weber
                                        20. April 2012

                                        Gestern Morgen bin ich auf den San Blas Inseln angekommen. Während der letzten zwei Tage hatte ich nur wenig Wind und die Geschwindigkeit fiel auf 3 Knoten [5,5 km/h], aber das war gut so. Andernfalls wäre ich nachts angekommen, und so habe ich einfach gewartet bis wieder Wind kam - und er kam! Na ja, zusammen mit Gewittern und heftigen Regen. Es gewitterte in den letzten beiden Nächten, aber es war immer recht weit weg und es donnerte nicht. Dann wurde der Himmel plötzlich pechschwarz und der Wind frischte auf, während das Gewitter immer näher und näher kam. Als ich im strömenden Regen das Großsegel reffte schlug plötzlich ein gewaltiger Blitz etwa 100 Meter von 'Guppy' entfernt ins Wasser ein. Ich war eingeschlossen von Gewittern, und ich konnte nichts anderes tun als darauf zu warten, daß sie vorbeizogen. Als es endlich hell wurde, konnte ich die kleinen Palmeninseln - dieselben, die die ich schon vergangenes Jahr gesehen hatte - wieder erblicken. Es war schön etwas zu sehen, das ich bereits kannte. Das letzte Mal [März 2011] kam ich mit Regen und viel Wind herein, und dieses Mal mit noch mehr Regen aber weniger Wind, denn der hatte sich etwas gelegt. Da ich sehr müde war, bin ich bald nachdem ich den Anker geworfen hatte, Schlafen gegangen. In der Nacht zogen wieder Gewitter auf, und ich konnte nicht so gut schlafen wie ich gehofft hatte. Am nächsten Morgen war jedoch alles [die Gewitter] wieder verschwunden, und die Sonne, an die ich mich vom letztem Jahr noch gut erinnere, kam zurück. Ich bin Schnorcheln gegangen und habe 'Guppy' aufgeräumt. Ich denke, daß ich einige Tage hierbleiben werde bevor ich wieder Kurs auf Panama nehmen werde, um zum zweiten Mal in meinem Leben durch den Kanal zu fahren.

                                        Laura    



                                        Thomas Weber
                                        17. April 2012
                                        Es läuft alles gut seit ich Bonaire am letzten Samstag verlassen habe. Am ersten Tag hatten wir nicht viel Wind und es war ein guter Anfang für Bruno. In der Nacht kamen Kreuzseen, die in Verbindung mit dem schwachen Wind das Leben an Bord sehr unbequem machten. Ich wartete darauf, daß Bruno seekrank wird, aber er schlägt sich prima und wird nur drinnen [in der Kajüte?] ein bisschen seekrank. Mittlerweile hat der Wind aufgefrischt und die Wellen türmen sich auf. 'Guppy' kommt gut voran, jedoch rollt ab und zu eine Welle über sie. Der Wind, die Wellen und die Regenböen waren eine ziemliche Überraschung für Bruno, und er sagte bereits, daß die Wellen, als sie gerade fünf Fuß [1,5 Meter] erreicht hatten, schon ziemlich hoch seien. Aber nachdem er ein paar Mal durch die Kajüte geflogen war und ihn eine große Welle mitten ins Gesicht getroffen hatte, glaube ich, daß er sich an das 'bessere Segelwetter' gewöhnt hat. Für mich ist es ziemlich seltsam, zusammen mit jemandem zu segeln, der darüber hinaus vom Segeln gar keine Ahnung hat. Aber 'Guppy' alleine zu segeln ist kein Problem für mich und es ist ganz nett, jemanden zu haben, mit dem man reden kann, und der den Abwasch erledigt ;-). So weit, so gut, und es sind noch ein paar Tage bis zu den San Blas Inseln.

                                        Laura 



                                        Thomas Weber
                                        13. (gepostet am 14.) April 2012

                                        Während der letzten Tage war ich damit beschäftigt, 'Guppy' für die nächste Reise vorzubereiten, die wieder zu den San Blas Inseln führen wird. Ich habe das Rigg und die ganze Elektronik, die ich über einen Monat lang nicht benutzt habe, überprüft und ein paar kleine Probleme gelöst. Jetzt ist sie wieder seeklar. Mein neues Dinghy ist angekommen und ich habe es während der vergangenen Stunde getestet. Ich habe wirklich ein neues Dinghy gebraucht, denn das Alte hielt sich nicht mehr über Wasser. Und es ist sehr nett and Land gehen zu können ohne schwimmen zu müssen. Heute habe ich mich von allen meinen Freunden, die ich auf Bonaire kennengelernt habe, verabschiedet, mit Ausnahme von einem, mit dem ich inzwischen gut befreundet bin, und der auch große Lust hat auf das Abenteuer, nach Neuseeland zu segeln. Morgen werde ich also Bonaire verlassen, aber dieses Mal mit einer Besatzung. Er ist kein Segler und ich werde ihm viel beibringen können. Andererseits ist er ein guter Gitarrist, und vielleicht werde ich eine Menge von ihm lernen können. Ich bin gespannt darauf wie es ist, mit einer Besatzung zu segeln. Nicht mehr allein auf dem Boot zu sein und nicht mehr nur Stille um mich herum zu haben [wird gewöhnungsbedürftig sein], aber es ist eine schöne neue Herausforderung!

                                        Laura   



                                        Thomas Weber
                                        9. April 2012